Chat­kon­trollen: Es geht um Aus­for­schung und Kon­trolle – Kin­des­miss­brauch ist der Anlass

Niemand stellt in Frage, dass Kin­des­miss­brauch ein schweres Ver­brechen ist und geahndet werden muss. Nur wollte die EU-Kom­mission eben alles aus­spähen und das anlasslos, was nichts anderes bedeutet, als nach Belieben alles und jeden aus­zu­spio­nieren. Der „Beifang“ wären natürlich die bösen „Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker“, Reichs­bürger, AfD-Poli­tiker, „Rechte“ aller Art und jeder, der sich irgendwie regie­rungs­kri­tisch äußert. 

Die alte DDR- Abteilung „Horch & Guck“ (Stasi) im neuen Gewand

Wahr­scheinlich will man auch auf diese Weise her­aus­finden, welche Wege solche Nach­richten und Infor­ma­tionen nehmen, die man doch sorg­fältig aus den eta­blierten Kanälen her­aus­ge­halten hat. Zum Ärger der Eliten ver­breiten sich die „uner­wünschten Nach­richten“ in den Busch­trommeln der Neuzeit wie What’sApp, Signal, Telegram, TikTok, Odysee, Facebook, Rumble und anderen Kanälen viel schneller und breiter, als in den Main­stream­m­edien. Gerade in der ver­gan­genen Coro­nazeit war das für die Obrigkeit ein schmerz­hafter Dorn im Auge. Während die offi­zi­ellen Medien brav das Hohelied der Impfung sangen, summte und brummte es in den alter­na­tiven Medien und den Chats wie im Bie­nen­stock. Sehr schnell war es da unter Mil­lionen aus­ge­macht, sich in jedem Fall vor dem „kleinen Pieks“ in Sicherheit zu bringen.

Kurz: Alles, was die Obrigkeit und ihre Herolde zu ver­tu­schen, ver­bergen, ver­schleiern haben, ver­breitet sich in den Chats wie ein Lauffeuer.

Natürlich gibt es in den Chat­räumen auch echte dunkle Gestalten, und sexuelle Gewalt gegen Kinder muss unter­bunden und bestraft werden. Nur sollte das nicht nach dem Motto: Wir bespitzeln ALLE laufen.

EU Kom­mission wollte die Lizenz zum Aus­spio­nieren Aller, immer und ohne jeden Anlass

Die EU-Kom­mission hatte letztes Jahr einen Vor­schlag für eine Ver­ordnung vor­gelegt, laut der die Ver­breitung von Kin­der­porno und sexu­ellem Miss­brauch von Kindern ein­ge­dämmt und ermittelt werden soll und die Täter dingfest gemacht. Das Papier sah vor, dass Betreiber wie Google oder Facebook oder auch Mes­senger ver­pflichtet werden, ihre Platt­formen mittels spe­zi­eller Software nach solchen Bildern von Kin­des­miss­brauch oder auch nur nackten Kindern (wor­unter auch harmlose Fami­li­en­fotos fallen) durch­kämmen. Chats sollen nach ver­däch­tiger Kom­mu­ni­kation durch­sucht werden.

Diese Chat­kon­trolle ist ziemlich offen­sichtlich der Versuch, die gesamte Kom­mu­ni­kation im Netz inklusive ver­schlüs­selter Nach­richten zu scannen. Da man so viele Leute gar nicht beschäf­tigen kann, würde man wahr­scheinlich Suchbots und Künst­liche Intel­ligenz für diese Mas­sen­über­wa­chung ein­setzen. Dass man damit wirklich die rich­tigen Kin­der­schän­der­ringe — und nicht nur ein paar Idioten — ins Netz bekommt, ist nicht wahr­scheinlich. Denn wer dieses finstere Geschäft betreibt, hat sich längst schlau gemacht, wie er dieser Schnüf­felei ent­kommt. Da braucht man schon mehr zu, als ein paar Code­wörter zu finden und zu knacken.

Es dürfte viele völlig Harmlose treffen, die ein paar Feri­en­fotos auf Facebook posten, wo man Spaß am Strand hatte und ein paar kleine, drei­jährige Nackedeis am Strand in den Wellen plan­schen. Und Zack! Ist man unter Kin­der­por­no­ver­dacht. Das wäre nicht das erste Mal, dass so etwas geschockten Fami­li­en­mit­gliedern passiert.

Und natürlich würden dann die Suchbots und die KI auch mit Begriffen gefüttert werden, wie sie die Regie­rungs­kri­tiker, Covidioten, AfD-Sym­pa­thi­santen und Poli­tiker und „Reichs­bürger“ benutzen. Ein Paradies für die Schnüffler. Würden dann auch Gewalt­ver­brecher, wie bestimmte Kreise der Antifa Hin­weise bekommen, wo sie wen antreffen und kran­ken­hausreif schlagen können? Würden dann Haus­durch­su­chungen und Ver­haf­tungen überall dort statt­finden, wo man im Netz Kritik an den Ver­hält­nissen übt?

EU-Innen­aus­schuss und Euro­pa­par­lament lässt nur eine sehr abge­speckte Form der „Chat­kon­trolle“ zu

Man könnte es einen Etap­pensieg nennen. Die Ablehnung einer anlass­losen Über­wa­chung und Kon­trolle der Kom­mu­ni­kation im Internet auf Platt­formen und Kanälen ist (erst einmal) abge­wendet. Das ist ein Teil­erfolg, aber wichtig.

Der zuständige Innen­aus­schuss des Euro­pa­par­la­ments bestä­tigte am 14. November 2023 mit 51-Ja-Stimmen bei zwei Gegen­stimmen und einer Ent­haltung zahl­reiche Ände­rungs­wünsche am Vor­schlag der EU-Kom­mission zur soge­nannten Chat­kon­trolle. Die Ände­rungen müssen jedoch noch mit den EU-Mit­glied­staaten abge­stimmt werden.“

Die Abge­ord­neten haben den Kom­mis­si­ons­vor­schlag nun in einigen Bereichen ent­schärft. So soll die Ende-zu-Ende-Ver­schlüs­selung von Chats nicht geknackt werden dürfen, Mes­senger wie Telegram und Signal sind also wei­terhin nor­ma­ler­weise „abhör­sicher“. Es geht bei der Einigung darum, dass die – auch juris­tisch — kri­ti­schen „Auf­de­ckungs­an­ord­nungen“ nur gezielt und spe­ziell bei klar defi­nierten Per­so­nen­gruppen oder Ein­zel­per­sonen möglich sein soll, die direkt oder indirekt in Ver­bindung mit Kin­des­miss­brauchs­ma­terial stehen.

Kom­mu­ni­kation zwi­schen Per­sonen, die über Ende-zu-Ende ver­schlüsselt ist, darf nicht von der Auf­de­ckungs­an­ordnung betroffen werden, also darf hier das soge­nannte „Client-Side-Scanning“ nicht zur Anwendung kommen. Client-Side-Scanning bezeichnet ein tech­ni­sches Ver­fahren, bei der ver­sendete oder emp­fangene Dateien lokal auf dem Handy oder Rechner der Ziel­person auf bestimmte, in einer Datenbank hin­ter­legte Inhalte, durch­sucht werden, bevor diese weiter ver­schickt oder ver­ar­beitet werden. Statt Netz­sperren soll es eine Lösch­pflicht für ille­gales Miss­brauchs­ma­terial geben. Das soll auch für die Ermittler und Staats­an­wälte gelten.

Die Anbieter der Internet-Kom­mu­ni­ka­ti­ons­dienste sollen Alters­prü­fungen und Mode­ration einsetzen

Einigkeit gibt es aber bei EU-Kom­mission wie EU-Par­lament darüber, dass Inter­net­an­bieter künftig prüfen müssen, „ob ein erheb­liches Risiko besteht, dass ihre Dienste für den sexu­ellen Miss­brauch von Kindern im Internet und für die Anwerbung (Grooming) von Kindern miss­braucht werden“. In diesem Fall sollen sie das Risiko mini­mieren. Für Chat­gruppen könnte der Anbieter dann mensch­liche Mode­ra­toren ein­setzen. Sinn dieser Maß­nahmen soll sein, dass sicher­ge­stellt wird, „dass por­no­gra­fische Seiten über ange­messene Alters­über­prü­fungs­systeme, Kenn­zeich­nungs­me­cha­nismen für Material über sexu­ellen Kin­des­miss­brauch (CSAM) und eine mensch­liche Inhalts­mo­de­ration zur Bear­beitung dieser Berichte ver­fügen”.

Der Verein Digi­tal­courage und auch andere Experten begrüßen diesen Beschluss:

„Jetzt ist die Bun­des­re­gierung gefragt. Sie muss im Rat der EU darauf bestehen, die Chat­kon­trolle zu stoppen, Ver­schlüs­selung zu schützen und beim Schutz von Grund­rechten nicht hinter der Position des Par­la­ments zurück­zu­fallen”, hieß es in einer Stel­lung­nahme.

Der Verein hält jedoch die geplanten Alters­kon­trollen für Por­no­seiten in diesem Zusam­menhang für wenig ziel­führend. Zu leicht kann hier getäuscht werden.

Ein Sieg für das EU-Par­lament und ein Beweis, wie wichtig es als Bollwerk gegen die Macht­aus­übung der EU-Kom­mission ist …

Das Par­lament hat mit dem Beschluss der anlass­losen Mas­sen­über­wa­chung der EU-Kom­mission seine klare Absage deutlich gemacht und eine Grenze gezogen: „Ver­schlüs­selte Kom­mu­ni­kation soll nicht geknackt werden dürfen. Ver­pflich­tende Netz­sperren soll es nicht geben“, sagte der FDP-Europa-Abge­ordnete Moritz Körner. Leider sei das aber keine „end­gültige Ent­warnung“. Er gab zu bedenken:

„In den anste­henden Ver­hand­lungen mit den EU-Mit­glied­staaten wird die Wahrung der Grund­rechte weiter zu ver­tei­digen sein.“

Patrick Breyer von den „Piraten“ feierte den Erfolg und den „Stopp der Chat­kon­trolle und die Rettung sicherer Ver­schlüs­selung“ und dass dies „nun gemeinsame Position des gesamten Par­la­ments ist”. Breyer listete für Inter­es­sierte die unter­schied­lichen Posi­tionen von EU-Kom­mission, Par­lament und EU-Staaten auf einer Über­sichts­seite auf.

… doch die Länder müssen sich noch auf eine gemeinsame Position einigen

Ein bisschen Geduld müssen wir nun alle noch auf­bringen, denn eine end­gültige Einigung gibt es erst, wenn sich die EU-Staaten auf eine gemeinsame Position fest­gelegt haben. Selbst wenn es noch bis zum Jah­resende zu einer Einigung im Minis­terrat kommen sollte, ist ein Abschluss der Tri­log­ver­hand­lungen vor den Euro­pa­wahlen im Juni 2024 nicht mehr zu erwarten. Was am Ende in den Ver­hand­lungen beschlossen wird, muss daher vom neuen Par­lament bestätigt werden. Die frak­ti­ons­über­grei­fende Einigkeit des EU-Par­la­ments hat den Gegnern der Chat­kon­trolle aber schon guten Rückenwind verliehen.