Frauen in der Kryptowirtschaft

Die Frauen müssen die Männer tat­sächlich ein­holen. Dies ist nicht leicht zu bewerk­stel­ligen. Sie sind selten in Füh­rungs­po­si­tionen, und es gibt auch weniger Leh­re­rinnen und Wirt­schafts­stu­den­tinnen. In Aus­tralien hat die RBA-Erhebung 2020 ergeben, dass seit 1992 die Zahl der Mädchen, die sich an Wirt­schafts­schulen anmelden, um 78 % zurück­ge­gangen ist. Der Anteil der weib­lichen Stu­die­renden an der Gesamtzahl der Stu­di­en­an­fänger in den Wirt­schafts­wis­sen­schaften betrug nur 37 %. In den USA ergab eine Unter­su­chung von Wirt­schafts­lehr­bü­chern, dass Frauen dort im All­ge­meinen als Super­markt­käu­fe­rinnen oder Haus­frauen bezeichnet werden. Während Männer als Füh­rungs­kräfte, Poli­tiker und Geschäfts­leute dar­ge­stellt werden.

Die Betei­ligung von Frauen an der Wirt­schaft und am Kryp­to­handel auf solchen Platt­formen wie Bit­index Prime wird auch durch tri­vialere Umstände beein­flusst: von der Gesell­schaft auf­er­legte Ste­reo­typen. Zum Bei­spiel, dass eine Frau nicht mehr ver­dienen darf als ihr Mann. Dass ihre Aufgabe darin besteht, Kinder zu erziehen und sich um den Haushalt zu kümmern, nicht um das Geld. Dass Frauen, die eine Kar­riere gemacht haben und viel Geld ver­dienen, unglücklich sind (dieses Ste­reotyp war früher oft in Filmen zu sehen). Die Alli­te­ration Kinder, Küche, Kirche (auch genannt die drei K) ist eine ste­hende Wendung, die die soziale Rolle der Frau nach kon­ser­va­tiven Wert­vor­stel­lungen beschreibt. All dies erweckt (natürlich zu Unrecht) den Ein­druck, dass die Wirt­schaft und alle Finanz­in­stru­mente für Frauen etwas Schwie­riges und Unzu­gäng­liches sind.

Geschlech­ter­dis­kri­mi­nierung in der Technik

Die man­gelnde Betei­ligung von Frauen am Kryp­to­wäh­rungs­system nicht nur eine wirt­schaft­liche Frage ist, sondern auch eine Frage der Dis­kri­mi­nierung in der Technologie.

Frauen werden sel­tener ein­ge­stellt, sie werden schlechter bezahlt als Männer, und sie werden häu­figer ent­lassen. In den USA zum Bei­spiel stellen Frauen fast die Hälfte der Beschäf­tigten des Landes. Von diesen haben weniger als 28 % lei­tende Posi­tionen in der Tech­no­lo­gie­branche inne. Im Jahr 2015 wurden 200 weib­liche Füh­rungs­kräfte im Silicon Valley befragt. 84 % der Teil­nehmer gaben an, am Arbeits­platz als “zu aggressiv” bezeichnet worden zu sein. 66 % gaben an, von wich­tigen Ver­an­stal­tungen aus­ge­schlossen worden zu sein, weil sie Frauen waren. 60 % gaben an, am Arbeits­platz belästigt zu werden.

Objek­ti­vierung von Frauen in Kryptokampagnen

Im Jahr 2018 ver­öf­fent­lichte die New York Times eine Kolumne darüber, warum das Umfeld für Kryp­to­wäh­rungen zunehmend frau­en­feindlich wird. Die Autorin des Artikels, Nelly Bowles, führt dies auf die Ent­stehung einer Kultur von “Block­chain-Bros” zurück — eine Art “Män­nerclub” von wohl­ha­benden Start-ups — in einem ursprünglich von Männern domi­nierten Kryp­to­wäh­rungs­system. Ein Aus­druck dieser Kultur sind Mar­ke­ting­kam­pagnen: Werbung mit sexuell ein­deu­tigen Bildern von Frauen wurde ver­wendet, um große Block­chain-Start-ups zu bewerben.

Die Schöpfer der Kryp­to­währung DateCoin ver­suchten, über Social-Media-Anzeigen Inves­toren zu gewinnen. Es zeigte eine Frau in einem Bade­anzug und die Auf­schrift “Touch my ICO”.

Carol van Cleef, eine auf Tech­no­logie, Finanzen und Com­pliance spe­zia­li­sierte Rechts­expertin, berichtete über ihre Teil­nahme an der nord­ame­ri­ka­ni­schen Bitcoin-Kon­ferenz im Jahr 2016. Bei einer Cock­tail­party mit 1.600 Dele­gierten fielen ihr nur fünf Frauen auf. Einer von ihnen ging an ihr vorbei. Das Mädchen war mit gol­dener Farbe bedeckt und trug nur Auf­kleber mit dem Emblem der Kryptowährung.

Im Jahr 2018 hat sich die Lage auf der Kon­ferenz nicht ver­bessert. Der Orga­ni­sator der Ver­an­staltung, der Investor Mo Levin, ernannte 86 Männer und nur eine Frau als Redner. Erst als sich Teil­nehmer über die unge­rechte Ver­teilung beschwerten, ersetzte er zwei Männer. Am Ende sprachen 84 Männer und drei Frauen auf der Kon­ferenz. Es war einfach so, dass es mehr männ­liche als weib­liche Redner gab, sagte Levin. Außerdem wurde bekannt, dass die After-Party der Kon­ferenz in einem Strip-Club geplant war. Einige Teil­nehmer bean­tragten einen Wechsel des Ver­an­stal­tungs­ortes. Levin erklärte jedoch, dass der Strip-Club der bequemste und sicherste Ort in Miami sei, den er finden konnte.