screenshot youtube

Ver­schwiegene Hin­ter­gründe: Silvio Ber­lusconi – »Frei­maurer & Mafia!«

Am 12. Juni 2023 starb der ita­lie­nische Poli­tiker (vier­malige Minis­ter­prä­sident Ita­liens) und Unter­nehmer, einer der reichsten Ita­liener, Silvio Ber­lusconi. Er gründete 1993 Partei Forza Italia.

In meinem Schwarzbuch Frei­mau­rerei schrieb ich bereits 2007 (Neu­auflage 2019, erschienen auch auf Pol­nisch und Tsche­chich) über ver­schwiegene Hin­ter­gründe, Frei­maurer und Mafia:

Mäch­tiger »Logen­bruder«[1] Silvio Berlusconi

Im März 1994 trat ein wei­terer wich­tiger Frei­mau­rer­bruder end­gültig ins nationale und inter­na­tionale Ram­pen­licht, der »mäch­tigste Mann Europas«, trotz seiner Kör­per­größe von gerade einmal 1,64 Meter, die ita­lie­nische Republik in einen Sumpf aus Kor­ruption, Gefäl­lig­keiten, kri­mi­nellen Maschen­schaften und Logentum ver­wandeln sollte: Silvio Ber­lusconi, der einst unbe­kannte Grund­stücks- und Bau­spe­kulant, der jetzt Minis­ter­prä­sident Ita­liens wurde. Medien, Geld und Politik waren seine Passion. Sein Wirt­schafts­im­perium umfasste rund 150 Firmen, Banken- und Ver­si­che­rungs­be­tei­li­gungen, Fern­seh­sender, Tages­zei­tungen, Kauf­häuser und den Fuß­ballclub AC Milan. Nach seinem Schlachtruf »Forza, Italia!« (»Vor­wärts, Italien!«) benannte er auch seine poli­tische Partei, die in ihren Grün­dungs­jahren 1993/94 sogar vom Vatikan unter­stützt wurde.[2]

Ber­lus­conis Ver­mögen wurde auf 14 Mil­li­arden Dollar geschätzt und er gilt, laut Forbes und Financial Times, als der reichste Mann Ita­liens und – hinter Bill Gates, Robert Murdoch und George Soros – sogar als der viert­mäch­tigste Mann der Welt![3] Und das, obwohl es ihm vor seiner Polit­kar­riere finan­ziell mehr als bescheiden ging. »Wenn ich nicht in die Politik gehe, dann gehe ich ins Gefängnis oder wegen meiner Schulden bankrott«, soll er einmal in Hin­blick auf seine 3,5 Mil­li­arden Euro Schulden gesagt haben.[4] In dieser Situation hatte der »Kleine Große« den poli­ti­schen Wahl­kampf ange­treten, um die ita­lie­nische Republik vor dem Nie­dergang und vor dem Kom­mu­nismus zu bewahren. Seine engsten Gefolgs­leute, »gegen die sich die Pan­zer­kna­cker­bande wie ein Häufchen Kon­fir­manden aus­nimmt « (Stern)[5], sollten das Land zukünftig maß­geblich und vor allem negativ verändern.

Trotzdem sollte Ber­lusconi viele mächtige Freunde haben: Wla­dimir Putin, der Prä­sident Russ­lands, ver­brachte häufig Feri­entage in seinem Anwesen auf Sar­dinien. Im Jahre 2004 waren es sein per­sön­licher Freund Tony Blair mit seiner Frau Cherie, die den Urlaub in einer seiner Pri­vat­villen genossen. Ber­lus­conis Hände reichten sogar bis nach Deutschland, denn hier­zu­lande arbeitete er mit der Kirch-Gruppe zusammen. Leo Kirch selbst stand wie­derum dem dama­ligen CDU-Kanzler Helmut Kohl nahe. Ber­lusconi war er auch Gast bei der Hochzeit der Tochter des spa­ni­schen Regie­rungs­chefs José Maria Aznar und der Tochter des tür­ki­schen Pre­miers Recep Erdogan.[6]

Ber­lusconi, die Pro­pa­ganda Due (P2), Michele Sindona und Roberto Calvi

Doch was Ber­lusconi – der in zahl­reichen Straf­pro­zessen auch Ange­klagter werden sollte – sonst noch war, wurde weniger bekannt: Der Mann, der sich einst, um sein Studium zu finan­zieren, als Nacht­club­sänger auf Mit­telmeer-Kreuz­fahrt­schiffen bezahlt machte, und seine Kinder auf eine anthro­po­so­phische Rudolf-Steiner-Schule schickte, war auch P2-Mit­glied und »nebenbei« auch noch »Ver­trau­ensmann« des Opus Dei!

Seit jeher fühlte er sich diesen beiden Orga­ni­sa­tionen, den Frei­maurern und dem Opus, zuge­hörig.[7] Am 26. Januar 1978 trat Ber­lusconi »heimlich« (Trepp)[8] in die geheime Frei­mau­rerloge ein. Seine Mit­glieds­nummer lautete 1816 unter der Chiffre E.19.78. Er war der Gruppe »17« mit der Akten­nummer 0625 zugeteilt.

»Die Mit­glied­schaft in der Loge erlaubt Ber­lusconi, einige wichtige Kon­takte zu knüpfen«, werden die Staats­an­wälte Domenico Gozzo und Antonio Ingoia am 11. Dezember 2004 bei einer Ankla­gerede gegen einen Freund und Geschäfts­partner Ber­lus­conis sagen.[9] Ber­lusconi stritt ursprünglich seine Mit­glied­schaft ab, behauptete am 27. Sep­tember 1988 vor dem Land­ge­richt von Verona sogar unter Eid, niemals dem »ehren­werten« Logen-Groß­meister Licio Gelli Mit­glieds­beitrag ent­richtet zu haben. Doch er log, wie zwei Jour­na­listen her­aus­fanden, die ihn wegen mein­eid­licher Falsch­aussage ange­zeigt und vor dem Beru­fungs­ge­richt von Verona den ent­spre­chenden Prozess gewonnen hatten. Eine Quittung mit der Nummer 104 für die Auf­nah­me­gebühr von rund 125 Mark war am 5. Mai 1978 aus­ge­stellt worden.

Im Urteil Nr. 97 215/89 steht zu lesen: »Das Gericht ist der Auf­fassung, dass die Behaup­tungen des Ange­klagten (Ber­lusconi, Anm. d. Autors) nicht der Wahrheit ent­sprechen … Daraus erfolgt zwingend, dass Ber­lusconi vor dem Land­ge­richt von Verona in seiner Funktion als Zeuge und Belei­digter die Unwahrheit bezüglich Dingen gesagt hat, die direkt mit dem Gegen­stand der Klage und deren Umständen zusam­men­hängen, er hat Aus­sagen zur Sache gemacht, die das Gericht in die Irre führen sollten, ganz unab­hängig davon, dass sich das betref­fende Gericht von den lüg­ne­ri­schen Erklä­rungen nicht hat inhaltlich beein­flussen lassen, hat er die ihm vor­ge­worfene Straftat (Meineid) begangen …«[10]

Damit war Ber­lusconi wegen Meineids ver­ur­teilt worden, entging aber einer Haft­strafe, weil wieder einmal eine all­ge­meine Amnestie aus­ge­rufen worden war. Glück für den Frei­maurer, das er nach­folgend noch öfters haben sollte, wobei nicht ver­schwiegen werden darf, dass er dem manchmal auch kräftig nachhalf.

Ber­lusconi sagte über die Frei­mau­rerloge: »In der P2 ver­sam­melten sich die besten Leute des Landes.«[11] Alex­ander Stille, Autor des Buches Citizen Ber­lusconi, schreibt treffend: »Wahr ist sicher, dass dort viele der Mäch­tigsten im Lande ver­treten waren. Man könnte aber auch sagen, es seien die schlimmsten aus der gesell­schaft­lichen Elite Ita­liens gewesen: Generäle, Oberste und Admiräle, die nichts dabei fanden, ihren Treueeid zum ita­lie­ni­schen Staat zu brechen …,hohe Geheim­dienst­beamte …, Prä­si­denten staat­licher Banken, die sich her­ab­ließen, Logen­brüdern für irgendein zwie­lich­tiges Vor­haben Kredite zu ver­schaffen, deren Rück­zahlung in den Sternen stand.«[12]

Und Udo Gümpel und Fer­ruccio Pinotti ergänzen: »… sein (Ber­lus­conis, Anm. d. Autors) eigenes Weltbild … hat mit christ­lichen Über­zeu­gungen herzlich wenig zu tun. Es ist das Monument eines Frei­maurers, der Ber­lusconi ja auch einst war, in der dann gesetzlich auf­ge­lösten Geheimloge P2 des faschis­ti­schen Groß­meisters Licio Gelli, aber nicht das Monument christ­lichen Glaubens. All diese ›Details‹ haben die Kir­chen­fürsten nicht davon abge­halten, auf die Regierung Ber­lusconi zu setzen.«[13]

So mutet auch Ber­lus­conis monu­men­tales Mau­soleum voller Symbole, das den Kreislauf des Lebens zeigt und das er sich unter- und über­ir­disch in den Garten seiner Villa stellen ließ, sehr befremdlich an. Hier will er seine letzte Ruhe­stätte finden, zusammen mit seinen engsten Mit­ar­beitern, geordnet nach Wichtigkeit.

Sind mit den »engsten Mit­ar­beitern« viel­leicht (Ex-)Logenbrüder gemeint? Das Grabmal mutet im Übrigen auch »frei­mau­re­risch« an mit seinem »Himmel« (Sterne, Monde und Pla­neten, unsichtbar mit­ein­ander ver­bunden), einem Sockel, den man, wie eine »Pyramide«, über ein­zelne Stufen erreichen kann, einem offenen »Tem­pelbau« und den im Gruße ver­schränkten sti­li­sierten Händen und der Art »Altar«. Auf­fallend ist, dass die meisten Symbole nicht tra­di­tio­nellen Reli­gionen ent­sprechen, sondern nicht­re­li­giöser, astro­lo­gi­scher Natur sind. Keine Madonnen, keine Jesus-Figürchen, keine Gebets­ni­schen, wie man es sich für einen »guten« Katho­liken vor­stellen könnte. Ein eigenes Grabmal also, frei von Merk­malen christ­licher Religion!

Dafür gibt es ein anti­christ­liches, ein sata­ni­sches Symbol: das des Widders! Der Psy­chologe Alles­sandro Amadori erklärt dazu: »Ja, der Widder, das muss ich schon sagen, ist natürlich in unserer euro­päi­schen Tra­dition der Symbole immer ein mephis­to­phe­li­sches Element, es ist sata­nisch … Damit will ich natürlich nicht sagen, dass es eine Beziehung zwi­schen sata­ni­schen Sekten und der Psy­cho­logie von Silvio Ber­lusconi gibt, aber es beein­druckt doch sehr, dass unter den vielen Sym­bolen, die man hätte wählen können, gerade der Widder gewählt wurde – ein Symbol, das nun wirklich sehr selten auf euro­päi­schen Grab­stätten ist. Der Widder, das ist natürlich auch das Symbol der Frucht­barkeit, der sexu­ellen Kraft, des Lebens an sich.« Amadori weiter: »Sicher kann man sagen, in der Welt Ber­lus­conis müssen die Dinge geschlossen, kon­trol­liert, vereint und ewig sein. Und wenn man das in Zusam­menhang mit einer Sekte bringen will, dann wäre das eine der mög­lichen Inter­pre­ta­tionen, rein von der psy­cho­lo­gi­schen Gestaltung des Grabes aus gesehen natürlich und ohne daraus irgendeine reale Inter­pre­tation der Figur Ber­lus­conis ent­wi­ckeln zu wollen.«[14]

Ist mit »Sekte« die Frei­mau­rerloge gemeint? Ber­lusconi, der (ehe­malige) Frei­maurer, der »weder durch seinen Lebensstil (als geschie­dener und wieder ver­hei­ra­teter Vater) noch durch seine per­sön­lichen Über­zeu­gungen … jemals Nähe zu den Geboten der katho­li­schen Kirche zeigte« (Gümpel/Pinotti)? Ber­lusconi und die P2, die »wahre, echte Män­ner­ge­mein­schaft der piduisti, wie die ehe­ma­ligen Mit­glieder der P2 heute in Italien bei­läufig- abfällig genannt werden (dürfen), ist der­jenige Teil der Erfolgs­bio­graphie, die die vielen selt­samen Ret­tungs­ak­tionen zu Gunsten Ber­lus­conis in letzter Minute erklären könnte.«[15]

Ber­lus­conis P2-Zuge­hö­rigkeit lohnte sich auf viel­fältige Weise. So bekam er bei Banken, deren Direk­toren Logen­brüder waren, enorme Dar­lehen zu extrem güns­tigen Kon­di­tionen. Viel­leicht als Dank der P2 gegenüber plat­zierte er Logen­bruder Mau­rizio Cos­tanzo als Gast­geber seiner wich­tigsten abend­lichen TV-Talkshow. Das war noch nicht alles: Als Besitzer des Il Giornale konnte er gegen den Willen des Chef­re­dak­teurs durch­setzen, dass ein aus­führ­liches Dossier über die P2, das ihn und andere ehe­malige Logen­brüder in Ver­le­genheit hätte bringen können, »ver­wässert« wurde.

Die Jour­na­listen Udo Gümpel und Fer­ruccio Pinotti bringen Ber­lusconi in ihrem her­vor­ragend recher­chierten Buch Ber­lusconi Zampano – Die Kar­riere eines genialen Trick­spielers in einen wei­teren P2-Bezug, nämlich zu Michele Sindona, dem engen Ver­trauten des P2-Führers Licio Gelli.

1963 beschloss Ber­lusconi zusammen mit Carlo Rasini und einigen anderen Inves­toren einen Wohn­komplex im Norden Mai­lands für etwa 4000 Men­schen zu bauen. Ein Teil davon finan­zierte die Banca Rasini, in der Ber­lus­conis Vater bis 1973 Pro­kurist war, über die Sindona Mafia­ge­schäfte abge­wi­ckelt haben will, sowie die Kom­man­dit­ge­sell­schaft Edilnord mit den beiden Haupt­ver­ant­wort­lichen Carlo Rasini und Renzo Rez­zonico. Rasini war also einst über seine Bank mit Sindona »ver­bandelt«, Rez­zonico war, laut einem Poli­zei­be­richt, Sin­donas »Anwalt seines Vertrauens«.

»Dies ist eine wichtige Ent­de­ckung, die belegt, dass das Finanz­system, das Ber­lusconi in seinen Anfängen mit Geld ver­sorgte, auch später wei­ter­be­stand«, resü­mieren Gümpel und Pinotti. »Ber­lusconi sicherte sich zusätzlich die Dienste einer wei­teren mit Sindona in Zusam­menhang ste­henden Firma mit Namen Ser­vizio Italia … Renzo Rez­zonico … war für eine mys­te­riöse Schweizer Holding namens Finan­zie­rungs­ge­sell­schaft für Resi­denzen AG tätig. Diese Holding … inves­tierte über die Banca Rasini beträcht­liche Summen in die Edilnord und finan­zierte damit Ber­lus­conis Projekt …«[16]

Die Banca Rasini ist auch noch unter einem anderen Gesichts­punkt inter­essant: Drei Liech­ten­steiner Firmen waren seit Anfang der Sieb­zi­ger­jahre Groß­ak­tionäre, finan­zierten also sozu­sagen die Bank von Ber­lus­conis Vater. Bei einem dieser Groß­ak­tionäre han­delte es sich um die »Brit­tener Anstalt«, die wie­derum einen Toch­tersitz in Nassau hatte und in direktem Kontakt mit Roberto Calvis Ableger der Banco Ambro­siano in Nassau, der Cisalpine Overseas Bank (die spätere Banco Ambro­siano Overseas Limited), stand, gegründet von dem ermor­deten Calvi, Sindona und dem Chef der Vatik­anbank Mar­cinkus. Die »Brit­tener Anstalt« in Nassau spielte laut Ermittlern eine wichtige Rolle bei der Geld­wäsche von Drogengeldern!

Nicht nur diese Indizien, sondern auch noch andere ließen ver­muten, »dass Ber­lus­conis Fir­men­im­perium auch mit Kapital von Michele Sindona bzw. Roberto Calvi gegründet wurde, welche später beide einem vor­ge­täuschten Selbstmord zum Opfer fielen«, meinen Gümpel und Pinotti. Und immer wieder führen die Spuren zur Frei­mau­rerloge P2! So war bei­spiels­weise bei einer der ersten Gesell­schaften, die die Ber­lusconi-Gruppe gegründet hatte (am 16. Sep­tember 1974), der Immo­bi­liare San Martino, ein Haupt­ge­sell­schafter die Ser­vizio Italia spa, die durch Gian­franco Gra­ziadei ver­treten wurde. Gra­ziadei war Mit­glied der P2! Als allei­niger Geschäfts­führer wurde Ber­lusconi-Kumpel Mar­cello Dell’Utri bestimmt, der schon damals Mafia-Kon­takte besaß. Und die Ver­qui­ckung zwi­schen Ber­lusconi und Calvi soll sogar so weit gegangen sein, dass Calvi bei einem Treffen mit Paul Mar­cinkus im Dezember 1976 gesagt haben soll, dass sie künftig die Fern­seh­ak­ti­vi­täten von Silvio Ber­lusconi finan­zieren würden![17]

Es ver­steht sich von selbst, dass Ber­lusconi & Co. dies massiv bestreiten. Sollte sich hier also der Kreis zwi­schen den alten Seil­schaften um die P2 und um den neuen Logen­bruder Silvio Ber­lusconi, der später zum mäch­tigsten Mann der Republik auf­steigen sollte, schließen? »Die Geschichte der Bezie­hungen zwi­schen Roberto Calvi und Silvio Ber­lusconi ist erst in jüngster Zeit ans Licht gekommen«, meinen Gümpel und Pinotti dazu. »Mitt­ler­weile laufen mehrere Ermitt­lungen, die den hauch­dünnen roten Faden suchen, der sich von den geheim­nis­vollen Kapi­tal­zu­flüssen zu Beginn von Ber­lus­conis Kar­riere zu Roberto Calvi spinnt. Erst bei diesen Rundum-Unter­su­chungen fanden sich Beweise für die Tat­sache, dass am Ursprung von Silvio Ber­lus­conis Ver­mögen nicht nur die Beziehung zu Michele Sindona stand, sondern auch die zu Roberto Calvi.« So war nach­weisbar, dass Roberto Calvis Capi­talfin zu 100 Prozent Anteile der Finivest Ltd. auf der Grand-Cayman-Insel und der Fin­service spa hielt – beide Gesell­schaften gehörten zu P2-Bruder Silvio Ber­lusconi, der sich der Pro­tektion der Logen­brüder Gelli und Ortolani erfreute!

Prä­sident der Capi­talfin wie­derum war Logen­bruder Alberto Ferrari und im Ver­wal­tungsrat saß Logen­bruder Gian­franco Gra­ziadei. Ber­lus­conis bekann­teste Firma, die Finivest, wurde also zu 100 Prozent von der Capi­talfin Calvis kon­trol­liert und erhielt Stamm­ka­pital von drei Treu­hand­ge­sell­schaften: der Banco Nazionale di Lavoro, der Ser­vizio Italia und der Saf. »An den Schalt­hebeln dieser Bank finden wir die P2-Mit­glieder Alberto Ferrari und Gian­franco Gra­ziadei« (Gümpel/Pinotti).[18] Die P2 lässt grüßen!

Noch ein anderer Aspekt ist mehr als erschre­ckend für einen ita­lie­ni­schen Minis­ter­prä­si­denten: 2005 stand unter anderem auch Flavio Carboni, der beste Kon­takte zur sizi­lia­nisch-ame­ri­ka­ni­schen Mafia besaß und zum engen Kreis der P2-Spitze um Licio Gelli gehörte, wegen Mordes an Roberto Calvi vor Gericht. Als P2-Logen­bruder kannte er natürlich Berlusconi.

Mehr noch: Einige von Car­bonis Unter­neh­mungen wurden zu einem Großteil sogar von Ber­lusconi finan­ziert! Und über den Groß­meister der Frei­mau­rerloge La Corona, den Ver­leger Carlo Carac­ciolo, hatte Carboni einst Roberto Calvi im Jahre 1980 ken­nen­ge­lernt! Carboni besaß aber auch Kon­takte zur Mafia und zu Fran­cesco Di Carlo, der eben­falls im Ver­dacht stand, Calvi getötet zu haben.[19]

————————————————

Quellen:

[1] Den Begriff „Logen­bruder“ setze ich bewusst in Anfüh­rungs­zeichen; belegbar ist, dass er „P2“-Freimaurer war, wie ich noch auf­zeigen werde. Ber­lusconi distan­zierte sich jedoch davon, aber in Anbe­tracht dessen, dass eine Logen­mit­glied­schaft ein Leben lang gilt und infolge seiner „P2“-Politik ist dies wohl wenig glaubhaft.

[2] Vgl. Udo Gümpel/Ferruccio Pinotti: „Ber­lusconi Zampano – Die Kar­riere eines genialen Trick­spielers“, München 2006, S. 89

[3] Vgl. Udo Gümpel/Ferruccio Pinotti: „Ber­lusconi Zampano – Die Kar­riere eines genialen Trick­spielers“, München 2006, S. 532

[4] Vgl. „Der Impe­rator“ in: „Stern14/2006“, S. 72, 76

[5] Vgl. „Der Impe­rator“ in: „Stern14/2006“, S. 72

[6] Vgl. Alex­ander Stille: „Citizen Ber­lusconi“, München 2006, S. 110, 302, 303

[7] Vgl. Udo Gümpel/Ferruccio Pinotti: „Ber­lusconi Zampano – Die Kar­riere eines genialen Trick­spielers“, München 2006, S. 510

[8] Vgl. Gian Trepp: „Swiss Con­nection – Die ver­borgene Seite der Schweizer Finanz­wirt­schaft“, München 1999, S. 225/Brian Free­mantle: „Impor­teure des Ver­bre­chens – Europa im Griff der orga­ni­sierten Kri­mi­na­lität“, München 1998, S. 283ff.

[9] Vgl. Udo Gümpel/Ferruccio Pinotti: „Ber­lusconi Zampano – Die Kar­riere eines genialen Trick­spielers“, München 2006, S. 388, 389

[10] Zitiert nach: Udo Gümpel/Ferruccio Pinotti: „Ber­lusconi Zampano – Die Kar­riere eines genialen Trick­spielers“, München 2006, S. 53

[11] Vgl. Alex­ander Stille: „Citizen Ber­lusconi“, München 2006, S. 74, 75

[12] Vgl. Alex­ander Stille: „Citizen Ber­lusconi“, München 2006, S. 75, 76

[13] Vgl. Udo Gümpel/Ferruccio Pinotti: „Ber­lusconi Zampano – Die Kar­riere eines genialen Trick­spielers“, München 2006, S. 22, 33

[14] Zitiert nach: Udo Gümpel/Ferruccio Pinotti: „Ber­lusconi Zampano – Die Kar­riere eines genialen Trick­spielers“, München 2006, S. 209, 211, 212

[15] Vgl. Udo Gümpel/Ferruccio Pinotti: „Ber­lusconi Zampano – Die Kar­riere eines genialen Trick­spielers“, München 2006, S. 22, 33, 522

[16] <vgl. Udo Gümpel/Ferruccio Pinotti: „Ber­lusconi Zampano – Die Kar­riere eines genialen Trick­spielers“, München 2006, S. 109ff.

[17] Vgl. Udo Gümpel/Ferruccio Pinotti: „Ber­lusconi Zampano – Die Kar­riere eines genialen Trick­spielers“, München 2006, S. 182

[18] Vgl. Udo Gümpel/Ferruccio Pinotti: „Ber­lusconi Zampano – Die Kar­riere eines genialen Trick­spielers“, München 2006, S. 182ff., 185ff., 188

[19] Vgl. Udo Gümpel/Ferruccio Pinotti: „Ber­lusconi Zampano – Die Kar­riere eines genialen Trick­spielers“, München 2006, S. 385, 389


Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de