Alice Cooper beim Auftritt, Bild Kovacs Istvan, via Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

DA! staunt man aber: Alice Cooper findet, Trans­gender ist eine Mode­er­scheinung und ver­liert Vertrag mit Kosmetik-Firma

Alice Cooper, der Pate des Schock-Rocks, der böse Bube des Rocks wurde auch der Käpt’n Hook des Rock‘n Roll genannt. In seiner fünf­zig­jäh­rigen, dunklen, thea­tra­li­schen Kar­riere hat er immer gern mit sata­nisch, düs­terer Auf­ma­chung scho­ckiert. Was er jetzt in einem Interview bei Ste­reogum wieder macht, indem er das sakro­sankte Trans­gen­der­thema eine „Mode­er­scheinung“ nennt. Zweite Über­ra­schung: Seine gru­selige Gesichts­be­malung ist nicht das Ergebnis einer fürch­ter­lichen Dro­gen­nacht, bei der das Batman-Joker-Make-Up total ver­rutscht und ver­schmiert ist. Seine Schminke bekommt er von einer Kos­me­tik­firma namens „Vampyre Cos­metics“, die eine „ganz eigene Vor­stellung von Schönheit ver­marktet“. Und die hat jetzt den Vertrag wegen dieser Äuße­rungen gekündigt.

Alice Cooper kre­ierte früh sein schaurig, thea­tra­li­sches Aus­sehen, seine hoch umstrittene Lie­der­texte und gru­selige Büh­nen­shows, bei denen er nicht selten in Zwangs­jacken gesteckt wurde. Auch seine Hin­richtung durch simu­lierte Schein-Ent­hauptung mit einer Guil­lotine oder Erhängen am Galgen waren legendär. In den 1970er und 1980er Jahren begeis­terte er mit diesen düs­teren Auf­füh­rungen ein Mas­sen­pu­blikum und beein­flusste die Rock­szene nach­haltig. Diese Kultur des Düs­teren inspi­riert auch die kleine, sehr eigen­willige Kos­me­tik­firma Vampyre Cos­metics, die mit Alice Cooper auch Werbung macht und einen dies­be­züg­lichen Vertrag hat.

Die US-Kos­me­tik­firma, so schreibt das Magazin „Rol­lingStone“, ein spe­zia­li­sierter Nischen­an­bieter, ver­stehe sich als „beauty dis­ruptor“ (Schön­heits-Zer­störer). Wahrlich, das ist auf­fällig gut gelungen, möchte man da sagen. Und man bekennt sich auf der Web­seite dazu: „Wir streben danach, ein ‚Beauty Dis­ruptor‘ zu sein, indem wir auf gesell­schaft­liche Schön­heits­kon­strukte ver­zichten und diese durch indi­vi­duelle ersetzen.“

Nischen-Kos­metik-Vetrags­firma grenzt Rock-Legende aus

Alice Cooper (75), unter bür­ger­lichem Namen Vincent Damon Furnier als Sohn eines Priesters geboren, weiß eigentlich, wofür diese Kos­me­tik­firma „proudly“ (stolz) steht, denn das steht eben­falls auf der „über uns“-Seite:

Wir sind queere, behin­derte und stolze neu­ro­di­verse Frauen, die rund um die Uhr daran arbeiten, Dir so ein­zig­artig ver­packte Kos­metika zu bieten, dass Du ‚Heilige Scheiße!‘ schreist, wenn Du sie siehst. Wir bemühen uns, jedem Kunden einen ‚Aha!-Moment‘ zu geben. Wir arbeiten an jeder ein­zelnen Grafik auf unserer Kos­me­tik­ver­pa­ckung zusammen. Jede (nicht lizen­zierte) Grafik wird von uns beiden sorg­fältig erstellt, um bei Dir emo­tionale Reaktion zu wecken. Wir sind kreativ. Wir ver­wenden die­selben lang­wei­ligen Ver­pa­ckungen, die 99,9 % der Kos­me­tik­un­ter­nehmen ver­wenden, das spricht unsere Seele nicht an. Es reicht uns nicht aus, Dir nur hoch­wertige und hoch­pig­men­tierte vegane, tier­ver­suchs- und tal­k­um­freie Pro­dukte zu ver­kaufen. Wir müssen auch eine auf­re­gende Umgebung dafür schaffen, in der man lebt. Eine, die unseren Kunden das Gefühl von Freude und Staunen bringt bei jedem Gebrauch. Wir werden immer nach mehr streben und nicht weniger akzeptieren.“

Lieber Leser, „queer“ kennen Sie ja mitt­ler­weile. Aber Sie werden sich jetzt fragen, was denn – bit­te­schön – „neu­ro­divers“ bedeutet. Das wird dann im Fol­genden erklärt (es treibt ja immer weitere Blüten). Also: Vampyre Cos­metics besteht aus zwei neu­ro­di­ver­genten, behin­derten Frauen, Rachel und Karen, die diese Schön­heits-Zer­störer-Arbeit als ein Feiern ihrer Neu­ro­di­ver­sität ver­stehen. Rachel ist nämlich eine dia­gnos­ti­zierte Autistin und Karen hat ADD (Attention Deficit Dis­order, zu deutsch: ADHS).

Ein Blick in die Pro­dukt­linien und Pro­dukte von „Vampir-Wein­garten Dracula-Lip­pen­stifte“ über „Cthulhu-Ten­takel Pinsel“ und die „Win­chester Mystery House — Bizarr ist schön“ untermalt diese State­ments ein­drücklich. Heilig’s Blechle … und teuer ist das Zeug auch noch. Die Farb­pa­letten scheinen eigentlich eher zum Oster­ei­er­färben kon­zi­piert zu sein. Da wimmelt es von Vam­piren, Hexen, abgrundtief bösen, aber gott­gleichen Krea­turen wie Love­crafts Cthulhu mit Bezügen zum „Necro­no­micon“ – aber diese beiden Damen sind ent­setzt und dünken sich mora­lisch auf dem aller­höchsten Stand. Sie kün­digten stan­tepede den Vertrag mit Alice Cooper, weil er ihre poli­tisch kor­rekten Werte ver­letzt, indem er den Hype des Trans­gender für eine Mode­er­scheinung hält. Das ist „transphob“. Nunja, man liebt halt das Bizarre.

Und damit zurück zu Alice Cooper und was er eigentlich in dem Interview mit Ste­reogum gesagt hat. Ich setze das hier im Ori­ginal hinein und über­setze es dann:

„I’m under­standing that there are cases of trans­gender, but I’m afraid that it’s also a fad, and I’m afraid there’s a lot of people claiming to be this just because they want to be that. I find it wrong when you’ve got a six-year-old kid who has no idea. He just wants to play, and you’re con­fusing him telling him, ‚Yeah, you’re a boy, but you could be a girl if you want to be.‘”

„Ich ver­stehe, dass es Fälle von Trans­gender gibt, aber ich fürchte, es ist auch eine Mode­er­scheinung, und ich fürchte, dass viele Leute behaupten, dies zu sein, nur weil sie das sein wollen. Ich finde es falsch, wenn man ein sechs­jäh­riges Kind hat, das keine Ahnung hat. Er will nur spielen, und du ver­wirrst ihn, indem du ihm sagst: ‚Ja, du bist ein Junge, aber du könntest ein Mädchen sein, wenn du willst‘.“

(Anmerkung: Das Wort „fad“ bedeutet „kurz­le­biger Trend, Wahn, Marotte Mode­torheit, Fimmel, Masche.“)

Alice Cooper sagt unmiss­ver­ständlich, dass es echte Fälle von Trans­gender gibt. Er warnt aber davor, spie­le­rische Rollen, die nicht ins Junge-Mädchen-Ste­reotyp passen, gleich als ein grund­sätz­liches Trans­gender-Symptom zu sehen und sofort in diese Richtung zu moti­vieren. Seine Namens­vetterin Alice Schwarzer, Grün­derin der Frau­en­recht­le­rinnen-Zeitung „EMMA“ sieht das ganz ähnlich, wenn sie sagt, dass die Kon­zepte eines Trans­gender- oder Non-Binary-Daseins gerade für junge Men­schen nur schwer zu hand­haben seien.

Im Grunde demas­kieren sich die Prot­ago­nisten der Trans­gender-Agenda ja selbst, indem sie die männlich-weiblich-Ste­reotype beto­nieren. Sobald jemand schlicht und einfach in seiner indi­vi­du­ellen Per­sön­lichkeit Züge auf­weist, die nicht in das Ste­reotyp passen, ist er/sie schon divers. Wo bleibt das Indi­viduum, das seine ganz per­sön­lichen Facetten einfach unkom­men­tiert und ohne Kate­go­ri­sierung leben darf? Jungen und Mädchen, Männer und Frauen, haben eben nicht und hatten noch nie so klar abge­grenzte Cha­rak­ter­ei­gen­schaften, Vor­lieben, Abnei­gungen, Inter­essen und Talente.

Aber nein, heute stürzt man sich auf die jungen Men­schen, die noch unaus­ge­reift mal in die eine, dann in die andere Richtung ihre Fühler aus­strecken, beein­flusst sie ziel­ge­richtet und drängt sie sogar im schlimmsten Fall dazu, Ent­schei­dungen zu treffen, die nicht mehr rück­gängig zu machen sind und ihr Leben zer­stören können. Dieser Regen­bogen-Hype wird in einiger Zeit einem schmerz­haften Kater weichen, weil sich viele davon zu ihrem Schaden haben ver­führen lassen.

Ich per­sönlich kenne zwei Trans­frauen, die ich sehr mag. Sie sind ECHTE Trans­frauen. Eine davon ist eine mutige, bril­lante, unein­schüch­terbare und erfolg­reiche Men­schen­recht­lerin, die ich sehr bewundere. Viele Leser werden wissen, wen ich meine. Sie macht über­haupt kein Auf­hebens darum, dass sie ist, was sie ist und fertig. Sie ist sehr respek­tiert, gerade in der alter­na­tiven, angeblich ach-so-rechten „Schwurbler“-Szene. Selbst­ver­ständlich müssen solche Men­schen unbe­helligt so sein dürfen, wie sie sind. Da sind die alter­na­tiven Schwurbler übrigens wesentlich tole­ranter, als die ideo­lo­gi­schen Regen­bo­gen­fah­nen­schwenker. Die indi­vi­duelle Freiheit so zu sein und zu leben, wie man es will, solange man nie­mandem schadet, wird hier viel mehr gelebt, als im kon­formen poli­tisch-kor­rekten Lager, wo man zwar sein Gender oder Pro­nomen oder Geschlecht unter Dut­zenden aus­suchen kann, aber sofort gna­denlos aus­ge­grenzt und gecancelt wird, wenn man auch nur einen Jota vom Pfad der eng defi­nierten Tugend abweicht.

Über­ra­schend: Der mora­lische Kompass stimmt

Lus­ti­ger­weise ist der Pas­to­rensohn Alice Cooper nichts­des­to­trotz seit 47 Jahren mit der Pas­to­ren­tochter und Ballett-Tän­zerin Sheryl Goddart ver­hei­ratet und hat mit ihr drei Kinder: Calico, Sonora und Dash. Und er hat mehrere Enkel­kinder. Anfang August bürstete der den in die Schlag­zeilen gera­tenen Till Lin­demann ab. Die Ramm­stein-Band und ins­be­sondere Frontmann Till Lin­demann ver­hielten sich nicht wie Erwachsene: 

„Ich liebe die Band Ramm­stein. Und ich halte viel davon, dass man nichts behaupten sollte, bevor es erwiesen ist. Nichts­des­to­trotz sollte ein erwach­sener Mensch schon wissen, was okay und was nicht okay ist. Und ein unver­hei­ra­teter Rockstar von 40, 50, 60 Jahren hat wirklich sehr viele Mög­lich­keiten, während einer Tournee eine Frau zu finden, auf die er steht. Das ist nicht besonders schwierig. Ich würde also sagen: Such dir eine, die ein bisschen älter und mit dir auf Augenhöhe ist”, so Cooper.“

Sieh an. In seiner Band seien alle brav ver­hei­ratet – bis auf den Schlag­zeuger – man kenne die Ehe­frauen, die Kinder, die Enkel. Wenn sich da jemand dane­ben­be­nähme, wüssten sofort alle Bescheid. „Deshalb bin ich ver­wundert, von einem Skandal zu hören, der junge Mädchen involviert.“

Er ist nicht nur im Gegensatz zu seinen Auf­tritten sehr christlich, sondern sogar Mit­glied bei den ame­ri­ka­ni­schen „born-again Chris­tians“, was man hier als „Wie­der­täufer“ bezeichnet. Er hat immer wieder offen gesagt, dass der christ­liche Glaube ihm die Kraft gegeben hat, von seiner Drogen- und Alko­hol­ab­hän­gigkeit weg­zu­kommen. Er und seine Frau sind beide über­zeugte Christen. „Mein Vater war ein Pastor, mein Groß­vater war ein Evan­gelist. Ich bin in der Kirche auf­ge­wachsen, habe mich soweit ich nur konnte davon ent­fernt, bin fast gestorben und kehrte dann zurück in die Kirche“, bekennt er in dem Stereogum-Interview.

Weiter zitiert die öster­rei­chische Kleine Zeitung den in die Jahre gekom­menen Rockstar folgendermaßen:

„Auf die Frage, ob eine 47-jährige Ehe für einen weltweit den Ver­su­chungen aus­ge­setzten Rockstar nicht eine besondere Leistung dar­stelle, ant­wortete Alice Cooper dem ‚Playboy‘: ‚Ja und nein. Man muss es wollen, denke ich. Man muss eine lange Beziehung wollen und man muss es wollen, treu zu sein. Sowohl mein Vater als auch der Vater meiner Frau waren Priester. Wir sind von Beginn an mit diesem mora­li­schen Kompass aus­ge­stattet gewesen. Was bedeutet: alles zu unter­lassen, was den anderen Men­schen ver­letzen könnte.‘“ 

Man sollte eben nie­manden nach seinem Äußeren beur­teilen. „Don’t judge a book by it’d cover“, heißt es im Englischen.