Inflation: Staatlich erzeugter Terror

Diese Rede von Jeff Deist wurde am 3. Sep­tember 2022 bei der Ron Paul Institute Kon­ferenz in Nord-Vir­ginia gehalten.

I. Ein­leitung

Erinnern Sie sich noch an die schönen alten Zeiten des Jahres 2019? Man sagte uns, die US-Wirt­schaft sei in bester Ver­fassung. Die Inflation sei niedrig, es gäbe viele Arbeits­plätze, das Brut­to­in­lands­produkt wachse. Und ehrlich gesagt, wäre Covid nicht auf­ge­taucht, wäre Donald Trump höchst­wahr­scheinlich wie­der­ge­wählt worden.

Auf einer Ver­an­staltung im Jahr 2019 sagte mein Freund und Ökonom Dr. Bob Murphy etwas sehr Inter­es­santes über die poli­tische Spaltung in diesem Land. Er sagte:

Wenn Sie denken, dass Amerika jetzt gespalten ist, wie sähe es dann aus, wenn die Wirt­schaft am Boden wäre, wenn wir einen wei­teren Crash wie 2008 hätten?

Nun, wir müssen uns ein solches Sze­nario viel­leicht nicht mehr lange vorstellen.

Wenn Sie denken, dass die Ame­ri­kaner heute gespalten sind und sich gegen­seitig an die Kehle gehen – meta­pho­risch, aber zunehmend auch im Wört­lichen Sinne –, dann stellen Sie sich vor, sie würden frieren und hungern!

Stellen Sie sich vor, wir müssten so etwas durch­leben wie Deutschland in der Wei­marer Republik, Argen­tinien in den 1980er Jahren, Sim­babwe in den 2000er Jahren oder Vene­zuela und die Türkei heute? Wie sähen dann unsere poli­ti­schen und sozialen Spal­tungen aus?

Meine Damen und Herren, wir leben unter der Tyrannei des Infla­tio­nismus. Er ter­ro­ri­siert uns, ent­weder fast unbe­merkt oder sehr direkt. Ich vermute, dass er bald noch viel direkter werden wird.

Wie der ver­storbene Bill Peterson erklärte:

Infla­tio­nismus bedeutet, in den heu­tigen Begriffen, Aus­weitung der staat­lichen Net­to­ver­schuldung und absicht­liche Kre­dit­aus­weitung auf natio­naler Ebene, es handelt sich um einen poli­ti­schen Irrweg von monu­men­talem Ausmaß, und zwar zu viel Geld zu schaffen, dem zu wenige Güter gegen­über­stehen. Er beruht auf der ‚Geld­il­lusion‘, einer weit ver­brei­teten Ver­wechslung von Ein­kommen als Geld­zu­fluss mit Ein­kommen als Waren- und Dienst­leis­tungs­zu­fluss – einer Ver­wechslung von ‚Geld‘ und Vermögen.

Infla­tio­nismus ist sowohl ein fis­ka­li­sches als auch ein mone­täres Regime, aber seine Folgen gehen weit über den Bereich der Wirt­schaft hinaus. Er hat tief­grei­fende soziale, mora­lische und sogar zivi­li­sa­to­rische Aus­wir­kungen. Und zu ver­stehen, wie er uns ter­ro­ri­siert, ist die Aufgabe von heute.

II. Den Infla­tio­nismus verstehen

Ich möchte Sie bitten, drei Dinge zu bedenken.

Erstens: Inflation ist eine Politik. Wir müssen die Politik dafür ver­ant­wortlich machen. Die Inflation ist nicht etwas, das sich unserer Kon­trolle ent­zieht und peri­odisch auf­tritt wie das Wetter. Unsere geld- und steu­er­po­li­ti­schen Rege­lungen zielen darauf ab, sie zu schaffen, und halten sie für eine gute Sache. Ver­gessen wir nicht, dass sowohl Trump als auch Biden die Covid-Kon­junk­tur­pro­gramme unter­schrieben haben, die zusammen etwa 7 BIL­LIONEN Dollar direkt in die Wirt­schaft pumpten – auch wenn die tat­sächlich ver­füg­baren Waren und Dienst­leis­tungen auf­grund von Lock­downs dras­tisch redu­ziert waren. Die Deflation war stets die natür­liche Reaktion auf eine Krise, eine Krise, die meiner Meinung nach zwar eine künstlich erzeugt war, aber dennoch eine Krise. Aber natur­gemäß hat Uncle Sam aktiv ver­sucht, den natür­lichen Wunsch, in einer Zeit der Unsi­cherheit weniger aus­zu­geben und mehr Bargeld zu halten, zu vereiteln.

Diese 7 Bil­lionen Dollar wurden fis­kal­po­li­tisch geschaffen. Es han­delte sich nicht um neue Passiva der Fed, die gegen Aktiva der Geschäfts­banken ein­ge­tauscht wurden, um auf Umwegen die Staats­schulden zu mone­ta­ri­sieren, wie wir es bei der Quan­ti­ta­tiven Lockerung gesehen haben. Es han­delte sich um einen direkten Sti­mulus des Finanz­mi­nis­te­riums über den Kon­gress als unver­hohlene fis­kal­po­li­tische Maß­nahme. Kos­ten­loses Geld. Dieses Geld floss direkt auf die Konten von Pri­vat­per­sonen (Sti­mulus Schecks), von staat­lichen und kom­mu­nalen Ver­wal­tungen, von Mil­lionen von Klein­un­ter­nehmen (PPP-Dar­lehen [Pay­check Pro­tection Program]), der Luft­fahrt­in­dustrie und es wurde für zahllose andere Zwecke aus­ge­geben. Das war tat­sächlich Cash, und dieses Geld wird auch real aus­ge­geben. Jeder Wirt­schafts­wis­sen­schaftler, der Ihnen sagt, dass die heutige Inflation eine Über­ra­schung ist, ist also ent­weder falsch infor­miert oder er täuscht Sie bewusst.

Es handelt sich um ein poli­ti­sches Pro­gramm. Die Inflation wird bewusst erzeugt. Der Unter­schied zwi­schen dem angeblich wün­schens­werten Ver­brau­cher­preis­index (CPI) von 2 % und dem sehr schlechten, furcht­baren, schäd­lichen CPI von 9 % ist nur ein gra­du­eller. Die gleiche Denk­weise führt zu beidem. Aber die Infla­tio­nisten bestehen darauf, dass ein bisschen Virus gut für uns ist, etwa wie bei einem Impf­stoff … Nach dieser Logik ist eine offi­zielle Politik von ein bisschen Inflation der Mecha­nismus, um zu viel Inflation zu ver­hindern. Ein kurioser Standpunkt.

Zweitens: Inflation ist nichts anderes wie staatlich her­bei­ge­führter Terror, und wir sollten sie auch so behandeln. Sie ist kri­minell. Sie lässt uns in Angst leben. Inflation ist nicht nur ein wirt­schaft­liches Problem, sondern ver­ur­sacht in jeder Gesell­schaft, die sie betrifft, tiefe kul­tu­relle und soziale Krank­heiten. Sie erschwert enorm die Geschäfts­planung und das Unter­neh­mertum – die beide auf Gewinn- und Ver­lust­rech­nungen auf der Grundlage von Geld­preisen beruhen –und macht sie zudem viel ris­kanter, was bedeutet, dass wir von beidem weniger bekommen. Wie kann man ver­nünftig Geld­ge­winne bemessen, wenn die Ein­heiten, in der sie bemessen werden, ständig an Wert ver­lieren? Sie unter­gräbt die Kapi­tal­ak­ku­mu­lation, den Motor für höhere Pro­duk­ti­vität und mate­ri­ellen Fort­schritt. Die Inflation ver­nichtet also sowohl den vor­han­denen als auch den künf­tigen Wohl­stand, der nie ent­steht, und somit ver­schlechtert sie die Welt, in der unsere Kinder und Enkel­kinder leben werden. Und sie macht uns im Alter arm und hilfsbedürftig.

Schließlich ist Sparen etwas für Dumm­köpfe. Die aktu­ellen Zins­sätze für ein­jährige Ter­min­ein­lagen liegen unter 3 Prozent, während die Inflation min­destens 9 Prozent beträgt. Sie ver­lieren also 6 Pro­zent­punkte, wenn Sie einfach nur still­halten! Übrigens, das letzte Mal, als der offi­zielle Ver­brau­cher­preis­index zwei­stellig war, in den frühen 80er Jahren, brachte eine ein­jährige Ter­min­einlage 15 Prozent ein. Ich würde gerne Jerome Powells Erklärung hierzu hören. Übrigens, seit Alan Greenspan dieses groß­artige Expe­riment von vier Jahr­zehnten mit immer nied­ri­geren Zins­sätzen begonnen hat, raten Sie mal, wer davon nicht pro­fi­tiert hat? Arme Men­schen und Kre­dit­nehmer mit geringer Bonität, die immer noch weit über 20 Prozent für ihre Auto­kredite und Kre­dit­karten zahlen.

Aber es gibt eine unaus­ge­spro­chene Wahrheit: Die Inflation macht uns auch zu schlech­teren Men­schen. Sie kor­rum­piert uns mora­lisch. Sie zwingt uns nahezu dazu, den sofor­tigen Konsum gegenüber der Spar­samkeit vor­zu­ziehen. Öko­nomen nennen dies eine hohe Zeit­prä­ferenz, das heißt, wir bevor­zugen mate­ri­ellen Konsum heute zu Lasten von Sparen oder Inves­tieren für das Morgen. Sie bringt uns dazu, mehr Mittel auf Kosten der Zukunft in der Gegenwart zu ver­brauchen – das Gegenteil dessen, was alle gesunden Gesell­schaften tun. Kapi­tal­ak­ku­mu­lation im Laufe der Zeit, das Ergebnis von Gewinn, Sparen und Inves­tieren, hat uns alle hierher gebracht – in eine Welt mit fast unvor­stell­barem mate­ri­ellem Reichtum um uns herum. Infla­tio­nismus kehrt dies um.

Dieser sehr mensch­liche Impuls, für schlechte Zeiten zu sparen und viel­leicht etwas für die Kinder zu hin­ter­lassen, wird damit zunichte gemacht. Infla­tio­nismus ist unaus­weichlich eine men­schen­feind­liche Politik.

Drittens kann es auch hier zu einer Hyper­in­flation kommen. Sie wird viel­leicht nicht ein­treten, und sie wird viel­leicht nicht bald ein­treten. Aber es könnte durchaus pas­sieren. Und selbst eine gleich­mäßige Inflation von 10 Prozent bedeutet, dass sich die Preise etwa alle sieben Jahre ver­doppeln. Wir können so tun, als ob die Gesetze der Öko­nomie für die füh­rende Super­macht der Welt nicht gelten oder als ob die Reser­ve­währung der Welt vor den Pro­blemen der weniger bedeu­tenden Länder sicher wäre. Und es ist sicherlich richtig, dass unser Status als Land, das eine Reser­ve­währung her­ausgibt, uns eine ein­malige Stellung ver­schafft und dass die Welt den Dollar braucht. Regie­rungen und Industrie ver­wenden den US-Dollar haupt­sächlich, um Öl von den OPEC-Ländern zu kaufen, daher der Begriff „Petro­dollar“. Es ist sicherlich richtig, dass Regie­rungen, Zen­tral­banken, große mul­ti­na­tionale Unter­nehmen, welt­weite Invest­ment­fonds, Staats­fonds und Pen­si­ons­fonds jede Menge US-Dollar halten – und damit auf per­verse Art und Weise unser Interesse teilen am Erhalt von König Dollar. Es stimmt, dass wir keine simplen his­to­ri­schen Bei­spiele dafür haben, dass eine Welt­re­ser­ve­währung wie etwa Gold weltweit eine rasche Abwertung erlitten hätte (selbst die spa­nische Sil­ber­ab­wertung in den Jahren 1500 und 1600 wurde nicht unbe­dingt durch einen Über­fluss an umlau­fender Währung ver­ur­sacht). Wir befinden uns also auf unbe­kanntem Terrain, vor allem ange­sichts der fis­ka­li­schen und mone­tären Exzesse der letzten fünf­und­zwanzig Jahre und ins­be­sondere der letzten zwei Jahre. Das bedeutet aber nur, dass die Anste­ckungs­gefahr größer und gefähr­licher ist. Die ganze Welt kann auf einmal erkranken.

III. Eine Geschichte: Wenn Geld stirbt

Aber wie die meisten von Ihnen inzwi­schen sicher wissen, können wir das Schiff nicht einfach mit Logik, Fakten und stich­hal­tigen Argu­menten umdrehen oder die Herzen und Köpfe der Men­schen gewinnen. Um Ein­fluss zu gewinnen, brauchen wir Geschichten oder Nar­rative, wie es heute in den Medien heißt. Wir brauchen emo­tionale Reak­tionen. Deshalb möchte ich eine Geschichte mit viel Pathos vor­schlagen, um die Men­schen aus ihrer Selbst­ge­fäl­ligkeit auf­zu­rütteln und eine Warnung auszusprechen.

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Diese Geschichte lautet „Das Ende des Geldes“, es ist Adam Fer­gussons bril­lanter, war­nender Bericht über die Hyper­in­flation im Deutschland der Wei­marer Zeit. Es ist die Geschichte, die die Ame­ri­kaner heute unbe­dingt hören müssen.

Fer­gussons Buch sollte den Zen­tral­bankern zur Kenntnis gebracht werden (wir fragen uns, wie viele von ihnen es kennen). Es ist kein Buch über Wirt­schafts­po­litik an sich – es ist eine Geschichte, eine his­to­rische Dar­stellung der Torheit und Selbst­ver­herr­li­chung deut­scher Poli­tiker und Büro­kraten. Es ist die Geschichte einer Kata­strophe, die von Men­schen ver­ur­sacht wurde, die sich ein­bil­deten, sie könnten die Märkte durch geld­po­li­tische Maß­nahmen über­winden. Es ist eine Erin­nerung daran, dass Krieg und Inflation untrennbar mit­ein­ander ver­bunden sind, dass die Kriegs­fi­nan­zierung Nationen in die wirt­schaft­liche Kata­strophe führt und den Boden für auto­ritäre Kriegs­trei­berei bereitet. Wir sind der Meinung, dass Ver­sailles und die Repa­ra­tionen die Vor­aus­set­zungen für Hitlers Auf­stieg geschaffen haben, aber ohne die frühere Auf­hebung der Gold­re­ser­ve­pflicht in Höhe von einem Drittel durch die Reichsbank im Jahr 1914 wäre Deutschland wohl kaum zu einer domi­nie­renden euro­päi­schen Mili­tär­macht geworden. Ohne die Infla­tio­nierung wäre Hitler viel­leicht nur eine Fußnote gewesen.

Vor allem aber ist „Das Ende des Geldes“ eine Geschichte der Ent­beh­rungen und der Ernied­rigung. Nicht nur für Deutsche, sondern auch für Öster­reicher und Ungarn, die in den 1910er und 20er Jahren mit ihren eigenen poli­ti­schen Umwäl­zungen und Wäh­rungs­krisen zu kämpfen hatten. In einem besonders ergrei­fenden Kapitel beschreibt Fer­gusson die Mühen einer Wiener Witwe namens Anna Eisen­menger. Ein Freund von mir, @popeofcapitalism auf Twitter, schickte mir ihr Tagebuch von Amazon.

Die Geschichte beginnt mit ihrem kom­for­tablen Leben als Frau eines Arztes und Mutter einer wun­der­baren Tochter und dreier Söhne. Sie sind begabt, kul­ti­viert, musi­ka­lisch und gehören zur oberen Mit­tel­schicht. Sie ver­kehren sogar mit Erz­herzog Franz Fer­dinand und seiner Frau, der Her­zogin von Hohenberg.

Doch im Mai 1914 wird ihr glück­liches Leben erschüttert. Fer­dinand wird in Sarajewo ermordet und der Krieg bricht aus. Kriege kosten Geld, und der Gold­standard, den Öster­reich-Ungarn klu­ger­weise 1892 ein­ge­führt hatte, wird beinahe augen­blicklich als Hin­dernis wahr­ge­nommen. Also beginnt die Regierung in vor­her­seh­barer Art und Weise, Kriegs­an­leihen in großer Zahl aus­zu­geben, und die Zen­tralbank wirft die Dru­cker­presse an. Dies führt dazu, dass die Preise allein in den Kriegs­jahren um das Sech­zehn­fache anstiegen.

Aber auch abge­sehen vom Krieg selbst sind die mensch­lichen Aus­wir­kungen katastrophal.

Frau Eisen­menger hat mehr Glück als die meisten Wie­ne­rinnen. Sie besitzt kleine Anlagen, die ein beschei­denes, in Kronen fixiertes Ein­kommen abwerfen. Ihr Bankier drängt sie ohne viel Auf­hebens, alle Gelder sofort in Schweizer Franken umzu­tau­schen. Sie zögert, denn der Handel mit Fremd­wäh­rungen ist mitt­ler­weile illegal geworden. Aber bald merkt sie, dass er Recht hatte. Wahr­scheinlich gibt es hier eine Lektion für uns alle zu lernen!

Im Laufe des Krieges ist sie gezwungen, auf den Schwarz­markt zu gehen und ihr Ver­mögen zu ver­pfänden, um Lebens­mittel für ihre kriegs­ge­schä­digten Kinder zu beschaffen. Ihre Währung und ihre öster­rei­chi­schen Anleihen werden fast wertlos. Sie tauscht die goldene Uhr ihres Mannes gegen Kar­toffeln und Kohle ein. Die Abwärts­spirale ihres Lebens, die von Hunger und dem Horten von allem, was einen realen Wert hat, geprägt ist, dreht sich so schnell, dass sie kaum Zeit hat, sich darauf einzustellen.

Doch die Misere endet nicht mit dem Ende des Krieges. Im Gegenteil, der Vertrag von Saint-Germain von 1919 leitet eine Phase der Hyper­in­flation ein: Die Geld­menge steigt von 12 auf 30 Mil­li­arden Kronen im Jahr 1920 und auf etwa 147 Mil­li­arden Kronen Ende 1921 (klingt das übrigens nicht nach Amerika 2020?). Im August 1922 sind die Ver­brau­cher­preise vier­zehn­tau­sendmal höher als vor Kriegs­beginn acht Jahre zuvor.

In nur wenigen Jahren erlebt sie unzählige Tra­gödien, die durch Ent­beh­rungen, Kälte und Hunger noch ver­schlimmert werden. Ihr Mann stirbt. Ihre Tochter erkrankt an Tuber­kulose und stirbt, so dass Frau Eisen­menger sich um ihre Tochter im Klein­kind­alter und ihren kleinen Sohn kümmern muss. Ein Sohn wird im Krieg ver­misst, ein Sohn erblindet, und ihr Schwie­gersohn wird durch den Verlust beider Beine zum Krüppel. Lebens­mittel und Kohle sind ratio­niert, so dass ihre Wohnung eine elende Behausung ist, und sie ist gezwungen, Durch­su­chungen der „Lebens­mit­tel­po­lizei“ aus­zu­weichen, die nach ille­galen Vor­räten sucht. Schließlich wird sie von ihrem eigenen kom­mu­nis­ti­schen Sohn Karl in einem Wut­anfall in die Lunge geschossen.

Es gibt einen ein­dring­lichen und his­to­risch kor­rekten Stummfilm über die Ver­hält­nisse im Wien dieser Zeit mit dem Titel „Die freudlose Straße“, in dem eine junge Greta Garbo die Haupt­rolle spielt. Die von ihr gespielte Figur sieht, wie sich alles um sie herum ver­schlechtert; sogar ihr Vater schlägt sie mit seinem Stock, wenn sie ohne Essen nach Hause kommt. Einst freund­liche Nachbarn werden miss­trauisch gegenüber den Brot- und Käse­vor­räten der anderen, während die Pro­sti­tution über­hand­nimmt. Wütende Men­schen drängeln sich in der Schlange und warten darauf, dass der Metzger öffnet; wenn er es tut, erhalten nur die attrak­tivsten Frauen die an diesem Tag ver­füg­baren Fleisch­reste. Schlä­ge­reien sind an der Tages­ordnung. Hun­gernde Kinder betteln vor Restau­rants und Cafés wie streu­nende Hunde um Essen. Alles Ver­traute und Schöne in der Gesell­schaft wird scheinbar über Nacht ent­würdigt und kommt herunter.

Wie in einem Stephen King-Hor­rorfilm ver­wandelt sich etwas sehr Ver­trautes in einen fremden und bedroh­lichen Ort. Ihre Nach­bar­schaft erscheint in einem anderen Licht. Men­schen, die man zu kennen glaubte, werden zu bös­ar­tigen Fremden. Die Suche nach Sün­den­böcken, Aus­spio­nieren und Denun­zieren sind an der Tagesordnung.

Kommt Ihnen das bekannt vor, vor allem nach Bidens makabrer Rede von neulich Abend?

Wenn also das nächste Mal einer dieser Sozio­pathen der poli­ti­schen Nomen­klatura ein paar Bil­lionen mehr aus­geben will, um einen Grünen New Deal oder einen Krieg mit China oder kos­tenlose Col­lege­be­suche zu finan­zieren, denken Sie an die Geschichte von Frau Eisenmenger.

IV. Die Lehren für heute

Wie können wir diese düstere his­to­rische Lektion aus der Wei­marer Zeit auf das heutige Amerika anwenden? Wie können wir diese Geschichte erzählen?

Zunächst erklären wir den Infla­tio­nismus mit seinen mensch­lichen Aus­wir­kungen, um ihn zu per­so­na­li­sieren und zu ent­larven. Wir machen die Geld­po­litik lebendig und unmit­telbar, nicht lang­weilig und trocken und tech­no­kra­tisch. Auch hier gibt es eine enorme mora­lische und zivi­li­sa­to­rische Kom­po­nente in der Geld­po­litik. Inflation schadet nicht nur unserer Wirt­schaft, sie macht uns zu schlech­teren Men­schen: ver­schwen­de­risch, kurz­sichtig, faul und ohne Rück­sicht auf künftige Gene­ra­tionen. Pro­fessor Guido Hülsmann hat spe­ziell hierüber ein Buch geschrieben. Es heißt „Die Ethik der Geld­pro­duktion“. Dies ist viel­leicht die größte uner­zählte Geschichte im heu­tigen Amerika: die Geschichte, wie die Fed nicht nur unsere Wirt­schaft grund­legend von der Pro­duktion auf den Konsum umge­stellt hat, sondern auch, was dies mit uns als Men­schen gemacht hat. Lassen Sie nicht zu, dass sich solche Akteure hinter einer kom­plexen Federal-Reserve-Struktur ver­schanzen, sondern lassen sie uns die simple Rea­lität aus­sprechen: Geld­po­litik ist nichts anderes als kri­mi­neller Dieb­stahl an zukünf­tigen Gene­ra­tionen, an Sparern und an den ärmsten Ame­ri­kanern, die am wei­testen vom Geldhahn ent­fernt sind. Die Vor­stellung, dass halbwegs intel­li­gente Laien die Geld­po­litik nicht ver­stehen können, dass sie zu wichtig und komplex wäre, um von irgend­jemand anderem als den Experten ver­standen zu werden, ist Unsinn. Wir sollten sie entlarven.

[wir] sollten … die absurde Vor­stellung, dass „Politik“ uns reicher machen könnte, der Lächer­lichkeit preisgeben.

Zweitens sollten wir die absurde Vor­stellung, dass „Politik“ uns reicher machen könnte, der Lächer­lichkeit über­führen. Mehr Waren und Dienst­leis­tungen, die dank Kapi­tal­in­ves­ti­tionen mehr und effi­zi­enter pro­du­ziert werden und dadurch für zurück­ge­hende Preise sorgen, das macht uns reicher. Das ist der einzige Weg. Nicht durch gesetz­ge­be­rische oder geld­po­li­tische Verordnungen.

Deshalb sollten wir die Ideen von „poli­ti­scher öffent­licher Ordnung“ und ins­be­sondere von „Geld­po­litik“ bekämpfen. Infla­tio­nismus schafft eine Fake-Wirt­schaft, eine „Schein­wirt­schaft“, wie Axios es kürzlich for­mu­lierte. Eine Schein­wirt­schaft ist auf ein gewal­tiges Maß an fort­lau­fenden fis­ka­li­schen und mone­tären Inter­ven­tionen ange­wiesen. Wir nennen das zwar einfach „Finan­zia­li­sierung“, aber wir alle haben das Gefühl, dass unser Wohl­stand nur geliehen ist. Wir alle spüren es. Die Kapi­tal­märkte sind im Nie­dergang: Eine Menge Geld bewegt sich, ohne dass für irgend­je­manden Wert geschaffen wird. Unter­nehmen müssen keine Gewinne machen oder Divi­denden zahlen; alles, was für die Aktionäre zählt, ist der Verkauf ihrer Aktien mit Gewinn. Es braucht immer einen neuen Ponzi-Käufer. Aber wir wissen intuitiv, dass dies nicht richtig sein kann: Denken Sie an ein Restaurant oder eine Textil-Rei­nigung, die jah­relang ohne Gewinn gear­beitet haben, in der Hoffnung, sie Jahre oder Jahr­zehnte später mit Gewinn zu ver­kaufen. Nur die ver­zerrten Anreize, die durch die Inflation geschaffen werden, machen ein solches Denken über­haupt möglich. Also weg mit der „Politik“ – was wir brauchen, ist gesundes Geld!

Schließlich sollten wir keine Angst haben, der Über­treibung oder des Alar­mismus bezichtigt zu werden. Ich möchte Sie Fol­gendes fragen: Was pas­siert, wenn wir uns irren, und was pas­siert, wenn die sich irren? Was „die“, das heißt die Zen­tral­banker und die natio­nalen Finanz­mi­nis­terien, tun, ist unge­heu­erlich. Fake-Geld ist unendlich, echte Res­sourcen sind es nicht. Eine Hyper­in­flation mag viel­leicht nicht unmit­telbar oder dem­nächst vor der Tür stehen; niemand kann so etwas vor­her­sagen. Aber irgendwann muss die US-Wirt­schaft ein echtes orga­ni­sches Wachstum schaffen, wenn wir den Lebens­standard auf­recht­erhalten und eine häss­liche infla­tionäre Rea­lität ver­meiden wollen. Keine noch so große geld- oder fis­kal­po­li­tische Maß­nahme kann Kapi­tal­ak­ku­mu­lation und eine höhere Pro­duk­ti­vität ersetzen. Mehr Geld und Kredite sind kein Ersatz für mehr, bessere und güns­tigere Waren und Dienst­leis­tungen. Poli­ti­sches Geld kann nicht funk­tio­nieren, und wir sollten uns nie davor scheuen, es von Grund auf zu bekämpfen. Wir brauchen pri­vates Geld, das einzige Geld, das immun ist gegen den unaus­weich­lichen poli­ti­schen Anreiz, jetzt für etwas zu stimmen und später dafür zu bezahlen. Wenn das radikal ist, dann soll es so sein.

Die Geschichte zeigt uns, wie Geld stirbt. Ja, es kann auch hier so weit kommen. Nur ein Narr kann dies ignorieren.

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Dieser Artikel erschien ursprünglich auf der Homepage des Mises Institute Auburn, Alabama (USA), unter dem Titel Inflation: State-Spon­sored Ter­rorism. Ins Deutsche über­setzt von Florian Senne.


Quelle: misesde.org