Bei der Landtagswahl in Sachsen landete die CDU auf Platz eins, in Brandenburg die SPD, in Thüringen Die Linke (SED), also jedes Mal eine andere Partei. Auf Platz zwei war aber immer die gleiche: die AfD. Fassen wir nun alle drei Ergebnisse zusammen, ergibt sich ein klares Bild: Im Osten des Landes ist die AfD bereits die stärkste politische Kraft. Und noch etwas anderes fällt auf.
Im Osten des Landes ist die AfD bereits die stärkste politische Kraft
In Sachsen waren knapp 3,3 Millionen Bürger wahlberechtigt, in Brandenburg knapp 2,1 Millionen und in Thüringen über 1,7 Millionen. Insgesamt waren dies zusammen über 7,1 Millionen Wahlberechtigte. Die Wahlbeteiligung lag in Sachsen bei 66,6 Prozent (fast 2,2 Millionen Wähler), in Brandenburg bei 61,3 Prozent (knapp 1,3 Millionen Wähler) und in Thüringen bei 64,9 Prozent (über 1,1 Millionen Wähler).
Insgesamt wurden 4.539.593 gültige Listen- bzw. Zweitstimmen abgegeben (ungültig waren jeweils 1,02 bis 1,24 Prozent der abgegebenen Listenstimmen). Diese verteilten sich wie folgt auf die einzelnen Parteien:
- AfD: 1.152.318 = 25,4 %
- CDU: 1.133.586 = 25,0 %
- LINKE: 703.719 = 15,5 %
- SPD: 589.602 = 13,0 %
- GRÜNE: 380.657 = 8,4 %
- FDP: 204.451 = 4,5 %
- Sonstige (inkl. Freie Wähler): 375.260 = 8,2 %
Wir sehen also: Im Osten unseres Land ist die AfD bereits die stärkste politische Kraft – knapp vor der CDU. Mehr als jeder vierte Sachse, Brandenburger beziehungsweise Thüringer wählte diesen Herbst die AfD. Und ein weiteres Viertel die CDU. Zusammen holten also AfD und CDU mehr als 50 Prozent der Stimmen. Alle anderen Parteien sind weit abgeschlagen, wobei die SPD sogar schon hinter der Linkspartei rangiert. Die Grünen bekommen im Osten nicht sehr viel Gummi auf die Straße und die FDP hat allergrößte Mühe, überhaupt die Fünf-Prozent-Hürde zu nehmen. Aber noch etwas anderes fällt auf.
Einmal die CDU ganz vorne, dann die SPD und zuletzt Die Linke, dreimal die AfD auf Platz zwei
In Sachsen schnitt die CDU viel weniger schlecht ab, als dies wenige Wochen vor der Landtagswahl noch erwartet worden war. Da lag sie nämlich in Umfragen noch bei 24 bis 28 Prozent, schaffte dann aber am Wahlsonntag immerhin noch 32,1 Prozent. Das waren zwar gegenüber 2014 herbe Verluste von über 7 Punkten, aber fast alle hatten mit noch viel höheren Einbußen gerechnet.
Fast das gleiche Bild in Brandenburg. Auch hier hatte die regierende Partei, die SPD, mit herben Verlusten gerechnet. Wenige Wochen vor der Wahl wurde sie lediglich auf 17 bis 22 Prozent taxiert, erreichte dann aber wenigstens 26,2 Prozent. Das waren „nur“ 5,7 Punkte weniger als 2014. Auch die SPD hatte mit deutlich höheren Rückgängen rechnen müssen.
Nun das gleiche Prozedere, jetzt zum dritten Mal, in Thüringen. Die regierende Partei war hier DIE LINKE. Im Sommer wurde diese noch auf 24 bis 26 Prozent berechnet, dann kurz vor der Wahl stiegen die Zustimmungswerte immer weiter an und am Wahlabend waren es dann sogar 31 Prozent, fast 3 Punkte mehr als 2014. Und in allen drei Fällen kam die AfD auf Platz zwei. Wie es nun zu erklären, dass die jeweils regierende Partei in allen drei Fällen besser abschnitt als erwartet wurde?
„Bloß nicht die AfD auf Platz eins!“
Die einfachste, plausibelste und zugleich schlüssigste Erklärung scheint mir diese zu sein: Es hat sich so etwas wie ein riesiger Block gegen die AfD gebildet. Die meisten der anderen fünf Fraktionen sind bereit, mit fast allen anderen innerhalb dieses Blocks zusammenzuarbeiten, meist sogar zu koalieren. Inzwischen überlegt die Thüringer CDU gar, ob sie nicht mit der Linkspartei eine Regierungskoalition bilden könnte. Noch vor wenigen Jahren wäre das absolut undenkbar gewesen! Denken Sie nur an die frühere Rote Socken-Kampagne der Union gegen die Linkspartei. Ein Teil der Wähler scheint nun wie folgt zu denken:
„Bloß nicht die AfD auf Platz eins! Das muss unter allen Umständen verhindert werden. Wie sieht das denn aus, wenn in unserem Bundesland die AfD die stärkste politische Kraft wäre und dann womöglich sogar Ansprüche auf den Ministerpräsidentenposten stellen sollte? Das muss unbedingt verhindert werden!“
Jürgen Fritz — Erstveröffentlichung auf dem Blog des Autors www.juergenfritz.com
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