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Der bevor­ste­hende Meineid der neu-alten Bun­des­re­gierung: Schaden mehren, statt abwehren

Am Montag bezog ich an dieser Stelle aus­führlich Stellung zu den Vor­schlägen deut­scher und fran­zö­si­scher Öko­nomen zur Sanierung der Eurozone:
Öko­no­men­vor­schlag zur „Rettung“ des Euros: von der Lösung eines Pro­blems, ohne das Problem zu lösen
Das Fazit war ernüch­ternd: „Klar ist mir, wieso fran­zö­sische Öko­nomen es unter­stützen. Es öffnet die deut­schen Schatz­truhen zur Plün­derung –, wenn es denn wenigstens welche wären. Wir wissen ja, dass wir in Wirk­lichkeit mit die Ärmsten der Eurozone sind. Nicht klar ist mir, weshalb deutsche Öko­nomen da mit­machen. Selbst von Herrn Fratz­scher hätte ich trotz der Erfahrung mit frü­heren „Studien“ von ihm mehr erwartet. Von Herrn Fuest allemal. Schade, denn wenn nicht mal die deutsche Wis­sen­schaft in der Lage ist, Paroli zu bieten, wie sollen es dann unsere Politiker?“
Seit gestern wissen wir, dass die Poli­tiker es nicht mal wollen. Im unbe­dingten Glauben, dass, wenn schon nicht am deut­schen Wesen, dann wenigstens mit deut­schem Geld ganz Europa genesen solle, schreibt die neue GroKo Blankoschecks!
Macron kann jubeln: → „In Paris knallen die Korken“
Wir hin­gegen sollen, obwohl wir bekanntlich mit die Ärmsten der Eurozone sind, bezahlen:

Zu finden bei der EZB: → EZB: The Household Finance and Con­sumption Survey

Schon heute gewähren wir fast 11.000 Euro pro Kopf der Bevöl­kerung, zins- und til­gungs­freien Kredit ohne jed­gliche Sicherheit in der Eurozone (Target 2)!
Egal, lasst uns doch tun, was unserem Macht­erhalt dient. Egal, dass das dumme Volk dafür die Zeche zahlt. Hat uns ja gewählt. 

Noch mal zur Erin­nerung, was Macron möchte:
Alle Vor­schläge Macrons zielen im Kern darauf ab, über eine ver­mehrte Umver­teilung zwi­schen den Ländern – konkret also von Deutschland nach Italien, Frank­reich, Spanien … – die Staats­aus­gaben zu finan­zieren und die Banken zu sanieren. Nichts anderes steht hinter den Begriffen von Euro­zonen-Finanz­mi­nister, Euro­zonen-Budget und Ver­voll­stän­digen der Ban­ken­union. Die Fran­zosen erkennen richtig, dass wir den Point of no Return mit Blick auf staat­liche und private Ver­schuldung schon lange hinter uns gelassen haben, und es nur durch eine weiter stei­gende Ver­schuldung möglich ist, das System am Laufen zu halten. Deshalb muss Deutschland mit seiner relativ guten Bilanz (geringe offi­zielle Ver­schuldung, fak­tisch aller­dings Schulden über dem Niveau von Italien) die Grundlage für weitere Schulden liefern. Noch deut­licher kann man nicht machen, wie dumm es ist, im eigenen Land auf Inves­ti­tionen zu ver­zichten, nur, um die Früchte der (vor­der­gründig) soli­deren Bilanz mit Ländern zu teilen, die es wie Frank­reich machen.
Und hier, wie sich unsere Politik dazu auf­stellt (aus dem Koalitionsvertrag):
Um diese Ziele zu erreichen, wollen wir die EU in ihrer Hand­lungs­fä­higkeit stärken, ins­be­sondere auch das Euro­päische Par­lament. Wir wollen die EU finan­ziell stärken, damit sie ihre Auf­gaben besser wahr­nehmen kann. (…) Dabei befür­worten wir auch spe­zi­fische Haus­halts­mittel für wirt­schaft­liche Sta­bi­li­sierung und soziale Kon­vergenz und für die Unter­stützung von Struk­tur­re­formen in der Eurozone, die Aus­gangs­punkt für einen künf­tigen Inves­tiv­haushalt für die Eurozone sein können. Wir sind zu höheren Bei­trägen Deutsch­lands zum EU-Haushalt bereit. (…) Den Euro­päi­schen Sta­bi­li­täts­me­cha­nismus (ESM) wollen wir zu einem par­la­men­ta­risch kon­trol­lierten Euro­päi­schen Wäh­rungs­fonds wei­ter­ent­wi­ckeln, der im Uni­ons­recht ver­ankert sein sollte.“
 Über­setzen wir das kurz:

  • Wir sichern zu, mehr zu zahlen, bevor die Ver­hand­lungen begonnen haben. Wer ver­handelt denn bitte so?
  • „Haus­halts­mittel für Sta­bi­li­sierung“ bedeutet Umver­teilung in Europa! Dabei zeigen Studien des IWF, dass es nicht staat­liches, sondern pri­vates Geld sein müsste. Der Staat kann es nicht machen! Warum aber geben wir Geld wider bes­seres Wissens? So kann man den Euro nicht sta­bi­li­sieren, es kostet nur. Hier nochmals: → Die Illusion der Eurorettung
  • „Inves­tiv­haushalt“ fällt in die gleiche Kategorie.
  • Euro­päi­scher Wäh­rungs­fonds „im Uni­ons­recht“ bedeutet, die EU ver­teilt unser Geld ohne die Mit­wirkung des Bundestages.

Die GroKo hat damit schon im Vertrag erklärt, dass die künf­tigen Minister und die Kanz­lerin einen Meineid ablegen werden. Wie heißt es doch? „Schaden vom deut­schen Volk abwenden …“
Zu der gleichen Ein­sicht bezüglich der deut­schen Position (natürlich ohne meinen Meineid-Punkt) kam auch der sehr geschätzte Thomas Mayer von Flossbach von Storch:

  • „Ange­sichts der Krise der Euro­päi­schen Union und der nur not­dürftig geflickten, wack­ligen Wäh­rungs­union ist es zu begrüßen, dass die sich derzeit ver­mutlich bil­dende „Große Koalition“ in Berlin die Euro­pa­po­litik an die erste Stelle ihres Regie­rungs­pro­gramms setzen will. Doch die (…) Ver­tretung deut­scher Inter­essen spielt keine Rolle mehr (…) sämt­liche in deut­schem Interesse erreichten Ver­ein­ba­rungen (werden) zur Abräumung frei­geben. Zum anderen würde sie die Krise der Euro­päi­schen Union nicht lösen helfen, sondern poten­zieren.“
    Fazit: So ist es. Mit Geld und durch Aufgabe unserer eigenen Inter­essen auf dem Altar Brüssels retten wir die EU nicht, sondern beschleu­nigen den Untergang. 
  • „Von Anfang an wurden die ver­trag­lichen Ver­ein­ba­rungen so locker inter­pre­tiert, dass Länder in die Wäh­rungs­union (EWU) auf­ge­nommen werden konnten, die zu hohe Staats­schulden oder zu geringe wirt­schaft­liche Fle­xi­bi­lität auf­wiesen, um ohne Finanz­hilfen dort über­leben zu können. Außerdem wurden im ersten Jahr­zehnt des Bestehens der EWU die ver­trag­lichen Ver­ein­ba­rungen zur Gestaltung der Fis­kal­po­litik regel­mäßig und ohne Kon­se­quenzen ver­letzt. Im Rück­blick ist es nicht ver­wun­derlich, dass die EWU unter dem Druck der Großen Finanz­krise seit 2008 zu zer­fallen drohte. Ver­wun­derlich ist es eher, wie lange sie bis dahin gehalten hatte.“
    – Fazit: weshalb es auch idio­tisch ist, zu glauben, es würden sich in Zukunft alle an die Ver­ein­ba­rungen halten.
  • Ohne eine poli­tische Über­ein­kunft zur poli­ti­schen Union der Euro­staaten ent­stand ein Euro-Schat­ten­staat mit der EZB als Euro-Schat­ten­re­gierung. Da diesem Gebilde jedoch jeg­liche demo­kra­tische und recht­liche Legi­ti­mität fehlt, ist es instabil und der Euro wei­terhin vom Scheitern bedroht, wenn es nicht zur offenen Euro-Staats­gründung kommt. Dafür aber fehlt in den Völkern der EWU- Mit­glieds­ländern jeg­liche poli­tische Bereitschaft.“
    –  Fazit: was deutsche Poli­tiker nicht daran hindert, dennoch das Geld in diesem Projekt zu versenken.
  • „Die von der wer­denden Regierung ein­ge­schlagene Richtung für die Euro­pa­po­litik läuft auf die Aufgabe der während der ver­gan­genen Jahr­zehnte ver­folgten deut­schen Inter­essen in der Euro­pa­po­litik hinaus. (…) Haftung soll ver­ge­mein­schaftet, Inves­ti­tionen staatlich gesteuert und die Wirt­schaft schärfer regu­liert werden. Der deutsche Steu­er­zahler soll größere Bei­träge für den EU-Haushalt leisten, obwohl Deutschland schon heute der größte Net­to­zahler ist. Und die deut­schen Banken sollen die Ein­la­gen­ver­si­cherung in anderen Ländern (mit-)finanzieren. Diese Politik richtet sich nicht nur gegen die Inter­essen Deutsch­lands, sondern wird auch die Spaltung Europas vertiefen.“
    – Fazit: Es gibt nämlich noch ein paar Staaten, die von Poli­tikern regiert werden, die an das eigene Volk denken.
  • „Dass der fran­zö­sische Staats­prä­sident Emmanuel Macron fran­zö­sische Inter­essen ver­tritt und ver­sucht, das fran­zö­sische Wirt­schafts­modell durch­zu­setzen, ist nicht nur voll­kommen legitim, sondern seine erste Pflicht als fran­zö­si­scher Staats­prä­sident. Dass jedoch die deutsche Regierung auf die For­mu­lierung und Ver­tretung eigener deut­scher Inter­essen ver­zichtet, ist nicht nur poli­tisch dumm, sondern wird die Krise der Euro­päi­schen Union poten­zieren statt lösen.“

Mayer macht natürlich Vor­schläge, was die deutsche Politik statt­dessen tun sollte. Alle klarer, besser und vor allem durch­dachter als der Blödsinn, den ich hier am Montag dis­ku­tiert habe: 

„Die neue Bun­des­re­gierung sollte unter anderem
  • auf ein Ende der mone­tären Staats­fi­nan­zierung durch die EZB,
  • auf eine Reform der Stimm­rechte im EZB- Rat mit einer Stimm­ver­teilung ent­spre­chend der Wirt­schafts­größe eines Landes,
  • auf den Wechsel von der gegen­wär­tigen akti­vis­ti­schen zu einer lang­fris­tigen ori­en­tierten Geld­po­litik zur Ver­folgung des Ziels der Preisstabilität,
  • auf die Begrenzung und schärfere Kon­di­tio­nierung von Finanz­hilfen durch den ESM (oder einen ihm fol­genden Euro­päi­schen Währungsfonds),
  • auf die Mög­lichkeit zur Umschuldung und den Aus­tritt über­schul­deter und nicht wett­be­werbs­fä­higer Euro­länder aus dem Euro,
  • auf einen effek­ti­veren Außen­schutz der Grenzen des Schengenraums,
  • auf eine Ver­ein­heit­li­chung des Asyl­rechts,
  • auf eine Ver­hin­derung von Zuwan­derung in die Sozi­al­systeme,
  • auf einen wei­teren Abbau der Han­dels­hemm­nisse im euro­päi­schen Binnenmarkt,
  • auf die Stei­gerung der Effek­ti­vität und Effi­zienz der unzäh­ligen EU-Fördertöpfe
  • und auf eine Neu­aus­richtung und Begrenzung des EU-Haus­halts auf zukunfts­ori­en­tierte Pro­jekte statt auf die Sub­ven­tio­nierung der Landwirtschaft

drängen.“ – Fazit: Das wäre das Pro­gramm einer Regierung, die diesen Eid ernst nimmt: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deut­schen Volkes widme, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grund­gesetz und die Gesetze des Bundes wahren und ver­tei­digen, meine Pflichten gewis­senhaft erfüllen und Gerech­tigkeit gegen jedermann üben werde.“ 

Statt­dessen wird die Wohl­stands­ver­nichtung der letzten zwölf Jahre beschleunigt fort­ge­setzt: → „Schluss mit der Wohlstandsvernichtung!“
Hier noch der Link zum Text von Tom Mayer: → Flossbach von Storch: „Die neue deutsche Euro­pa­po­litik hat keine Inter­essen“, 2. Februar 2018
 
Dr. Daniel Stelter — www.think-beyondtheobvious.com