BitCoin: Zocken viele Banken jetzt auch mit?

EZB-Direk­to­ri­ums­mit­glied Yves Mersch sieht den Bitcoin-Hype mit Sorge und hält ihn für eine Gefahr für die Finanz­sta­bi­lität. Da jetzt auch Banken in Bit­coins inves­tierten, müsse die Ban­ken­auf­sicht genau prüfen, wie groß die ein­ge­gan­genen Risiken seien.
(Von Dr. Rainer Zitelmann)
Am meisten treibe ihn indes um, wenn Finanz­markt­in­fra­struk­turen wie Börsen in dieses Geschäft ein­steigen, sagte Mersch der BÖRSEN ZEITUNG: “Das birgt große Gefahren für die Finanz­sta­bi­lität.” Mög­liche Ver­luste ein­zelner Anleger seien dagegen kein Thema für die EZB: “Was den ein­zelnen Investor betrifft, steht es jedem frei zu zocken. Dann soll er aber bitte, wenn etwas schief gelaufen ist, auch nicht zu uns kommen und sagen, wir hätten das ver­bieten und ihn vor sich selbst schützen müssen.”
Da kann man nur jedem Wort zustimmen – wobei ich gerne hin­zu­fügen würde, dass die größte Gefahr für die Finanz­sta­bi­lität bestimmt nicht die Bit­coins sind, sondern die ver­rückte Politik der EZB unter Draghi, die durch ihre unver­ant­wort­lichen Käufe von Staats- und Unter­neh­mens­an­leihen und durch ihre Null­zins­po­litik weit­gehend markt­wirt­schaft­liche Mecha­nismen abge­schafft hat.
„Milch­mädchen“?
Dass jetzt offenbar auch Banken anfangen, in Bit­coins zu inves­tieren, bestätigt eine alte These von mir: Die bei Bör­sianern beliebte Rede von der „Milch­mäd­chen­hausse“ tut den armen Milch­mädchen unrecht (mich wundert es sowieso, dass gegen dieses Wort noch keine Gender-Expert*in wegen Frau­en­feind­lichkeit pro­tes­tiert hat). Denn in der letzten Phase einer Spe­ku­la­ti­ons­blase steigen meist erst die Banken und andere Insti­tu­tio­nelle ein, die sich dadurch aus­zeichnen, dass sie extrem pro-zyklisch agieren und erst auf einen Trend auf­springen, wenn er schon bald wieder vorbei ist. Insofern ist ihr Ver­halten ein ganz guter Kon­tra­in­di­kator für clevere Inves­toren – ebenso wie die Tat­sache, dass jetzt jede Menge mit dem Bitcoin unter­legte Finanz­de­rivate auf­gelegt werden.
Absurde Kritik des HAN­DELS­BLATT an Banken
Ein guter Indi­kator dafür, dass es sich beim Bitcoin um eine spe­ku­lative Blase handelt, ist der Tenor in einigen Wirt­schafts­medien, die sei­nerzeit auch dabei waren, den „Neuen Markt“ hoch­zu­jubeln. Das HAN­DELS­BLATT kri­ti­sierte die Banken unlängst nicht etwa, weil einige in das Bitcoin-Geschäft ein­steigen, sondern spe­ku­lierte über dunkle Motive dafür, dass sie ihre Kunden davor warnten: „Die Ver­mutung liegt nahe, dass es hier viel­leicht nicht allein darum geht, dass die Banken ihre Kunden vor zu hohen Risiken schützen wollen. Ist es viel­leicht eher gekränkter Stolz, dass quasi aus dem Nichts eine digitale Währung erschaffen wurde – an den Banken vorbei und ohne Mög­lichkeit für die Finanz­häuser, sich daran zu betei­ligen? Je erfolg­reicher der Bitcoin wird, desto mehr wird klar, dass dies eine Tech­no­logie ist, die Banken über­flüssig macht. Schließlich ermög­licht es die Block­chain-Tech­no­logie, auf der der Bitcoin basiert, Trans­ak­tionen ohne Banken als Mit­tels­männer durch­zu­führen.“ Diese Passage stammt nicht aus einer zu Ver­schwö­rungs­theorien nei­genden Online-Plattform, sondern aus dem HAN­DELS­BLATT. Unsin­ni­ger­weise wird im gleichen Artikel der Bitcoin, der einfach eine Spe­ku­lation mit Nichts ist, mit Leveraged Loans und der Ver­briefung von Hypo­the­ken­kre­diten ver­glichen, nur weil Aus­wüchse bei Letz­teren zur Finanz­krise bei­getragen haben.
Bitcoin nicht besser als „Fiat-Geld“?
In Dis­kus­sionen mit Bitcoin-Fans wurde mir von diesen oft ent­ge­gen­ge­halten, auch Fiat-Geld (= Papiergeld) sei „Nichts“, weil es nicht mit Gold gedeckt sei. Daher sei es unfair, wenn ich Bit­coins als Spe­ku­lation mit „Nichts“ bezeichne. Nun, ich gehöre seit Jahren zu den schärfsten Kri­tikern der Politik der Zen­tral­banken, die in der Tat letztlich nur möglich ist durch unser gegen­wär­tiges Geld­system. Aber ganz prag­ma­tisch ist mir das „Fiat-Geld“ sehr viel lieber als die angeb­liche „Währung“ Bitcoin, die in Wahrheit keine einzige Funktion einer Währung erfüllt. Ich käme auch nicht auf die Idee, nur weil ich das gegen­wärtige Geld­system kri­ti­siere, Tul­pen­zwiebeln zu kaufen. Den­je­nigen, die mir erklären, Papiergeld sei doch auch „Nichts“ wert, habe ich immer geant­wortet: Ich will euch nicht belehren. Bleibt bei eurer Meinung. Und gebt das aus eurer Sicht wertlose Papiergeld anderen Men­schen, die eure Meinung nicht teilen, sondern dem einen Wert beimessen.
Dr. Rainer Zitelmann / TheEuroean.de