Lebens­ge­fähr­liche Kern­kraft – oder lebens­ge­fähr­liche Ener­gie­wende? Michael Shel­len­berger fragt – und antwortet!

Dass die Kli­ma­rettung und die Ener­gie­wende aus­ge­sprochen natur- und umwelt­feindlich sind, wissen nicht nur Anwohner auf dem Land, die riesige Wind­ro­toren in der Nach­bar­schaft ertragen müssen. Dass Kern­kraft­werke nicht nur wesentlich öko­lo­gi­scher sind als „Erneu­erbare“, sondern auch wesentlich gesünder für die Men­schen, ist eben­falls ein seit 45 Jahren geleug­neter Fakt.

Auf seinem Blog bei Sub­stack ana­ly­sierte der kri­tische Natur­schützer Michael Shel­len­berger gerade die Zahlen der Opfer von Kern­kraft und – Lithium-Akku­mu­la­toren! Hier ein über­setzter Auszug aus seinem Text:

Seit Jahr­zehnten weisen Kri­tiker von Kern­kraft­werken auf deren ein­zig­artige Gefähr­lichkeit hin. Bei einem Verlust des Kühl­wassers für die Reak­tor­kerne können die Betreiber die Kon­trolle ver­lieren, so dass diese schmelzen und mög­li­cher­weise giftige Par­tikel in die Umwelt gelangen. Bei Nukle­ar­un­fällen müssen die Men­schen Schutz­räume auf­suchen und Fenster und Lüf­tungs­öff­nungen schließen, um das Ein­atmen von strah­lendem Fein­staub zu ver­meiden. Außerdem können sich Atom­un­fälle auf unvor­her­sehbare und mys­te­riöse Weise ent­wi­ckeln, z. B. durch Was­ser­stoff­gas­ex­plo­sionen, wie sie beim Atom­unfall in Fuku­shima 2011 auftraten.

Dennoch sind Kern­kraft­werke nach wie vor die sicherste Art der Strom­erzeugung und eine der harm­lo­sesten aller mensch­lichen Akti­vi­täten. In den Ver­ei­nigten Staaten ist noch nie jemand an den Folgen der Kern­energie gestorben, niemand wird an der Strahlung des Unfalls von Fuku­shima im Jahr 2011 sterben, und nur etwa 200 Men­schen haben ihr Leben durch das Feuer und die Strahlung des Brandes von Tscher­nobyl ver­kürzt. Und da Kern­kraft­werke die Ver­brennung fos­siler Brenn­stoffe ver­hindern, haben sie nach Berech­nungen des Kli­ma­wis­sen­schaftlers James Hansen bis heute fast zwei Mil­lionen Men­schen­leben gerettet.

Die Fähigkeit, durch die Spaltung von Atomen enorme Wär­me­mengen frei­zu­setzen, hat in der Tat eine ein­zig­artige Gefahr in die Welt gebracht, aber aus jahr­zehn­te­langer Erfahrung ist klar, daß die Ein­zig­ar­tigkeit der Gefahr von Kern­kraft­werken darin besteht, wie wenige Men­schen sie töten, aber wie viele sie erschrecken. In Fuku­shima und Tscher­nobyl wurden weit mehr Men­schen durch die zu umfang­reichen und zu langen Eva­ku­ie­rungen ver­letzt als durch die strah­lenden Partikel.

Und nun zeigt eine Reihe von töd­lichen Unfällen, dass sogar Lithi­um­bat­terien töd­licher sind als Atom­kraft. Am ver­gan­genen Samstag kam ein acht­jäh­riges Mädchen in New York City bei einem Brand ums Leben, der durch eine Lithi­um­bat­terie in einem Elek­tro­roller aus­gelöst wurde. Allein in New York City for­derten Brände von Lithi­um­bat­terien im Jahr 2021 drei Todes­opfer und 57 Ver­letzte, während in der ersten Hälfte des Jahres 2022 fünf Men­schen getötet und 73 ver­letzt wurden.

Bei einem Brand in einer Tesla-Bat­te­rie­anlage in Moss Landing in Mon­terey County, Kali­fornien, wurde heute Morgen so viel gif­tiger Rauch frei­ge­setzt, dass die Feu­erwehr und der Sheriff einen Schutzraum anord­neten und die Bevöl­kerung auf­for­derten, Fenster und Lüf­tungs­öff­nungen zu schließen und mehrere Straßen zu sperren. Ent­gegen der weit ver­brei­teten Meinung sind Schutz­raum­an­ord­nungen nicht nur bei nuklearen Unfällen üblich, sondern werden auch zum Schutz der Bevöl­kerung vor che­mi­schen Bränden und anderen Unfällen eingesetzt.

Brände von Lithi­um­bat­terien sind ebenso wie Nukle­ar­un­fälle unvor­her­sehbar, mys­teriös und schwer zu beherr­schen. Die Bat­te­rie­brände, die 2013 die ersten Boeing 787 Dream­liners am Boden hielten, waren schwer zu kon­trol­lieren und mys­teriös. Ein Tesla, der drei Wochen lang auf einem Schrott­platz in Sacra­mento stand, fing spontan, wie­derholt und auf mys­te­riöse Weise Feuer.

„Die Bat­terien haben das Feuer immer wieder neu ent­facht“, so die Feu­er­wehr­leute, die es nur dadurch stoppen konnten, dass sie den Tesla auf die Seite drehten.

Lithi­um­bat­terien sind also töd­licher und gefähr­licher als Atom­kraft­werke. Das gilt natürlich für die USA, wo die Kern­kraft noch nie jemanden getötet hat. Aber es gilt wahr­scheinlich auch weltweit, oder es wird gelten, wenn man die stei­gende Zahl der Todes­opfer durch Lithi­um­brände in den nächsten zehn Jahren betrachtet, und vor allem, wenn man die Todes­fälle pro Ener­gie­einheit berechnet, da in Kern­kraft­werken viel mehr Strom erzeugt als in Bat­terien gespei­chert und geliefert wird.

All dies wirft eine Frage auf: Wenn Lithi­um­bat­terien so viel gefähr­licher sind als Kern­kraft­werke, warum ist die Kern­kraft dann so viel mehr gefürchtet?

Der offen­sicht­liche Grund für die Angst der Men­schen vor der Kern­energie sind die Unfälle. Ein Atom­unfall ist die größte Geschichte der Welt. Feu­er­wehr­leute kämpfen darum, das Feuer zu löschen und die Reak­tor­kerne zu kühlen. Die Behörden ver­suchen, die Öffent­lichkeit zu beru­higen und zu besänf­tigen, was ihr Miss­trauen noch ver­stärkt. Die ver­wir­renden Strah­lungs­werte sind messbar erhöht. Die Anwohner fliehen.

Und die Unfälle scheinen das breitere gesell­schaft­liche Trauma zu absor­bieren. Die Kern­schmelze von Three Mile Island in Penn­syl­vania im Jahr 1979 ereignete sich nur wenige Tage nach der Ver­öf­fent­li­chung des Anti-Atom­kraft-Thrillers China-Syndrom, der von einem Zynismus gegenüber der Regierung und den Unter­nehmen nach dem Viet­nam­krieg geprägt war. Der Vorfall von Tscher­nobyl 1986 ereignete sich nach Jahren der sowje­ti­schen Sta­gnation, der Angst vor einem Atom­krieg mit dem Westen und wach­senden internen For­de­rungen nach Demo­kratie. Und der Unfall in Fuku­shima im Jahr 2011 ereignete sich nur wenige Stunden, nachdem rund 15 000 Men­schen durch einen Tsunami ums Leben gekommen waren, und nach Jahren des wach­senden Miss­trauens der Öffent­lichkeit gegenüber der Regierung.

Doch die Angst vor Atom­un­fällen ist nicht gleich­mäßig ver­teilt, sondern kon­zen­triert sich eher auf Liberale (in USA heißt das Linke – red.) und ältere Ame­ri­kaner. Dieser Zusam­menhang erklärt, warum Liberale, die ten­den­ziell gegen Atom­waffen sind, die Kern­energie stärker ablehnen als Kon­ser­vative, die sie eher befür­worten. Und die Asso­ziation hilft zu erklären, warum die Baby-Boomer, denen in der Schule bei­gebracht wurde, sich durch beängs­ti­gende „Duck-and-Cover“-Übungen auf einen Atom­krieg vor­zu­be­reiten, stärker gegen die Kern­energie ein­ge­stellt sind als ihre Kinder der Jahr­tau­send­wende. Asso­zia­tionen, wie irra­tional sie auch sein mögen, sind mächtig.

Was bei der Erklärung fehlt, ist der intensive Krieg, den die liberale und radikale Linke seit den 1960er Jahren gegen die Kern­kraft geführt hat. Mal­thu­sia­nische Natur­schützer, die gegen das Wirt­schafts­wachstum, die moderne indus­trielle Zivi­li­sation und den Men­schen im All­ge­meinen waren, bekämpften die Kern­kraft, weil sie so billig war, nicht weil sie teuer war. Die anar­chis­tische oder liberale Linke bekämpfte die Kern­energie, weil sie eine zen­tra­li­sierte Ener­gie­er­zeugung erfor­derte, während sie eine stärker dezen­tra­li­sierte Energie- und Nah­rungs­mit­tel­er­zeugung wünschte. Und die Pro­gres­siven, die öffent­liche Strom­ver­sor­gungs­un­ter­nehmen befür­wor­teten, bekämpften die Kern­energie, als sie in Pri­vat­besitz überging.

Jede dieser Gruppen nutzte die natür­lichen und ver­ständ­lichen Ängste vor der Kern­energie durch gut finan­zierte Kam­pagnen aus, die von berühmten Per­sön­lich­keiten wie Jane Fonda unter­stützt wurden, die die Haupt­rolle in dem Film „China Syn­drome“ spielte und dazu beitrug, dass dieser gedreht wurde, und die Mil­lionen von Teil­nehmern anzogen. Eine solche Bewegung gegen Lithium gibt es nicht. Im Gegenteil, die­selben Pro­gres­siven, die in den 1960er und 1970er Jahren gegen die Kern­energie kämpften, sind heute die größten Befür­worter von Lithi­um­bat­terien, die sie als eine Mög­lichkeit ansehen, die inhä­rente Unzu­ver­läs­sigkeit der wet­ter­ab­hän­gigen erneu­er­baren Energien auszugleichen.

Ein letztes Merkmal von Lithi­um­bat­terien, das die Kern­energie nicht hat, ist ihre Bana­lität und All­ge­gen­wär­tigkeit. Die meiste Zeit des Tages und auch in diesem Augen­blick liegt eine Lithi­um­bat­terie auf meinem Schoß, in meinem Laptop, während ich diesen Beitrag ver­fasse. Und weniger als einen Meter ent­fernt befindet sich eine weitere Lithi­um­bat­terie in meinem Telefon. Selbst wenn Lithi­um­bat­terien wesentlich mehr Men­schen töten würden, würden wir sie immer noch alle lieben, weil sie so viel Komfort in unseren Geräten und Appa­raten bieten.

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Quelle: eike-klima-energie.eu