Hängt ihn höher! – Über Orbáns Anti-Soros-Kampagne

Wer derzeit in Ungarn unterwegs ist, der wird die Plakate an zahl­reichen Ecken mit dem immer gleichen, hämisch grin­senden Gesicht nicht über­sehen können. Doch ist nicht etwa Wahl­kampf in Ungarn, und das Gesicht gehört auch keinem unga­ri­schen Poli­tiker, wie man im ersten Augen­blick viel­leicht denken könnte. Es handelt sich auch nicht um eine groß ange­legte Wer­be­kam­pagne eines inter­na­tio­nalen Unter­nehmens, das mit einem Pro­mi­nenten für ein Produkt wirbt. Nein, auf den Pla­katen prangt das Kon­terfei des Mul­ti­mil­li­ardärs George Soros.

Viktor Orbán lässt sich in seinem Anti-Soros-Kurs, trotz der nicht abflau­enden Kritik aus Oppo­sition, EU und durch jüdische Gemeinden, nicht beirren. Der Minis­ter­prä­sident bleibt seiner Linie treu, er führt einen regel­rechten Feldzug gegen den als György Schwartz in Budapest gebo­renen US-ame­ri­ka­ni­schen Investor. Es vergeht kaum ein öffent­licher Auf­tritt, in dem er nicht vor den Hin­ter­grund­mächten und Welt­ver­schwörern wie Soros warnt. Orbán bezichtigt Soros jährlich über eine Million illegale Migranten in Europa ansiedeln zu wollen, er warnt vor dessen Stiftung, der Open Society Foun­da­tions, einer mäch­tigen Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sation (NGO), mit der sich Soros ver­sucht, in andere NGOs oder jour­na­lis­tische Pro­jekte ein­zu­kaufen, um seine poli­ti­schen Inter­essen durch­zu­setzen oder wirt­schaft­liche und poli­tische Feinde zu dis­kre­di­tieren. (Siehe dazu: Soros finan­ziert Fak­ten­check gegen »Fake News« und Wiki­leaks: „Panama-Papers“ sind Soros finan­zierte Anti-Putin-Aktion).

Und Orbán hat auch allen Grund dazu! Ganz konkret ver­suchte Soros immer wieder seinen Ein­fluss durch die von ihm mit­be­gründete Pri­vat­uni­ver­sität Zen­tral­eu­ro­päi­schen Uni­ver­sität (CEU) – mit einem Campus in Budapest – in der poli­ti­schen Mei­nungs­bildung aus­zu­bauen und so die Unter­stützung und Gründung einer pro euro­kra­ti­schen neuen linken Elite in Ungarn vor­an­zu­treiben, um damit seine Pläne in Bezug auf Mas­sen­ein­wan­derung und Anti-Russland Politik vor­an­zu­treiben. In Ungarn wusste man sich dagegen mit einem aus­ge­klü­gelten neuen Hoch­schul­gesetz zu wehren. Die neue Regelung besagte, dass eine aus­län­dische Uni­ver­sität in Ungarn auch einen Lehr­be­trieb in ihrem Mut­terland unter­halten muss, was für 27 der 28 Hoch­schulen mit aus­län­di­schen Trägern kein Problem dar­stellte, aber eben für die CEU von Soros. Ihr droht nach wie vor die Schließung, auch wenn sich mitt­ler­weile die EU ein­ge­schaltet hat, um die „aka­de­mische Vielfalt“ in Ungarn zu erhalten.

Um nun der Beein­flussung durch linke Medien und euro­kra­ti­scher und Soros-freund­licher Pro­pa­ganda ent­ge­gen­zu­wirken, startete die unga­rische Regierung vor einigen Wochen die besagte Pla­kat­kam­pagne mit dem Kopf des Mil­li­ardärs und Links-Mäzenen Soros und der Auf­schrift: „Lassen wir nicht zu, dass Soros als Letzter lacht.“

Und darüber heißt es, dass sich 99 Prozent aller Ungarn gegen illegale Migration aus­sprechen. Das ist keine aus der Luft gegriffene Zahl! Das hat die letzte „Nationale Kon­sul­tation“ ergeben, eine von der Orbán-Regierung ein­ge­führte Form der Volks­be­fragung, bei der Fra­ge­bögen in alle Haus­halte des Landes gesandt werden.

Auch wenn die Plakate zwi­schen­zeitlich wieder abge­hängt werden – laut offi­zi­ellen Angaben, um die begin­nende Schwimm-Welt­meis­ter­schaft in Budapest nicht zu stören –, ihr Ziel haben sie laut Umfragen in Ungarn erreicht, und Orbán hat sich einmal mehr gegen die zahl­reichen Ver­suche der Ein­fluss­nahme von außen auf sein Land wehren können.

Am Rande sei Fol­gendes noch erwähnt: Es gab Spe­ku­la­tionen und Behaup­tungen in einigen auch deut­schen Tages­zei­tungen, dass die Plakate auf­grund des Besuchs des israe­li­schen Regie­rungs­chefs Ben­jamin Natanyahu abge­hängt werden würden. Trotz des Pro­tests der jüdi­schen Gemeinde in Ungarn und deren Anti­se­mi­tismus-Vor­würfen ist dies aber klar zu bestreiten. Israel nahm bereits ver­gangene Woche zu der Plakat-Aktion Stellung. Dort hieß es, man ver­ur­teile Anti­se­mi­tismus überall auf der Welt, die Kritik an Soros, der sich auch in Israel durch seine Unter­stützung von z.B. Pro-Palästina-NGOs und seiner aktiven Arbeit gegen die dortige Regierung keine Freunde gemacht hat, kri­ti­siere man jedoch nicht.

 

Bild: A poster with US bil­lionaire George Soros is pic­tured on July 6, 2017 in Sze­kes­f­ehervar, Hungary | Attila Kisbenedek/AFP via Getty Images