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Off-Target: Die EZB steht bei der Bun­desbank mit 1.064.456.055.000 Euro in der Kreide

Die Eurozone ist eigentlich pleite.
Man kann auch sagen, die Eurozone hängt am Tropf weniger Länder, die den Laden flüssig halten, allen voran Deutschland und die Deutsche Bundesbank.

Die Eurozone ist finan­ziell Off-Target.

Target 2 ist das inner­eu­ro­päische Zah­lungs­aus­gleichs­system der Eurozone, also für die Länder, die mit EURO bezahlen. Im Zentrum von Target steht die Euro­päische Zen­tralbank (EZB) als Mittler. Das Ganze ist ein System, wie es nur Büro­kraten erdenken können.

Nehmen wir an, X aus Öster­reich hat Waren bei Y in Deutschland bestellt und will diese bezahlen.

  1. Zunächst belastet die Geschäftsbank von X dessen Konto und über­weist den Betrag an die Geschäftsbank des Ver­käufers Y in Deutschland.
    Soweit, so gut, denkt man.
  2. Die Über­weisung erfolgt über TARGET und das bringt die Öster­rei­chische Natio­nalbank und die Deutsche Bun­desbank ins Boot. Die Öster­rei­chische Natio­nalbank belastet das RTGS-Konto [Real-Time Gross Sett­lement] der fran­zö­si­schen Geschäftsbank von X und die Deutsche Bun­desbank schreibt dem Betrag dem RTGS-Konto der deut­schen Geschäftsbank von Y gut.
  3. Dadurch ver­ändert sich die Summe der Bestände auf RTGS-Konten, die von Zen­tral­banken geführt werden und am Ende eines Geschäfts­tages werden diese Summen aus­ge­glichen, und zwar dadurch, dass eine For­derung [Deutsche Bun­desbank im Bei­spiel] oder eine Ver­bind­lichkeit [Öster­rei­chische Natio­nalbank im Bei­spiel] gegenüber der EZB ent­steht, die als Mittler im Target System fungiert.

Die Idee dabei ist, dass die Salden gemeinhin aus­ge­glichen sind, d.h. keine Ver­bind­lich­keiten bzw. keine For­de­rungen gegenüber der EZB als Mittler zwi­schen den Zen­tral­banken der Länder der Eurozone bestehen. Indes, die Rea­lität weicht von diesem Ideal seit Anfang 2008 derart dra­ma­tisch ab, dass man fest­stellen kann: Die Eurozone ist eine Insolvenz, die darauf wartet, als solche bezeichnet zu werden.

Die fol­gende Abbildung zeigt die Ent­wicklung der OFFENEN TARGET‑2 For­de­rungen der Deut­schen Bun­desbank gegenüber der EZB, also aus­ge­bliebene Aus­gleichs­zah­lungen anderer Zentralbanken.

Die ersten Jahre von 1999 bis 2008 zeigen ein funk­tio­nie­rendes TARGET 2 System mit weit­ge­hendem Zah­lungs­aus­gleich zwi­schen den Zen­tral­banken und der EZB. Ab 2008, ab dem Zeit­punkt, zu dem Geschäfts­banken, die sich am inter­na­tio­nalen Kapi­tal­markt ver­spe­ku­liert haben, auf Kosten mancher der Euro­päi­schen Steu­er­zahler „gerettet“ wurden, man nannte das: Finanz­krise, funk­tio­niert das TARGET-System nicht mehr.

Anstatt eines weit­ge­henden Zah­lungs­aus­gleiches, wie er in einer funk­tio­nie­renden und gesunden Wirt­schaft normal ist, gerät das Zah­lungs­system der Eurozone immer mehr in Schieflage und ist heute so schief, dass wenig Länder, allen voran Deutschland mit 1.064 Billion Euro (genau sind es 1.064.456.055.000 Euro), die Eurozone flüssig halten, gemeinsam mit den Zen­tral­banken von Luxemburg (242 Mil­li­arden Euro For­de­rungen gegenüber der EZB), Irland (91 Mil­li­arden Euro), den Nie­der­landen (76 Mil­li­arden Euro) und Belgien (68 Mil­li­arden Euro).

Man kann sich vor­stellen was pas­siert, wenn die Deutsche Bun­desbank nicht mehr als großer Gläu­biger auf­treten kann, der das Geld in die Euro­päische Zen­tralbank schießt, das dort mit zwei Händen aus­ge­geben wird, um finan­zi­elles Hazar­deurtum, mise­rable Wirt­schafts­po­li­tiken oder erheb­liche Wett­be­werbs­nach­teile, wie sie die Mit­glied­schaft im Euroclub vor allem für Grie­chenland und Spanien mit sich bringt, aus­zu­gleichen oder zu belohnen, je nach Sicht­weise, und die Eurozone am Leben zu erhalten.

Indes: Das klappt nur, solange die Löcher, die gestopft werden müssen, kleiner sind als das Finanz­ma­terial, das zum Stopfen vor­handen ist.

Nun hat sich zum Club der Schuldner neben Spanien (441.2 Mil­li­arden Euro Ver­bind­lich­keiten gegenüber der EZB), Italien (439.1 Mil­li­arden  Euro Ver­bind­lich­keiten gegenüber der EZB) und Grie­chenland (113 Mil­li­arden Euro Ver­bind­lich­keiten gegenüber der EZB) auch FRANK­REICH, bislang ein Träger der Eurozone gesellt, mit satten 145.3 Mil­li­arden Euro Ver­bind­lich­keiten, die als offene Posten von den Zen­tral­banken vor­nehmlich Deutsch­lands und Luxem­burgs getragen werden müssen.

Eine Kata­strophe, die man in Echzeit beob­achten kann.

Dass die Deutsche Bun­desbank einen Ausfall, der derzeit „nur“ auf dem Papier besteht, bei Zusam­men­bruch der Eurozone aber „zahlbar“ wird, in Höhe von 1. BILLION Euro nicht ohne erheblich ins Trudeln zu kommen, ver­kraften kann, sollte offen­kundig sein. Indes: die Mit­glieds­staaten der Eurozone balan­cieren wei­terhin am Abgrund entlang. Kein Land sieht sich genötigt, zu sparen, die eigenen Aus­gaben zurück­zu­fahren. Im Gegenteil: Es hat sich die Ansicht ver­breitet, das Geld komme von der Zentralbank.

Nicht mehr lange, kann ich da nur sagen.


Zuerst erschienen bei ScienceFiles.org.