Das Ende der Dollar-Dominanz?

Stehen wir am Anfang vom Ende des Dollars als Welt­leit­währung? Putins Schachzug, rus­si­sches Gas nur noch in Rubel bezahlen zu lassen, unter­läuft nicht nur die west­lichen Sank­tionen, sondern auch den Dollar, der als Petro­dollar fak­tisch die US-Währung zur Welt­do­minanz gebracht hatte. Vor einigen Jahren ist die Vor­stellung, der US-Dollar könne seine Rolle als inter­na­tio­nales Zah­lungs­mittel ver­lieren, noch eher eine Außen­sei­ter­meinung gewesen, doch inzwi­schen sind sie auch in Berichten von Goldman Sachs oder Credit Suisse zu finden. In der Financial Times in London wurden kürzlich Schlag­zeilen ver­öf­fent­licht, die auf die anhal­tende Schwäche des US-Dollars hinweisen.

„Bra­silien und China begut­achten Pläne, den Dollar los­zu­werden“, heißt die eine, „China greift die Vor­macht­stellung des Dollars an“, lautet eine andere. Es gibt also War­nungen, die vor dem Bug Ame­rikas abge­feuert werden. Viele Länder wollen ein Ende der Ära des Dollars als welt­weite Reser­ve­währung. Falls das geschieht, wird sich die finan­zielle Welt für immer ver­ändern. Dann wäre zu über­legen, ob nicht bestimmte Märkte von spe­ku­la­tiven und gefähr­lichen Prak­tiken befreit werden. Sie fragen sich gerade: Was ist Swing Trading? Das geht in eine solche Richtung und setzt mehr auf kon­ser­va­tiven Anla­ge­ver­halten statt auf Hoch­fre­quenz und zu viel Spe­ku­lation, wie wir es durchaus auch im Bereich der Devisen kennen.

Ein wesent­licher Bestandteil für die Ablösung des US-Dollars wäre dabei eine umfas­sende Ablehnung ame­ri­ka­ni­scher Staats­an­leihen als Kern­element der chi­ne­si­schen Wäh­rungs­re­serven, was den USA schwer­wie­gende wirt­schaft­liche Pro­bleme bereiten würde, so Financial Times. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aller­dings, dass es so einfach nicht ist. Zum einen ist ein umfas­sender Verkauf von ame­ri­ka­ni­schen Staats­an­leihen nicht möglich. Jeder Ver­käufer braucht einen Käufer. Die vor­handene Menge lässt sich daher nicht so schnell ver­kaufen. Zweitens würde eine solche Aktion den Wert dieser Wert­pa­piere ins Bodenlose absinken lassen und damit die Rück­lagen ver­nichten, die die Chi­nesen über die Jahre erwirt­schaftet haben.

Nun hat China sicherlich kein Interesse daran, dass der US-Dollar zusam­men­bricht. Schon allein deshalb nicht, weil dadurch seine Dollar-Reserven von etwas über einer Billion ent­wertet würden. Und natürlich, weil die USA mit Abstand der wich­tigste Abnehmer chi­ne­si­scher Waren sind und daher eine Krise jen­seits des Atlantiks sofort auf China über­greifen würde.

USA könnten sich mit den Russland-Sank­tionen ins Knie geschossen haben!

Die US-Regierung hat aller­dings ver­gan­genen Monat im Rahmen der Sank­tionen gegen Moskau die rus­si­schen Dol­lar­re­serven ein­ge­froren. Das ist viel­leicht der größte Fehler in der Geschichte der USA. Nun fragt sich, was der Rest der Welt für Lehren daraus zieht, dass die USA ihren Dollar so hem­mungslos als Waffe ein­setzen. China ist schon seit Län­gerem bemüht, seine eigene Währung im inter­na­tio­nalen Waren­aus­tausch zu eta­blieren, und Russland ist schon auf dem besten Weg, sich „dol­larfrei“ zu bewegen.

Die­je­nigen, die eine andere Welt schaffen wollen, sind zwei­fellos dabei, den Nie­dergang des Dollars und das Ende von Ame­rikas vor­herr­schender Rolle in der Welt her­bei­zu­führen. Während wir dabei meist zuerst an mili­tä­rische Macht denken, sind auch wirt­schaft­liche Fak­toren hier maß­gebend. Wenn der Dollar seine Stellung als Reser­ve­währung ver­lieren würde, würde das auch Ame­rikas füh­rende Rolle in der Welt radikal ver­ändern. Das Ende des Dollars kann auch durch digi­tales Geld noch beschleunigt werden.

Es ist jedoch unwahr­scheinlich, dass dies zeitnah geschehen wird. China und mehrere ara­bische Staaten besitzen zu viele auf Dollar basie­rende Schuld­ver­schrei­bungen, um so etwas zuzu­lassen. Wie bereits erwähnt, würden sie dabei zu viel ver­lieren. Zurzeit sind die USA immer noch zu groß, zu reich und zu mächtig, als dass diese Staaten den Nie­dergang Ame­rikas zulassen würden. Dafür steht auf der glo­balen Bühne zu viel auf dem Spiel. Das bedeutet aber nicht, dass sich die Dinge nicht ändern können – und das viel­leicht schneller, als erwartet.