Demo­kratie und Men­schen­rechte: Rede­verbot für Alex­ander Gauland (AfD)

Nürnberg hat anscheinend eine ganz besondere Art der Tra­di­ti­ons­pflege. Poli­tiker und Mei­nungen, die der Obrigkeit unwill­kommen und nicht herr­schender Zeit­geist sind, haben dort „nichts ver­loren“. Eine Partei des demo­kra­ti­schen Spek­trums, die AfD, weder ver­boten noch grund­ge­setz­widrig, möchte ihr gutes Recht wahr­nehmen und in Nürnberg eine Wahl­ver­an­staltung abhalten.

Die Meis­ter­sin­ger­halle ist für den kom­menden Samstag bereits gebucht, AfD-Spit­zen­kan­didat Alex­ander Gauland als Redner vor­ge­sehen. Die Nürn­berger Nach­richten berich­teten gestern jedoch, Gauland habe, wegen „jüngster Ent­glei­sungen“, ein Rede­verbot von der Stadt Nürnberg erhalten. Seine berühmte und durch alle Medien gehe­chelte Bemerkung, die Inte­gra­ti­ons­be­auf­tragte Frau Özoguz werde man nach Ana­tolien ent­sorgen können, sei ras­sis­tisch und men­schen­ver­achtend. Diese Bemerkung des Herrn Gauland sei inak­zep­tabel und des­wegen wolle man kei­nes­falls, dass er Rede­recht in Nürnberg erhalte.

Zur Erin­nerung: Aydan Özoguz (SPD) sagte öffentlich, eine spe­zi­fisch deutsche Kultur sei, jen­seits der deut­schen Sprache, nicht zu iden­ti­fi­zieren. Alex­ander Gauland war berech­tig­ter­weise darüber empört und sagte in einer Talkshow: “Ladet sie mal nach Eichsfeld ein, und sagt ihr dann, was spe­zi­fisch deutsche Kultur ist. Danach kommt sie hier nie wieder her, und wir werden sie dann auch, Gott sei Dank, in Ana­tolien ent­sorgen können.”

https://www.youtube.com/watch?v=52Jq5o0yBZA

Nürn­bergs SPD-Bür­ger­meister Christian Vogel ergriff die Chance, sich als wackerer Anti­po­pulist und poli­tisch Kor­rekter zu erweisen und bemühte das ein­schlägige Modul­vo­ka­bular der PC zu fol­gendem Satz: „Wer Men­schen ver­achtet, wer Men­schen anderer Her­kunft, anderer Religion oder anderer sexu­ellen Ori­en­tierung als Men­schen zweiter Wahl betrachtet, oder gar ent­sorgen will, der hat in Nürnberg nichts verloren.“

Er hat zwar die Haut­farbe dabei noch ver­gessen, aber ansonsten recht ordentlich alle Tabu­be­griffe auf­ge­zählt. Soweit schon mal vor­bildlich. Men­schen einer anderen poli­tisch-welt­an­schau­lichen Über­zeugung als Men­schen zweiter Klasse zu behandeln und ihnen das Recht der freien Rede abzu­er­kennen, ist dagegen dann poli­tisch korrekt, wenn es sich um eine nicht-linke Welt­an­schauung handelt.

Denn linke Poli­tiker dürfen sehr wohl die gleiche Wortwahl ver­wenden, wie der Ham­burger SPD-Poli­tiker Johannes Kahrs beim letzten Bun­des­tags­wahl­kampf 2013 zeigte. Er twit­terte unbe­helligt „wir wollen ja alle die Merkel ent­sorgen und besser regieren“.

Halten wir fest: Ent­sorgen ist also nicht gleich ent­sorgen. Eine deutsch­stämmige Frau darf „ent­sorgt“ werden, eine tür­kisch­stämmige nicht. Kommt der Ent­sor­gungs­wunsch noch von einem linken Poli­tiker, ist es per se erlaubt, sogar dann, wenn der/diejenige auch im Zusam­menhang ganz deutlich macht, dass hier Men­schen als Material und ganz klar unter Menschenmaterial-“Verwertbarkeits”-Aspekten beur­teilt werden, und das auch noch auf ras­sis­ti­schem Hin­ter­grund. So geschehen durch die all­seits beliebte Claudia Roth (die Grünen). Sie sagte zum Thema Flücht­linge, Inte­gration und Teil­nahme am Arbeitsmarkt:

„… Es kommen aber auch Men­schen, die sind nicht unmit­telbar verwertbar.“

Wolfgang Bosbach bemerkt sofort und zu Recht:

„Was bin ich froh, dass Sie diesen Halbsatz gesagt haben. Wenn wir zwei das gesagt hätten – ‘Men­schen ver­wertbar’ – da wäre aber morgen was los!“

https://www.youtube.com/watch?time_continue=37&v=MiHjeFbTc7w

Nürnberg zieht seinen poli­tisch-kor­rekten Empö­rungs­dar­stel­lungs-Medi­en­auf­tritt aber kon­se­quent durch. Die Stadt Nürnberg schickte dem ört­lichen Kreis­verband der AfD ein Schreiben, in dem die Partei sich rechts­ver­bindlich dazu ver­pflichte solle, Alex­ander Gauland bei der Wahl­ver­an­staltung in der Meis­ter­sin­ger­halle nicht das Wort ergreifen zu lassen. Falls diese Erklärung nicht eingehe, werde man den Miet­vertrag für die Halle aufkündigen.

Besonders hübsch: Die Stadt Nürnberg ver­weist dabei darauf, dass ein Rede­recht für Gauland den Ruf der Stadt Nürnberg als „Stadt der Men­schen­rechte“ beschä­digen könne.

Nur zur Erin­nerung: Mei­nungs- und Rede­freiheit sind ein Men­schen­recht.

 

(Bei­tragsbild: Alex­ander Gauland, AfD, Bild: flickr.com Creative Commons, James Rea)