Willsch rechnet zusammen: „Grie­chenland-Rettung“ nicht Fake News, sondern Staatspropaganda

Schon in meiner WiWo-Kolumne letzte Woche habe ich den CDU-Haus­halts­experten Klaus-Peter Willsch zitiert, um zu zeigen, was für ein Blödsinn uns da tag­täglich erzählt wird. Nun fasst er bei TICHYS EIN­BLICK selber zusammen, wie wir belogen werden. Die Highlights:

  • „(…) im Rahmen dieser drei Pro­gramme hat Grie­chenland seit Mai 2010 etwa 229 Mil­li­arden Euro erhalten. Par­allel dazu wurden die Zinsen für diese Kredite nach und nach gesenkt und/oder gestundet. Am 20. August 2018 soll Grie­chenland plan­mäßig sein drittes Hilfs­pro­gramm beenden. Dass das Land auch danach nicht auf eigenen Beinen stehen kann, ist offen­kundig. Damit dies bis auf wei­teres nie­manden auf­fällt, wird für Grie­chenland ein teures Abschieds­paket geschnürt.“
    Stelter: Es war ein ver­steckter Schul­den­erlass in uner­hörter Höhe!
  • „(…) die Euro­gruppe beschloss am 21. Juni 2018 nicht nur die Aus­zahlung einer wei­teren Kre­dit­tranche in Höhe von 15 Mil­li­arden Euro an Grie­chenland, sondern auch weitere Zins­er­leich­te­rungen sowie eine Ver­schiebung des Til­gungs­be­ginns. Eigentlich hätte Grie­chenland im Jahr 2023 mit der Rück­zahlung der Kredite aus dem zweiten Hilfs­pro­gramm beginnen sollen. Nun wurde der Til­gungs­beginn auf den Sankt Nim­mer­leinstag im Jahr 2033 verschoben.“
    Stelter: Wie ich immer wieder sage! Der Zeitwert des Geldes wird bewusst unter­schlagen. 2033?? Was wir damit hätten alles machen können (und müssen!).
  • „Obwohl die Troika den tat­säch­lichen Bedarf zur Deckung des Schul­den­dienstes auf 5,5 Mil­li­arden Euro beziffert, sollen stolze 15 Mil­li­arden Euro über­wiesen werden! Die rest­lichen 9,5 Mil­li­arden Euro soll die grie­chische Regierung zum Aufbau eines „Liqui­di­täts­puffers“ ver­wenden. Nach Aus­kunft des Bun­des­mi­nis­te­riums der Finanzen muss Grie­chenland in diesem Jahr Schul­den­titel in Höhe von 1,87 Mil­li­arden Euro tilgen. In den Jahren 2019 bis 2022 sind es 9,021 Mil­li­arden, 1,366 Mil­li­arden und 4,312 Mil­li­arden Euro. In den nächsten Jahren muss Grie­chenland also etwa 16,5 Mil­li­arden Euro für den Schul­den­dienst auf­bringen. Was uns hier euphe­mis­tisch als Liqui­di­täts­puffer unter­ge­jubelt wird, ist in Wahrheit nichts anderes als eine weitere Kre­dit­linie, die den grie­chi­schen Refi­nan­zie­rungs­bedarf für fünf Jahre zu über 90 Prozent abdeckt. Da muss man sich nicht über ver­bes­sertes Rating bei den Agen­turen wundern!
    Stelter: Das musste ich hier so aus­führlich zitieren. Es geht um nichts anderes als fort­ge­setzte Konkursverschleppung!
  • Dann zum Märchen der Gewinne aus der „Rettung“: „Im Jahr 2012 musste die Bun­desbank 599 Mil­lionen Euro an Athen über­weisen. Für 2013 war der­selbe Betrag vor­ge­sehen. Die letzten Zah­lungen sollten 2038 erfolgen. Der Haus­halts­aus­schuss musste dafür eine außer­plan­mäßige Ver­pflich­tungs­er­mäch­tigung aus­bringen. Finanz­staats­se­kretär Steffen Kam­peter gab am 12. Dezember 2012 im Haus­halts­aus­schuss zer­knirscht zu, dass die Euro­krise somit unmit­telbar den Bun­des­haushalt belastet.“
    Stelter: weil nicht wir die Bun­des­bank­ge­winne bekommen, sondern die Griechen!
  • „Die Grünen haben indes den Ein­druck erweckt, dass all diese Gewinne in den Bun­des­haushalt geflossen seien. Das Gegenteil ist der Fall! Die SMP-Gewinne wurden drei Jahre lang an Grie­chenland aus­ge­zahlt. Nur die Jahre 2015 und 2016 sind für die Griechen ver­loren – aus eigenem Ver­schulden. Und im Jahr 2016 wurde Grie­chenland in Aus­sicht gestellt, dass das Land die auf dem Sperr­konto lie­genden Gelder sowie beginnend ab dem Haus­haltsjahr 2017 wieder alle SMP-Gewinne aus­ge­zahlt bekommt. Genau das wurde auch von der Euro­gruppe beschlossen. Lügen, ohne rot zu werden, gelingt auch den Grünen!
    Stelter: Weshalb denken unsere Poli­tiker, dass es gut sei, uns zu belügen und unser Ver­mögen zu veruntreuen?
  • „Ein sattes Minus machten infolge der Pri­vat­sek­tor­be­tei­ligung die Abwick­lungs­an­stalten des Bundes. Beim Schul­den­schnitt in Grie­chenland im Jahr 2012 verlor der deutsche Steu­er­zahler 7,613 Mil­li­arden Euro. Da der Finanz­markt­sta­bi­li­sie­rungs­fonds SoFFin, an dessen Tropf zwei betroffene bun­des­eigene Bad Banks hängen, jedoch bis zu seiner Auf­lösung buch­hal­te­risch vom übrigen Ver­mögen des Bundes getrennt bleibt, wurden die dort ver­buchten Ver­luste (noch) nicht haus­halts­wirksam. Von 9,1 Mil­li­arden Euro blieben bei der FMS-Wert­ma­nagement, der Bad Bank zur Abwicklung der Hypo Real Estate (HRE), nach Schul­den­schnitt und Abzinsung gerade einmal 2,2 Mil­li­arden Euro Buchwert übrig. Die Erste Abwick­lungs­an­stalt, die die Über­bleibsel der WestLB ver­waltet, konnte von ihren 1,09 Mil­li­arden nur 377 Mil­lionen Euro retten.“
    Stelter: cool. Aber in die Fern­seh­ka­meras wird gelogen, was das Zeug hält.
  • „Gerettet ist Grie­chenland nicht. Ange­sicht der guten wirt­schaft­lichen Lage in Europa ins­gesamt fällt das aber derzeit nicht weiter ins Gewicht. Erst wenn wieder Ebbe ist, sieht man, wer bei Flut nackt baden war.“
    Stelter: Und die Ebbe ist nah!

Dr. Daniel Stelter — www.think-beyondtheobvious.com
→ tichyseinblick.de: „Grie­chenland-Kredite sind fort für immer“, 30. Juni 2018