Bildquelle: Bundeswehr

Gigan­ti­sches NATO-Luft­waf­fen­ma­növer über Deutschland – der „Westen“ lässt die Muskeln spielen

„Es wird die größte Luft­ope­ra­ti­ons­übung seit Bestehen der NATO sein.“ Auf der Seite der Bun­deswehr feiert man jetzt schon die „Air Defender 2023“ als das XXL-Ereignis, als ob es eine Spaß­ver­an­staltung wäre. Vom 12. bis 23. Juni 2023 werden unter Führung der Luft­waffe Luft­kriegs­ope­ra­tionen im euro­päi­schen Luftraum trai­niert. De facto findet es aus­schließlich im deut­schen Luftraum statt und geht, den Karten zufolge, arg an die Grenze zum Osten Europas heran. Man will ganz offen­sichtlich den Russen die Fol­ter­in­stru­mente zeigen.

Die Bun­deswehr betont, dass es ein „Auf­tritt trans­at­lan­ti­scher Ver­bun­denheit“ sei, was da über die Köpfe der Deut­schen hin­weg­donnert. Mal ganz abge­sehen davon, was da an pöhs­em­pöhsem CO2 raus­ge­hauen wird (während die Deut­schen für jedes bisschen CO2-Straf­steuern zahlen müssen), mar­kiert die links­grüne Regierung zur Freude der Bürger Deutsch­lands psy­chisch bereits als kom­mendes Kriegs­gebiet. Im Schön­sprech der Bun­des­wehr­seite klingt das so:

„Deutschland nimmt während dieser Übung seine Rolle als kol­lek­tiver Ver­tei­di­gungs­kno­ten­punkt innerhalb Europas wahr.“ 

Aber alles immer nur zum Besten der Menschheit: 

„Mit Air Defender 2023 werden Nationen geeint und die kol­lek­tiven Werte wie Freiheit und Demo­kratie gestärkt.“

Und für die, die es immer noch nicht ver­stehen, gibt es auch noch ein Bildchen:

Bild­quelle: Bundeswehr

Der Linken ist es zu ver­danken, dass wenigstens Fragen gestellt wurden. In einer Kleinen Anfrage (als PDF down­loadbar) der Fraktion „Die Linke“ fragt diese nach den teil­neh­menden Nationen, dem Umfang der Flug­stunden, wie viele Luft- und Boden­fahr­zeuge ein­ge­setzt werden und wie viel und welches Per­sonal. Wei­terhin wird nach den Ein­schrän­kungen der zivilen Luft­fahrt gefragt und danach, welche Lärm- und CO2-Emis­sionen dabei entstehen.

Und vor allem stellen sie die berech­tigte Frage, welche mili­tä­ri­schen oder stra­te­gi­schen Funk­tionen die Air Defender 2023 eigentlich ver­folgt – vor dem Hin­ter­grund des gegen­wär­tigen Krieges in der Ukraine. Und ob die Bun­des­re­gierung dies­be­züglich fol­gende Aussage des Stand­ort­leiters des Wunstorfer Flie­ger­horstes, Oberst Christian John, teile: „Bei der Übung geht es nicht nur um die tak­tische und tech­nische Zusam­men­arbeit zwi­schen den Kräften der teil­neh­menden Nato-Luft­waffe […] Sondern es geht auch um die Demons­tration von durch­set­zungs­fä­higen und schlag­kräf­tigen Luft­streit­kräften im Sinne einer glaub­wür­digen Abschre­ckung.“
Einen Großteil der Anfrage beant­wortet bereits die Bundeswehrseite.

Bei Air Defender 2023 sollen sich, so die Bun­des­wehr­seite, „10.000 Übungs­teil­neh­me­rinnen und ‑teil­nehmer aus 18 Nationen mit bis zu 21o Flug­zeugen für dieses Ereignis in Europa zusam­men­finden“ und die Fähig­keiten und der Zusam­menhalt der NATO sollen „akzen­tuiert“ und das „trans­at­lan­tische Bündnis gepflegt“ werden. Das ist auch bitter nötig, denn überall in Europa gehen Massen von Men­schen auf die Straßen, um für Frieden und gegen einen Krieg mit Russland zu demons­trieren. Deshalb betont man auch aus­drücklich eine „rein ver­tei­di­gende Trai­nings­ab­sicht“. Die aus­ge­prägte Fried­fer­tigkeit des „Westens“ unter der Führung der USA und Groß­bri­tan­niens zeigte sich ja bereits schon in beein­dru­ckender Weise Mitte Februar. Hierzu schreibt die Seite „German Foregn Policy“:

„Der frühere Leiter der Münchner Sicher­heits­kon­ferenz, Wolfgang Ischinger, fordert eine Einigung in der NATO auf ‚die west­lichen [!] Kriegs­ziele‘ im Ukraine-Krieg. Um diese fest­zu­legen, solle ‚eine poli­tisch-stra­te­gische Kon­takt­gruppe‘ ein­ge­richtet werden, erklärt der deutsche Diplomat. So müsse etwa fest­ge­stellt werden, ob man ‚die Ukraine ermuntern‘ wolle, ‚die Krim mili­tä­risch zurück­zu­er­obern‘. Mit der Bildung einer solchen ‚Kon­takt­gruppe‘ über­nähme der Westen fak­tisch völlig offen die Kon­trolle über das ukrai­nische Vor­gehen in dem Krieg, dessen früh­zeitige Been­digung er zahl­reichen Quellen zufolge Ende März bzw. Anfang April ver­gan­genen Jahres erfolg­reich sabo­tierte. Das zeigen Berichte bri­ti­scher und ukrai­ni­scher Medien wie auch Schil­de­rungen bekannter US-Russland-Exper­tinnen und des frü­heren israe­li­schen Minis­ter­prä­si­denten Naftali Bennett, die von Recherchen des ehe­ma­ligen UN-Diplo­maten Michael von der Schu­lenburg bestätigt werden. Demnach schei­terte ein fast fertig aus­ge­han­deltes Waf­fen­still­stands­ab­kommen vor zehn­einhalb Kriegs­mo­naten an hart­nä­ckigen Ein­wänden der NATO und ins­be­sondere Großbritanniens.“

Inter­essant ist auch in der Kleinen Anfrage der „Linken“ Frage 22:

„Erfolgte die Ent­scheidung über die Ein­ladung der betei­ligten Staaten an Air Defender 2023 auf Initiative Deutsch­lands, wenn nein, auf wessen Initiative, und welche Gremien sind an der Ein­la­dungs­po­litik für die Übung eingebunden?“

Nunja, Das Gremium heißt höchst­wahr­scheinlich Biden und Stol­tenberg und die deutsche Bun­des­re­gierung hatte dies­be­züglich wohl kaum etwas zu melden. Amü­san­ter­weise tan­giert die Linke hier eine Frage, die sonst ja nur rechte Reichs­bür­ger­na­zisäue stellen. Das sind schon sehr bedenk­liche Entwicklungen.

Auch Frage 23 bis 27 bergen reichlich Spreng­stoff, z.B.:

Unter­stützt die aktuelle Bun­des­re­gierung die 2011 von der dama­ligen Bun­des­re­gierung ergriffene Initiative zur prak­ti­schen Ver­trau­ens­bildung („Towards a Common Space of Trust“) zwi­schen der NATO und Russland, um Miss­ver­ständ­nisse und Fehl­in­ter­pre­ta­tionen vor dem Hin­ter­grund des lau­fenden Krieges in der Ukraine zu ver­meiden, wenn ja, mit welchen Maß­nahmen? 

Das alles würde der Bürger auch mal gerne wissen.