Wie sieht der Weg in die Zukunft aus? Kon­ser­va­tismus an der Kreuzung: Eine meta­phy­sische Krise bewältigen

Die anglo-ame­ri­ka­nische kon­ser­vative Tra­dition steht an der Schwelle zu einer tief­grei­fenden phi­lo­so­phi­schen Krise.

»Die anglo-ame­ri­ka­nische kon­ser­vative Tra­dition steht an der Schwelle zu einer tief­grei­fenden phi­lo­so­phi­schen Krise«, die Mit­chell Foyle-York in seinem Artikel »Kon­ser­va­tismus an der Kreuzung« the­ma­ti­siert. Dabei zieht er Par­al­lelen zur intel­lek­tu­ellen Reise von Alasdair Mac­Intyre, der, ursprünglich Marxist, letzt­endlich zum katho­li­schen Glauben kon­ver­tierte, nachdem er erkannt hatte, dass der Mar­xismus seine aris­to­te­li­schen Instinkte nicht hin­rei­chend befrie­digen konnte.

Foyle-York argu­men­tiert, dass die moderne Kon­ser­vative, ähnlich wie Mac­Intyre, vor der Ein­sicht stehen, dass ihre gegen­wärtige Phi­lo­sophie für die heutige Welt unhaltbar ist. Die anglo-ame­ri­ka­nische kon­ser­vative Tra­dition, so seine These, ist auf ihrem aktu­ellen Kurs dem Untergang geweiht. Er schlägt vor, dass die einzige Mög­lichkeit, das kon­ser­vative Denken zu retten, darin besteht, den Boden, auf dem die Grund­lagen errichtet werden, radikal zu über­denken. Hierbei bezieht er sich nicht auf die grund­sätz­lichen Ziele des Kon­ser­va­tismus (Familie, Gemein­schaft, Glaube, Tra­dition usw.), sondern auf das Ver­ständnis dessen, was diese Dinge recht­fer­tigen und defi­nieren sollte.

Foyle-York beginnt seine Argu­men­tation mit den Bedin­gungen der Moderne, die nach seiner Über­zeugung dazu geführt haben, dass die kon­ven­tio­nelle kon­ser­vative Phi­lo­sophie über­flüssig geworden ist, ins­be­sondere durch den Auf­stieg des mora­li­schen Rela­ti­vismus in den modernen west­lichen Gesell­schaften. Dabei kri­ti­siert er, dass Kon­ser­vative mora­li­schen Rela­ti­vismus oft nur auf­grund seiner prak­ti­schen und intel­lek­tu­ellen Miss­stände ablehnen, ohne die zugrunde lie­genden Bedin­gungen zu reflek­tieren, die zu seiner Ver­breitung geführt haben.

Ein zen­trales Thema des Artikels ist die kon­ser­vative Haltung zur Moral und zum Rela­ti­vismus. Foyle-York dis­ku­tiert, wie die lokale Natur des Kon­ser­va­tismus Spielraum für rela­ti­vis­tische Ten­denzen lässt, ins­be­sondere in plu­ra­lis­ti­schen Gesell­schaften. Er betrachtet die Mei­nungen von Sir Roger Scruton, einem pro­mi­nenten kon­ser­va­tiven Phi­lo­sophen, der die Bedeutung der Vielfalt kul­tu­reller Über­zeu­gungen betont, ohne dies zwangs­läufig als mora­li­schen Rela­ti­vismus zu betrachten.

Der Artikel setzt sich auch mit den zwei wich­tigsten Reak­tionen der Kon­ser­va­tiven auf diese Her­aus­for­de­rungen aus­ein­ander: dem Natio­na­lismus und dem wirt­schafts­li­be­ralen Ansatz. Foyle-York kri­ti­siert natio­na­lis­tische Posi­tionen, die auf einem ter­ri­to­rialen Sozi­al­vertrag beruhen, als poten­ziell rela­ti­vis­tisch und unzu­rei­chend in einer glo­ba­li­sierten Welt. Gleich­zeitig hin­ter­fragt er den wirt­schafts­li­be­ralen Ansatz, der auf Freiheit und indi­vi­du­ellen Ent­schei­dungen basiert, und argu­men­tiert, dass dieser zu einer Ver­nach­läs­sigung der gemein­samen kul­tu­rellen Werte geführt hat.

Schließlich schließt Foyle-York mit der Fest­stellung, dass der Kon­ser­va­tismus in einer epis­te­mo­lo­gi­schen Krise steckt. Er ver­gleicht die Situation mit Hamlet, der vor der Her­aus­for­derung steht, aus einer Vielzahl von Schemata aus­zu­wählen und nicht weiß, wem er glauben soll. Ähnlich stehen moderne Kon­ser­vative vor der Frage, aus welcher Quelle sie ihre kon­ser­vative Tra­dition ableiten und welche Werte diese Tra­dition beinhalten sollte. Foyle-York plä­diert dafür, diese epis­te­mo­lo­gische Krise theo­lo­gisch zu lösen und warnt davor, dass der Kon­ser­va­tismus ohne Ant­worten darauf in der modernen, ver­netzten Welt exis­ten­zielle Her­aus­for­de­rungen nicht bewäl­tigen kann.


Quelle: freiewelt.net