In Casablanca wurden vier junge Männer festgenommen, weil sie offenbar eine Frau in einem Bus massiv sexuell angegangen haben. Der Vorfall ereignete sich am helllichten Tag während einer Busfahrt – weder andere Fahrgäste noch der Busfahrer griffen ein.
In Marokko sind vier junge Männer unter dem Verdacht festgenommen worden, in Casablanca eine Frau in einem Bus massiv sexuell belästigt zu haben. Aufnahmen des Vorfalls in den sozialen Medien hatten schon am Sonntag in Marokko für große Empörung gesorgt.
Auf den Bildern sind sechs männliche Teenager mit nacktem Oberkörper zu sehen, die eine weinende junge Frau in einem Bus angreifen und schubsen, ihr an die Brüste greifen und dabei lachen.
Um die zur Hälfte entblößte Frau, die um Hilfe schreit, kümmert sich niemand, auch der Busfahrer hält nicht an. In Medienberichten hieß es, bei dem Opfer des Vorfalls vom Freitag handele es sich um eine geistig behinderte Frau. In den sozialen Medien wurde für Mittwoch zu einer Protestkundgebung in Casablanca aufgerufen.
Marokko hatte einen Paragraphen, der Vergewaltiger vor Strafverfolgung schützt, bereits im Jahr 2014 abgeschafft. Anlass war der Fall eines 16-jährigen Mädchens, das seinen Vergewaltiger im Jahr 2012 hatte heiraten müssen. Daraufhin nahm sich die Betroffene mit Rattengift das Leben. Der Fall hatte landesweit für Empörung gesorgt, Organisationen für Menschen- und Frauenrechte forderten eine Gesetzesänderung.
Nach einer Untersuchung des marokkanischen Menschenrechtsrates vom Oktober 2015 werden sechs Millionen Frauen im Land, mehr als ein Drittel, regelmäßig Opfer von Gewalt. Die meisten Übergriffe werden von Ehemännern verübt. Vergewaltigung in der Ehe stellt im marokkanischen Gesetz bislang kein Verbrechen dar, so wie auch in Deutschland häusliche Gewalt lange Zeit kein Thema war: Erst seit Ende der Neunzigerjahre gilt Vergewaltigung in der Ehe in Deutschland als Verbrechen.
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Foto: Bei dem Opfer soll es sich laut marokkanischen Medienberichten um eine geistig behinderte Frau handeln.