Der Kampf um Julian Ass­anges Leben geht in die End­runde: Würde er in US-Haft sterben?

Der Westen behauptet steif und fest und (bisher) beweisfrei, dass der Tod Nawalnys ein Staatsmord auf Ver­an­lassung des rus­si­schen Staaats­prä­si­denten Putin sei. Natürlich ist das möglich, aber nicht wahr­scheinlich, weil Prä­sident Putin zur Zeit kein Motiv dafür hat. Und doch brüllt man auf der Sicher­heits­kon­ferenz nach Ver­geltung für den Mord an Nawalny. Gleich­zeitig kämpft ein eben­falls jah­relang ein­ge­sperrter Julian Assange wahr­scheinlich um sein Leben. Der Wiki­leaks-Gründer macht auch vor dem Lon­doner Gericht, das über seine Aus­lie­ferung ent­scheidet, genau das geltend. Es ist seine letzte Chance. In meh­reren Städten, dar­unter Paris, Bar­celona und Rom, demons­trierten Hun­derte Anhänger für Ass­anges Freilassung. 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Zur Erin­nerung:

Die US-Justiz will den Wiki­leaks-Gründer Julian Assange wegen Spionage lebenslang hinter Gitter bringen. Er wird dort ange­klagt werden, seit 2010 etwa 700.000 ver­trau­liche Unter­lagen und Doku­mente ver­öf­fent­licht zu haben und könnte dafür zu 175 Jahren Gefäng­nis­strafe ver­ur­teilt werden. In den Doku­menten werden viele mili­tä­rische und diplo­ma­tische Vor­gänge der USA offen­gelegt – was durchaus ein grelles Licht auf die höchst unmo­ra­li­schen Akti­vi­täten der bis­he­rigen Welt­macht Nummer eins wirft. Dar­unter sind auch mili­tä­rische Ein­sätze in Afgha­nistan und im Irak, die zeigen, wie die US-Militärs einfach Zivi­listen töten und wie sie Gefangene übel misshandeln.

Dann wurde Julian Assange auch noch eine Ver­ge­wal­tigung in Schweden vor­ge­worfen, was man aller­dings nicht beweisen konnte und die Anklage fallen lassen musste.

Bisher konnte sich Julian Assange erst Jahre in der Bot­schaft von Ecuador vor dem Zugriff der Ame­ri­kaner schützen. Doch eines Tages wurde es der Bot­schaft wohl zuviel und die bri­tische Polizei konnte ihn einfach aus der Bot­schaft abführen und in das Gefängnis Bel­marsh in Haft bringen.

Aus­tra­liens Regierung setzt sich nach einem Beschluss des aus­tra­li­schen Par­la­ments für eine Frei­lassung von Julian Assange ein, da er ein aus­tra­li­scher Staats­bürger ist. Sowohl die USA, als auch Groß­bri­tannien wurden auf­ge­rufen, den Mann endlich frei­zu­lassen. Aber die USA bestehen auf Auslieferung.

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Die Berufung gegen die Gerichts­ent­scheidung, Julian Assange aus­zu­liefern, wurde verwehrt

Am Dienstag legten die Anwälte Ass­anges in ihrem Plä­doyer dar, dass Julian Assange Berufung gegen die Ent­scheidung aus dem letzten Prozess für eine Aus­lie­ferung in die USA ein­legen wollte, ihm aber ein Richter dies ver­wehrte mit der Begründung, er habe alle Rechts­mittel aus­ge­schöpft. Der Lon­doner High Court ist die aller­letzte Instanz, an die er sich wenden kann. Dieses Gericht ent­scheidet nun end­gültig, ob der gebürtige Aus­tralier in Berufung gehen kann oder nicht. Würde das nun abge­lehnt, bliebe nur noch der Gang vor den Euro­päi­schen Gerichtshof für Men­schen­rechte. Man will dort einen Antrag auf eine einst­weilige Ver­fügung stellen, die den berühmten Whist­le­b­lower vor einer Aus­lie­ferung so lange schützt, bis dort ein Urteil gefallen ist.

Julian Ass­anges Ehefrau befürchtet, dass ihr Mann schon in wenigen Tagen in die USA über­stellt werden könnte. Die Haft­be­din­gungen in den USA sind sehr hart und der Wiki­leaks Gründer ist durch diesen ganzen Lei­densweg gezeichnet. Er ist psy­chisch sehr ange­griffen, sagt sie und allein das könne schon dazu­führen, dass er das nicht lange überlebt. Es geht ihm so schlecht, dass er an dem Prozess nicht teil­nehmen kann, wie sein Anwalt Edward Fitz­gerald mitteilte.

Und die Gefahr, dass Julian Assange doch noch von der CIA ermordet werden könnte, wie es ja beab­sichtigt war, ist noch lange nicht aus­ge­räumt. Man wollte ihn aus der Bot­schaft Equadors ent­führen und dachte auch über seine Ermordung nach.

Und die US-Regierung tobt voller mora­li­scher Ent­rüstung über einen unbe­wie­senen Mord an Alexej Nawalny?

Ass­anges Ver­brechen: Die Wahrheit über die Kriegs­ver­brechen der USA zu zeigen

Assange bekam die inkri­mi­nierten Infor­ma­tionen zuge­spielt, er hat sie nicht einmal selbst her­aus­ge­funden. Er tat das, was weltweit gute Jour­na­listen tun: ihm zuge­spielte Infor­ma­tionen prüfen und ver­öf­fent­lichen, egal, wem man damit auf die Füße tritt. Früher hat das der „SPIEGEL“ auch getan und ver­ur­sachte auch immer wieder große Auf­regung. Da damals aber klar war, dass genau dies die Aufgabe einer wirklich freien Presse ist, kam es nie zu Ver­fol­gungen der mutigen Presseleute.

Daher wird der Whist­le­b­lower auch von meh­reren Jour­na­lis­ten­ver­bänden unter­stützt. Auch Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tionen weltweit für ihn ein, wie z.B. Reporter ohne Grenzen, Amnesty Inter­na­tional und der Verein Digitale Gesell­schaft, sowie „pen“. Sehr viele Men­schen­rechtler und Orga­ni­sa­tionen sind als Unter­stützer mit dabei.

Der Bun­des­vor­sit­zende des Deut­schen Jour­na­listen-Ver­bands, Mika Beuster, stellt unmiss­ver­ständlich fest: „Wiki­leaks hat maß­geb­lichen Anteil daran, dass die Welt­öf­fent­lichkeit die schmutzige Seite der US-Kriegs­ein­sätze erfahren hat. Dafür ver­dient Julian Assange Aus­zeich­nungen und nicht Haft.“

Der Deutsch­landfunk schreibt:
Der Men­schen­rechts­anwalt Wolfgang Kaleck geht im Deutsch­landfunk von einem „unfairen Ver­fahren“ für Julian Assange in den USA aus: „Eigentlich dürften die Briten den (Assange) gar nicht aus­liefern, weil es sich um eine poli­tische Straftat handelt.“ Eine Ver­tei­digung sei durch das Spio­na­ge­gesetz aber nur sehr ein­ge­schränkt möglich. Zudem meint Kaleck 175 Jahre Haft­an­drohung, dazu Iso­la­ti­onshaft und spe­zielle Maß­nahmen gegen Men­schen, die Geheim­nis­träger sind, seien für einen Rechts­staat unwürdig. Spä­testens der Euro­päische Gerichtshof für Men­schen­rechte müsse dies anerkennen.

Am gest­rigen Abend, kurz vor sieben Uhr gab das Gericht bekannt, dass es zu einem spä­teren Zeit­punkt ein Urteil fällen wird, ob Assange noch einmal in Berufung gehen kann.Die Ent­scheidung soll frü­hestens im März fallen, meldete die AFP am Abend

Der Zweite Pro­zesstag am 21. Februar: Die Gegen­seite hält ihr Plädoyer

Für Julian Assange ist die zwei­tägige Anhörung die letzte Hoffnung, seine Aus­lie­ferung an die USA vor bri­ti­schen Gerichten noch zu verhindern.

Inter­es­san­ter­weise haben sowohl unsere Außen­mi­nis­terin Frau Annalena Baerbock zusammen mit der Men­schen­rechts­be­auf­tragten der Bun­des­re­gierung der bri­ti­schen und der US-Regierung ihr Ver­ständnis von dem Fall über­mittelt: Man habe hier in Deutschland „in Bezug auf die Pres­se­freiheit ein anderes Rechts­ver­ständnis als die USA“. Sieh an. Wirklich?

Ein Weg­ge­fährte Julian Ass­anges und Mit­be­gründer von Wiki­leaks, Daniel Dom­scheit-Berg, macht darauf auf­merksam, welche Aus­wir­kungen eine Aus­lie­ferung und lebens­lange Ein­ker­kerung auf den Jour­na­lismus hätte. Nicht nur wäre die Zukunft Ass­anges auch sehr ungewiss, wenn er nicht aus­ge­liefert würde und „außerdem geht es um die Folgen für die jour­na­lis­tische Arbeit. Denn wir hatten bei unserer Arbeit immer sehr klare rote Linien, dazu gehörte die Anstiftung zum Verrat oder zum Hacking. Und ich halte Julian für zu schlau, um diese roten Linien über­schritten zu haben.“

Die „Roten Linien“ ziehen sich aber immer enger und nicht nur um die Journalisten:

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden