Fruchtbare Ackerflächen und Wasser sind rare und begehrte Ressourcen, die weltweit immer knapper werden. Rasen ist heute ein fester Bestandteil und perfekt soll er ebenfalls sein. In Deutschland wächst auf etwa 1,8 Millionen Hektar Rasen, der in wertvolle Ackerflächen umgewandelt werden könnte. Denn Gras kann man nicht essen, und so gibt es weltweit Menschen, die eine Alternative zu Rasen für sich entdeckt haben. Ein neuer Trend zur Individualität trifft Nestlé, Unilever, Mondelez, General Mills oder Kraft Heinz gleichermaßen. Jungen Start-ups dagegen kommt er zugute. Gerade die Silicon-Valley-Milliardäre investieren lieber in „gesunde Ernährung“ statt Konzerne, die für ihr Junkfood bekannt sind.
In den letzten Jahren hat die Landwirtschaft so etwas wie einen romantischen Glanz bekommen, was teilweise der wachsenden Beliebtheit der Regional- bzw. der Von-der-Farm-auf-den-Tisch-Bewegung und ihrem Widerhall in entsprechenden Lifestyle-Veröffentlichungen geschuldet ist. Gerade junge Menschen schließen sich zusammen und bauen ihr eigenes Gemüse an. Regionale Produkte kaufen, weniger Müll produzieren – das Umdenken hat bei vielen bereits begonnen. Die Supermärkte sind voll mit Lebensmitteln, aber es handelt sich hauptsächlich um Importe aus anderen Ländern, und es gibt nicht viele Sorten. Missbildungen, Krankheiten und Viehsterben, das ist der tatsächliche Preis von Glyphosat & GVO! Die Probleme der modernen Landwirtschaft sind nicht von der Hand zu weisen. Bio-Gemüse erfolgreich direkt vermarkten, auch das ist möglich. Dass man nicht dazu eine riesige Fläche braucht, zeigen wir Ihnen anhand von einigen Beispielen auf.
Landwirtschaft geht auch anders, ohne GVO und Pestizide! Die letzte Chance für eine Zukunft ohne Not – Wir zeigen Ihnen anhand von einigen Beispielen auf, dass es möglich ist.
In nur 100 Jahren gingen auf Grund von Monokulturen über 75 Prozent der biologischen Vielfalt verloren. Pflanzen, Insekten und Organismen sind für die Nahrungsmittelproduktion von entscheidender Bedeutung, doch diese Artenvielfalt geht verloren. Die UN-Lebensmittelbehörde warnt deshalb vor der Bedrohung der weltweiten Nahrungsmittelproduktion durch mangelnde Artenvielfalt in der Umwelt.
Ein neuer Trend zur Individualität trifft Nestlé, Unilever, Mondelez, General Mills oder Kraft Heinz gleichermaßen. Jungen Start-ups dagegen kommt er zugute. Gerade die Silicon-Valley-Milliardäre investieren lieber in „gesunde Ernährung“ statt Konzerne, die für ihr Junkfood bekannt sind.
- Mit Standorten in Kalifornien, Colorado, Illinois, Nevada, Tennessee, New York City und Texas wurde Lyfe Kitchen mit Sitz in Palo Alto im Jahr 2011 gegründet und es gewinnt seitdem immer mehr an Bedeutung und zahlreiche neue Investoren.
- Schulspeisungen sind bekanntlich weit davon entfernt, nahrhaft zu sein, aber Revolution Foods hat dies geändert. Dieses Unternehmen stellt pro Woche mehr als eine Million gesunde und frische Mahlzeiten her und serviert Lebensmittel, die frisch verarbeitet werden. Sie haben keinen Maissirup mit hohem Fruchtzuckergehalt, künstliche Aromen oder Zusatzstoffe. Revolution Foods sorgt dafür, dass Kinder in der Schule eine angemessene Ernährung erhalten (insbesondere Kinder, die an kostenlosen und reduzierten Mahlzeiten teilnehmen), was eine sehr gute Sache ist, das fand auch der Mitbegründer von AOL, Steve Case und investierte 30 Millionen US-Dollar in das Unternehmen.
- Mehr Informationen: Geht doch! Brutales Ende der Top-Marken! Die Krise der großen Lebensmittelmarken NESTLÉ, COCA-COLA und KRAFT HEINZ!
Kennen Sie Peter Buffett?
Peter Buffett ist der jüngste Sohn von Warren Buffett, dem Freund von Bill Gates – zwei Männer, die eine Vorliebe für Monsanto und GMO haben. Peter ist Musiker und Komponist. Er schrieb die Musik zu der berühmten Feuer-Szene in Kevin Costners Indianerdrama Der mit dem Wolf tanzt. 1999 gewann er einen Emmy für den Soundtrack zu einem Dokumentarfilm. Als sein Vater Warren Buffett seinem Sohn Peter eine Milliarde Dollar für gemeinnützige Projekte schenkte, wurde Peter Buffett unverhofft Milliardär.
Eine alteingesessene Farm, 100 Kilometer von New York entfernt, wurde zu einem Forschungs- und Lehrzentrum für lokale und nachhaltige Landwirtschaft – es ist das größte Vorhaben dieser Art im Land. Peters Buffetts ambitioniertes Ziel ist es zu beweisen, dass eine Alternative zur industriellen Landwirtschaft im großen Stil funktioniert.
Buffett und seine Frau gründen Novo, eine gemeinnützige Stiftung mit dem Ziel, einen „globalen Wandel der Gesellschaft von einer Kultur der Unterdrückung in eine Kultur der Gleichheit und der Zusammenarbeit“ herbeizuführen. Er macht genau das Gegenteil von dem, was sein Vater macht.
Er löste eine Debatte aus, als er die Stiftungen kritisierte, also auch die Bill-Gates-Stiftung. Die Stiftungen der Industriellen und Finanziers mühten sich um Lösungen für Probleme, die sie und ihre Mitstreiter mit ihren kommerziellen Aktivitäten selbst angerichtet hätten, so Peter Buffett.
Landwirtschaft muss neu gedacht werden
Aus der industriellen Tretmühle ganz auszubrechen, ist sicherlich möglich, aber jeder Schritt in diese Richtung bedeutet inneres Wachstum und eine stärkere Verbundenheit mit allem, was unser Leben unterstützt und für das wir dankbar sind. Mit Landwirtschaft Geld zu verdienen, war immer schon sehr hart. Wenn das nicht stimmte, hätte es nicht diese weltweiten Wanderungsbewegungen vom Land in die Städte seit dem Beginn der Zivilisation gegeben. Seit ein paar findet Jahren ein Umdenken statt
Kennen Sie Paul Kaiser?
Paul Kaiser zeigt mit seinem kleinen Hof, wie er trotz der Dürre reichlich erntet. Seine Farm nennt er Singing Frogs Farm. Wir hatten Ihnen in einem Beitrag gezeigt, dass Landwirtschaft auch anders geht, ohne GVO und Pestizide! Paul Kaiser ist dafür bekannt, dass auch eine Dürre dem Gemüsegarten nichts ausmacht.
Eine andere Welt ist pflanzbar
Genial! Gesunde, sichere, hochqualitative und finanzierbare Nahrung für alle Menschen „Jeder hat das Recht, gutes Essen zu bekommen“, erklärt Will Allen. Der ehemalige Profi-Basketballer, der einen Bauernhof in einem Armutsviertel von Milwaukee gründete. Mit der Farm ernährt Will Allen viele Tausende Menschen und hilft gleichzeitig, junge Menschen von der Straße zu holen. Mit Erfolg. Will Allen startete seine eigene Revolution. Von einem erfolgreichen Basketballspieler zu einem erfolgreichen Urban Farmer.
Organisationen zeigen ihre „essbaren“ Landschaften
Zum Beispiel: HomeHarvest erschafft „essbare“ Landschaften im Gebiet von Boston, Massachusetts. Ben Barkan gründete Home Harvest und steckte seine Erfahrungen, die er auf 35 biodynamischen Farmen auf der Welt gesammelt hatte, hinein in die städtische Umwelt, in der er regenerative Ökosysteme installieren und die Menschen direkter mit ihren Lebensmitteln verbinden möchte. HomeHarvest hat auch eine gemeinnützige Abteilung, die hauptsächlich Obstbäume als Lebensmittelquelle für bedürftige Gemeinden pflanzt und zugleich die Anwohner lehrt, sie zu unterhalten und zu nutzen.
Urbane Gärten und Gemeinschaftsgärten sind ein weltweit vorkommendes Phänomen
Immer mehr Menschen kommen zusammen, um gemeinsam ihre Umgebung zu gestalten und ökologische Nahrungsmittel anzubauen. Der innerstädtische Gemüseanbau hat auch Deutschland erreicht. Die Landwirtschaft kehrt in die Städte zurück. Selbstversorgung durch Gemüseanbau: Überall boomt die neue Lust am Eigenanbau von Gemüse und Obst. Gemüsegarten statt Rasen: Der innerstädtische Gemüseanbau in Detroit soll größer werden, Bürgermeister Mike Duggan kündigte an, dass der neue Teil des 24 Hektar großen Stadtparks, mit einem Wert von 13,75 Millionen Euro, mit Obst und Gemüse bebaut werden soll.
Ist Ihnen Herwig Pommeresche in Norwegen bekannt ?
Er ist ein ausgewanderter Deutscher, der zwischen den Felsen in Nordnorwegen einen Humusgarten aufgebaut hat. Er betreibt seit vielen Jahren die Erdisierung, nicht mit Kompost, sondern mit Pflanzengrütze, Chloropyll und Direktnahrung für die Bodenlebewesen. Herwig Pommeresche ist deutschstämmiges Permakultur-Urgestein in Norwegen, Mitorganisator des 3. Welttreffens der Permakultur (IPC) 1993 in Skandinavien, Autor von „Humussphäre-Humus – ein Stoff oder ein System“ und Träger der Francé-Medaille 2010 für seine Verdienste um diese biologische Denk- und Vorgehensweise für die Erzeugung gesunder Lebensmittel und den Erhalt und den Aufbau der Humussphäre. Er studierte in Hamburg Architektur, lebt seit 1974 in Norwegen und ist seit 1988 Permakulturdesigner in Norwegen.
Herwig Pommeresche stellt dem gängigen chemisch-technisch geprägten Landwirtschaftssystem ein ökologisch orientiertes Verständnismodell entgegen. Darauf aufbauend, diskutiert er die agrarkulturellen Errungenschaften beispielgebender prähistorischer Völker ebenso wie die wichtigsten Erkenntnisse moderner Biologen und Agrarfachleute, die auf diesem Gebiet Pionierarbeit geleistet haben.
Die Humussphäre ist keine neue Entdeckung! Auf Grund der Verknappung der Rohstoffe wie der chemischen Ressourcen muss eh ein Umdenken stattfinden.
Bereits Justus von Liebig beschäftigte sich in seinem Buch „Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie“ 1840 mit dem Thema.
Auszug aus seinem Buch:
„In einem Boden, welcher der Luft zugänglich ist, verhält sich der Humus genau wie an der Luft selbst; er ist eine langsame äußerst andauernde Quelle von Kohlensäure.
Um jedes kleinste Teilchen des verwesenden Humus entsteht, auf Kosten des Sauerstoffs der Luft, eine Atmosphäre von Kohlensäure.
In der Kultur wird durch Bearbeitung und Auflockerung der Erde, der Luft ein möglichst ungehinderter und freier Zutritt verschafft.
Ein so vorbereiteter und feuchter Boden enthält also eine Atmosphäre von Kohlensäure und damit die erste und wichtigste Nahrung für die junge Pflanze, welche sich darauf entwickeln soll.
Im Frühlinge, wo die Organe fehlen, welche die Natur bestimmt hat, die Nahrung aus der Atmosphäre aufzunehmen, wo diese Organe erst gebildet werden, sind es die Bestandteile des Samens, welche zuerst und ausschließlich zur Bildung der Wurzeln verwendet werden; mit jeder Wurzelfaser erhält die Pflanze einen Mund, eine Lunge, einen Magen.
Von dem Augenblicke an, wo sich die ersten Wurzelfasern gebildet haben, sind sie es, welche die Funktionen der Blätter übernehmen, sie führen aus der Atmosphäre, in der sie sich befinden, aus dem Boden nämlich, Nahrung zu; von dem Humus stammt die Kohlensäure her.
Durch Auflockerung des Bodens um die junge Pflanze, erneuern und vervielfältigen wir den Zutritt der Luft, wir begünstigen damit die Bildung der Kohlensäure; die Quantität der erzeugten Nahrung würde sich vermindern mit jeder Schwierigkeit, die sich im Boden dieser Lufterneuerung entgegenstellt; bei einem gewissen Grade der Entwicklung der Pflanze ist sie es selbst, welche diesen Luftwechsel bewirkt. Die Atmosphäre von Kohlensäure, welche den unverwesten Teil des Humus vor weiterer Veränderung schützt, wird von den feinen Wurzelhaaren, den Wurzeln selbst, aufgesaugt und hinweggenommen, sie wird ersetzt durch atmosphärische Luft, die ihren Platz nimmt; die Verwesung schreitet fort, es wird eine neue Quantität Kohlensäure gebildet. In dieser Zeit empfängt die Pflanze von den Wurzeln und äußeren Organen gleichzeitig Nahrung, sie schreitet rasch ihrer Vollendung entgegen (…) “ Quelle: Justus von Liebig: Ursprung und Verhalten des Humus
Wissenschaftlerehepaar RAOUL H. FRANCÉ und ANNIE FRANCÉ-HARRAR
Bis 1926 untersuchten sie die europäischen Böden. Dann dehnten sie die Forschung aus auf tropische Böden: afrikanische und australische Wüstenböden, Urwaldböden von Vorderasien, Indien, Westindien, Zentralamerika. Bis vor 200 Jahren wurde dem Boden nichts hinzugefügt, so Annie Francé-Harrar.
Sie haben die Mikroorganismen als die Grundlage alles Lebendigen und die Bewahrer der Fruchtbarkeit unserer Erde entdeckt. Aus organischen und anorganischen Bestandteilen des Bodens erzeugen sie den Humus, die lebendige Pflanzennahrung. Seit der Mensch sesshaft geworden ist und Ackerbau und Viehzucht betreibt, verbraucht er Humus. Raoul Francé war der erste, der sich intensiv und mit den technischen Möglichkeiten der damaligen Zeit versehen, daran machte, die Kleinstwelt zunächst im Wasser (Streifzüge im Wassertropfen, 1906) und dann im Boden (Leben im Boden,1922) zu erforschen. Seine große Leistung war es, dieses Wissen auch allgemeinverständlich in Wort und Bild zu den Menschen zu bringen. (Fotografie war noch nicht möglich, deshalb erfand er extra eine Zeichenmethode, um die Kleinstlebwesen darzustellen). Seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt und allein in Deutschland 3 Millionen mal verkauft. Durch den ersten Weltkrieg, III. Reich und zweiten Weltkrieg wurden viele seiner Arbeiten und sein Institut zerstört und sein Werk geriet in Vergessenheit.
„Die letzte Chance, für eine Zukunft ohne Not“ (erst erschienen 1950) von Raoul Heinrich Francé und Annie Francé-Harrar.
Annie Francé-Harrar (02. 12. 1886 – 23. 01. 1971) war als Verfasserin von Romanen bekannt. Sie unterstützte als Ehefrau die Arbeit des universellen Naturforschers Raoul Heinrich Francé und wirkte nach dem Tod ihres Mannes als Beraterin im Ministerrang der mexikanischen Regierung für Humusfragen. Erosion und Humusschwund hatten angefangen, die kleinbäuerliche Landwirtschaft Mexikos zu gefährden. Heute stellen diese Prozesse eine globale Bedrohung dar. Ihre Erfahrungen aus der Zeit in Mexiko mit neuen Ansätzen zur Bodenverbesserung hat Annie Francé-Harrar in dem Buch „Humus, Bodenleben und Fruchtbarkeit― (1957) zusammengefasst.
Es ist wenig bekannt und wird wie ein Tabu behandelt, dass Deutschland der größte Agrarimporteur der Welt ist; Die sogenannten Überschüsse sind also nicht hier produziert, sondern importiert. Das ist insofern verständlich, als dieses Land viele Industriegüter exportiert und als Kompensation Rohstoffe einführt. Auf dieser Grundlage gibt es in anderen Ländern ökologische, soziale und wirtschaftliche Fehlentwicklungen. Alles, was heute schon schreckliche Wirklichkeit ist wie Regenwaldzerstörung, Waldraubbau, Klimaveränderung, Wassernot, Sauerstoff- und Ozonabbau, Versteppung, Wüstenbildung, Bodenversauerung usw., hat Annie Francé-Harrar schon damals vorhergesagt.
Altes Wissen ist in der heutigen Zeit wichtig, denn es hat sich gezeigt, dass die großen Konzerne nicht die Lösung haben, im Gegenteil, immer mehr Chemie, die Vielfalt der Pflanzen geht verloren und die Böden werden durch die Monokulturen verseucht.
In einer Handvoll Boden können zahlenmäßig gesehen mehr Bodenorganismen leben, als es Menschen auf der Erde gibt
Abhängig von der Qualität des Bodens können in einem Bodenwürfel von 10 cm Kantenlänge bis zu 10 Milliarden Bodenlebewesen vorkommen. In den 1920er-Jahren erforschten Raoul Francé und seine Frau Annie Francé-Harrar genau das, was für den heutigen Boden wichtig ist. Sie prägten die Gesamtheit der im Boden lebenden Organismen, auch Edaphon (griechisch: »das im Boden Lebende«) genannt.
Auch Herwig Pommeresches Buch »Humus – Ein Stoff oder ein System?« beschäftigt mit sich dem Thema, aber mit einer völlig anderen Sichtweise auf den natürlichen Stoffkreislauf von Boden, Pflanze und Tier bzw. Mensch. Folgt man der Argumentation, so müsste eines der erfolgreichsten und zugleich äußerst problematischen Kapitel der angewandten Chemie neu geschrieben werden: die Anwendung von Kunstdünger, im Wesentlichen bestehend aus Stickstoff, Phosphor und Kalium, in der vom Autor als »technologisch« bezeichneten Landwirtschaft.
Für Herwig Pommeresche ist es eine Verschwendung, lebendiges Material so lange im Kompost zu lagern, bis es den größten Teil seiner Energie verloren hat. Bei ihm werden pflanzliche Küchenabfälle deshalb mit einem Haushaltsmixer zerkleinert und direkt ans Bodenleben verfüttert.
Die Probleme der modernen Landwirtschaft sind zahlreich, aber die Lösungen nicht so sehr. Lokale organische Landwirtschaft kann (und wird) die Gesellschaft in positiver Weise umwandeln, aber der begrenzende Faktor sind unsere Zahlen. Unsere Welt braucht mehr Kleinbauern!
Die Menschen vor Ort zu ernähren, ist harte Arbeit, aber es kann Teil eines erfüllten Lebensstils mit einem tiefen Sinn für die Verbindung mit dem Land und der Gemeinschaft sein. Zusammenarbeit wäre eine Lösung. Heute gründen sich durch kleine Genossenschaften immer mehr Gemeinschaften von Selbstversorgern. Auch dieser Gedanke ist nicht neu, denn während der mitteleuropäischen Hungersnot im Winter 1846/1847 hatte Friedrich Wilhelm Raiffeisen eine tolle Idee.
„Was dem einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele“. Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818–88), deutscher Agrarpolitiker, Gründer der Raiffeisengenossenschaften.
Ein neuzeitlicher Pionier ist John Kempf
Er ist der Gründer der Advancing Eco Agriculture (AEA) und Top-Experte auf dem Gebiet der biologischen und regenerativen Landwirtschaft. 2006 gründete er AEA, um die Landwirte zu beraten, dass es auch anders geht. Als er mit 14 die Schule verließ, stieg er in die familieneigene Obst- und Gemüseproduktion in Ohio ein, wo er im Lauf der Zeit für Berieselung, Düngung sowie den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden Verantwortung übernahm. Er setzte auf Pferde statt auf Traktoren und arbeitete mit einem Sprüher, der von einem kleinen Motor angetrieben wird. Es war eine schlimme Zeit für die Familie. Infektionen und Krankheiten belasteten die Ernte, Kempf sah sich selbst in einem stetig zunehmenden chemischen Krieg gefangen – und das mit nur sehr geringem Erfolg. Der Tiefpunkt war 2004 erreicht, als deutlich mehr als die Hälfte der Ernte bei Kempfs – Tomaten, Gurken, Zucchini und Zuckermelonen – verdarb. Die Familie kam finanziell in eine äußerst kritische Lage, es bestand Handlungsbedarf.
Der damals 16-jährige Kempf stellte daher alles in Frage, was er je über Landwirtschaft gelernt hatte
Er untersuchte die wenigen erfolgreichen Ernteplätze des Jahres und versuchte herauszufinden, warum auf einem Stück Land, das an die Farm angrenzte, Zuckermelonen besonders gut gewachsen waren. In diesem Jahr hatten die Kempfs einige Reihen Zuckermelonen von ihren alten Feldern auf Neue übertragen, die bis dahin noch nicht jahrelanger, chemischer Behandlung ausgesetzt waren. Die Ergebnisse, wie Kempf es in einem seiner Youtube-Videos beschreibt, waren erschütternd.
Auf den alten Feldern schlug überall der echte Mehltau zu. Direkt daneben, die Grenze war klar erkennbar, wuchsen die identischen Pflanzen, die im gesamten Zeitraum identisch behandelt worden waren, absolut gesund heran – so Kempf in seinem Video.
Dieser unbeabsichtigte, aber exakte Feldversuch belegte die unterschiedlichen Historien der Felder auf beiden Seiten der Grundstücksgrenzen in Bezug auf Chemie-Einsatz – für Kempf war das der „Heureka“-Moment, wie er selbst sagt.
Er fühlte, dass es eine Antwort auf seine Fragen gab. Aber all jene, die dazu hätten beitragen können, waren nur an Details interessiert und übersahen das „Big Picture“.
Warum gediehen die Pflanzen auf dem neuen Feld, während die anderen verkümmerten? Und warum nahmen die Krankheiten und Probleme laufend zu, trotz seiner Bemühung, ihnen mit Pestiziden den Garaus zu machen?
Er studierte Fachmagazine wie Soil Science Society of America Journal und Biology and Fertility of Soils. Er führte Gespräche mit Experten, fand Lücken im eigenen Wissen und füllte diese: Botanik, Pathologie, Entomologie, Physiologie, Immunologie usw..
„Landwirtschaftliche Forschung und Ausbildung konzentriert sich auf Spezialgebiete”, sagt Kempf. „Viele der Wissenschaftler glauben, dass die Antworten auf landwirtschaftliche Herausforderungen im eigenen Bereich zu finden sind. Und sie kommunizieren nicht untereinander”.
Kempf war daran gelegen, mit allen zu sprechen, um ein durchgängiges Verständnis von Boden- und Pflanzengesundheit zu gewinnen, das er in seinem Betrieb anwenden kann. Obwohl er nur ein Teenager war, der nicht einmal die 9. Klasse erfolgreich abgeschlossen hatte, waren die Wissenschaftler daran interessiert, mit ihm zusammenzuarbeiten.
„Ich wurde ernst genommen, da ich in der Lage war, intelligente Fragen zu stellen und niemandem mein Alter verriet“, so Kempf.
Ihm kam schnell der Verdacht, dass die chemiebasierten landwirtschaftlichen Methoden, die er anwendete, die Ursache und nicht die Lösung des Problems waren.
„Viele der Materialien, die in industrieller Landwirtschaft zum Einsatz kommen, steigern das Pflanzenwachstum und den Ertrag, wirken sich aber negativ auf die Biologie der Böden aus“, sagt er.
Die Taktik der verbrannten Erde, die er mit Pestiziden und Herbiziden angewendet hatte, war zu erfolgreich. Das mikrobielle Leben, das für gesunde Böden unverzichtbar ist, war ein Kollateralschaden. Als Folge konnte man akzeptable Erträge für die verschiedenen Produkte nur noch erreichen, indem man den Boden in Dünger „ertränkte“. Diesen Ansatz verwarf er schnell und setzte alles daran, wieder einen gesunden Boden herzustellen. Er ließ Pflanzen damit das tun, wozu sie am besten geeignet sind, wenn man ihnen eine Chance gibt: wie verrückt zu wachsen.
Seit 2006 verzichtete Kempf komplett auf Pestizide und verbrachte mehr und mehr Zeit damit, seine Ideen mit Wissenschaftlern und Farmern im gesamten Land zu diskutieren. Sein Vater stellte ihn vor die Wahl: Hör auf zu quatschen – oder verdiene Geld damit.
Kempf entschied sich für die zweite Option und gründete im gleichen Jahr seine landwirtschaftliche Beratungsfirma Advancing Eco Agriculture (AEA).
Sein Ansatz in Kürze:
Gesunder Boden sorgt für gesunde Pflanzen. Gesunde Pflanzen haben ein gesundes Immunsystem, um Krankheiten abzuwehren. Pflanzen mit gesundem Immunsystem sind – wie Kempf sagt – auch gesünder, wobei es hierfür aber noch keinen soliden wissenschaftlichen Nachweis gibt. Laut AEA kann man den Ertrag zwischen 10–30 % steigern und gleichzeitig die Kosten durch den Verzicht auf Pestizide senken.
Kempf vermeidet die Phrase „nachhaltig“, um den Eindruck zu vermeiden, die derzeitige Form der Landwirtschaft solle erhalten bleiben. Er spricht daher bevorzugt von „regenerativer Landwirtschaft“. Mit seinem Ansatz besetzt er eine eigenartige Nische. Er fordert die Farmer auf, auf Pestizide zu verzichten, gleichzeitig kritisiert er den biologischen Anbau. „Der typische Bioanbau ist nur negativ, beschäftigt sich damit, was nicht erlaubt ist“, sagt Kempf.
JM FORTIER – Vom eigenen Garten leben
Jean-Martin Fortier ist ein Landwirt, Erzieher und Autor, der sich auf organische und biologisch intensive Anbauflächen spezialisiert hat. Sein preisgekröntes Buch The Market Gardener hat weltweit Zehntausende von Lesern inspiriert, um menschliche Nahrungsmittelsysteme zu reimagieren. Dieses Buch gibt es jetzt endlich auch in deutscher Sprache.
Zusammen mit seiner Frau Maude-Hélène Desroches hat er einen zertifizierten Bio-Garten in Saint-Armand, Quebec. Ihre Farm ist international bekannt. Fortier maximiert die Erträge auf einem Minimum an Land durch ein “ biologisch intensives “ Anbausystem. Das Buch dient als praktisches Handbuch für die Kleinbauernwirtschaft. Es beschreibt Fortiers Produktionsmethoden und Geschäftspraktiken und enthält Informationen zu Themen wie Gartengestaltung, Kleinanlagen, Bodenbewirtschaftung, Saatgut, Unkrautbekämpfung, Insekten- und Krankheitsmanagement, Kulturpflanzen und Marketing. Die Tipps sind in jedem ökologischen Garten umsetzbar.
Dazu ein Auszug aus dem Buch und ein dickes Dankeschön an den Löwenzahn-Verlag, denn es ist schwierig, heute ein solches Buch in die deutsche Sprache übersetzen zu lassen.
Von einem gepachteten 1000 m² großen Grundstück in Québec, auf dem sie in den Anfangstagen vorübergehend sogar campten, starteten die jungen Gemüsegärtner Jean-Martin Fortier und seine Frau in das Abenteuer der Vielfalts-Gärtnerei. Sie wollten einfach nur gärtnern und davon leben. Heute gehören sie zu den einflussreichsten Gemüsebauern der Welt und erwirtschaften auf ihrem (nun etwas größeren) Feld jährlich sechsstellige Summen.
„Besser anbauen, statt mehr“
Das Außergewöhnliche an der Geschichte: Das Credo der Fortiers lautet „Besser anbauen, statt mehr“. Anstatt auf große Investitionen und die Mechanisierung ihrer Kulturflächen zu setzen, schlugen sie von Anfang an den Weg der biointensiven Landwirtschaft ein. Auf der Basis von minimalen Kosten verfolgten sie von Beginn an die Idee, die Produktion zu intensivieren und gleichzeitig so weit wie möglich manuell zu arbeiten.
Ohne viel Eigenkapital, Geräte und auf einer Fläche, die so groß ist wie ein Fußballfeld, vom Gärtnern leben — geht das überhaupt?
Vogelgezwitscher statt Motorenlärm, Radhacke statt Traktor
Von der Auswahl des Standorts, der Berechnung der Anfangsinvestitionen bis zur Vermarktung und dem Vertrieb der Ernte hat er zukunftsweisende Antworten für Food-Coops, Selbstversorger, Gemeinschaftsgärtner und angehende Gemüsebauern. Ja, das geht, Jean-Martin Fortier macht es uns eindrucksvoll vor: Ein funktionierender und rentabler Kleinbetrieb, der auf gesunde, regionale und biologische Landwirtschaft setzt, ist möglich. Man muss dazu kein Träumer sein oder wildromantischen Fantasien nachhängen. Der Verzicht auf Technisierung, die vermeintliche Selbstbeschränkung auf kleine Flächen, das Beharren auf direktem Vertrieb — die Maximen seiner „biointensiven Methoden“ folgen einer bestechenden Logik und nicht etwa naiver Fortschrittsverweigerung. Und seine Methode zahlt sich aus, wie Fortier uns in seinem Buch, das jetzt schon ein Klassiker der Gartenliteratur ist, vorrechnet.
Was, wenn wir die Landwirtschaft neu denken könnten?
Entdeckt in diesem Auszug aus „Bio-Gemüse erfolgreich direktvermarkten“ Jean-Martin Fortiers Traum von einer anderen Landwirtschaft und lasst euch von seiner Vision der Vielfalts-Gärtnerei anstecken!
Small is beautiful
aus: „Bio-Gemüse erfolgreich direktvermarkten“ von Jean-Martin Fortier
Mit weniger als einem Hektar das Auskommen finden – ist das möglich?
Jean-Martin Fortier berichtet: Die Mehrzahl der Menschen, die aus der Landwirtschaft kommen, sind natürlich zunächst einmal skeptisch, wenn es um die Frage geht, einen Gemüsekleinbetrieb, oder wie wir es nennen, eine Gemüsegärtnerei, gewinnbringend zu führen. Und stellen sich damit möglicherweise denjenigen in den Weg, die den Wunsch haben, ein ähnliches Projekt wie das unsrige zu starten. Daraus darf man sich aber nicht allzu viel machen, denn die Denkweisen verändern sich in dem Maße, in dem die kleinstrukturierte Landwirtschaft in den USA, in Japan und anderswo auf der Welt das beeindruckende Potential einer in kurzen Kreisläufen stattfindenden handwerklichen Produktion unter Beweis stellt. In Québec verdanken wir diesen Beweis unserer Gärtnerei Les Jardins de la Grelinette, und viele anfängliche Skeptiker haben ihn zur Kenntnis genommen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte unser kleiner Hof ein Produktionsniveau und einen finanziellen Erfolg erreicht, den die meisten Agrar-Insider für unmöglich gehalten hatten. Als wir unseren Umsatz auf einem Landwirtschaftswettbewerb veröffentlichten, erhielt unser Betrieb einen ansehnlichen Preis für seinen exzellenten wirtschaftlichen Ertrag. In unserem ersten Betriebsjahr machte der Hof einen Verkaufsumsatz von 20 000 (Anm.: immer kanadische) Dollar, bei einer Anbaufläche von einem Viertel Hektar. Im Folgejahr hatten sich unsere Verkaufszahlen mit 55 000 Dollar bei gleicher Anbaufläche mehr als verdoppelt. In unserem dritten Betriebsjahr investierten wir in neues Werkzeug und ließen uns auf dem aktuellen Standort unseres Hofs, in Saint-Armand, nieder. Mit der Erhöhung unserer Kulturfläche auf einen Dreiviertel Hektar erzielten wir einen Umsatz von 80 000 Dollar und schließlich 100 000 Dollar in unserer vierten Saison.
Während mehr als einem Jahrzehnt hatten meine Frau und ich kein anderes Einkommen als jenes aus unserem weniger als einen Hektar großen Gemüsegarten. Ich kenne zahlreiche andere kleine Produzenten, denen es ebenfalls gelingt, mit ihrem kleinen Betrieb in Intensivkultur durchaus solide Einkünfte zu erzielen. Das Modell ist also bewiesenermaßen gewinnbringend. In Wirklichkeit ist sogar die Annahme realistisch, ein recht großzügiges Einkommen erzielen zu können.
Eine gut eingeführte Gemüsegärtnerei kann mit einem ausgefeilten Anbauplan und vorteilhaften Verkaufsstandorten einen Jahresumsatz zwischen 60 000 und 120 000 Dollar erwirtschaften, und dies mit weniger als einem Hektar Gemüsevielfalt und einer Gewinnspanne von über 40%. Ein Nettoeinkommen, das den Vergleich mit verschiedenen anderen Agrarsektoren nicht zu scheuen braucht.
Davon leben, aber vor allem: gut davon leben
Gerne erinnere ich jene, die sich vorstellen, wir hätten einen Hungerberuf, dass dieser uns erlaubt, auf dem Land zu leben, Beruf und Familie in natürlicher Umgebung zu vereinbaren, und dass er uns auch Arbeitsplatzsicherheit garantiert – welch Vergleich zu Anstellungen in einem Großkonzern, wo Kündigungen unvorhersehbar und häufig sind. Die Vorstellung, die sich die meisten Leute von unserem Beruf machen, ist, dass wir wie Arbeitswütige sieben Tage die Woche ununterbrochen schuften, um schließlich nur knapp unseren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Ein Bild, das wahrscheinlich inspiriert ist durch die tatsächliche Situation eines großen Teils der konventionellen Landwirte, die in den Zwängen der konventionellen Landwirtschaft gefangen sind. Es ist wahr, dass der Beruf des Gemüsegärtners bisweilen schwierig ist. Ob Schön- oder Schlechtwetter, wir tragen die Risiken eines schwer vorhersehbaren Klimas. Es gibt keine Gewährleistung für gute Ernten und gute Jahre und man benötigt eine ordentliche Portion Fleiß und Hingabe, vor allem in den ersten Betriebsjahren, wenn Kundenstock und Infrastrukturen noch aufgebaut werden müssen. Dennoch ist es ein einzigartiger Beruf, der sich weniger durch die Anzahl der Arbeitsstunden und das Gehalt auszeichnet als durch die Lebensqualität, die er verschafft. Nur wenige Leute können sich vorstellen, dass trotz der Intensität unserer Arbeit noch viel Zeit für andere Dinge bleibt. Unsere Saison läuft im März langsam an und endet im Dezember. Das sind immerhin neun Monate Arbeit für drei Monate Freizeit. Der Winter wird zu einem kostbaren Moment, um sich auszuruhen, zu verreisen oder irgendwelchen anderen Beschäftigungen nachzugehen.
Das ist ein beträchtlicher Vorteil. Dadurch, dass ich viel Zeit mit dem Verfassen dieses Handbuchs verbracht habe, kann ich denjenigen, denen die körperlichen Erfordernisse des Berufs Sorge bereiten, Folgendes sagen: ganztägig zu gärtnern ist weniger „hart“ für Körper und Gesundheit, als täglich mehrere Stunden vor einem Computerbildschirm zu sitzen. Indem ich dies sage, hoffe ich, so manche zu beruhigen. Denn es ist nicht eine Frage des Alters, sondern vielmehr des Willens. Egal ob mit landwirtschaftlichem Rüstzeug oder ohne, wer ernsthaft und motiviert ist, kann alles erlernen, was für diesen traditionellen Beruf nötig ist. Was man investieren muss, ist Zeit und Begeisterung. Seit unser Hof Praktikanten aufnimmt, die ihre ersten Schritte in der Landwirtschaft gehen möchten, beobachtete ich, dass die große Mehrheit derer, die diesen Beruf anstreben, dies aus einer ganz grundlegenden Motivation heraus tut. Sie möchten sich selbständig machen und möglichst viel an der frischen Luft arbeiten, und nicht wenige unter ihnen sind von dem Gedanken beseelt, ihrer Arbeit einen Sinn zu verleihen. Ich kann ihre Entscheidung verstehen, denn „ Familienbauer“ ist ein sehr wertvoller Beruf. Unsere Arbeit auf dem Hof findet regelmäßige Anerkennung bei den Familien, die unser Gemüse essen und uns jede Woche persönlich danken. Für alle, die anders leben möchten und dabei eine alternative Lebensweise anstreben, ist eines wichtig festzuhalten: Man kann davon nicht nur leben, sondern sogar gut leben. Quelle magazin.loewenzahn.at
Bio-Gemüse erfolgreich direktvermarkten – Der Praxisleitfaden für die Vielfalts-Gärtnerei auf kleiner Fläche. Alles über Planung, Anbau, Verkauf – Hier bitte bestellen: loewenzahn.at
Zitat einer Textpassage aus „Das Leben im Boden“ (1922)- Auto: Raoul Heinrich Francé
„Hätte man nicht um jene Zeit die Kartoffeln überall eingeführt, um den Ausfall an Brot zu decken, so wäre die schleichende Lebensmittelkrise noch viel gefährlicher geworden. Die Kartoffel half den armen Menschen etwas, aber immer deutlicher wurde es: Die Äcker tragen nicht genug. Die Unglücklichen suchten den Fehler in ihrer Lebenslust, und man erfand das Wort von der Überbevölkerung. Reverend Malthus stellte seine eigentlich fürchterliche Theorie auf, die, als Darwinismus verkleidet, heute noch lebt. Ein noch schrecklicherer Gedanke kam auf. Nicht nur zurückhalten sollten sich die Menschen in ihren natürlichsten Trieben, sondern auch Abschlachten sollten sie den Überfluss an Menschen. Man begann mit der Predigt: Kriege müssten sein; der Krieg sei gottgewollt, um der Überbevölkerung vorzubeugen. Und von da war nur mehr ein Schritt zum Imperialismus. Man muss dünn bevölkerte, noch bodenreiche Länder erobern, um für seine Menschenmassen Brot zu haben, man muss das Land den Naturmenschen wegnehmen und sie arm machen unter der Bezeichnung Kolonie, denn der arme Boden daheim muss durch Kolonien ergänzt werden.“ Quelle
Quelle: netzfrauen.org
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.