6,6 Mil­lionen Haus­halte mit Strom­sperren bedroht

Wegen der Ener­gie­wende ist der Strom in Deutschland viel teurer als in fast allen anderen Staaten Europas. Das ist einer der Gründe, warum im letzten Jahr 6,6 Mil­lionen Haus­halte mit Strom­sperren bedroht wurden. 

(Von Emilia David)

Im Jahr 2016 wurden erneut bei hunderttausenden Haushalten Stromsperren durchgeführt. (Screenshot: YouTube)
Im Jahr 2016 wurden erneut bei hun­dert­tau­senden Haus­halten Strom­sperren durch­ge­führt. (Screenshot: YouTube)

Im ver­gan­genen Jahr wurde in Deutschland rund 330.000 Haus­halten der Strom abge­stellt, weil sie die Rech­nungen nicht bezahlt hatten. Damit liegt die Zahl der Strom­ab­schal­tungen etwa auf dem Niveau des Vor­jahres. Im Jahr 2015 hatten die ört­lichen Grund­ver­sorger etwas mehr als 331.000 Sper­rungen in Auftrag gegeben.

Zudem wurde im ver­gan­genen Jahr demnach in etwa 6,6 Mil­lionen Fällen säu­migen Zahlern die Sperrung ihres Strom­an­schlusses ange­droht. Das geht aus dem Entwurf für den Jah­res­be­richt von Bun­des­netz­agentur und Bun­des­kar­tellamt hervor, welcher der Deut­schen Presse-Agentur vorliegt.

Strom­sperren stehen den Strom­ver­sorgern als letztes Mittel zur Ver­fügung, wenn die säu­migen Kunden Zah­lungs­rück­stände von min­destens 100 Euro auf­weisen und wenn bereits mehrere Mah­nungen sowie eine Sperr-Androhung mit einer letzten Zah­lungs­frist ohne Wirkung geblieben sind.

Strom­sperren bringen Kosten für die Kunden

Für die betrof­fenen Haus­halte bringen die Sper­rungen hohe Zusatz­kosten mit sich. Denn die Kunden müssen dann nicht nur die auf­ge­lau­fenen Rech­nungen, sondern auch die Sperrung und den spä­teren Wie­der­an­schluss bezahlen. Dafür fielen im Schnitt 35 bis 40 Euro an. Aller­dings fordern ein­zelne Ver­sorger auch höhere Beträge von bis zu 200 Euro.

Laut Ver­brau­cher­zen­tralen und Sozi­al­be­hörden reagieren betroffene Strom­kunden oft zu spät auf eine dro­hende Zah­lungs­un­fä­higkeit. In Berlin wurde im letzten Jahr 17.800 Haus­halten der Strom abge­stellt, weil sie ihre Strom­rech­nungen nicht bezahlt hatten. Das war ein Anstieg um 15 Prozent.

Ein Teil des Pro­blems sind die stark gestie­genen Strom­preise infolge der Ener­gie­wende. Seit dem Jahr 2000 haben sich die Kosten für Haus­halts­kunden von 15 Cent pro Kilo­watt­stunde auf um die 30 Cent ver­doppelt. Die durch­schnitt­lichen Real­ein­kommen legten im selben Zeitraum nicht annä­hernd so stark zu.

Laut Sozi­al­ver­bänden deckt der Ener­gie­anteil in den Hartz-IV-Regel­sätzen den Strom­bedarf eines Ein-Per­sonen-Haus­haltes bei weitem nicht ab. Zudem stecken Men­schen mit schlechter Bonität oft in teuren Grund­ver­sor­gungs­ta­rifen fest. Güns­tigere Son­der­ver­träge bleiben ihnen verwehrt.

Emilia David / BerlinJournal.biz