Von Oma, Wasch­bot­tichen und Pipi-Sammlern

Wäsche waschen – das geht heute nebenbei. Wir stecken unsere Kleidung in die Wasch­ma­schine, drücken ein paar Knöpfe, und fertig. Dieser selbst­ver­ständ­liche Luxus ist noch nicht lange selbstverständlich.

Heute eher unvor­stellbar, aber des Wassers wegen ent­standen Sied­lungen rund um Seen, an Flüssen oder Mee­res­küsten, denn für den Alltag der Men­schen war die Nähe zum Wasser lebens­not­wendig, weil sie es in jeder Hin­sicht brauchten: zum Kochen, als Trink­wasser, zur Bewäs­serung, und natürlich, um sich selbst und ihre Kleidung zu waschen.

Die Klei­dungs­stücke wurden auf Felsen oder großen Steinen aus­ge­schlagen, um den größten Dreck zu ent­fernen, mit Kies abge­schrubbt oder mit Schlag­hölzern bear­beitet. Gewa­schen hat man in Flüssen und Bächen. Nach der Wäsche wurde die Wäsche auf die Wiese gelegt, die Sonne bleichte und trocknete sie. An der Bear­beitung mittels Bügel­bretter oder kuschel­weicher Wäsche war nicht zu denken, die Wäsche musste robust sein, um diese Behandlung über­haupt zu über­stehen, und war mehr als steinhart.

Als Wasch­mittel diente Asche, weil die nicht was­ser­lös­lichen Sub­stanzen mecha­nisch beim Scheuern halfen. Zum anderen ent­steht durch die Ver­bindung von Wasser und Asche eine alka­lische, also ätzende Lösung, die die Fasern zum Quellen bringt und die Fette zer­setzt. Alle paar Wochen oder Monate wurde ein Waschtag ein­gelegt und alle zur Ver­fügung ste­henden Arbeits­kräfte wurden mobi­li­siert. Meist waren das die Frauen.

Pipi-Sammler als Beruf im alten Rom

Im alten Rom wurden die was­ser­bau­lichen Anlagen und Bade­häusern zwar wei­ter­ent­wi­ckelt, aber es wurde mit mensch­lichem Urin gewa­schen. Die Ful­lonen (Urin­wä­scher) des alten Rom waren nicht die Ersten, die von der rei­ni­genden Wirkung des mensch­lichen Wassers wussten; schon im alten Ägypten wurde bei der Bear­beitung von Wolle eben dieser Grund­stoff ver­wendet. Der Urin zum Waschen wurde „Kam­mer­lauge“ genannt und man nahm ihn als Fle­cken­ent­ferner, weil er Fett und losen Schmutz ent­fernte, sowie zum Bleichen ver­gil­bender Stoffe.

An scho­nende Wäsche, schöne Gerüche von che­mi­scher Pfirsich-Blüte oder Ver­län­gerung von Lebens­dauer von Lieb­lings­kleidung war im alten Rom nicht zu denken. Die Wäsche­reien waren vor allem daran inter­es­siert, viel Harn zu sammeln – Geruch spielte dabei keine Rolle – und ver­teilten überall in der Stadt Gefäße, damit die Men­schen dort ihrem natür­lichen Trieb nach­gehen konnten.

Aus genau diesem Grund ist übrigens der Begriff „Geld stinkt nicht“ ent­standen. Titus rügte seinen Sohn, weil er eine „Urin­steuer“ erhob. Immerhin: Das Erheben von Steuern auf mög­lichst alles, ist unver­ändert geblieben. Dar­aufhin hielt der Kaiser Ves­pasian ihm eine Münze vor die Nase, die aus den ersten Gewinnen dieser Steuer stammte, und fragte ihn, ob er den Geruch dieser Münze als anrüchig emp­finde. Als Titus mit ›Nein‹ ant­wortete, sprach der Kaiser: ›Und doch stammt sie vom Urin‹. Non olet – es stinkt nicht.

Waschen im 19. Jahrhundert

Erst Mitte des 19. Jahr­hun­derts wurden Seifen und Wasch­mittel aller Art all­gemein erhältlich und man ver­wendete sie für die ver­schie­densten Zwecke, unter anderem zum Wäsche­wa­schen. Ins­be­sondere das bis heute bekannte Natron zog in die Haus­halte ein und erleich­terte das Waschen immens.

In Europa wird Natron heute meist aus natür­lichem Kochsalz gewonnen. In diesem che­mi­schen Ver­fahren wird Chlor gegen Kar­bonat aus­ge­tauscht. Das raf­fi­nierte Ver­fahren wurde 1865 von Ernest Solvay erfunden und nach ihm benannt. Egal, ob Natron natürlich gefördert oder che­misch her­ge­stellt wird, es ist auch in der heu­tigen Zeit eine öko­lo­gische Alter­native zu den meisten che­mi­schen Putz- und Waschmitteln.

Heute beherr­schen wir spielend das kleine Ein­maleins für modernes Waschen. Und die „poren­tiefe Reinheit” ist seit der Wasch­mit­tel­werbung zur festen Rede­wendung geworden. Die wich­tigsten Bestand­teile jedes heu­tigen Wasch­mittels sind Tenside. Als natür­licher Roh­stoff ist zum Bei­spiel Seife bekannt. Seife ist eine Mischung ver­schie­dener Alka­li­salze der Fett­säuren und ent­steht durch die Zer­legung von Fetten und Ölen. Diese wird aller­dings heute durch syn­the­tische Tenside ersetzt, die teil­weise noch auf Erdöl basieren und die Umwelt nicht selten belasten.

Die ersten Waschmaschinen

Die Vor­läufer der heu­tigen Wasch­ma­schinen waren sehr ein­fache, grobe Gerät­schaften. Eine der ersten Erfin­dungen stammt von Jacob Christian Schäffer. Er dachte sich vor etwa 250 Jahren eine Art Kur­bel­ma­schine aus. Doch das Waschen in diesem Holz­wasch­bottich war eben­falls schwer. Erst musste Wasser ange­schleppt, erhitzt und ein­ge­füllt werden. Da es in nur wenigen Haus­halten eine separate Wasch­küche gab, wurde in der Küche gewaschen.

Die erste voll­au­to­ma­tische Wasch­ma­schine für den pri­vaten Haushalt kam in Deutschland 1951 auf den Markt. Eine Düs­sel­dorfer Maschi­nen­fabrik stellte die “Con­s­tructa” auf einer Aus­stellung in Han­nover vor. Bis dahin hatten erfin­de­rische Geister zwar schon einige Hilfs­ma­te­rialien wie die Wäsche­presse oder eine Kurbel zum Aus­winden erfunden, aber die Ver­breitung des „Wasch­voll­au­to­maten” kam einer Revo­lution gleich – sowohl in gesell­schaft­licher als auch in orga­ni­sa­to­ri­scher Hin­sicht. Denn der Zeit­spar­faktor lag bei über 500 Prozent.

Lagerung von Kleidungsstücken

Auch die Lagerung von Kleidung hat sich durch die Menge der Kleidung kom­plett ver­ändert. Bis auf Königs­häuser und Kirchen besaß die ein­fache Bevöl­kerung nur höchstens zwei Wech­sel­gar­ni­turen, weshalb diese Wäsche lange getragen werden musste. Von schicken Schränken, Regalen oder vaku­um­ver­sie­gelten Beuteln mit Laven­delduft, in denen Kleider, T‑Shirts, Röcke und die Lieb­lings­bluse auf­be­wahrt wurden, konnte nun wirklich nicht die Rede sein. Im besten Fall boten sich Truhen zur Auf­be­wahrung an. Auch Schimmel und Stock­flecken waren kein Thema. Gerade im Winter galt vor allem eine Regel: Die Wäsche musste am nächsten Tag trocken sein, also hing sie am Feuer – mitten im Raum und im Sommer an Leinen im Freien.

Mit der Wasch­rumpel im Waschtrog oder mit der Bürste die Wäsche zu waschen, waren noch vor 70 Jahren für unsere Groß­mütter die wich­tigsten Waschme­thoden. Was für uns heute völlig normal scheint, ist in Wahrheit keine Selbst­ver­ständ­lichkeit. Kleidung im Fluss oder mit Urin in einem Eimer waschen, ist bis heute in vielen Regionen der Erde der ganz normale Alltag.