Statt Mas­sen­pro­duktion von Lebens­mittel mit viel Chemie! Land­wirt­schaft geht auch anders, ohne GVO und Pes­tizide! (+Videos)

Fruchtbare Acker­flächen und Wasser sind rare und begehrte Res­sourcen, die weltweit immer knapper werden. Rasen ist heute ein fester Bestandteil und perfekt soll er eben­falls sein. In Deutschland wächst auf etwa 1,8 Mil­lionen Hektar Rasen, der in wert­volle Acker­flächen umge­wandelt werden könnte. Denn Gras kann man nicht essen, und so gibt es weltweit Men­schen, die eine Alter­native zu Rasen für sich ent­deckt haben. Ein neuer Trend zur Indi­vi­dua­lität trifft Nestlé, Uni­lever, Mondelez, General Mills oder Kraft Heinz glei­cher­maßen. Jungen Start-ups dagegen kommt er zugute. Gerade die Silicon-Valley-Mil­li­ardäre inves­tieren lieber in „gesunde Ernährung“ statt Kon­zerne, die für ihr Junkfood bekannt sind.  

In den letzten Jahren hat die Land­wirt­schaft so etwas wie einen roman­ti­schen Glanz bekommen, was teil­weise der wach­senden Beliebtheit der Regional- bzw. der Von-der-Farm-auf-den-Tisch-Bewegung und ihrem Widerhall in ent­spre­chenden Life­style-Ver­öf­fent­li­chungen geschuldet ist. Gerade junge Men­schen schließen sich zusammen und bauen ihr eigenes Gemüse an. Regionale Pro­dukte kaufen, weniger Müll pro­du­zieren – das Umdenken hat bei vielen bereits begonnen. Die Super­märkte sind voll mit Lebens­mitteln, aber es handelt sich haupt­sächlich um Importe aus anderen Ländern, und es gibt nicht viele Sorten. Miss­bil­dungen, Krank­heiten und Vieh­sterben, das ist der tat­säch­liche Preis von Gly­phosat & GVO! Die Pro­bleme der modernen Land­wirt­schaft sind nicht von der Hand zu weisen. Bio-Gemüse erfolg­reich direkt ver­markten, auch das ist möglich. Dass man nicht dazu eine riesige Fläche braucht, zeigen wir Ihnen anhand von einigen Bei­spielen auf. 

Land­wirt­schaft geht auch anders, ohne GVO und Pes­tizide! Die letzte Chance für eine Zukunft ohne Not – Wir zeigen Ihnen anhand von einigen Bei­spielen auf, dass es möglich ist.

 

In nur 100 Jahren gingen auf Grund von Mono­kul­turen über 75 Prozent der bio­lo­gi­schen Vielfalt ver­loren. Pflanzen, Insekten und Orga­nismen sind für die Nah­rungs­mit­tel­pro­duktion von ent­schei­dender Bedeutung, doch diese Arten­vielfalt geht ver­loren. Die UN-Lebens­mit­tel­be­hörde warnt deshalb vor der Bedrohung der welt­weiten Nah­rungs­mit­tel­pro­duktion durch man­gelnde Arten­vielfalt in der Umwelt.

Ein neuer Trend zur Indi­vi­dua­lität trifft Nestlé, Uni­lever, Mondelez, General Mills oder Kraft Heinz glei­cher­maßen. Jungen Start-ups dagegen kommt er zugute. Gerade die Silicon-Valley-Mil­li­ardäre inves­tieren lieber in „gesunde Ernährung“ statt Kon­zerne, die für ihr Junkfood bekannt sind. 

  • Mit Stand­orten in Kali­fornien, Colorado, Illinois, Nevada, Ten­nessee, New York City und Texas wurde Lyfe Kitchen mit Sitz in Palo Alto im Jahr 2011 gegründet und es gewinnt seitdem immer mehr an Bedeutung und zahl­reiche neue Investoren.
  • Schul­spei­sungen sind bekanntlich weit davon ent­fernt, nahrhaft zu sein, aber Revo­lution Foods hat dies geändert. Dieses Unter­nehmen stellt pro Woche mehr als eine Million gesunde und frische Mahl­zeiten her und ser­viert Lebens­mittel, die frisch ver­ar­beitet werden. Sie haben keinen Mais­sirup mit hohem Frucht­zu­cker­gehalt, künst­liche Aromen oder Zusatz­stoffe. Revo­lution Foods sorgt dafür, dass Kinder in der Schule eine ange­messene Ernährung erhalten (ins­be­sondere Kinder, die an kos­ten­losen und redu­zierten Mahl­zeiten teil­nehmen), was eine sehr gute Sache ist, das fand auch der Mit­be­gründer von AOL, Steve Case  und inves­tierte 30 Mil­lionen US-Dollar in das Unternehmen.

Kennen Sie Peter Buffett?

Peter Buffett ist der jüngste Sohn von Warren Buffett, dem Freund von Bill Gates – zwei Männer, die eine Vor­liebe für Monsanto und GMO haben. Peter ist Musiker und Kom­ponist. Er schrieb die Musik zu der berühmten Feuer-Szene in Kevin Cos­tners India­ner­drama Der mit dem Wolf tanzt. 1999 gewann er einen Emmy für den Sound­track zu einem Doku­men­tarfilm. Als sein Vater Warren Buffett seinem Sohn Peter eine Mil­liarde Dollar für gemein­nützige Pro­jekte schenkte, wurde Peter Buffett unver­hofft Milliardär.

Eine alt­ein­ge­sessene Farm, 100 Kilo­meter von New York ent­fernt, wurde zu einem For­schungs- und Lehr­zentrum für lokale und nach­haltige Land­wirt­schaft – es ist das größte Vor­haben dieser Art im Land. Peters Buf­fetts ambi­tio­niertes Ziel ist es zu beweisen, dass eine Alter­native zur indus­tri­ellen Land­wirt­schaft im großen Stil funktioniert.

Buffett und seine Frau gründen Novo, eine gemein­nützige Stiftung mit dem Ziel, einen „glo­balen Wandel der Gesell­schaft von einer Kultur der Unter­drü­ckung in eine Kultur der Gleichheit und der Zusam­men­arbeit“ her­bei­zu­führen. Er macht genau das Gegenteil von dem, was sein Vater macht.

Er löste eine Debatte aus, als er die Stif­tungen kri­ti­sierte, also auch die Bill-Gates-Stiftung. Die Stif­tungen der Indus­tri­ellen und Finan­ziers mühten sich um Lösungen für Pro­bleme, die sie und ihre Mit­streiter mit ihren kom­mer­zi­ellen Akti­vi­täten selbst ange­richtet hätten, so Peter Buffett. 

Land­wirt­schaft muss neu gedacht werden

 

Aus der indus­tri­ellen Tret­mühle ganz aus­zu­brechen, ist sicherlich möglich, aber jeder Schritt in diese Richtung bedeutet inneres Wachstum und eine stärkere Ver­bun­denheit mit allem, was unser Leben unter­stützt und für das wir dankbar sind. Mit Land­wirt­schaft Geld zu ver­dienen, war immer schon sehr hart. Wenn das nicht stimmte, hätte es nicht diese welt­weiten Wan­de­rungs­be­we­gungen vom Land in die Städte seit dem Beginn der Zivi­li­sation gegeben. Seit ein paar findet Jahren ein Umdenken statt 

Kennen Sie Paul Kaiser?

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Paul Kaiser zeigt mit seinem kleinen Hof, wie er trotz der Dürre reichlich erntet. Seine Farm nennt er Singing Frogs Farm. Wir hatten Ihnen in einem Beitrag gezeigt, dass Land­wirt­schaft auch anders geht, ohne GVO und Pes­tizide! Paul Kaiser ist dafür bekannt, dass auch eine Dürre dem Gemü­se­garten nichts ausmacht.

Eine andere Welt ist pflanzbar

 

Genial! Gesunde, sichere, hoch­qua­li­tative und finan­zierbare Nahrung für alle Men­schen  „Jeder hat das Recht, gutes Essen zu bekommen“, erklärt Will Allen. Der ehe­malige Profi-Bas­ket­baller, der einen Bau­ernhof in einem Armuts­viertel von Mil­waukee gründete. Mit der Farm ernährt Will Allen viele Tau­sende Men­schen und hilft gleich­zeitig, junge Men­schen von der Straße zu holen. Mit Erfolg. Will Allen startete seine eigene Revo­lution. Von einem erfolg­reichen Bas­ket­ball­spieler zu einem erfolg­reichen Urban Farmer. 

Orga­ni­sa­tionen zeigen ihre „ess­baren“ Landschaften

 

Zum Bei­spiel: Home­Harvest erschafft „essbare“ Land­schaften im Gebiet von Boston, Mas­sa­chu­setts. Ben Barkan gründete Home Harvest und steckte seine Erfah­rungen, die er auf 35 bio­dy­na­mi­schen Farmen auf der Welt gesammelt hatte, hinein in die städ­tische Umwelt, in der er rege­ne­rative Öko­systeme instal­lieren und die Men­schen direkter mit ihren Lebens­mitteln ver­binden möchte. Home­Harvest hat auch eine gemein­nützige Abteilung, die haupt­sächlich Obst­bäume als Lebens­mit­tel­quelle für bedürftige Gemeinden pflanzt und zugleich die Anwohner lehrt, sie zu unter­halten und zu nutzen.

Urbane Gärten und Gemein­schafts­gärten sind ein weltweit vor­kom­mendes Phänomen

 

Immer mehr Men­schen kommen zusammen, um gemeinsam ihre Umgebung zu gestalten und öko­lo­gische Nah­rungs­mittel anzu­bauen. Der inner­städ­tische Gemü­se­anbau hat auch Deutschland erreicht. Die Land­wirt­schaft kehrt in die Städte zurück. Selbst­ver­sorgung durch Gemü­se­anbau: Überall boomt die neue Lust am Eigen­anbau von Gemüse und Obst. Gemü­se­garten statt Rasen: Der inner­städ­tische Gemü­se­anbau in Detroit soll größer werden, Bür­ger­meister Mike Duggan kün­digte an, dass der neue Teil des 24 Hektar großen Stadt­parks, mit einem Wert von 13,75 Mil­lionen Euro, mit Obst und Gemüse bebaut werden soll.

Ist Ihnen Herwig Pom­me­resche in Nor­wegen bekannt ?

Er ist ein aus­ge­wan­derter Deut­scher, der zwi­schen den Felsen in Nord­nor­wegen einen Humus­garten auf­gebaut hat. Er betreibt seit vielen Jahren die Erdi­sierung, nicht mit Kompost, sondern mit Pflan­zen­grütze, Chlo­ropyll und Direkt­nahrung für die Boden­le­be­wesen. Herwig Pom­me­resche ist deutsch­stäm­miges Per­ma­kultur-Urge­stein in Nor­wegen, Mit­or­ga­ni­sator des 3. Welt­treffens der Per­ma­kultur (IPC) 1993 in Skan­di­navien, Autor von „Humussphäre-Humus – ein Stoff oder ein System“ und Träger der Francé-Medaille 2010 für seine Ver­dienste um diese bio­lo­gische Denk- und Vor­ge­hens­weise für die Erzeugung gesunder Lebens­mittel und den Erhalt und den Aufbau der Humussphäre. Er stu­dierte in Hamburg Archi­tektur, lebt seit 1974 in Nor­wegen und ist seit 1988 Per­ma­kul­tur­de­signer in Norwegen.

Herwig Pom­me­resche stellt dem gän­gigen che­misch-tech­nisch geprägten Land­wirt­schafts­system ein öko­lo­gisch ori­en­tiertes Ver­ständ­nis­modell ent­gegen. Darauf auf­bauend, dis­ku­tiert er die agrar­kul­tu­rellen Errun­gen­schaften bei­spiel­ge­bender prä­his­to­ri­scher Völker ebenso wie die wich­tigsten Erkennt­nisse moderner Bio­logen und Agrar­fach­leute, die auf diesem Gebiet Pio­nier­arbeit geleistet haben.

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Die Humussphäre ist keine neue Ent­de­ckung! Auf Grund der Ver­knappung der Roh­stoffe wie der che­mi­schen Res­sourcen muss eh ein Umdenken statt­finden.

Bereits Justus von Liebig beschäf­tigte sich in seinem Buch „Die orga­nische Chemie in ihrer Anwendung auf Agri­cultur und Phy­sio­logie“ 1840 mit dem Thema.

Auszug aus seinem Buch:

„In einem Boden, welcher der Luft zugänglich ist, verhält sich der Humus genau wie an der Luft selbst; er ist eine langsame äußerst andau­ernde Quelle von Kohlensäure.

Um jedes kleinste Teilchen des ver­we­senden Humus ent­steht, auf Kosten des Sau­er­stoffs der Luft, eine Atmo­sphäre von Kohlensäure.

In der Kultur wird durch Bear­beitung und Auf­lo­ckerung der Erde, der Luft ein mög­lichst unge­hin­derter und freier Zutritt verschafft.

Ein so vor­be­rei­teter und feuchter Boden enthält also eine Atmo­sphäre von Koh­len­säure und damit die erste und wich­tigste Nahrung für die junge Pflanze, welche sich darauf ent­wi­ckeln soll.

Im Früh­linge, wo die Organe fehlen, welche die Natur bestimmt hat, die Nahrung aus der Atmo­sphäre auf­zu­nehmen, wo diese Organe erst gebildet werden, sind es die Bestand­teile des Samens, welche zuerst und aus­schließlich zur Bildung der Wurzeln ver­wendet werden; mit jeder Wur­zel­faser erhält die Pflanze einen Mund, eine Lunge, einen Magen.

Von dem Augen­blicke an, wo sich die ersten Wur­zel­fasern gebildet haben, sind sie es, welche die Funk­tionen der Blätter über­nehmen, sie führen aus der Atmo­sphäre, in der sie sich befinden, aus dem Boden nämlich, Nahrung zu; von dem Humus stammt die Koh­len­säure her.

Durch Auf­lo­ckerung des Bodens um die junge Pflanze, erneuern und ver­viel­fäl­tigen wir den Zutritt der Luft, wir begüns­tigen damit die Bildung der Koh­len­säure; die Quan­tität der erzeugten Nahrung würde sich ver­mindern mit jeder Schwie­rigkeit, die sich im Boden dieser Luft­er­neuerung ent­ge­gen­stellt; bei einem gewissen Grade der Ent­wicklung der Pflanze ist sie es selbst, welche diesen Luft­wechsel bewirkt. Die Atmo­sphäre von Koh­len­säure, welche den unver­westen Teil des Humus vor wei­terer Ver­än­derung schützt, wird von den feinen Wur­zel­haaren, den Wurzeln selbst, auf­ge­saugt und hin­weg­ge­nommen, sie wird ersetzt durch atmo­sphä­rische Luft, die ihren Platz nimmt; die Ver­wesung schreitet fort, es wird eine neue Quan­tität Koh­len­säure gebildet. In dieser Zeit emp­fängt die Pflanze von den Wurzeln und äußeren Organen gleich­zeitig Nahrung, sie schreitet rasch ihrer Voll­endung ent­gegen (…) “ Quelle: Justus von Liebig: Ursprung und Ver­halten des Humus

Wis­sen­schaft­ler­ehepaar RAOUL H. FRANCÉ und ANNIE FRANCÉ-HARRAR

Bis 1926 unter­suchten sie die euro­päi­schen Böden. Dann dehnten sie die For­schung aus auf tro­pische Böden: afri­ka­nische und aus­tra­lische Wüs­ten­böden, Urwald­böden von Vor­der­asien, Indien, West­indien, Zen­tral­amerika. Bis vor 200 Jahren wurde dem Boden nichts hin­zu­gefügt, so Annie Francé-Harrar.

Sie haben die Mikro­or­ga­nismen als die Grundlage alles Leben­digen und die Bewahrer der Frucht­barkeit unserer Erde ent­deckt. Aus orga­ni­schen und anor­ga­ni­schen Bestand­teilen des Bodens erzeugen sie den Humus, die lebendige Pflan­zen­nahrung. Seit der Mensch sesshaft geworden ist und Ackerbau und Vieh­zucht betreibt, ver­braucht er Humus. Raoul Francé war der erste, der sich intensiv und mit den tech­ni­schen Mög­lich­keiten der dama­ligen Zeit ver­sehen, daran machte, die Kleinstwelt zunächst im Wasser (Streifzüge im Was­ser­tropfen, 1906) und dann im Boden (Leben im Boden,1922) zu erfor­schen. Seine große Leistung war es, dieses Wissen auch all­ge­mein­ver­ständlich in Wort und Bild zu den Men­schen zu bringen. (Foto­grafie war noch nicht möglich, deshalb erfand er extra eine Zei­chen­me­thode, um die Kleinst­leb­wesen dar­zu­stellen). Seine Werke wurden in viele Sprachen über­setzt und allein in Deutschland 3 Mil­lionen mal ver­kauft. Durch den ersten Welt­krieg, III. Reich und zweiten Welt­krieg wurden viele seiner Arbeiten und sein Institut zer­stört und sein Werk geriet in Vergessenheit.

Die letzte Chance, für eine Zukunft ohne Not“ (erst erschienen 1950) von Raoul Heinrich Francé und Annie Francé-Harrar.

Annie Francé-Harrar (02. 12. 1886 – 23. 01. 1971) war als Ver­fas­serin von Romanen bekannt. Sie unter­stützte als Ehefrau die Arbeit des uni­ver­sellen Natur­for­schers Raoul Heinrich Francé und wirkte nach dem Tod ihres Mannes als Bera­terin im Minis­terrang der mexi­ka­ni­schen Regierung für Humus­fragen. Erosion und Humus­schwund hatten ange­fangen, die klein­bäu­er­liche Land­wirt­schaft Mexikos zu gefährden. Heute stellen diese Pro­zesse eine globale Bedrohung dar. Ihre Erfah­rungen aus der Zeit in Mexiko mit neuen Ansätzen zur Boden­ver­bes­serung hat Annie Francé-Harrar in dem Buch „Humus, Boden­leben und Frucht­barkeit― (1957) zusammengefasst.

Es ist wenig bekannt und wird wie ein Tabu behandelt, dass Deutschland der größte Agrar­im­porteur der Welt ist; Die soge­nannten Über­schüsse sind also nicht hier pro­du­ziert, sondern impor­tiert. Das ist insofern ver­ständlich, als dieses Land viele Indus­trie­güter expor­tiert und als Kom­pen­sation Roh­stoffe ein­führt. Auf dieser Grundlage gibt es in anderen Ländern öko­lo­gische, soziale und wirt­schaft­liche Fehl­ent­wick­lungen. Alles, was heute schon schreck­liche Wirk­lichkeit ist wie Regen­wald­zer­störung, Wald­raubbau, Kli­ma­ver­än­derung, Was­sernot, Sau­er­stoff- und Ozon­abbau, Ver­steppung, Wüs­ten­bildung, Boden­ver­sauerung usw., hat Annie Francé-Harrar schon damals vorhergesagt.

Altes Wissen ist in der heu­tigen Zeit wichtig, denn es hat sich gezeigt, dass die großen Kon­zerne nicht die Lösung haben, im Gegenteil, immer mehr Chemie, die Vielfalt der Pflanzen geht ver­loren und die Böden werden durch die Mono­kul­turen verseucht. 

In einer Handvoll Boden können zah­len­mäßig gesehen mehr Boden­or­ga­nismen leben, als es Men­schen auf der Erde gibt

Abhängig von der Qua­lität des Bodens können in einem Boden­würfel von 10 cm Kan­ten­länge bis zu 10 Mil­li­arden Boden­le­be­wesen vor­kommen. In den 1920er-Jahren erforschten Raoul Francé und seine Frau Annie Francé-Harrar genau das, was für den heu­tigen Boden wichtig ist. Sie prägten die Gesamtheit der im Boden lebenden Orga­nismen, auch Edaphon (grie­chisch: »das im Boden Lebende«) genannt.

Auch Herwig Pom­me­re­sches Buch »Humus – Ein Stoff oder ein System?« beschäftigt mit sich dem Thema, aber mit einer völlig anderen Sicht­weise auf den natür­lichen Stoff­kreislauf von Boden, Pflanze und Tier bzw. Mensch. Folgt man der Argu­men­tation, so müsste eines der erfolg­reichsten und zugleich äußerst pro­ble­ma­ti­schen Kapitel der ange­wandten Chemie neu geschrieben werden: die Anwendung von Kunst­dünger, im Wesent­lichen bestehend aus Stick­stoff, Phosphor und Kalium, in der vom Autor als »tech­no­lo­gisch« bezeich­neten Landwirtschaft.

Für Herwig Pom­me­resche ist es eine Ver­schwendung, leben­diges Material so lange im Kompost zu lagern, bis es den größten Teil seiner Energie ver­loren hat. Bei ihm werden pflanz­liche Küchen­ab­fälle deshalb mit einem Haus­halts­mixer zer­kleinert und direkt ans Boden­leben verfüttert.

Die Pro­bleme der modernen Land­wirt­schaft sind zahl­reich, aber die Lösungen nicht so sehr. Lokale orga­nische Land­wirt­schaft kann (und wird) die Gesell­schaft in posi­tiver Weise umwandeln, aber der begren­zende Faktor sind unsere Zahlen. Unsere Welt braucht mehr Kleinbauern!

Die Men­schen vor Ort zu ernähren, ist harte Arbeit, aber es kann Teil eines erfüllten Lebens­stils mit einem tiefen Sinn für die Ver­bindung mit dem Land und der Gemein­schaft sein. Zusam­men­arbeit wäre eine Lösung. Heute gründen sich durch kleine Genos­sen­schaften immer mehr Gemein­schaften von Selbst­ver­sorgern. Auch dieser Gedanke ist nicht neu, denn während der mit­tel­eu­ro­päi­schen Hun­gersnot im Winter 1846/1847 hatte Friedrich Wilhelm Raiff­eisen eine tolle Idee.

„Was dem ein­zelnen nicht möglich ist, das ver­mögen viele“. Friedrich Wilhelm Raiff­eisen (1818–88), deut­scher Agrar­po­li­tiker, Gründer der Raiffeisengenossenschaften. 

Ein neu­zeit­licher Pionier ist John Kempf

Er ist der Gründer der Advancing Eco Agri­culture (AEA) und Top-Experte auf dem Gebiet der bio­lo­gi­schen und rege­ne­ra­tiven Land­wirt­schaft. 2006 gründete er AEA, um die Land­wirte zu beraten, dass es auch anders geht. Als er mit 14 die Schule verließ, stieg er in die fami­li­en­eigene Obst- und Gemü­se­pro­duktion in Ohio ein, wo er im Lauf der Zeit für Berie­selung, Düngung sowie den Einsatz von Her­bi­ziden und Pes­ti­ziden Ver­ant­wortung übernahm. Er setzte auf Pferde statt auf Trak­toren und arbeitete mit einem Sprüher, der von einem kleinen Motor ange­trieben wird. Es war eine schlimme Zeit für die Familie. Infek­tionen und Krank­heiten belas­teten die Ernte, Kempf sah sich selbst in einem stetig zuneh­menden che­mi­schen Krieg gefangen – und das mit nur sehr geringem Erfolg. Der Tief­punkt war 2004 erreicht, als deutlich mehr als die Hälfte der Ernte bei Kempfs – Tomaten, Gurken, Zuc­chini und Zucker­me­lonen – verdarb. Die Familie kam finan­ziell in eine äußerst kri­tische Lage, es bestand Handlungsbedarf.

Der damals 16-jährige Kempf stellte daher alles in Frage, was er je über Land­wirt­schaft gelernt hatte

 

Er unter­suchte die wenigen erfolg­reichen Ern­teplätze des Jahres und ver­suchte her­aus­zu­finden, warum auf einem Stück Land, das an die Farm angrenzte, Zucker­me­lonen besonders gut gewachsen waren. In diesem Jahr hatten die Kempfs einige Reihen Zucker­me­lonen von ihren alten Feldern auf Neue über­tragen, die bis dahin noch nicht jah­re­langer, che­mi­scher Behandlung aus­ge­setzt waren. Die Ergeb­nisse, wie Kempf es in einem seiner Youtube-Videos beschreibt, waren erschütternd.

Auf den alten Feldern schlug überall der echte Mehltau zu. Direkt daneben, die Grenze war klar erkennbar, wuchsen die iden­ti­schen Pflanzen, die im gesamten Zeitraum iden­tisch behandelt worden waren, absolut gesund heran – so Kempf in seinem Video.

Dieser unbe­ab­sich­tigte, aber exakte Feld­versuch belegte die unter­schied­lichen His­torien der Felder auf beiden Seiten der Grund­stücks­grenzen in Bezug auf Chemie-Einsatz – für Kempf war das der „Heureka“-Moment, wie er selbst sagt.

Er fühlte, dass es eine Antwort auf seine Fragen gab. Aber all jene, die dazu hätten bei­tragen können, waren nur an Details inter­es­siert und über­sahen das „Big Picture“.

Warum gediehen die Pflanzen auf dem neuen Feld, während die anderen ver­küm­merten? Und warum nahmen die Krank­heiten und Pro­bleme laufend zu, trotz seiner Bemühung, ihnen mit Pes­ti­ziden den Garaus zu machen?

Er stu­dierte Fach­ma­gazine wie Soil Science Society of America Journal und Biology and Fer­tility of Soils. Er führte Gespräche mit Experten, fand Lücken im eigenen Wissen und füllte diese: Botanik, Patho­logie, Ento­mo­logie, Phy­sio­logie, Immu­no­logie usw..

„Land­wirt­schaft­liche For­schung und Aus­bildung kon­zen­triert sich auf Spe­zi­al­ge­biete”, sagt Kempf. „Viele der Wis­sen­schaftler glauben, dass die Ant­worten auf land­wirt­schaft­liche Her­aus­for­de­rungen im eigenen Bereich zu finden sind. Und sie kom­mu­ni­zieren nicht untereinander”.

Kempf war daran gelegen, mit allen zu sprechen, um ein durch­gän­giges Ver­ständnis von Boden- und Pflan­zen­ge­sundheit zu gewinnen, das er in seinem Betrieb anwenden kann. Obwohl er nur ein Teenager war, der nicht einmal die 9. Klasse erfolg­reich abge­schlossen hatte, waren die Wis­sen­schaftler daran inter­es­siert, mit ihm zusammenzuarbeiten.

„Ich wurde ernst genommen, da ich in der Lage war, intel­li­gente Fragen zu stellen und nie­mandem mein Alter verriet“, so Kempf.

Ihm kam schnell der Ver­dacht, dass die che­mie­ba­sierten land­wirt­schaft­lichen Methoden, die er anwendete, die Ursache und nicht die Lösung des Pro­blems waren.

„Viele der Mate­rialien, die in indus­tri­eller Land­wirt­schaft zum Einsatz kommen, steigern das Pflan­zen­wachstum und den Ertrag, wirken sich aber negativ auf die Bio­logie der Böden aus“, sagt er.

Die Taktik der ver­brannten Erde, die er mit Pes­ti­ziden und Her­bi­ziden ange­wendet hatte, war zu erfolg­reich. Das mikro­bielle Leben, das für gesunde Böden unver­zichtbar ist, war ein Kol­la­te­ral­schaden. Als Folge konnte man akzep­table Erträge für die ver­schie­denen Pro­dukte nur noch erreichen, indem man den Boden in Dünger „ertränkte“. Diesen Ansatz verwarf er schnell und setzte alles daran, wieder einen gesunden Boden her­zu­stellen. Er ließ Pflanzen damit das tun, wozu sie am besten geeignet sind, wenn man ihnen eine Chance gibt: wie ver­rückt zu wachsen.

Seit 2006 ver­zichtete Kempf kom­plett auf Pes­tizide und ver­brachte mehr und mehr Zeit damit, seine Ideen mit Wis­sen­schaftlern und Farmern im gesamten Land zu dis­ku­tieren. Sein Vater stellte ihn vor die Wahl: Hör auf zu quat­schen – oder ver­diene Geld damit.

Kempf ent­schied sich für die zweite Option und gründete im gleichen Jahr seine land­wirt­schaft­liche Bera­tungs­firma Advancing Eco Agri­culture (AEA).

Sein Ansatz in Kürze:

Gesunder Boden sorgt für gesunde Pflanzen. Gesunde Pflanzen haben ein gesundes Immun­system, um Krank­heiten abzu­wehren. Pflanzen mit gesundem Immun­system sind – wie Kempf sagt – auch gesünder, wobei es hierfür aber noch keinen soliden wis­sen­schaft­lichen Nachweis gibt. Laut AEA kann man den Ertrag zwi­schen 10–30 % steigern und gleich­zeitig die Kosten durch den Ver­zicht auf Pes­tizide senken.

Kempf ver­meidet die Phrase „nach­haltig“, um den Ein­druck zu ver­meiden, die der­zeitige Form der Land­wirt­schaft solle erhalten bleiben. Er spricht daher bevorzugt von „rege­ne­ra­tiver Land­wirt­schaft“. Mit seinem Ansatz besetzt er eine eigen­artige Nische. Er fordert die Farmer auf, auf Pes­tizide zu ver­zichten, gleich­zeitig kri­ti­siert er den bio­lo­gi­schen Anbau. „Der typische Bio­anbau ist nur negativ, beschäftigt sich damit, was nicht erlaubt ist“, sagt Kempf.

 

JM FORTIER  – Vom eigenen Garten leben

Jean-Martin Fortier ist ein Landwirt, Erzieher und Autor, der sich auf orga­nische und bio­lo­gisch intensive Anbau­flächen spe­zia­li­siert hat. Sein preis­ge­kröntes Buch The Market Gar­dener hat weltweit Zehn­tau­sende von Lesern inspi­riert, um mensch­liche Nah­rungs­mit­tel­systeme zu reim­agieren. Dieses Buch gibt es jetzt endlich auch in deut­scher Sprache.

Zusammen mit seiner Frau Maude-Hélène Des­roches hat er einen zer­ti­fi­zierten Bio-Garten in Saint-Armand, Quebec. Ihre Farm ist inter­na­tional bekannt. Fortier maxi­miert die Erträge auf einem Minimum an Land durch ein “ bio­lo­gisch inten­sives “ Anbau­system. Das Buch dient als prak­ti­sches Handbuch für die Klein­bau­ern­wirt­schaft. Es beschreibt For­tiers Pro­duk­ti­ons­me­thoden und Geschäfts­prak­tiken und enthält Infor­ma­tionen zu Themen wie Gar­ten­ge­staltung, Klein­an­lagen, Boden­be­wirt­schaftung, Saatgut, Unkraut­be­kämpfung, Insekten- und Krank­heits­ma­nagement, Kul­tur­pflanzen und Mar­keting. Die Tipps sind in jedem öko­lo­gi­schen Garten umsetzbar.

 

Dazu ein Auszug aus dem Buch und ein dickes Dan­ke­schön an den Löwenzahn-Verlag, denn es ist schwierig, heute ein solches Buch in die deutsche Sprache über­setzen zu lassen.

Von einem gepach­teten 1000 m² großen Grund­stück in Québec, auf dem sie in den Anfangs­tagen vor­über­gehend sogar campten, star­teten die jungen Gemü­se­gärtner Jean-Martin Fortier und seine Frau in das Aben­teuer der Viel­falts-Gärt­nerei. Sie wollten einfach nur gärtnern und davon leben. Heute gehören sie zu den ein­fluss­reichsten Gemü­se­bauern der Welt und erwirt­schaften auf ihrem (nun etwas grö­ßeren) Feld jährlich sechs­stellige Summen.

„Besser anbauen, statt mehr“

Das Außer­ge­wöhn­liche an der Geschichte: Das Credo der For­tiers lautet „Besser anbauen, statt mehr“. Anstatt auf große Inves­ti­tionen und die Mecha­ni­sierung ihrer Kul­tur­flächen zu setzen, schlugen sie von Anfang an den Weg der bio­in­ten­siven Land­wirt­schaft ein. Auf der Basis von mini­malen Kosten ver­folgten sie von Beginn an die Idee, die Pro­duktion zu inten­si­vieren und gleich­zeitig so weit wie möglich manuell zu arbeiten.

Ohne viel Eigen­ka­pital, Geräte und auf einer Fläche, die so groß ist wie ein Fuß­ballfeld, vom Gärtnern leben — geht das überhaupt?

Vogel­ge­zwit­scher statt Moto­renlärm, Rad­hacke statt Traktor

Von der Auswahl des Standorts, der Berechnung der Anfangs­in­ves­ti­tionen bis zur Ver­marktung und dem Ver­trieb der Ernte hat er zukunfts­wei­sende Ant­worten für Food-Coops, Selbst­ver­sorger, Gemein­schafts­gärtner und ange­hende Gemü­se­bauern. Ja, das geht, Jean-Martin Fortier macht es uns ein­drucksvoll vor: Ein funk­tio­nie­render und ren­tabler Klein­be­trieb, der auf gesunde, regionale und bio­lo­gische Land­wirt­schaft setzt, ist möglich. Man muss dazu kein Träumer sein oder wild­ro­man­ti­schen Fan­tasien nach­hängen. Der Ver­zicht auf Tech­ni­sierung, die ver­meint­liche Selbst­be­schränkung auf kleine Flächen, das Beharren auf direktem Ver­trieb — die Maximen seiner „bio­in­ten­siven Methoden“ folgen einer bestechenden Logik und nicht etwa naiver Fort­schritts­ver­wei­gerung. Und seine Methode zahlt sich aus, wie Fortier uns in seinem Buch, das jetzt schon ein Klas­siker der Gar­ten­li­te­ratur ist, vor­rechnet.

Was, wenn wir die Land­wirt­schaft neu denken könnten?

Ent­deckt in diesem Auszug aus „Bio-Gemüse erfolg­reich direkt­ver­markten“ Jean-Martin For­tiers Traum von einer anderen Land­wirt­schaft und lasst euch von seiner Vision der Viel­falts-Gärt­nerei anstecken!

Small is beautiful

aus: „Bio-Gemüse erfolg­reich direkt­ver­markten“ von Jean-Martin Fortier

Mit weniger als einem Hektar das Aus­kommen finden – ist das möglich?

Jean-Martin Fortier berichtet: Die Mehrzahl der Men­schen, die aus der Land­wirt­schaft kommen, sind natürlich zunächst einmal skep­tisch, wenn es um die Frage geht, einen Gemü­se­klein­be­trieb, oder wie wir es nennen, eine Gemü­se­gärt­nerei, gewinn­bringend zu führen. Und stellen sich damit mög­li­cher­weise den­je­nigen in den Weg, die den Wunsch haben, ein ähn­liches Projekt wie das unsrige zu starten. Daraus darf man sich aber nicht allzu viel machen, denn die Denk­weisen ver­ändern sich in dem Maße, in dem die klein­struk­tu­rierte Land­wirt­schaft in den USA, in Japan und anderswo auf der Welt das beein­dru­ckende Potential einer in kurzen Kreis­läufen statt­fin­denden hand­werk­lichen Pro­duktion unter Beweis stellt. In Québec ver­danken wir diesen Beweis unserer Gärt­nerei Les Jardins de la Gre­li­nette, und viele anfäng­liche Skep­tiker haben ihn zur Kenntnis genommen.

 

Zu diesem Zeit­punkt hatte unser kleiner Hof ein Pro­duk­ti­ons­niveau und einen finan­zi­ellen Erfolg erreicht, den die meisten Agrar-Insider für unmöglich gehalten hatten. Als wir unseren Umsatz auf einem Land­wirt­schafts­wett­bewerb ver­öf­fent­lichten, erhielt unser Betrieb einen ansehn­lichen Preis für seinen exzel­lenten wirt­schaft­lichen Ertrag. In unserem ersten Betriebsjahr machte der Hof einen Ver­kauf­s­umsatz von 20 000 (Anm.: immer kana­dische) Dollar, bei einer Anbau­fläche von einem Viertel Hektar. Im Fol­gejahr hatten sich unsere Ver­kaufs­zahlen mit 55 000 Dollar bei gleicher Anbau­fläche mehr als ver­doppelt. In unserem dritten Betriebsjahr inves­tierten wir in neues Werkzeug und ließen uns auf dem aktu­ellen Standort unseres Hofs, in Saint-Armand, nieder. Mit der Erhöhung unserer Kul­tur­fläche auf einen Drei­viertel Hektar erzielten wir einen Umsatz von 80 000 Dollar und schließlich 100 000 Dollar in unserer vierten Saison.

Während mehr als einem Jahr­zehnt hatten meine Frau und ich kein anderes Ein­kommen als jenes aus unserem weniger als einen Hektar großen Gemü­se­garten. Ich kenne zahl­reiche andere kleine Pro­du­zenten, denen es eben­falls gelingt, mit ihrem kleinen Betrieb in Inten­siv­kultur durchaus solide Ein­künfte zu erzielen. Das Modell ist also bewie­se­ner­maßen gewinn­bringend. In Wirk­lichkeit ist sogar die Annahme rea­lis­tisch, ein recht groß­zü­giges Ein­kommen erzielen zu können.

Eine gut ein­ge­führte Gemü­se­gärt­nerei kann mit einem aus­ge­feilten Anbauplan und vor­teil­haften Ver­kaufs­stand­orten einen Jah­res­umsatz zwi­schen 60 000 und 120 000 Dollar erwirt­schaften, und dies mit weniger als einem Hektar Gemü­se­vielfalt und einer Gewinn­spanne von über 40%. Ein Net­to­ein­kommen, das den Ver­gleich mit ver­schie­denen anderen Agrar­sek­toren nicht zu scheuen braucht.

Davon leben, aber vor allem: gut davon leben

Gerne erinnere ich jene, die sich vor­stellen, wir hätten einen Hun­ger­beruf, dass dieser uns erlaubt, auf dem Land zu leben, Beruf und Familie in natür­licher Umgebung zu ver­ein­baren, und dass er uns auch Arbeits­platz­si­cherheit garan­tiert – welch Ver­gleich zu Anstel­lungen in einem Groß­konzern, wo Kün­di­gungen unvor­her­sehbar und häufig sind. Die Vor­stellung, die sich die meisten Leute von unserem Beruf machen, ist, dass wir wie Arbeits­wütige sieben Tage die Woche unun­ter­brochen schuften, um schließlich nur knapp unseren Lebens­un­terhalt bestreiten zu können. Ein Bild, das wahr­scheinlich inspi­riert ist durch die tat­säch­liche Situation eines großen Teils der kon­ven­tio­nellen Land­wirte, die in den Zwängen der kon­ven­tio­nellen Land­wirt­schaft gefangen sind. Es ist wahr, dass der Beruf des Gemü­se­gärtners bis­weilen schwierig ist. Ob Schön- oder Schlecht­wetter, wir tragen die Risiken eines schwer vor­her­seh­baren Klimas. Es gibt keine Gewähr­leistung für gute Ernten und gute Jahre und man benötigt eine ordent­liche Portion Fleiß und Hingabe, vor allem in den ersten Betriebs­jahren, wenn Kun­den­stock und Infra­struk­turen noch auf­gebaut werden müssen. Dennoch ist es ein ein­zig­ar­tiger Beruf, der sich weniger durch die Anzahl der Arbeits­stunden und das Gehalt aus­zeichnet als durch die Lebens­qua­lität, die er ver­schafft. Nur wenige Leute können sich vor­stellen, dass trotz der Inten­sität unserer Arbeit noch viel Zeit für andere Dinge bleibt. Unsere Saison läuft im März langsam an und endet im Dezember. Das sind immerhin neun Monate Arbeit für drei Monate Freizeit. Der Winter wird zu einem kost­baren Moment, um sich aus­zu­ruhen, zu ver­reisen oder irgend­welchen anderen Beschäf­ti­gungen nachzugehen.

Das ist ein beträcht­licher Vorteil. Dadurch, dass ich viel Zeit mit dem Ver­fassen dieses Hand­buchs ver­bracht habe, kann ich den­je­nigen, denen die kör­per­lichen Erfor­der­nisse des Berufs Sorge bereiten, Fol­gendes sagen: ganz­tägig zu gärtnern ist weniger „hart“ für Körper und Gesundheit, als täglich mehrere Stunden vor einem Com­pu­ter­bild­schirm zu sitzen. Indem ich dies sage, hoffe ich, so manche zu beru­higen. Denn es ist nicht eine Frage des Alters, sondern vielmehr des Willens. Egal ob mit land­wirt­schaft­lichem Rüstzeug oder ohne, wer ernsthaft und moti­viert ist, kann alles erlernen, was für diesen tra­di­tio­nellen Beruf nötig ist. Was man inves­tieren muss, ist Zeit und Begeis­terung. Seit unser Hof Prak­ti­kanten auf­nimmt, die ihre ersten Schritte in der Land­wirt­schaft gehen möchten, beob­achtete ich, dass die große Mehrheit derer, die diesen Beruf  anstreben, dies aus einer ganz grund­le­genden Moti­vation heraus tut. Sie möchten sich selb­ständig machen und mög­lichst viel an der fri­schen Luft arbeiten, und nicht wenige unter ihnen sind von dem Gedanken beseelt, ihrer Arbeit einen Sinn zu ver­leihen. Ich kann ihre Ent­scheidung ver­stehen, denn „ Fami­li­en­bauer“ ist ein sehr wert­voller Beruf. Unsere Arbeit auf dem Hof findet regel­mäßige Aner­kennung bei den Familien, die unser Gemüse essen und uns jede Woche per­sönlich danken. Für alle, die anders leben möchten und dabei eine alter­native Lebens­weise anstreben, ist eines wichtig fest­zu­halten: Man kann davon nicht nur leben, sondern sogar gut leben. Quelle magazin.loewenzahn.at

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Zitat einer Text­passage aus „Das Leben im Boden“ (1922)-  Auto: Raoul Heinrich Francé

„Hätte man nicht um jene Zeit die Kar­toffeln überall ein­ge­führt, um den Ausfall an Brot zu decken, so wäre die schlei­chende Lebens­mit­tel­krise noch viel gefähr­licher geworden. Die Kar­toffel half den armen Men­schen etwas, aber immer deut­licher wurde es: Die Äcker tragen nicht genug. Die Unglück­lichen suchten den Fehler in ihrer Lebenslust, und man erfand das Wort von der Über­be­völ­kerung. Reverend Malthus stellte seine eigentlich fürch­ter­liche Theorie auf, die, als Dar­wi­nismus ver­kleidet, heute noch lebt. Ein noch schreck­li­cherer Gedanke kam auf. Nicht nur zurück­halten sollten sich die Men­schen in ihren natür­lichsten Trieben, sondern auch Abschlachten sollten sie den Über­fluss an Men­schen. Man begann mit der Predigt: Kriege müssten sein; der Krieg sei gott­ge­wollt, um der Über­be­völ­kerung vor­zu­beugen. Und von da war nur mehr ein Schritt zum Impe­ria­lismus. Man muss dünn bevöl­kerte, noch boden­reiche Länder erobern, um für seine Men­schen­massen Brot zu haben, man muss das Land den Natur­men­schen weg­nehmen und sie arm machen unter der Bezeichnung Kolonie, denn der arme Boden daheim muss durch Kolonien ergänzt werden.“ Quelle


Quelle: netzfrauen.org