Die Wohnungsnot ist ein Problem. Nun hat man eine neue Gruppe der Bevölkerung gefunden, die nach Meinung der Ampelregierung zu viel Wohnraum hat: Die Rentner. Im Schnitt verfügen sie pro Person über 70 Quadratmeter. Jüngere Leute dagegen um die 45 Quadratmeter. Die Rentner sollen nun den Jüngeren Platz machen. Sie sollen jetzt davon überzeugt werden, aus ihren Häusern in kleinere Wohnungen auszuziehen und dafür ihr Haus zu vermieten. Um ihnen die Vertreibung schmackhaft zu machen, dürfen sie dann die Miete für die kleinere Wohnung von der eingenommenen Miete für ihr Haus abziehen. Man muss kein Hellseher sein, um voraussagen zu können, dass es nicht besonders viele alte Leute gibt, die das „Angebot“ annehmen werden.
Wer schlägt das vor? Natürlich die Grünen. Und zwar Frau Christina-Johanne Schröder, eine frische 39-Jährige. Frau Schröder erklärte der BILD dazu:
„Deutschland hat viel Wohnraum, aber nicht genug Wohnungen. Das bedeutet, dass manche Menschen mehr Wohnraum haben, als sie brauchen und umgekehrt.“
Die Ampel arbeite bereits an Lösungen. Rette sich, wer kann.
So meint Familienministerin Lisa Paus: „Es ist sinnvoll zu schauen, was sich in angespannten Wohnsituationen verbessern kann. Ich finde alle Ideen hilfreich, die sich damit auseinandersetzen, dass Wohnraum insbesondere in Ballungsgebieten knapp ist.“ — Und sie ist gespannt auf weitere Diskussionen.
Die Alten sollen ihre Häuschen, für die sie gearbeitet und gespart haben, räumen und in kleine Wohnungen ziehen. Was braucht man denn auch als unnützer, alter Mensch ein Haus. Macht Platz für Familien! Dann dürft Ihr dafür eine Miete nehmen und Ihr dürft Eure neue Miete davon abziehen. Ist doch sehr gnädig, oder?
Das Rauskomplimentieren der Alten aus ihren Häusern nennt man jetzt „Umzugserleichterung für Senioren“ und deren Zögerlichkeit „Hindernisse“. Diese „Hindernisse“ seien zahlreich, räumt SPD-Wohn-Experte Bernhard Daldrup (67) ein, und hängen mit dem sozialen Umfeld zusammen und ob in der Nähe geeigneter Wohnraum für die Auszugswilligen vorhanden ist.
Die „Hindernisse“ stellen sich für die Senioren so dar:
- Das Haus ist im Laufe eines arbeitsreichen Lebens abbezahlt worden, und der Kredit bisweilen erst kurz vor der Rente auch getilgt. Und das war genau der Plan, dass man in der Rente, die meistens nicht so üppig ausfällt, ein sicheres Dach über dem Kopf hat. Ein Haus, was einem selbst gehört, aus dem man nicht vertrieben werden kann, und für das man kein Geld mehr zahlen muss, keine Mieterhöhung fürchten muss, wo einem niemand hineinredet, und das man seinen Kindern hinterlassen kann.
- In eine kleine Mietwohnung umzuziehen bedeutet nicht nur, dass man da auch wieder herausgekündigt werden kann (wegen Eigenbedarf des Vermieters) oder dass die Miete immer wieder weiter erhöht wird und die Rente dann nicht mehr zum Leben reicht, vielleicht nicht einmal mehr für die Miete:
„Von einer ‚teilweise historischen Entwicklung‘ sprach Gesa Crockford, Geschäftsführerin von ImmoScout24, mit Blick auf die jüngsten Mietpreissprünge. Bundesweit verteuerten sich laut des Portals Angebotsmieten im Neubau auf Jahressicht um 7,7 und im Bestand um 7,4 Prozent. Besonders teuer wurde es in den Metropolen. Eine neu angemietete Bestandswohnung in Köln kostet 12,3, in Hamburg 11,5 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Unerreichte Spitze: Wohnungen in Berliner Neubauten. Hier verlangten die Vermieter 19,9 Prozent mehr.“
Wenn aber die Mieter aus dem Haus, das man geräumt hat, nicht ausziehen werden … weil Mieterschutz — tja, dann hat man leider verloren. Was dann? Obdachlos oder Altersheim? Da gibt es auch kaum noch Plätze.
- Man ist verwachsen mit dem Haus, das man sich erspart und ganz genau so eingerichtet hat, wie man möchte. Man kennt die Umgebung, ist freundschaftlich mit Nachbarn verbunden, die helfen auch mal aus, wenn es nötig ist. In den Geschäften kennt man sich, ein Schwätzchen hier oder da. Einen alten Baum kann man nicht entwurzeln und einfach umpflanzen. Die Leute fühlen sich sicher und wohl in ihren Häuschen, kennen jeden Winkel und lieben ihr Haus und die Umgebung, die Nachbarn, nehmen Päckchen an für sie, sind oft Ersatz-Oma und Opa für die Nachbarskinder, bauen in ihrem Garten Gemüse an und Obst und haben dadurch gesundes, kostenloses Essen. Sie genießen ihr sorgenfreies Alter, das sie sich auch verdient haben. Es ist unmenschlich, sie daraus zu vertreiben.
- Dass wir eine so brutale Wohnraumverknappung haben, ist nicht die moralische Schuld der Rentner, sondern der Regierung. Wer Millionen Einwanderer ins Land holt, gleichzeitig aber keinen Wohnraum dafür baut, sondern sogar einheimische Mieter für die Neuankömmlinge aus ihren Wohnungen wirft, darf sich über Wohnraummangel nicht wundern. In Deutschland fehlen 700.000 Wohnungen quer über alle Altersklassen. Allein im Jahr 2015 sind 1,16 Millionen ausländische Personen nach Deutschland gezogen.
Der zweite Grund für die Wohnraumverknappung ist die durch die Regierung geförderte Versingelung der Gesellschaft. Die Ein-Personen-Haushalte haben massiv zugenommen in den letzten 15 Jahren, weil jeder seinen individuellen Lebensentwurf verfolgt. Bloß keine familiären Verpflichtungen Familie und Kinder ist ja sowas von „Old School“ und im Prinzip schon „Nazi“ und Faschismus. Diese Lebenseinstellung ist von den Regierungen massiv gefördert worden – und das ist das Ergebnis:
„Der Neubau fokussiert sich stark auf kleine Single-Einheiten, größere Bestandswohnungen werden selten frei. Es gilt für Familien, Kompromisse zu schließen: beengter wohnen oder rausziehen aus der Stadt und weite Pendelwege auf sich nehmen.“
Eine Bevölkerung von sich selbstverwirklichenden Singles – genau das, was Ihr haben wolltet und mit allen Mitteln fördert! — erfordert eben viel Platz. Jeder braucht zum Wohn- und Schlafzimmer noch jeweils Küche und Bad. Pro Person, wohlgemerkt. Da lebten die ach-so-platzintensiven Rentner jahrzehntelang wesentlich bescheidener: Ein Wohnzimmer, ein Elternschlafzimmer und ein oder zwei Kinderzimmer, eine Küche, ein Bad für im Schnitt vier-bis fünf Menschen.
- Wer die Grundsteuer hochschraubt, eine Politik betreibt, die Kreditzinsen steigen und steigen lässt, wer die Inflation anheizt, so dass — und das ist das Ziel der Grünen — der Neubau von Einfamilienhäusern unbezahlbar wird für junge Leute, der ist verantwortlich dafür, dass „die Jüngeren“ keinen Platz mehr haben, nicht die Alten sind schuld.
„Die rasante Entwicklung ist die Folge eines toxischen Mixes auf dem Wohnungsmarkt. Die Nachfrage ist insbesondere in den Metropolen hoch und steigt noch weiter an. Die Bauzinsen haben sich innerhalb von etwas mehr als einem Jahr vervierfacht, hohe Materialpreise und Lieferkettenprobleme verunsicherten Bauherren. Neue Bauvorhaben liegen vielerorts auf Eis.“
- Was eine solche „Lösung“ wieder an Steuererklärungen, Abrechnungen und Behördenkram für die Senioren mit sich bringt, ist für viele unzumutbar. Endlich haben sie ihre Ruhe vor Steuererklärungen und Behördenkram aller Art, bekommen ihre Rente und leben friedlich in ihrem Häuschen und gut ist’s. Nein, dieses Modell wird viele dazu zwingen, Steuerberater zu engagieren, die das auch nicht für Gottes Segen machen – und zack! Ist schon wieder ein Teil der Mieteinnahmen für das Häuschen weg.
- Wer Mieter hat, hat immer Spaß. Es gibt sehr friedliche Mieter, aber auch viele, die ständig was zu monieren haben. Gerade Ältere, die schon seit Jahrzehnten in ihren Häusern wohnen, haben viel bescheidenere Ansprüche und oft sehr einfache Installationen, alte Tapeten, knarzende Treppen, Linoleumböden, keine Kabelfernsehleitung, kein Internet über Glasfaser, nur wenige Steckdosen in den Räumen und eine einfache Küche ohne Geschirrspülmaschine. Es gibt im Bad eine Toilette, ein Waschbecken und eine Badewanne, die schon ein paar Schacken hat, vielleicht einen Platz für eine Waschmaschine, aber meist keinen Trockner. Das kann man auch nicht einfach hinstellen und anschließen, denn die alten Stromleitungen sind für diese Lasten gar nicht ausgelegt und damit steigt die Brandgefahr. Viele der „Rentnerhäuser“ sind kein besonders attraktiver Wohnraum für junge Familien. Wovon sollen die Rentner aber diese ganzen Modernisierungen bezahlen, die die jungen Familien heute erwarten? Im Rentenalter bekommt man keinen Kredit mehr von der Bank.
- Es ist doch von vorneherein klar, dass die Rentner, die vielleicht sogar bereit wären, ihr Haus zu vermieten und in eine kleinere Wohnung zu ziehen, keine finden werden. Denn, Ei-der-Daus, es herrscht Wohnraumknappheit und zwar – Überraschung! — gerade auf dem Markt für kleine Wohnungen. Insbesondere, wenn sie dann noch altersgerecht und barrierefrei sein müssen.
„Auch Mieterinnen und Mieter können eine deutlich höhere Miete nach Modernisierungen mitunter schwer stemmen. „Die Entwicklung in den kommenden Jahren ist vorprogrammiert: Viel mehr ältere Menschen, von denen aber immer weniger die teuren Mieten mit ihren Renten bezahlen können“, warnt Robert Feiger, Chef der Bau-Gewerkschaft IG BAU.“
Die Berliner Morgenpost schreibt:
„Eine Studie des Pestel-Instituts zeigt, dass 2,8 Millionen Seniorenhaushalte eine entsprechende Wohnung benötigen, aber nur 600.000 zur Verfügung stehen. ‚Die Senioren-Union wendet sich aber gegen jede – auch ideologische – Art von Bevormundung oder Zwang, Seniorinnen und Senioren zu einem unfreiwilligen Umzug zu bewegen‘, sagte der Vize-Bundesvorsitzender Claus Bernhold.“
Aus all diesen Gründen sind bereits laufende Projekte zum Wohnungstausch reine Fehlschläge.
Darmstadt hat schon seit Frühjahr 2021 ein solches Tauschprogramm angestoßen. Die „Bauverein AG Darmstadt“ hatte 2022 ganze drei Tauscherfolge. „Der Erfolg ist marginal“ nannte ein Sprecher das Ergebnis.
„Auf die Alterung der Gesellschaft ist der deutsche Wohnungsmarkt nur unzureichend vorbereitet, warnt Matthias Günther, Leiter des Hannoveraner Pestel-Instituts. (…) Deutschland hat eine unvertretbar große ‚Baulücke‘ bei den altersgerechten Wohnungen“, sagt er. Eigentlich würden bereits derzeit rund 2,8 Millionen Seniorenhaushalte eine altersgerechte Wohnungen benötigen. „Aber heute gibt es nur rund 600.000 barrierearme Wohnungen, in denen Senioren leben“, sagt Günther. Diese als ‚graue Wohnungsnot‘ bezeichnete Entwicklung dürfte sich in den kommenden Jahren noch beschleunigen. Denn bis zum Jahr 2040 würden mindestens 3,3 Millionen altersgerechte Wohnungen benötigt.“
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