Das gemeinsame Fun­dament der Geldarten

Bitcoin nutzt Elek­tri­zität, um über­legene monetäre Tech­no­logie zu liefern

Ein beliebter Kri­tik­punkt an Bitcoin ist, dass der Mining-Prozess zu viel Energie ver­braucht. In kri­ti­schen Artikeln werden Zahlen genannt, die einen angeblich enormen Strom­ver­brauch zeigen, der mit dem eines kleinen Landes ver­gleichbar ist. Abge­sehen von den kon­kreten Beträgen lautet der Subtext jedoch, dass diese Energie größ­ten­teils ver­schwendet wird, weil Bitcoin nur ein Köder für Spe­ku­lanten oder Schlim­meres ist. Sie ver­brauchen nicht nur viel Strom, sondern auch noch ohne guten Grund.

(von Konrad S. Graf)

Wir werden zunächst einige Punkte zur Inter­pre­tation des Ener­gie­ver­brauchs von Bitcoin selbst erörtern. Danach wird sich der größte Teil der Dis­kussion darauf kon­zen­trieren, wofür Bitcoin Energie ver­braucht. Wie schneidet Bitcoin im Ver­gleich zu anderen mone­tären Tech­no­logien ab, und zwar sowohl hin­sichtlich der Qua­lität des Pro­dukts als auch hin­sichtlich der Gesamt­res­sourcen, die die jewei­ligen Pro­zesse ver­brauchen? Die gemeinsame Betrachtung von Kosten und Leistung bei einem Ver­gleich der Systeme sollte zu einer aus­ge­wo­ge­neren Her­an­ge­hens­weise führen.

Die Argu­men­tation “Bitcoin als Strom­fresser” ist in mehr­facher Hin­sicht pro­ble­ma­tisch. Erstens mangelt es an einem Ver­ständnis dafür, wofür die Energie ver­wendet wird und warum dies wichtig ist, ins­be­sondere in einem grö­ßeren gesell­schaft­lichen und his­to­ri­schen Kontext. Ein Kri­tiker, der zum Bei­spiel behauptet, dass der weniger ener­gie­in­tensive Proof-of-Stake-Ansatz [„Echt­heits­beweis“] einiger anderer Kryp­to­wäh­rungen ein offen­sicht­licher Ersatz für den Proof-of-Work-Ansatz [„Pro­duk­ti­ons­nachweis“] von Bitcoin ist, zeigt, dass er das Schlüs­sel­element nicht ver­standen hat, warum Bitcoin als welt­um­span­nende monetäre Tech­no­logie revo­lu­tionär ist – das Proof-of-Work-Design selbst.

Kri­tiker neigen dazu, auf den Ener­gie­ver­brauch von Bitcoin hin­zu­weisen, ohne zu erklären, was das System leistet. Sie ver­gleichen ihn in der Regel nicht mit fairen Schät­zungen des welt­weiten Gesamt­ener­gie­ver­brauchs anderer mone­tärer Tech­no­logien, die derzeit im Einsatz sind. Bei­spiels­weise müssten die Gesamt­ener­gie­kosten von Bitcoin und dem darauf auf­bau­enden Lightning-Netzwerk [Bitcoin-Zah­lungs­system] nicht nur mit den Ener­gie­kosten von Fiat-Geld, Banken, Zah­lungs­sys­temen und den damit ver­bun­denen Regu­lie­rungs­sys­temen in einem Land ver­glichen werden, sondern mit den kom­bi­nierten Kosten all dieser Systeme in der ganzen Welt. Die Wech­sel­kurs­schwan­kungen und Unsi­cher­heiten des Handels über mehrere nationale Fiat-Geld­systeme hinweg müssten hin­zu­ge­rechnet werden – im Gegensatz zu der global ein­heit­lichen Natur von Bitcoin. Dann müssten die unkal­ku­lier­baren Kosten für die All­ge­meinheit, die durch wie­der­keh­rende Kon­junk­tur­zyklen und Inflation als Resultat des Fiat-Zen­tral­bank­systems ent­stehen, bei der Suche nach einem fairen Ver­gleich irgendwie berück­sichtigt werden.

Bei­spiels­weise müssten die Gesamt­ener­gie­kosten von Bitcoin und dem darauf auf­bau­enden Lightning-Netzwerk [Bitcoin-Zah­lungs­system] nicht nur mit den Ener­gie­kosten von Fiat-Geld, Banken, Zah­lungs­sys­temen und den damit ver­bun­denen Regu­lie­rungs­sys­temen in einem Land ver­glichen werden, sondern mit den kom­bi­nierten Kosten all dieser Systeme in der ganzen Welt.

Der Strom­ver­brauch von Bitcoin für das Mining [Pro­duktion von Bit­coins] ist einfach und trans­parent, weshalb sich eine Schätzung leicht auf­stellen lässt. Die Gesamt­kosten und Kol­la­te­ral­schäden der wich­tigsten kon­kur­rie­renden Geld­systeme sind jedoch viel­schichtig, undurch­sichtig und tiefgreifend.

Solche Fak­toren müssten im Ver­hältnis zum Umfang der der­zei­tigen Nutzung, aber auch zum rea­lis­ti­schen Umfang poten­zi­eller künf­tiger Nut­zungen geschätzt werden. Bitcoin und das Bitcoin-Zah­lungs­netzwerk Lightning sowie andere bestehende Kar­ten­zah­lungs­tech­no­logien, die Trans­ak­tionen in Bitcoin-Ein­heiten ebenso gut abwi­ckeln können wie Trans­ak­tionen in Euro oder Yen, lassen sich pro­blemlos ska­lieren, um jeden Wert­betrag zu über­tragen, der in der ganzen Welt über­tragen werden muss.

Ein wei­teres großes Problem an der Bitcoin-als-Strom­fresser-Kritik ist, dass Energie, und vor allem erzeugter Strom nicht homogen ist. Sein Preis variiert je nachdem, wo und wann er pro­du­ziert wird und wie weit er ver­teilt werden muss. Ein Eimer Wasser in der Mitte des Vik­to­riasees ist nicht das­selbe Wirt­schaftsgut wie ein Eimer Wasser in der Mitte der Wüste Sahara. Ebenso kann Elek­tri­zität zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort ein anderes Wirt­schaftsgut sein als an einem anderen Ort, und das ist es oft auch. Strom in Echtzeit erzeugt und muss größ­ten­teils auch in Echtzeit genutzt werden, wobei es wegen der Über­tra­gungs­ver­luste umso besser ist, je näher die Quelle liegt. Ein kon­kreter Strom­fluss in den Bergen Kasach­stans ist in keiner Weise ver­gleichbar mit dem gleichen Strom­fluss in New York City im August –wo übrigens regel­mäßig teurer Strom nur einige der vielen rie­sigen Büros des bestehenden fiat-basierten Finanz­systems mit Strom ver­sorgt und klimatisiert.

Der Ver­gleich von Strom­ver­brauchs-Ein­heiten ohne Berück­sich­tigung von Ort, Zeit und Kosten ist irre­führend. Jede Ener­gie­einheit, ins­be­sondere Elek­tri­zität, ist zeitlich und örtlich ein­zig­artig und kann nicht so ver­glichen werden, als ob sie überall und immer die gleiche aus­tauschbare Ware wäre.

Im Gegensatz zu vielen anderen Strom­ver­brau­chern ist das Bitcoin-Mining relativ mobil (und wäre es ohne will­kür­liche gesetz­liche Beschrän­kungen noch mehr). Das Mining kann dort durch­ge­führt werden, wo Energie am bil­ligsten ist und am wenigsten nach­ge­fragt wird. Außerdem kann es bei Spit­zen­be­las­tungen des Netzes innerhalb von Minuten abge­schaltet werden. Dies steht im Gegensatz zum kon­ven­tio­nellen Einsatz von Kohle- oder Gas­kraft­werken mit variabler Last, bei denen es Stunden dauern kann, bis sie zur Deckung des Spit­zen­be­darfs im Netz voll­ständig hoch­ge­fahren sind. Bitcoin bietet dem Netz die Mög­lichkeit, eine Nach­fra­ge­quelle bei lokalen Spit­zen­lasten schnell abzu­schalten, anstatt das Angebot für kurze Phasen inef­fi­zient zu erhöhen.

Das Mining kann dort durch­ge­führt werden, wo Energie am bil­ligsten ist und am wenigsten nach­ge­fragt wird.

Auf­grund von Über­tra­gungs­ver­lusten ist es von Vorteil, Strom näher am Ort der Nach­frage zu erzeugen. Das Bitcoin-Mining kann sich überall dort ansiedeln, wo bil­ligere Energie vor­handen ist oder pro­du­ziert werden kann. Bitcoin-Mining kann Ener­gie­pro­jekte ermög­lichen und unter­stützen, die ohne eine nahe­ge­legene Bitcoin-Mine als Basis­strom­ab­nehmer der letzten Instanz nicht wirt­schaftlich zu ent­wi­ckeln oder zu unter­halten wären. Bitcoin-Mining kann an Orten ent­stehen, an denen poten­zielle Energie im Über­fluss vor­handen ist, aber sonst nicht viel. Es besteht keine Not­wen­digkeit, solche Vor­haben zu “regu­lieren”. Die Miner haben einen natür­lichen Anreiz, sich in der Nähe von relativ ent­le­genen, bil­ligen Strom­quellen anzu­siedeln und nicht in der Nähe von teuren. Natürlich müssen sie auch andere Fak­toren berück­sich­tigen, z. B. das recht­liche regu­la­to­rische Umfeld und die lokalen Durchschnittstemperaturen.

Darüber hinaus wird in kon­ven­tio­nellen Ener­gie­er­zeu­gungs­sys­temen regel­mäßig eine große Menge Energie ver­schwendet. Abge­sehen von den Ver­lusten bei der Strom­über­tragung auf­grund der Ent­fer­nungen zwi­schen Pro­duk­tions- und Ver­brauchs­orten ist das Abfa­ckeln von Gas bei Ölboh­rungen ein wei­teres Bei­spiel für rou­ti­ne­mäßige Ener­gie­ver­luste, bei dem sich das Bitcoin-Mining bereits als prak­ti­scher Weg erwiesen hat, um eine Abnahme-Flaute direkt am Ort der Ener­gie­pro­duktion aus­zu­gleichen und ansonsten über­schüs­sigen Energie-Abfall in Ein­nahmen zu ver­wandeln. Eines der Dinge, die das unter­neh­me­rische Bitcoin-Mining mit sich bringt, ist die Suche nach Mög­lich­keiten, Ener­gie­res­sourcen zu nutzen, die sonst ver­schwendet oder nur gering­ge­schätzt werden.

Das bringt uns zu unserem Haupt­thema. Bitcoin-Mining ver­braucht Energie. Das gilt für alle mensch­lichen Akti­vi­täten. Eine Schlüs­sel­frage lautet also: Wofür ver­braucht Bitcoin Energie und wie verhält sich dies im Ver­gleich zu den Kosten und Vor­teilen anderer mone­tärer Tech­no­logien, die eben­falls Energie verbrauchen?

Wenn jemand glaubt, dass eine bestimmte Tätigkeit nutzlos oder schädlich ist, wird er glauben, dass über­haupt keine Energie hierfür auf­ge­wendet werden sollte. Wenn jemand glaubt, dass eine bestimmte Tätigkeit für den wei­teren Fort­schritt der Zivi­li­sation wesentlich ist, dann erscheint selbst ein “hoher” Ener­gie­ver­brauch als loh­nende Investition.

Energie wofür?

Bitcoin ist eine neue Art von Geld­system. Es schafft und eta­bliert eine Wäh­rungs­einheit und bietet ein Abrech­nungs­system für die Über­tragung der Kon­trolle über diese Ein­heiten zwi­schen den Sys­tem­nutzern. Andere Systeme, die auf dem Bitcoin-Netzwerk auf­bauen, sind in der Regel besser in der Lage, die Kon­trolle über kleinere, in Bitcoin deno­mi­nierte Beträge schneller und effi­zi­enter zu über­tragen als direkt auf der Block­chain [Bitcoin-Pro­tokoll].

Was muss ein Geld­system leisten, um zu funk­tio­nieren? Wie nutzt Bitcoin die Energie, um dies auf ein­zig­artige Weise zu erreichen?

Mehrere Eigen­schaften wurden als wesentlich für Geld iden­ti­fi­ziert, wie Über­trag­barkeit, Dau­er­haf­tigkeit und Teil­barkeit. In dieser Betrachtung werden wir ein ent­schei­dendes Kri­terium für jede monetäre Tech­no­logie her­vor­heben. Sie muss über Mecha­nismen ver­fügen, 1.) welche die Pro­duktion von Geld­ein­heiten begrenzen und 2.) die den Nutzern des Geldes ver­mitteln, dass diese Begrenzung vor­aus­sichtlich auch in Zukunft noch gelten wird.

[Eine monetäre Tech­no­logie] … muss über Mecha­nismen ver­fügen, 1.) welche die Pro­duktion von Geld­ein­heiten begrenzen und 2.) die den Nutzern des Geldes ver­mitteln, dass diese Begrenzung vor­aus­sichtlich auch in Zukunft noch gelten wird.

Die monetäre Gemein­samkeit besteht darin, dass alle Geld-Systeme diese Funk­tionen in irgend­einer Weise erfüllen müssen. Bitcoin tut dies auf eine völlig neu­artige Weise. Und Bitcoin muss mit anderen mone­tären Tech­no­logien auf einer fairen Basis ver­glichen werden, sowohl in Bezug auf die Kosten als auch auf die Leistung. Mit anderen Worten: Wie effektiv ist eine bestimmte monetäre Tech­no­logie bei der Erfüllung dieser Funk­tionen im Ver­hältnis zu den Res­sourcen, die sie verbraucht?

In der Geschichte des öko­no­mi­schen Denkens haben ver­schiedene Tra­di­tionen der Geld­wert­theorie das einzig wahre Wesen des Geldes haupt­sächlich einem Faktor zuge­schrieben, nämlich dem Faktor, den die jeweilige Denk­schule bei der Behandlung des Themas für am wich­tigsten hält. Und jede dieser Denk­schulen lehnt andere Fak­toren teil­weise oder ganz ab, nämlich die­je­nigen, die von den kon­kur­rie­renden Schulen als die wesent­lichsten genannt werden. Die Kre­dit­theorie argu­men­tiert, dass Geld als Kredit ent­steht und Kredit ist. Die Staats­theorie argu­men­tiert, dass Geld als eine Schöpfung des Staates ent­steht und auch heute noch eine solche ist. Die Waren­theorie argu­men­tiert, dass Geld als Warengeld am Markt ent­steht und auch eine Ware war – bevor es in einem schritt­weisen Kor­rup­ti­ons­prozess seine Wurzeln verlor, der uns das moderne Fiat-Geld als trau­riges Über­bleibsel hin­ter­lassen hat.

Bitcoin scheint in keines dieser Modelle zu passen. Er bringt keine Gläu­biger-Schuldner-Bezie­hungen mit sich, sondern nur direkte und irrever­sible end­gültige Über­tra­gungen. Er wird weder von einem Sou­verän aus­ge­geben noch ver­waltet. Vielmehr ver­blüfft es die Sou­veräne, wenn sie fest­stellen, dass Bitcoin nicht nur ohne sie bereits ent­standen ist, sondern auch ohne sie funk­tio­niert. Es wird nicht aus dem Boden gegraben und als Münze gehandelt, die aus einem phy­si­schen Roh­stoff wie Gold oder Silber her­ge­stellt wurde. In der Tat gibt es in seiner Geschichte kei­nerlei tra­di­tio­nelle Ver­bindung zu phy­si­schen Rohstoffen.

Aus Sicht jeder dieser tra­di­tio­nellen Denk­schulen erscheint Bitcoin zunächst als ein … Nichts. Und nebenbei bemerkt, kann er unmöglich in einer mone­tären Rolle “funk­tio­nieren”, da ihm der eine wahre Faktor fehlt, der dem Geld – gemäß der jewei­ligen Denk­schule – erst seinen Wert ver­leiht. Es ist keine Ware. Es ist nicht staatlich gedeckt. Es ist kein Kredit. Also kann es kein Geld sein.

Dennoch ist es als mone­täres Netzwerk voll funk­ti­ons­fähig, wird täglich auf sehr geld­ähn­liche Weise ver­wendet und könnte in der Zukunft ohne wei­teres auf noch geld­ähn­li­chere Weise ein­ge­setzt werden.

Was wäre, wenn diese Ablehnung kein Problem des Bit­coins dar­stellte, sondern vielmehr auf eine neue und unvor­her­ge­sehene Her­aus­for­derung für diese mone­tären Denk­schulen hin­weist? Glück­li­cher­weise scheint es so zu sein, dass ein Faktor – und zwar, dass die Pro­duktion von Ein­heiten in irgend­einer Weise begrenzt sein muss und dass die Inte­grität und das fort­ge­setzte Funk­tio­nieren dieser Begrenzung von den Geld­nutzern über­prüft werden kann – die ver­schie­denen und manchmal scheinbar wider­sprüch­lichen Ele­mente zusam­menhält, die jede Schule als den jeweilig einzig wahren Faktor ange­priesen hat.

Wider­sprüch­liche Aus­sagen über die Natur und den Ursprung des Geldes

Einige Geld­theo­re­tiker haben argu­men­tiert, dass die anfäng­liche Ver­bindung zu einer Han­delsware der eigent­liche Grund dafür sei, dass ein Geld ursprünglich seinen Wert erhielt (Waren­theorie). Zumindest war dies in der Ver­gan­genheit so. Auch heute noch befinden sich angeblich große Mengen Gold in den Tre­soren der Zen­tral­banken. Der alte “Metal­lismus” ging davon aus, dass der Wert “in” den Metallen steckt. Gold und Silber sind Geld. Etwas dif­fe­ren­ziertere Ableger dieser Theorie argu­men­tieren, dass die Knappheit dieser Metalle auf natür­liche Art und Weise die Pro­duktion neuer Ein­heiten begrenzt. Heute gebe es zwar reines Fiat-Geld, aber nach dieser Ansicht hätte es nicht ent­stehen können, ohne dass es von den frü­heren Roh­stoff­geldern abgelöst worden wäre, als die Mit­glieder der Staats-/Ban­ken­al­lianz ihren Ver­pflich­tungen zur Ein­lösung von Papier­zer­ti­fi­katen und Kon­to­bu­chungen für Metall nicht mehr nachkamen.

Andere behaupten, der “wahre” Grund für den Geldwert sei immer und überall die Unter­stützung der Herr­schenden gewesen (Staats­theorie). “Geld ist ein Geschöpf des Staates.” Das war es immer, ist es immer und muss es immer sein. Selbst wenn viele der vom Staat aus­ge­ge­benen Münzen zufällig aus Kupfer, Silber oder Gold bestanden, war dies nur ein unmaß­geb­liches his­to­ri­sches Artefakt. Und zum Glück, so sagt man uns, wurden solche alten mate­ri­ellen “Fesseln”, also die Metalle selbst, in der Neuzeit end­gültig auf­ge­geben, so dass nur noch der reine Wille des Sou­veräns (und seiner Partner: der Banken) übrig­blieb, der ohnehin immer der einzig wahre Faktor war. Was in der Ver­gan­genheit geschah, so heißt es, war, dass die Fiat-Zer­ti­fikate des Staates auf Metall­münzen geprägt wurden, anstatt auf Papier­zettel gedruckt zu werden. Die Fiat-Essenz des Geldes war immer da; es ist jetzt nur effi­zi­enter für den Sou­verän, seine Impri­matur [Druck­erlaubnis] auf Papier zu drucken, als sie auf seltene Metalle zu prägen. Was für eine Ver­schwendung das doch war, so sagt man uns.

Wieder andere inter­pre­tieren die Existenz von pri­mi­tivem Gefäl­lig­keits­tausch, Stam­mes­ge­schenken, Tempel-Schuld­bü­chern, Kerb­hölzern, Kre­ditgeld und „Bier­de­ckeln“, auf die die Kunden anschreiben lassen, dahin­gehend, dass jeg­liches Geld so erklärt werden muss, dass es seinen Wert “eigentlich” aus Kre­dit­be­zie­hungen erhält (Kre­dit­theorie). “Geld ist Kredit/Schuld”, so dieser Ansatz, das Mittel, das sich her­aus­kris­tal­li­siert hat für den Aus­tausch von Gefäl­lig­keiten im Kontext post-pri­mi­tiver Gemeinschaften.

Aber hier finden wir eine weitere unan­ge­nehme Merk­wür­digkeit, die der­je­nigen ähnelt, die wir bei der Staats­theorie beob­achtet haben. So wie Fiat-Zer­ti­fikate angeblich zufällig auf Edel­me­tall­münzen gedruckt wurden, so sind auch his­to­rische Kre­dit­buch­ein­träge in der Regel zufällig in Ein­heiten einer Ware wie Sil­ber­ge­wichten oder der Stückzahl von Hausvieh ange­geben worden. Dieser ver­meint­liche Zufall, dass Schuld­buch­ein­träge in klas­si­schen Waren-Geld-Ein­heiten deno­mi­niert sind, stört diese Theo­re­tiker nicht son­derlich, da sie an ihrer These fest­halten, dass das wahre Wesen des Geldes nicht von der „Waren­haf­tigkeit“ oder gar der „Staats­mä­ßigkeit“ her­rührt, sondern von der „Kre­dit­haf­tigkeit“.

Eine neue inter­pre­ta­to­rische Herausforderung

Diese riva­li­sie­renden Denk­schulen besitzen einige gemeinsame Ansätze, sie scheinen jedoch noch keine gemeinsame Grundlage gefunden zu haben. Die popu­lären Metaller gingen irr­tümlich davon aus, dass der Wert “in” den Edel­me­tallen steckt, wes­wegen die Staats- und Kre­dit­theo­re­tiker die Metaller hierfür zu Recht gescholten haben, sie aber iro­ni­scher­weise einen ähn­lichen Fehler begingen.

Die Denk­weise der Metal­listen sowie der Anhänger der Staats- und der Kre­dit­theorie können jeweils als eine Form des mone­tären Krea­tio­nismus betrachtet werden. Der Krea­tio­nismus ver­sucht, ein Phä­nomen zu erklären, aber nicht, indem er es direkt erklärt, sondern indem er einen Schöpfer oder eine Ursprungs­ge­schichte pos­tu­liert. Das Problem besteht darin, dass die ver­schie­denen krea­tio­nis­ti­schen Erklä­rungs­an­sätze auf etwas Vor­an­ge­gan­genes ver­weisen, das dann eben­falls erklärt werden müsste, ohne dass die Sache selbst damit not­wen­di­ger­weise erklärt wird.

Der metal­lis­tische Krea­tio­nismus sagt: “Der Wert liegt im Metall. Das Metall schafft den Wert des Geldes.” Das Metall spricht sozu­sagen selbst.

Der staat­liche Krea­tio­nismus sagt: “Die Herr­scher schaffen das Geld und das erklärt seinen Wert.” Der Wert des Geldes liegt in der Bil­ligung des Fürsten oder in der Annah­me­praxis des Fiskus. Geld hat einen Wert, weil der Staat es so verfügt.

Den Anhängern der Kre­dit­theorie zufolge hat der Wert des Geldes seinen Ursprung in den Stam­mes­prak­tiken des Tau­sches von Gefäl­lig­keiten. Später kamen zen­tra­li­sierte Prak­tiken wie das Führen von Schuld­bü­chern in Tempeln dazu. Der Verweis auf archaische Kre­dit­ver­ga­be­prak­tiken erklärt angeblich den Wert des Geldes, aller­dings ohne zu erklären, was es denn genau ist, das geliehen wird. Die Geschichte der Kre­dit­vergabe schafft den Wert des Geldes. Eine nebulöse Wesenheit bestehend aus der Anhäufung von Gefäl­lig­keiten und Dienst­leis­tungen wird irgendwie durch die Geld­einheit übertragen.

Bei Bitcoin könnte man sich leicht in eine ähn­liche Richtung irren. Satoshi Nakamoto hat ihn erschaffen …, deshalb …

Darüber hinaus: Nichts. Der nomi­nelle Urheber von Bitcoin hatte den gesunden Men­schen­ver­stand, das System ein­zu­führen, es durch ein paar anfäng­liche Schwie­rig­keiten zu begleiten und dann zu ver­schwinden, bevor es kaum einen Marktwert erlangt hatte – den Bitcoin so hin­ter­lassend, dass er danach beur­teilt wird, was er ist und wie er funk­tio­niert, und nicht danach, wer ihn geschaffen hat.

Die monetäre Gemeinsamkeit

Auf den üblichen Listen von Geld­ei­gen­schaften findet man Punkte wie Über­trag­barkeit und Teil­barkeit, und das sind sicherlich not­wendige Eigen­schaften für ein Geld. Auch das Wort “Knappheit” findet sich dort. Knappheit hat jedoch mehrere tech­nische Bedeu­tungen, die sich unter­scheiden in der all­ge­meinen Wirt­schafts­theorie (nicht über­reichlich vor­handene Güter), in der Eigen­tums­theorie (riva­li­sie­rende Güter) und im all­täg­lichen Gebrauch (es gibt weniger, als ich gerne hätte). In einem mone­tären Kontext wird der Begriff “knapp” in einem vierten, sehr spe­zi­fi­schen Sinn ver­wendet: Die Eigen­schaft, dass die Pro­duktion neuer Ein­heiten ein­ge­schränkt ist.

Diese Bedeutung von Knappheit bezieht sich auf eine Methode zur Beschränkung der Pro­duktion von Geld­ein­heiten. Dieser Faktor ist allen mone­tären Tech­no­logien gemeinsam. Solche Pro­duk­ti­ons­be­schrän­kungen haben in jedem der Fälle zu der Ein­schätzung der Öffent­lichkeit geführt, dass die Geld­ein­heiten ihre Kauf­kraft von gestern über heute bis in die Zukunft behalten werden. Die angeb­liche relative Vor­herr­schaft einer solchen Methode gegenüber den anderen kenn­zeichnet die ver­schie­denen Gel­d­arten und die jewei­ligen Denkschulen.

Der­artige Beschrän­kungen können unter zwei Aspekten betrachtet werden: 1.) die Beschrän­kungen selbst und 2.) die Bereit­wil­ligkeit und die Genau­igkeit, mit der die Benutzer die Art und Weise dieser Beschrän­kungen erkennen und ihre Wirk­samkeit über­wachen können. Es muss sowohl eine objektive Wirk­samkeit bei der Begrenzung der Pro­duktion von Ein­heiten geben als auch Mög­lich­keiten für die Men­schen, sich zu ver­ge­wissern, dass diese Beschrän­kungen im Laufe der Zeit wei­terhin funk­tio­nieren werden.

Es gibt zwei Arten von Beschrän­kungen der Pro­duktion von Ein­heiten. Erstens müssen die Geld­nutzer hin­rei­chend davon über­zeugt sein, dass die Geld­pro­du­zenten ihre eigene Pro­duktion zumindest in einem ver­nünf­tigen Maß ein­schränken werden – aus irgend­einem Grund. Zweitens darf kri­mi­nelle Geld­fäl­schung nicht derart einfach und weit ver­breitet sein, dass sie sich wesentlich auf die Kauf­kraft aus­wirken könnte.

Es muss also nach­ge­wiesen werden, dass 1.) die Geld­pro­du­zenten ent­weder objek­tiven Beschrän­kungen und/oder einer selbst auf­er­legten Dis­ziplin unter­worfen sind, und 2.) dass diese Beschrän­kungen nicht ohne Wei­teres durch Fäl­scher zunich­te­ge­macht werden können. Berück­sichtigt das Geld­system diese beiden Fak­toren nicht, schwächt oder zer­stört das die Kauf­kraft der respek­tiven Einheiten.

Berück­sichtigt das Geld­system diese beiden Fak­toren nicht, schwächt oder zer­stört das die Kauf­kraft der respek­tiven Einheiten.

Sowohl objektiv als auch inter­sub­jektiv erfassbar

Damit ein mone­täres System funk­tio­niert, müssen sich die Benutzer darauf einigen können, dass bestimmte Tat­sachen auf der Grundlage eines gemein­samen Beweis­stan­dards beur­teilt werden können. Bei­spiels­weise müssen die Nutzer auf irgendeine Weise bestä­tigen und sich darauf einigen können, dass ein bestimmtes Exemplar eine der Ein­heiten ist, für die es gehalten wird. Eine Person könnte glauben, dass das Papier, das sie hat, ein Dollar ist; eine andere könnte fest­stellen, dass es gefälscht ist. Eine Person könnte glauben, sie habe einen mas­siven Gold­barren, eine andere könnte fest­stellen, dass es sich um einen gold­be­schich­teten Wolf­ram­barren handelt.

Die­selbe Anfor­derung gilt nicht nur für Fäl­schungen, sondern auch für das all­ge­meine Ver­ständnis der Öffent­lichkeit für die Art und Weise der Pro­duktion der Einheit – ein Ver­ständnis dafür, wie Bestands­ver­än­de­rungen zustande kommen und wie wesentlich und variabel solche Ver­än­de­rungen wahr­scheinlich sein werden. Wenn die Men­schen glaubten, dass sich die Gesamt­menge eines bestimmten Geldes morgen ver­doppeln würde, aus welchem Grund auch immer, würde sich diese Vor­stellung auf ihre heu­tigen Ent­schei­dungen über den Kas­sen­be­stand auswirken.

Dies ist jedoch mehr als nur eine “gemeinsame Illusion”. Eine Illusion kann nicht geteilt werden, wenn es keine Methode dafür gibt, wie eine solche vor­geb­liche Illu­sions-Über­tragung von­stat­ten­gehen könnte. Wenn die Wahr­nehmung über die Ver­dop­pelung des Geldes zutreffend gewesen wäre und sich die Geld­menge am fol­genden Tag tat­sächlich ver­doppelt hätte, hätte die Kauf­kraft der Einheit wesentlich abge­nommen gegenüber einer Situation ohne Ver­dop­pelung, unab­hängig von allen Illusionen.

Eine Illusion kann nicht geteilt werden, wenn es keine Methode dafür gibt, wie eine solche vor­geb­liche Illu­sions-Über­tragung von­stat­ten­gehen könnte.

Diese Ergeb­nisse würden auch unab­hängig von Ände­rungen der Erwar­tungen hin­sichtlich des Geld­pro­duk­ti­ons­vo­lumens ein­treten. Ein tat­säch­licher Net­to­an­stieg der Zahl der Ein­heiten im Besitz der Geld­nutzer würde eine Reihe von Effekten in Gang setzen, selbst wenn die meisten Men­schen den Don­nerhall der geld­ab­wer­fenden Hub­schrauber nicht gehört hätten.

Edel­me­tall­münzen

Bei den Edel­me­tall­münzen gehörten zu den objek­tiven Fak­toren, die das Angebot begrenzten – und zur Infor­mation der Öffent­lichkeit über diese Grenzen dienten – tech­nische Mittel wie Prä­ge­stempel, Metall­urgie und Münz­prüfung. Diese dienten dazu, Fäl­schungen und Münz­ver­schlech­te­rungen zu erschweren und kost­spie­liger zu machen. Dieses Wissen half den Men­schen, zwi­schen echten und gefälschten Exem­plaren zu unter­scheiden, und trug dazu bei, den Wert aller im Umlauf befind­lichen Ein­heiten zu sichern.

Spe­zi­fi­ka­tionen für den Metall­gehalt ver­ändern die Kos­ten­struktur der Münz­prägung. Die all­ge­meine Erkenntnis, dass Edel­me­talle begrenzt und teuer sind und dass von einer bestimmten Münz­sorte erwartet wurde, dass sie einen bestimmten Metall­gehalt hat, führte dazu, dass die Münze ent­weder in grö­ßeren oder klei­neren Mengen her­ge­stellt wurde.

Auch die Form und das Aus­sehen der Münzen, ein­schließlich ihrer Prägung, beein­flussten diese Wahr­neh­mungen. Die alte Debatte darüber, ob der Metall­gehalt oder die Fiat-Prägung den Wert und die Wahl des Geldes “wirklich” allein bestimmten, stellt diese Fak­toren in feh­ler­hafte Art und Weise als Gegen­sätze von “ent­weder – oder” dar. Die ver­hält­nis­mä­ßigen Bei­träge dieser und anderer Fak­toren waren je nach Zeit und Ort unter­schiedlich. Überall dort, wo diese beiden Fak­toren vor­handen waren, beein­flussten sie die Ent­schei­dungen der Öffent­lichkeit, die das Geld benutzte, und die Kauf­kraft der Geld­einheit. Ein Teil des Wertes wurde dem Metall selbst bei­gemessen, ein anderer der “Marken”-Zertifizierung [also die Prägung der Münze durch den Herausgeber].

All dies ergibt sich nicht direkt aus den so genannten “inhä­renten” Eigen­schaften der Ein­heiten, sei es der Metall­gehalt, der Fürs­ten­stempel oder der Status als Schuld­titel. Es ergibt sich sowohl aus den tat­säch­lichen Wesens­merk­malen der Pro­duktion der Ein­heiten als auch aus der all­ge­meinen Vor­stellung der erwar­teten rela­tiven Kauf­kraft und Liqui­dität der Ein­heiten. Ver­schiedene Fak­toren spielen bei der Bildung dieser Vor­stellung eine Rolle. Die Inter­pre­ta­ti­ons­frage ist, wie diese Fak­toren zur jewei­ligen Zeit und am jewei­ligen Ort aus­sehen. Sowohl die tat­säch­lichen als auch die vor­ge­stellten Wesens­merkmale des Geld­an­ge­botes tragen dazu bei.

Daher sollte der Wert, den eine Gold­münze mit auf­ge­prägter Herr­scher-Büste im Laufe der Geschichte erhalten hat, nicht ver­ein­fa­chend darauf zurück­ge­führt werden, dass es sich ent­weder um reines Warengeld (das Metall) oder reines Fiat-Geld (die Prägung) gehandelt hat. Wahr­scheinlich trug eine Kom­bi­nation beider Fak­toren dazu bei, sowohl die Regu­lierung der Pro­duktion der Ein­heiten als auch die Schaffung eines all­ge­meinen Ver­ständ­nisses der Öffent­lichkeit für die Art und Weise dieser Regulierung.

FIAT-Bank­noten und Bank-Kreditgeld

Bei Fiat-Geld­scheinen wissen die Men­schen, dass Fäl­scher straf­rechtlich ver­folgt werden und dass das Finanz­mi­nis­terium oder die Zen­tralbank ver­suchen werden, die Pro­duktion neuer Ein­heiten auf der Grundlage ihrer gesetz­lichen Befug­nisse in einer ver­meintlich ver­nünf­tigen Weise zu regu­lieren. Diese Methoden stützen die Vor­stellung der Nutzer, dass nicht nur die Fäl­schung unter­drückt wird, sondern auch der Geld­her­steller selbst die Pro­duktion ein­schränkt. Die Regierung ist dafür zuständig und hat das im Griff.

Bank­noten mit einem Nennwert von einer Billion könnten ab morgen in Mas­sen­pro­duktion her­ge­stellt werden, wenn die Ver­ant­wort­lichen dies in ihrem eigenen Interesse tun würden. Das tun sie aber meistens nicht. Und warum nicht?

Die Zer­störung des Geldes liegt nicht im Interesse einer herr­schenden Klasse, die sich auf eine ständig infla­tio­nie­rende (wert­ver­lie­rende) Geld­einheit ver­lässt, um sich selbst Vor­teile zu ver­schaffen auf Kosten der All­ge­meinheit. Das Ban­ken­system ver­schafft den­je­nigen, die es orches­trieren, pro­pa­gieren und deren Kame­raden einen stän­digen Zufluss von Son­der­in­ter­essen-Vor­teilen, und zwar auf relativ obskure Art und Weise. Es muss am Laufen gehalten werden, und im Ide­alfall geschieht die Umver­teilung von Wohl­stand so, dass sie kaum bemerkt wird, denn die davon pro­fi­tie­rende Ober­schicht wünscht sich natürlich, dass solche lukra­tiven, wenn auch unethi­schen Ver­mö­gen­s­transfers auch wei­terhin funk­tio­nieren. Wenn ein solches System wirklich zusam­men­bricht, wie im Falle einer Hyper­in­flation, ver­lieren auch diese Eliten, nicht nur die Masse der nor­malen Bürger.

Die Zer­störung des Geldes liegt nicht im Interesse einer herr­schenden Klasse, die sich auf eine ständig infla­tio­nie­rende (wert­ver­lie­rende) Geld­einheit verlässt …

Dieses Interesse der Eliten an der Auf­recht­erhaltung eines funk­tio­nie­renden Systems zum Abschöpfen von Wohl­stand durch Fiat-Geld besteht auch im Hin­blick auf die gän­gigste Form des modernen Geldes – die elek­tro­ni­schen Sicht­ein­lagen bei Geschäfts­banken. Dieses “moderne” Bank­kre­ditgeld wird mit einem Feder­strich des Bankers bei der Kre­dit­vergabe geschaffen. Was jedoch “ver­liehen” wird, ist nichts anderes als eine Ver­än­derung der Zahlen in der Buch­haltung der Bank. Doch trotz des Anscheins von “freiem Geld” kann eine solche Groß­zü­gigkeit nicht unein­ge­schränkt fort­ge­setzt werden, denn sonst würde das System selbst bald dege­ne­rieren und mög­li­cher­weise zusam­men­brechen. Das Spiel wäre aus. Welche Methoden werden ein­ge­setzt, um dies zu verhindern?

Das Ver­ständnis der Öffent­lichkeit für dieses “Buchgeld” ist unklar. Es ist ein­facher, auf die offen­sicht­li­cheren infla­ti­ons­för­dernden Akti­vi­täten von Zen­tral­banken und Finanz­mi­nis­terien hin­zu­weisen, als das Konzept der Geschäfts­banken zu ver­stehen, die vor Ort mit freier Hand Geld schöpfen.

Aber auch das Buchgeld hat seine eigenen, beson­deren Regu­lie­rungen der Ange­bots­be­schränkung. Zu den Fak­toren, die die Pro­duktion von Geschäfts­bank­kre­diten ein­schränken, gehört die Tat­sache, dass die Emit­tenten einem staatlich orga­ni­sierten Kartell ange­hören müssen, den sich ständig ändernden Regeln und Richt­linien dieses Kar­tells folgen müssen und im Rahmen sich ständig ändernder amt­licher Zins­sätze und anderer Poli­tiken agieren müssen. Weichen sie zu weit ab, ris­kieren sie ihren Aus­schluss aus dem Club. Zen­tral­banken, Ban­ken­ver­bände und andere Regu­lie­rungs­be­hörden legen diese Regeln und Mit­glied­schafts­an­for­de­rungen fest und ändern sie. Nicht jeder kann sich einfach so nie­der­lassen und anfangen, selbst­kre­ierte Kon­to­gut­haben zu “ver­leihen”, ohne dass dies den über­ge­ord­neten Infla­tions-Orga­ni­sa­toren unan­genehm auf­fallen würde. Die kon­ti­nu­ier­liche Mas­sen­ent­eignung, die das Fiat-Infla­ti­ons­system mit sich bringt, muss auf­recht­erhalten werden, damit die Massen nicht anfangen, sich über­mäßig über ihr Los zu beschweren, was von Zeit zu Zeit zu geschehen droht.

Zu den Fak­toren, die die Pro­duktion von Geschäfts­bank­kre­diten ein­schränken, gehört die Tat­sache, dass die Emit­tenten einem staatlich orga­ni­sierten Kartell ange­hören müssen, den sich ständig ändernden Regeln und Richt­linien dieses Kar­tells folgen müssen und im Rahmen sich ständig ändernder amt­licher Zins­sätze und anderer Poli­tiken agieren müssen.

Wie beim Fiat-Papiergeld ist auch beim Bank-Kre­ditgeld ein wesent­licher Teil dessen, was die Hin­zu­fügung neuer Ein­heiten ein­schränkt, ein Rechts­status, der mit Gewalt und Dro­hungen bis hin zur mili­tä­ri­schen Macht der emit­tie­renden Nation unter­mauert wird. Die insti­tu­tio­nelle Gewalt erhält den Kar­tell­mit­gliedern das Pri­vileg, selbst­kre­ierte Kredite zu ver­geben und dafür Gebühren und Zinsen zu kas­sieren. Alle anderen müssen gewaltsam daran gehindert werden, das­selbe zu tun. Selbst die­je­nigen, die es geschafft haben, in den exklu­siven Club auf­ge­nommen zu werden, müssen daran gehindert werden, die der­zei­tigen Beschrän­kungen des Clubs zu über­schreiten. Die Nach­hal­tigkeit des Kar­tells muss gewahrt werden, und so muss die Inflation neuer Ein­heiten aus­rei­chend koor­di­niert werden, um einen Ver­trau­ens­verlust und einen Zusam­men­bruch des gesamten Systems zu vermeiden.

Dies ist die Qua­lität und die ethische Grundlage einiger der Methoden, mit denen Zen­tral­banken und Ban­ken­kar­telle ver­suchen, die Pro­duktion moderner Fiat-Geld­ein­heiten zu regulieren.

Die Beschrän­kungen der Bitcoin-Stückzahl defi­nieren teil­weise, was Bitcoin ist

Im dia­me­tralen Gegensatz dazu erzwingt und offenbart Bitcoin seine Pro­duk­ti­ons­ein­schrän­kungen auf völlig neue Art und Weise, die jeder der vor­her­ge­henden Methoden weit über­legen ist. Was früher mit Metall­urgie, Zer­ti­fi­zie­rungen, zen­tra­li­sierter Buch­führung, recht­licher Macht und Dro­hungen sowie Koor­di­nation innerhalb eines Kar­tells erreicht wurde, wird jetzt mit einem Open-Source-Pro­tokoll für ein Peer-to-Peer-Netzwerk erreicht, das kryp­to­gra­fische Veri­fi­zierung mit Proof-of-Work einsetzt.

Im Ver­gleich zu frü­heren Methoden zur Begrenzung der Stückzahl ver­hindert Bitcoin Fäl­schungen fast voll­ständig. Das Netzwerk igno­riert ungültige Trans­ak­tionen. Und obwohl es einfach ist, eine neue Altcoin-Block­chain [Alter­na­tiven zu Bitcoin] zu gründen, können Ein­heiten auf einer solchen Block­chain nicht als Bitcoin (BTC)-Einheiten aus­ge­geben werden, da sie keinen Platz auf der Bitcoin-Block­chain haben, was jederzeit einfach und kos­tenlos über­prüft werden kann. Auch Nicht-BTC-Münzen können einen gewissen han­del­baren Wert haben, aber selbst Markt­teil­nehmer, die mit solchen Ein­heiten handeln, wissen, dass die Altcoin-Ein­heiten nicht unmit­telbar mit BTC-Ein­heiten aus­tauschbar sind, was die Schwelle für eine erfolg­reiche Fäl­schung dar­stellen würde.

Bitcoin bekämpft eine will­kürlich her­bei­ge­führte Inflation von innen heraus, indem es den Ablauf für die Pro­duktion neuer Ein­heiten als inte­gralen Bestandteil des Systems selbst festlegt. Die Bitcoin-Einheit ist ein 21-Mil­li­onstel des gesamten mög­lichen Bestands an solchen Ein­heiten. Genauer gesagt ist die Einheit, die das Bitcoin-Netzwerk ver­wendet, ein Satoshi, von dem nur genau 2,1 Bil­li­arden pro­du­ziert werden können, und nicht mehr; was als Bitcoin bezeichnet wird, ist in Wirk­lichkeit eine Einheit von 100 Mil­lionen Satoshis.

Ein fest­ge­legter und unver­än­der­licher Ablaufplan für die Pro­duktion von Ein­heiten ist das zen­trale Element, das kenn­zeichnend für das Wesen des Bitcoin-Netz­werks ist. Bitcoin schränkt die Pro­duktion neuer Satoshis nicht nur objektiv ein durch die diese Beschränkung erzwin­genden Algo­rithmen des welt­größten Com­pu­ter­netz­werks, sondern bietet auch ein trans­pa­rentes und kos­ten­loses Mittel für jedermann, um die gesamte Pro­duktion von Ein­heiten bis hin zur jet­zigen Minute zu überprüfen.

Ein fest­ge­legter und unver­än­der­licher Ablaufplan für die Pro­duktion von Ein­heiten ist das zen­trale Element, das kenn­zeichnend für das Wesen des Bitcoin-Netz­werks ist.

Unter allen mone­tären Tech­no­logien zeichnet sich Bitcoin durch seine Klarheit, Objek­ti­vität, Trans­parenz und Bere­chen­barkeit aus. Die Methoden, die Bitcoin seinen Nutzern bietet, um die Pro­duk­ti­ons­be­din­gungen zu über­prüfen, sind in ihrer Zuver­läs­sigkeit und nahezu uni­ver­sellen Zugäng­lichkeit bei­spiellos. Jeder kann jederzeit die gesamte Geld­menge und deren Pro­duk­ti­onsrate über­prüfen. Und das Gesamt­an­gebot an Ein­heiten ist nicht nur jetzt bekannt, sondern auch für die Zukunft in einem Maße vor­her­sehbar, wie es nie zuvor möglich war.

Die Sicherheit des Systems beruht auf seinem Proof-of-Work-Mining-Netzwerk. Energie ist einer der wich­tigsten Fak­toren in diesem Prozess, neben Mining-Rigs, Platz auf den Ser­ver­farmen, Kühl­sys­temen und der Vor­her­seh­barkeit in Bezug auf die recht­lichen Rah­men­be­din­gungen. Im Gegensatz dazu sind moderne Geld­systeme infla­tionäre Systeme, die einen rie­sigen staat­lichen und quasi-staatlich-kom­mer­zi­ellen Durch­set­zungs­ap­parat benö­tigen, um bestehen zu können.

Moderne Geld- und Ban­ken­systeme ver­brauchen enorme Res­sourcen. Dazu gehört die Kos­ten­struktur des gesamten Banken- und Zah­lungs­ver­kehrs­ge­werbes und seiner Auf­sichts- und Voll­stre­ckungs­organe mit all ihren Zweig­stellen, Büros, Zen­tralen, Mit­ar­beitern, Ser­ver­farmen, Sicher­heits­sys­temen usw., nicht zu ver­gessen die jähr­lichen Kosten für die Beheizung und Kühlung all dieser Standorte auf der ganzen Erde.

Die Res­sourcen, die zur Unter­stützung dieses kon­ven­tio­nellen auto­ri­tären Unterbaus für die Geld­wert­re­gu­lierung ver­braucht werden, sind gigan­tisch. Hinzu kommen die Res­sourcen, die in ganzen Volks­wirt­schaften ver­geudet werden, da sich alle Markt­teil­nehmer ständig auf die wie­der­keh­renden Wirt­schafts­booms und ‑crashs ein­stellen müssen, die aus der Mani­pu­lation der Geld­menge und der Zins­sätze durch die zen­tralen Geld­planer resul­tieren. Die meisten nor­malen Bürger erleiden durch die Inflation einen stän­digen Verlust an Res­sourcen, der sich nur dann stärker bemerkbar macht, wenn die Inflation noch höher ist als normalerweise.

Die Res­sourcen, die zur Unter­stützung dieses kon­ven­tio­nellen auto­ri­tären Unterbaus für die Geld­wert­re­gu­lierung ver­braucht werden, sind gigan­tisch. Hinzu kommen die Res­sourcen, die in ganzen Volks­wirt­schaften ver­geudet werden, da sich alle Markt­teil­nehmer ständig auf die wie­der­keh­renden Wirt­schafts­booms und ‑crashs ein­stellen müssen …

Iro­ni­scher­weise ist das zyklische Spe­ku­la­ti­ons­umfeld, das dieses System erzeugt, ein Faktor hinter der Vola­ti­lität des Bitcoin-Preises, da fremd­fi­nan­zierte Spe­ku­lanten darin ein wei­teres “Risi­ko­spiel” finden, das Teil ihrer ver­zwei­felten Suche nach Mög­lich­keiten ist, dem nie endenden, aber unter­schiedlich schnellen Verfall des Wertes von Fiat-Geld­ein­heiten entgegenzuwirken.

Aus geld­tech­ni­scher Sicht bietet Bitcoin ein sehr ein­faches Geschäfts­modell. Für den Betrieb von Mining-Anlagen wird Strom ver­braucht. Diese Betriebe ten­dieren natürlich dazu, überall dorthin zu gehen, wo Energie bil­liger ist (unter sonst gleichen Bedin­gungen), was ten­den­ziell auch dort der Fall ist, wo die Nach­frage nach Energie durch kon­kur­rie­rende Anwen­dungen geringer ist. Dies schafft einen stän­digen Anreiz, mar­ginale Ener­gie­res­sourcen zu erhalten, zu ent­wi­ckeln oder mit­zu­nutzen, wenn dies möglich ist (wenn es die Tem­pe­ra­turen, die Zuver­läs­sigkeit, die Sicherheit und das lokale recht­liche und geschäft­liche Klima zulassen). Für diese Kosten bietet Bitcoin mit großem Abstand den objek­tivsten, vor­her­seh­barsten und trans­pa­ren­testen Ablaufplan für die Pro­duktion von Geld­ein­heiten, den es je gegeben hat, und es gibt keinen zweiten, der dem nahe kommt.

Schluss­fol­gerung

Geld hat insofern einen Wert, als die Geld­nutzer eine Geld­einheit als liquide und kauf­kräftig ein­schätzen und eine relativ hohe Wahr­schein­lichkeit sehen, dass sie diese Eigen­schaften über einen Zeitraum bei­behält, den sie für relevant halten. Defi­ni­tionen des Waren­in­halts, staat­liche Geneh­mi­gungs- und Akzep­tanz­stempel, ein kar­tel­li­siertes Ban­ken­system, Kre­dit­be­zie­hungen und in jüngster Zeit kryp­to­gra­fische Bezie­hungen in einem Peer-to-Peer-Netzwerk sind alles Ele­mente, die auf unter­schied­liche Art und Weise, manchmal in Kom­bi­nation, dazu bei­getragen haben, 1.) die Pro­duktion von Geld­ein­heiten sowohl durch die pri­mären Geld­pro­du­zenten als auch durch Fäl­scher ein­zu­schränken und 2.) dies auf eine Art und Weise zu tun, die die öffent­liche Wahr­nehmung der fort­wäh­renden Wirkung solcher Beschrän­kungen beeinflusst.

Eine bloße “Geld­il­lusion” reicht nicht aus, um den Wert des Geldes zu erklären. Pro­duk­ti­ons­be­schrän­kungen müssen die Her­stellung neuer Ein­heiten begrenzen, und diese Grenzen müssen für die Geld­nutzer in aus­rei­chendem Maße erkennbar sein. In beiden Punkten ist Bitcoin allen vor­an­ge­gan­genen monetäre Tech­no­logien, die die­selben Funk­tionen mit anderen Methoden erfüllt haben, weit überlegen.

Eine bloße “Geld­il­lusion” reicht nicht aus, um den Wert des Geldes zu erklären. Pro­duk­ti­ons­be­schrän­kungen müssen die Her­stellung neuer Ein­heiten begrenzen, und diese Grenzen müssen für die Geld­nutzer in aus­rei­chendem Maße erkennbar sein.

Bitcoin hat einen völlig neuen Weg auf­ge­zeigt, wie man Beschrän­kungen bei der Pro­duktion von Ein­heiten umsetzen kann, und einen neuen, leicht zugäng­lichen Weg für jedermann, sich zu ver­ge­wissern, dass diese Ein­schrän­kungen in Kraft bleiben. Er hat die Fäl­schung von außen eli­mi­niert und bemer­kens­werte und bei­spiellose Schritte unter­nommen, um die Auf­blähung von innen ent­weder unmöglich zu machen oder, falls sie jemals ver­sucht wird, spek­ta­kulär trans­parent zu machen. Bei Bitcoin ist die Öffent­lichkeit weit mehr als bei allen anderen mone­tären Tech­no­logien, die vor Bitcoin ent­standen sind oder neben Bitcoin weiter betrieben werden, in der Lage, die wesent­lichen Eigen­schaften des gesamten Geld­an­ge­botes dieser mone­tären Ein­heiten zu iden­ti­fi­zieren, zu über­prüfen und vorherzusagen.

Um den Ener­gie­ver­brauch von Bitcoin in einer aus­ge­wo­genen Art und Weise zu dis­ku­tieren, muss seine revo­lu­tionäre Qua­lität als neue monetäre Tech­no­logie aner­kannt werden. Darüber hinaus muss der gesamte Res­sour­cen­ver­brauch jeder kon­kur­rie­renden mone­tären Tech­no­logie für einen fairen Kos­ten­ver­gleich zusam­men­ge­zählt werden. Der objektive und leicht messbare Ener­gie­ver­brauch von Bitcoin muss ver­glichen werden mit einer Schätzung des enormen, viel­fäl­tigen und schwer zu sum­mie­renden Ener­gie­ver­brauchs der rele­vanten Teile des kon­ven­tio­nellen Kom­plexes aus Militär‑, Rechts‑, Banken- und Zah­lungs­sys­temen, der derzeit das Fiat-Geld­system unterhält und orches­triert – und auch davon lebt. Darüber hinaus muss eine Schätzung für die damit ver­bun­denen Kol­la­te­ral­schäden solcher Systeme hin­zu­gefügt werden, ein­schließlich der Finan­zierung von Kriegen und sys­te­ma­ti­schen Angriffen auf die bür­ger­lichen Frei­heiten durch leicht ver­dientes Geld, stetige und manchmal hohe Inflation und peri­odische Wirt­schafts­booms und ‑krisen.

Der objektive und leicht messbare Ener­gie­ver­brauch von Bitcoin muss ver­glichen werden mit einer Schätzung des enormen, viel­fäl­tigen und schwer zu sum­mie­renden Ener­gie­ver­brauchs der rele­vanten Teile des kon­ven­tio­nellen Kom­plexes aus Militär‑, Rechts‑, Banken- und Zah­lungs­sys­temen, der derzeit das Fiat-Geld­system unterhält und orches­triert – und auch davon lebt.

Bitcoin funk­tio­niert als monetäre Tech­no­logie auf eine Art und Weise, die der Funk­ti­ons­weise des derzeit eta­blierten Fiat-Systems weit über­legen ist. Die spe­zi­fische Ver­wendung von relativ leicht mess­baren Mengen an Elek­tri­zität, mit der natür­lichen Tendenz, Elek­tri­zität von Orten mit nied­ri­geren Ener­gie­kosten zu beziehen, ist vor­teilhaft im Ver­gleich zu den gewal­tigen Kosten und der gigan­ti­schen Res­sourcen-Ver­schwendung, auf der das Geschäfts­modell von Bit­coins wich­tigstem ver­blei­benden Kon­kur­renten in der mone­tären Tech­no­logie beruht.

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Dieser Artikel ist am 11. Juli 2022 auf der Seite “The Bitcoin Times” in eng­li­scher Sprache unter dem Titel “The Monetary Com­mo­n­ality” erschienen. Über­setzt von Florian Senne.


Quelle: misesde.org