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Nord­stream 2: Die wahren Täter rücken ins Ram­pen­licht, Auf­klärung kaum noch zu verhindern

Die Medien fochten für die These „Der Russe war’s!“ mit allem, was das Arsenal hergab. Der Westen ist gut und hat immer recht. Egal, wie dürftig bzw. nicht existent die Beweislage für einen rus­si­schen Sabo­ta­geakt von Anfang an war, egal, wie schon sehr früh dagegen die Indi­zi­en­kette für eine gezielte Aktion der USA, die ver­hasste Pipeline zu zer­stören … die Medien agi­tierten ver­bissen gegen Russland. Der inves­ti­gative Jour­nalist Seymour Hersh ist eine Legende. Vor zwei Tagen legte er auf seinem Blog dar, wie die USA mit­hilfe von Nor­wegen die Pipe­lines zer­störte. Natürlich demen­tieren die Medien im Namen der beschul­digten, west­lichen Regie­rungen auf’s Schärfste.

Das Problem: Seymour Hersh ist nicht irgendein Spinner.
1969 erlangte er erstmals Aner­kennung für die Auf­de­ckung des Mas­sakers von My Lai während des Viet­nam­kriegs und dessen Ver­tu­schung, wofür er 1970 den Pulitzer-Preis für inter­na­tionale Bericht­erstattung erhielt. In den 1970er Jahren berichtete Hersh für die „New York Times“ über den Watergate-Skandal und deckte die geheime Bom­bar­dierung Kam­bo­dschas auf. Im Jahr 2004 berichtete er über die Miss­handlung von Insassen des Abu Ghraib-Gefäng­nisses durch das US-Militär. Er gewann auch zwei „National Magazine Awards“ und fünf „George Polk Awards“. 2004 erhielt er den „George Orwell Award“.

Hersh hatte außerdem der Obama-Regierung vor­ge­worfen, über die Ereig­nisse rund um den Tod von Osama bin Laden gelogen zu haben, und bestritt Vor­würfe, dass das Assad-Regime im syri­schen Bür­ger­krieg che­mische Waffen gegen Zivi­listen ein­ge­setzt habe.

In seinem neuen Beitrag zum Anschlag auf Nord­stream 2 reku­riert Mr. Hersh auf die bekannte Vor­ge­schichte, um die „Moti­va­ti­onslage“ noch einmal klar zu machen. Also das, was man in der Kri­mi­na­listik „cui bono?“ (Wem nützt es?) nennt, um einen ersten Kreis Ver­däch­tiger zu identifizieren:

„Prä­sident Biden und sein außen­po­li­ti­sches Team – der Nationale Sicher­heits­be­rater Jake Sul­livan, Außen­mi­nister Tony Blinken und Vic­toria Nuland, die Unter­staats­se­kre­tärin für Politik – hatten ihre Feind­se­ligkeit gegenüber den beiden Pipe­lines, die neben­ein­ander ver­liefen, laut­stark und kon­se­quent zum Aus­druck gebracht. (…)
Von Anfang an wurde Nord Stream 1 von Washington und seinen anti­rus­si­schen NATO-Partnern als Bedrohung der west­lichen Dominanz angesehen. (…)
Die direkte Route, die jeg­liche Not­wen­digkeit, die Ukraine zu durch­queren, umgangen hatte, war ein Segen für die deutsche Wirt­schaft gewesen, die über eine Fülle von bil­ligem rus­si­schem Erdgas ver­fügte – genug, um ihre Fabriken zu betreiben und ihre Häuser zu heizen, gleich­zeitig konnten die deut­schen Händler über­schüs­siges Gas mit Gewinn in ganz West­europa verkaufen. (…)
Von Anfang an wurde Nord Stream 1 von Washington und seinen anti­rus­si­schen NATO-Partnern als Bedrohung der west­lichen Dominanz ange­sehen. Die Hol­ding­ge­sell­schaft dahinter, die
Nord Stream AGNord Stream AG, wurde 2005 in der Schweiz in Part­ner­schaft mit Gazprom gegründet, einem bör­sen­no­tierten rus­si­schen Unter­nehmen, das enorme Gewinne für die Aktionäre pro­du­ziert und von Olig­archen domi­niert wird, von denen bekannt ist, dass sie im Bann Putins stehen. Gazprom kon­trol­lierte 51 Prozent des Unternehmens. (…)
Die Gewinne von Gazprom wurden mit der rus­si­schen Regierung geteilt, und die staat­lichen Gas- und Ölein­nahmen wurden in einigen Jahren auf bis zu 45%  des Jah­res­haus­halts Russland geschätzt. (…)
Ame­rikas poli­tische Befürch­tungen waren real: Putin hätte jetzt eine zusätz­liche und dringend benö­tigte Haupt­ein­nah­me­quelle, und Deutschland und der Rest West­eu­ropas würden abhängig von bil­ligem Erdgas aus Russland werden – während die Abhän­gigkeit Europas von Amerika abnehmen würde. Tat­sächlich ist genau das passiert.“

Die Zweite Pipeline hätte Deutschland noch weiter nach vorne gebracht, die Wirt­schaft ange­kurbelt und 50% des Jah­res­ver­brauch des Indus­trie­stand­ortes decken können. Schon am Tag vor Prä­sident Bidens Amts­ein­führung im Januar 2021, so schreibt Seymour Hersh, wurde die Gefahr der zweiten rus­si­schen Pipeline aggressiv ange­gangen. Dieses Projekt müsse unter allen Umständen gestoppt werden. Und das wurde es ja auch.

Wie gesagt, schon gleich nach dem Anschlag war das Motiv eigentlich klar, und es gab auch genügend „smoking guns“.

Seymour Hersh beruft sich bei dem Bericht, wie die Ope­ration geplant wurde, auf eine Quelle „mit direkter Kenntnis der Planung der Ope­ration“. So sollen die Vor­be­rei­tungen dazu schon zwei Monate vor dem rus­si­schen Ein­marsch in die Ukraine am 24. Februar begonnen haben. Eine spe­zielle Taskforce unter Leitung des Natio­nalen Sicher­heits­be­raters Jake Sul­livan und des US-Gene­ral­stabes, natürlich der CIA und des Department of Foreign Policy spielte die Mög­lich­keiten durch, wie man die Pipeline zer­stören könne. Natürlich unter Ver­wi­schung der Spuren, denn die USA dürfen nie als die Bösen dastehen. Man kam schnell darauf, die Skan­di­navier zu invol­vieren, da sie über die besten  Kennt­nisse der Gege­ben­heiten der Ostsee ver­fügen. Die Ostsee ist eines der  mili­tä­risch am eng­ma­schigsten über­wachten Gewässer der Welt. Die nor­we­gische Marine und der nor­we­gische Geheim­dienst wurden in die ganze Aktion ein­ge­bunden. Die Marine legte den geeig­nesten Ort für den Anschlag fest. Sie waren in die Tarnung und Anbringung des Spreng­stoffs ein­ge­bunden, bestanden aber darauf, dass Dänemark und Schweden zumindest grob über den Plan unter­richtet wurde, damit dieser nicht ver­se­hentlich gefährdet wurde oder eines der Länder sich um Auf­klärung bemühen würde. Deutschland als Betrof­fener wurde natürlich nicht eingeweiht.

Schweden ermit­telte zwar, hat aber seine Ermitt­lungen kom­plett geheim gehalten.

Das gemeinsame Mari­ne­ma­növer BALTOPS 2022 unter US-Führung war die nötige Kulisse, unter der der Anschlag durch­ge­führt wurde. Die USA, Dänemark, Schweden und Nor­wegen wussten, was da unten an den Pipe­lines geschehen würde, die eben­falls teil­neh­mende Bun­deswehr nicht. Die Tauch­gänge wurden als „Erprobung neuer Hightech-Tech­no­logien zur Ver­grö­ßerung der Reich­weite  von Unter­was­ser­drohnen“ eti­ket­tiert. Laut der Manö­ver­be­schreibung der NATO auf deren eigener Seite, wurden sogar Übungs­spreng­sätze gelegt, die die Mari­ne­taucher dann zu ent­fernen hatten. Die Bühne war perfekt bereitet.

Laut Seymour Hersh ist der Zünder des Spreng­satzes über eine Sonarboje akti­viert worden. Ein nor­we­gi­scher See-Fern­auf­klärer habe diese Boje in der Nähe des Tat­ortes abgeworfen.

Eine Über­ra­schung sind die Ent­hül­lungen Seymour Hershs nicht. Zumindest nicht für die, die sich umsichtig infor­miert haben. Genauso wenig über­ra­schend, wie der Chor der empörten Dementi aus allen mög­lichen „west­lichen“ Sprach­rohren. Putin war’s. Das ist das Glau­bens­be­kenntnis, und wer das anzweifelt, ist ein Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker und Schwurbler. Punkt.

Nur scheren jetzt auch sehr ange­sehene Medien aus der geschlos­senen Phalanx aus. Die alt­ehr­würdige, bri­tische Times berichtet über die Ent­hül­lungen Seymour Hershs sehr objektiv. Sogar der ehe­malige BND-Chef August Hanning wird zitiert, der eben­falls die Täter­gruppe auf­grund ihrer starken Motive ver­dächtigt: Ukraine, Polen, Groß­bri­tannien und vor allem die USA pro­fi­tieren als die Ein­zigen davon und zwar sehr stark. Aber auch in den USA gaben zwei füh­rende Medien zu bedenken, dass es keine Hin­weise auf eine rus­sische Täter­schaft gebe, dafür wisse man aber von Quellen aus Regie­rungs­kreisen, dass es ein Anschlag unter der Führung der USA gewesen sei.

In Deutschland, dem bis zum Selbstmord braven Vasallen der USA, wird natürlich der Bericht Seymour Hershs als reines Hirn­ge­spinst und Ver­schwö­rungs­theorie abgetan. Obwohl den deut­schen Leit­medien ihre Regie­rungs­laut­spre­cher­funktion in der in der Coro­na­krise mit Impf­terror und schäd­lichen Ein­däm­mungs­maß­nahmen gerade kra­chend um die Ohren fliegt, wie­der­holen sie das Ganze wider bes­seren Wissens nun mit Nord­stream 2. Man ver­sucht nun krampfhaft, Seymour Hersh als Spinner und unseriös dar­zu­stellen und orakelt an „Unge­reimt­heiten“ herum.

Ganz vor­nedran natürlich die „tages­schau“, die ihre eigenen „Fak­ten­finder“ mal wieder ins Feuer schickt. Sobald man die als Ver­fasser sieht, weiß man schon, dass die Abteilung „Tarnen, Täu­schen & Ver­pissen“ wieder was zusam­men­g­schustert hat. Ganz tolles Argument: Dass Seymour Hersh – hahaha – schon wissen will, wer hinter der Explosion steckt, während die offi­zi­ellen Ermitt­lungen zu diesem Anschlag noch laufen. Nun, Herr Sig­gelkow, wenn die Ermitt­lungen so gründlich und gewis­senhaft geführt werden, wie die zu MH17, dann werden wir das in Jahren noch nicht wissen – und auch dann, wenn ein Ergebnis her­aus­ge­geben wird, genauso dumm dastehen wie vorher, weil man dran fühlen kann, dass es hinten und vorn nicht stimmt. (Immerhin bemerkt Kollege Jan Schneider vom ZDF, dass merk­wür­di­ger­weise fünf Monate nach der Explosion immer noch kein Ergebnis vor­liegt.) Oder wie bei der mRNA-Impfung, die Ihr als „effektiv und sicher“ ange­priesen habt und auf jeden, der das anzwei­felte, ein­ge­dro­schen habt.