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Marc Friedrich: Das Wahr­heits­mi­nis­terium ist da — der Digital Ser­vices Act

Am 17. Februar ist der Digital Ser­vices Act (DSA)” in Kraft getreten. Haben Sie davon schon gehört? Mit dem DSA müssen digitale Anbieter gegen rechts­widrige Inhalte vor­gehen. Aber nicht nur das, sondern auch was nicht den „EU-Werten“ ent­spricht (wer bestimmt die?) oder “ander­weitig schädlich” ist, muss in Zukunft gelöscht werden. Besonders die schwammige Defi­nition “ander­weitig schädlich” lässt viel Spielraum zur Aus­legung und könnte somit eine Gefahr für Miss­brauch sein und die freie Mei­nungs­äu­ßerung beschränken. 

Wurde jetzt ein Wahr­heits­mi­nis­terium wie aus Orwells Roman “1984” erschaffen? Ist der DSA brand­ge­fährlich und öffnet das Tor zu noch mehr Zensur und Mei­nungs­un­ter­drü­ckung auf sozialen Platt­formen? Falls ja, wo bleibt der öffent­liche Auf­schrei, wo sind die Demons­tra­tionen und Lich­ter­ketten? Lassen Sie uns die Eck­daten gemeinsam anschauen und machen Sie sich ein eigenes Bild: 

Die Ziele des DSA

Bereits im letzten Jahr war der DSA für große Kon­zerne wie Meta, Amazon und Co. in Kraft getreten. Zu den ersten Opfern zählte im letzten Jahr bereits die Plattform X (ehemals Twitter). Erst vor wenigen Tagen hat es außerdem die Social-Media-Plattform TikTok getroffen. Auf Grundlage des DSA hat die EU nun offi­ziell Ermitt­lungen gegen das Unter­nehmen hinter TikTok ein­ge­leitet. Seit dem 17. Februar gilt der DSA nun also auch für kleinere Platt­form­be­treiber mit weniger als 45 Mil­lionen Kunden.

Die drei Haupt­ziele des DSA hören sich zunächst einmal harmlos an. So sollen erstens illegale Inhalte schneller und effek­tiver von den Platt­formen ent­fernt werden. Zweitens sollen die Platt­formen trans­pa­renter werden und den Nutzern mehr Kon­trolle über ihre Daten geben. Und drittens soll der Wett­bewerb im Online-Bereich fairer gestaltet werden. So far so good. Damit kann ich mitgehen.

Der digitale Blockwart

Die betrof­fenen Unter­nehmen müssen also künftig Hassrede und Fake News noch aktiver bekämpfen. Illegale Inhalte müssen sofort gelöscht werden. Es muss den Nutzern ermög­licht werden, dass Inhalte auch direkt bei der EU gemeldet werden können. Bei Twitter, heute X, sieht das Ganze dann so wie in dem nach­fol­genden Tweet aus. Man hat also einen neuen Button hin­zu­gefügt, wo jeder Nutzer Inhalte melden kann.

https://twitter.com/afshinrattansi/status/1693226284623511725

Damit werden wir alle zur Zen­sur­stelle und einige Mit­men­schen werden ihren feuchten Traum der poli­ti­schen Kor­rektheit emsig und über­eifrig erfüllen. Alleine die Flut der unge­recht­fer­tigten Mel­dungen wird ein neues Büro­kra­tie­monster ent­stehen lassen, was Mil­li­arden an nicht pro­duk­tiven Euros ver­schlingen wird.

Erfolgt dann die Bekämpfung von Fake News nicht zufrie­den­stellend, so müssen die Platt­formen mit Straf­zah­lungen von bis zu sechs Prozent des Jah­res­um­satzes rechnen. Klingt wenig. Das kann im Ein­zelfall aber dann schon mal ein paar Mil­li­arden Euro bedeuten.

Wer bestimmt was “schädlich” ist?

Was schädlich ist, das bestimmt u.a. plan­wirt­schaftlich der nicht demo­kra­tisch legi­ti­mierte EU-Kom­missar Thierry Breton, der den Digital Ser­vices Act als großen Schritt in Richtung Schutz der Bürger feierte.

https://twitter.com/thierrybreton/status/1758768005960409431?s=12&t=mWSeF7GPejwqHypTfUx1zw

Aber der DSA beinhaltet noch eine weitere Neuerung, die stark nach „1984“ klingt. Konkret geht es um den soge­nannten “Kri­sen­me­cha­nismus”, den die EU-Kom­mission wegen des rus­si­schen Angriffs auf die Ukraine nach­träglich vor­ge­schlagen hatte. Dieser gibt der EU-Kom­mission das Recht, in Fällen wie zum Bei­spiel einer Pan­demie oder Krieg, die Anbieter bzw. die Platt­formen auf­zu­fordern, bestimmte Maß­nahmen zu ergreifen, um die Öffent­lichkeit zu “infor­mieren” — oder gar zu mani­pu­lieren? Online-Platt­formen könnten etwa gezwungen werden, Infor­ma­tionen an Auf­sichts­be­hörden und Experten abzu­geben — ohne Kritik und Gegen­fragen. Damit werden die Medien wieder einmal unge­fil­tertes Sprachrohr der Regie­rungen wie zu Coronazeiten.

In anderen Worten: Die EU-Kom­mission, also die Poli­tiker in Brüssel, haben nun die Mög­lichkeit, immensen Ein­fluss auf Platt­formen wie Twitter oder YouTube aus­zuüben. Das, was bislang ver­mutlich hinter ver­schlos­senen Türen statt­ge­funden hat, wird nun also völlig rechtens.

Könnte es viel­leicht sein, dass man hier eine Rechts­grundlage schafft, um zukünftig unliebsame Mei­nungen noch schneller von den Platt­formen ver­schwinden zu lassen? Der Ver­dacht liegt zumindest nahe.

Die EU hat damit also die Mög­lichkeit, künftig in “Not­fall­si­tua­tionen” (auch dieser Begriff ist sehr schwammig) maß­geblich Ein­fluss darauf zu nehmen, was Nutzer auf den Sozialen Kanälen sehen dürfen oder nicht. Und dabei muss sie dies noch nicht einmal konkret anordnen, denn im Zweifel werden die Platt­formen Inhalte schon im vor­aus­ei­lenden Gehorsam löschen, um nicht selbst eine Strafe auf­ge­brummt zu bekommen.

DSA wird durch DMA ergänzt 

Neben dem Digital Ser­vices Act soll im März ergänzend der Digital Markets Act (DMA) in Kraft treten. Damit möchte die Kom­mission gleiche Wett­be­werbs­be­din­gungen für alle digi­talen Unter­nehmen in der EU schaffen.

Und zumindest hier hat man seitens der EU nicht unrecht. Die Inter­net­gi­ganten wie Google, Meta (Facebook), Amazon und Co. haben eine unglaub­liche Markt­macht ent­wi­ckelt, die oft dazu miss­braucht wird, um unliebsame Wett­be­werber aus­bremsen bzw. ganz aus dem Markt zu verdrängen.

So wird es den Platt­formen zum Bei­spiel ver­boten, dass man im Ranking eigene Pro­dukte oder Dienst­leis­tungen bevorzugt. Auch die soge­nannten Dark Pat­terns” sind künftig ver­boten. Dark Pat­terns sind im Grunde genommen Ver­suche der Anbieter, den Nutzer zu Aktionen und Klicks zu bewegen, die er eigentlich nicht treffen würde.

Gefahr der Zensur und der Diskursverengung

Es bleibt abzu­warten, wie der DSA umge­setzt wird und ob legitime und fun­dierte Kritik an der EU, Regie­rungen und NGOs noch erlaubt bleibt. Schon jetzt sehen wir erste bedenk­liche Ent­wick­lungen in Deutschland, die in eine andere Richtung gehen. So hat es erst vor wenigen Tagen bei einem Unter­nehmer aus Bayern eine Haus­durch­su­chung der Polizei gegeben, weil dieser sich auf Spott-Pla­katen über Grünen-Chefin Ricarda Lang und Wirt­schafts­mi­nister Robert Habeck lustig gemacht hatte.

Vieles, was sich mitt­ler­weile als wahr erwiesen hat, wäre damals unter dem DSA gelöscht worden. Ich denke dabei vor allem an die Lockdown-Politik, das Schließen von Schulen, Zweifel an der Wirk­samkeit von Masken oder berech­tigte Zweifel an der Sicherheit und Wirk­samkeit der Imp­fungen gegen Covid-19. Darüber hinaus wäre zudem so manche Kritik an der ver­korksten und chao­ti­schen Flücht­lings­po­litik der Merkel- und Ampel-Regierung ver­mutlich zum Opfer des DSA gefallen. Außerdem denke ich hier an die jüngste Debatte im Fußball, wo Fans berech­tig­ter­weise anmerken, dass es nur zwei bio­lo­gische Geschlechter gibt. Auch solche Aus­sagen könnten theo­re­tisch Platt­form­be­treiber dazu bewegen, diese von ihren Platt­formen zu canceln.

Es ist daher gut möglich, dass die großen Social Media Platt­formen über­vor­sichtig lieber mal alles löschen, um der Strafe zu ent­gehen. Damit würde der Diskurs und Mei­nungs­kor­ridor noch weiter ein­geengt werden. Es ist zu befürchten, dass sich der DSA sogar als ein Demo­kratie schä­di­gendes Gesetz ent­puppt, weil die freie Mei­nungs­äu­ßerung even­tuell massiv ein­ge­schränkt wird.

Hin­ter­gründe und weitere Infor­ma­tionen zum DSA und warum ich dieses Vor­haben als brand­ge­fährlich ein­stufe, finden Sie in meinem Beitrag auf YouTube sowie in meinem neuen Best­sel­lerbuch.

Der Autor – Marc Friedrich

Marc Friedrich ist Deutsch­lands erfolg­reichster Sach­buch­autor (7 SPIEGEL Best­seller in Folge), aus­ge­wie­sener Finanz­ex­perte, gefragter Redner, YouTube-Star, bekannt aus Funk und TV, Vor­denker, Frei­geist und Honorarberater.

Sein neu­estes Buch trägt den Titel “Die größte Revo­lution aller Zeiten – Warum unser Geld stirbt und wie Sie davon pro­fi­tieren” und beschäftigt sich aus­schließlich mit den Themen Bitcoin, Zyklen und Geldgeschichte.

 

Mehr Infor­ma­tionen:www.friedrich-partner.de und www.marc-friedrich.de

Twitter und Instagram: @marcfriedrich7