Demo­kra­tie­abbau im Bun­destag: SED-Linke sperrt sich gegen die AfD

Aus­ge­rechnet die SED-Fort­set­zungs­partei Linke hat gestern die Regeln im Par­lament nicht akzep­tieren wollen. Es ist im Bun­destag Usus, dass die stärkste Oppo­si­ti­ons­fraktion den Aus­schuss­vorsitz für den Haus­halts­aus­schuss erhält. In der letzten Legis­la­tur­pe­riode war das die Linke selbst, die, als sie noch SED hieß, 1989/1990 unter ihrem letzten Vor­sit­zenden Gregor Gysi für die Ver­schiebung von geschätzten 24 Mil­larden DM DDR-Ver­mögen ver­ant­wortlich war.
Eine der ersten Amts­hand­lungen Gysis nach seiner Wahl zum Par­tei­vor­sit­zenden im Dezember 1989 war, eine Arbeits­gruppe zur Sicherung des Par­tei­ver­mögens zu gründen. Der heutige Frak­ti­ons­vor­sit­zende der Linken im Bun­destag, Dietmar Bartsch, war damals Schatz­meister der SED und gehörte zu Gysis „Küchen­ka­binett“.
Ein Unter­su­chungs­aus­schuss des Deut­schen Bun­des­tages recher­chierte in der 13. Legis­la­tur­pe­riode dem ver­schwun­denen Ver­mögen hin­terher, größ­ten­teils ver­geblich. Die für die Ver­mö­gens­ver­schiebung ver­ant­wort­lichen Genossen ver­wei­gerten vor dem Aus­schuss die Aussage mit gleich­lau­tenden Erklä­rungen. Sie würden sich der Straf­ver­folgung aus­setzen, wenn sie ihr Wissen preis­gäben. Sie zahlten ein geringes Bußgeld und kamen so davon. Der Mam­mut­anteil dieses Ver­mögens ist bis heute verschollen.
Es hätte also sehr gute Gründe gegeben, der SED-Linken den Vorsitz des wich­tigsten Regie­rungs-Kon­troll­aus­schusses im Bun­destag nicht zu über­lassen. Es hat meines Wissens kei­nerlei Ver­suche der Abge­or­denten gegeben, der Linken die Kom­petenz für die Kon­trolle der Staats­fi­nanzen abzusprechen.
Die Linke selbst hat wieder einmal unter Beweis gestellt, dass sie nicht Willens und in der Lage ist, demo­kra­tische Spiel­regeln ein­zu­halten. Sie hat heute bei der Kon­sti­tu­ierung des Haus­halts­aus­schusses als einzige Partei den Antrag gestellt, den desi­gnierten Vor­sit­zenden Peter Boeh­ringer von der AfD nicht zu akzep­tieren. Die gefor­derte Wahl ging aller­dings zugunsten von Boeh­ringer aus, wenn auch nur mit den Stimmen seiner eigenen Partei und der FDP. Union und Grüne ent­hielten sich.
Die Linken gerierten sich damit ganz als das, was ich „Demo­kraten neuen Typus“ nenne. Es soll demo­kra­tisch aus­sehen, aber sie wollen alles in der Hand haben. 

 
Vera Lengsfeld — vera-lengsfeld.de