„Wir Älteren“ freuen uns: In der WDR-Mediathek sind wieder alte Otto-Waalkes-Shows zu sehen. Was hatten wir damals eine Freude dran, und die Kinder – damals war Kinder zu haben noch kein Umweltverbrechen – haben auch ihren Spaß daran gehabt. Auch, wenn sie vieles nicht verstanden haben. Seine Blödeleien sind unvergessen, manche davon auch trotz schallendem Gelächter des Publikums durchaus kritisch gewesen. Unvergessen sein Karnevalsvortrag als Dr. Dreist zur Umweltverschmutzung durch die chemische Industrie (Audio). Ist kurz, und Sie, lieber Leser, werden sich sicher erinnern und Spaß haben:
Vor Beginn der Otto-Videos in der WDR-Mediathek wird eine Warnmeldung angezeigt, die den Inhalt als diskriminierend in Teilen markiert. Vor der ersten Staffel aus den 1970er Jahren wird eingeblendet:
“Das folgende Programm wird in seiner ursprünglichen Form als Teil Fernsehgeschichte gezeigt. Es enthält Passagen, die jetzt als diskriminierend betrachtet werden.“
Vor der Staffel ab 1974 steht die Vorbemerkung:
„Das folgende Programm als Teil der Fernsehgeschichte wird in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen diskriminierender Sprache und Haltung.“
Welche Szenen tatsächlich beteiligt sind, bleibt offen. So erfreulich das ist, dass in der Mediathek mal wieder was Lustiges auftaucht, zumindest für die ältere Generation, die aus lauter Gewohnheit immer noch die elend PC-langweiligen „Öffentlichrechtlichen“ guckt (immerhin haben sie ja ein Leben lang dafür bezahlt), so peinlich ist der Warnhinweis davor. Huch! Was sollen denn die politisch-korrigierten Jüngeren davon denken? Nachher macht man uns noch den Vorwurf, politisch inkorrekt zu sein! Daher redet man sich auf die Shows als „ein Teil der deutschen Fernsehgeschichte“ heraus, so á la „damals wussten wir es nicht besser, bereuen es aber heute“ … heijeijei, das rückt Ottos Blödelwitze ja schon fast in die Nähe von Fernsehsendungen über die Zeit des Dritten Reiches. Die darf man auch nicht ohne begleitende Belehrungen und moralische Einordnung angucken. Das betreute Denken und die geistige Bevormundung ist mittlerweile unerträglich geworden. Kein Wunder, dass kaum einer noch WDR guckt.
Da sind die strengen Katholiken des Kölner Erzbistums sündiger: Ein IT-Unternehmen, das mit der Aufgabe betreut ist, die Sicherheit der Computersysteme und der Internetverbindungen des Erzbistums zu gewährleisten, fand bei einer Prüfung der Firewall-Funktion heraus, dass Mitarbeiter des Erzbistums, darunter hohe Geistliche, massenhaft versucht haben, Pornoseiten aufzurufen. Das IT-Sicherheitsunternehmen hatte den Auftrag zu überprüfen und sicherzustellen, dass „risikobehaftete“ Webseiten mit Gewaltdarstellungen, Drogenbezug und Pornographie nicht aufgerufen werden können. Daher tauchten die vergeblichen Versuche, durch die Firewall doch an diese Inhalte zu kommen, im Protokoll auf. Das waren mehr als 1.000 Zugriffsversuche. Das ist zwar strafrechtlich nicht relevant, sofern es nicht Kinderpornografie oder sonstige kriminellen Inhalte sind. Doch in der katholischen Kirche ist jegliche Pornographie für Geistliche streng verboten. Aber wie dumm kann man sein, solche Seiten vom Dienstrechner aufrufen zu wollen???
Es ist schon Realsatire, dass der Kölner WDR das Kölner Erzbistum in Puncto Hypermoral überholt hat. Vielleicht sehen und hören wir die zweite Staffel sogar mit minutenlangen Zensur-Pieptönen?
Otto Waalkes ist nun 75 geworden. Da er ein Großer in der Comedy-Szene war und geradezu Kult, hat der ostfriesische „Blödelbarde“ die Branche über einige Jahrzehnte geprägt. Seine berühmteste Comicfigur war sein „Ottifant“. Otto füllte die Hallen, riss das Publikum zu Lachstürmen hin, die Kamera zeigte im Publikum gern die Zuschauer zwischen acht und achtzig Jahren, wie sie buchstäblich Tränen lachten. Damals hatten wir immerhin noch was zu lachen, und im Zuschauerraum saßen Leute jeder politischen Provenienz – und alle hatten gemeinsam großen Spaß.
Der politisch ach-so-INkorrekte hat sich nun dazu geäußert. Er gibt sich gelassen:
„Das ist nun ein halbes Jahrhundert her. Die Moralvorstellungen haben sich seit 1970 gewandelt, jede Zeit hat ihre eigenen Tabus. Komik hat ja immer etwas Anstößiges, weil sie alltägliche Regeln verletzt. Ich war damals Student und habe Scherze gemacht, von denen sich vor allem Autoritäten verletzt fühlten. Andere Leute haben gelacht, ungefähr 30 oder 40 Millionen Zuschauer. Vor Komik kann also gar nicht genug gewarnt werden. Vor allem die ‚Otto-Show‘ kann bei Konsumenten zu unkontrollierbaren Heiterkeitsausbrüchen und Lachmuskelkater führen.“
Und er setzte zu Recht hinzu, dass es heute aber ganz sicher andere Probleme gebe, als seine alten Scherze.
Der WDR bleibt aber bei seiner politisch-hyperkorrekten Linie. Auch die alten WDR-Produktionen der frechen Talk-Show „Schmidteinander“ mit Harald Schmidt und Herbert Feuerstein bekommen einen Beipackzettel mit Warnungen vor gefährlichen moralischen Nebenwirkungen. Auch hier wird eine entsprechende Tafel vorangestellt und eine Sprecherin verliest den Text.
Lieber WDR, schön, dass Sie die alten Sendungen online stellen. Endlich mal wieder was Lustiges und Geistreiches auf Eurem politisch überkorrekten Sender. Da könnte man glatt mal wieder das GEZ-Fernsehen anschalten. Aber Sie müssen die Generation, die das guckt, nicht psychisch und moralisch betreuen. Die meisten von uns haben diese Zeit sehr bewusst erlebt und damals wie heute keinerlei diskriminierende Anwandlungen gehabt, sondern mehr Toleranz, Freiheit und Spaß, als Ihr Euch das überhaupt vorstellen könnt.
Einen hab ich noch, einen hab ich noch!
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