Wann kommen die IS-Kämpfer zurück nach Deutschland?

Hun­derte Muslime, die aus Deutschland nach Syrien und in den Irak gezogen waren, sind ver­schollen. Noch immer warten die deut­schen Sicher­heits­be­hörden, dass IS-Kämpfer in grö­ßerem Umfang zurückkehren. 

Seit der Isla­mische Staat im Nahen Osten auf dem Rückzug ist, erwarten die deut­schen Behörden, dass IS-Kämpfer aus Deutschland wieder zurück­kehren. (Screenshot: YouTube)

(Von Manfred Kleber)

In den ver­gan­genen Jahren haben sich laut offi­zi­ellen Angaben 940 Per­sonen nach Syrien und in den Irak abge­setzt, weil sie dort am Dschihad teil­nehmen wollten. Die meisten von ihnen sind Männer mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Viele hatten hier­zu­lande kri­mi­nelle Kar­rieren hinter sich.

Bisher ist nur etwa ein Drittel dieser Dschi­ha­disten wieder nach Deutschland zurück­ge­kehrt, zitiert die Süd­deutsche Zeitung die ent­spre­chende Sta­tistik von Polizei und Ver­fas­sungs­schutz. Zu etwa 145 Got­tes­kriegern liegen Hin­weise vor, dass sie getötet worden sind.

Doch etwa die Hälfte der Dschihad-Kämpfer aus Deutschland ist ver­schollen. Seit das Kalifat mili­tä­risch auf dem Rückzug ist, warten die deut­schen Sicher­heits­be­hörden auf eine größere Rück­rei­se­welle aus dem Kriegs­gebiet. Doch die ist offenbar bisher ausgeblieben.

Nur wenige IS-Kämpfer sind schon wieder in Deutschland

Am 13. Juli nahmen ira­kische Ein­heiten bei der Rück­eroberung von Mossul vier IS-Frauen aus Deutschland fest. Unter ihnen war auch die heute 17-jährige Linda Wenzel aus dem säch­si­schen Pulsnitz. Mitt­ler­weile haben Bun­des­nach­rich­ten­dienst und Bun­des­kri­mi­nalamt die vier Frauen in einem Mili­tär­ge­fängnis in Bagdad befragt.

Auf­ge­taucht sind auch zwei Paare, die im ira­ki­schen Tel Afar lebten und sich ergeben haben. Doch von den meisten der bekannten 940 Isla­misten, die einst aus Deutschland in den Dschihad auf­brachen, fehlt noch immer jede Spur.

Einige der Deut­schen stiegen beim Isla­mi­schen Staat sogar in höhere Ränge auf. Sie dienten etwa beim IS-Geheim­dienst, betei­ligten sich an Fol­te­rungen oder waren als Gefäng­nis­wärter oder im Pro­pa­ganda-Apparat im Einsatz.

Auf­fällig viele der Isla­misten aus Deutschland haben sich in der Ver­gan­genheit für Selbst­mord­at­tentate gemeldet, manche haben dabei Dut­zende Zivi­listen getötet. Die ira­kische Regierung wies schon früh darauf hin, dass einige der grau­samsten Ver­brechen von IS-Kämpfern aus Europa begangen wurden.

Heute gilt als wahr­scheinlich, dass die meisten deut­schen IS-Kämpfer im Kriegs­gebiet bleiben wollen. Auch würde der Isla­mische Staat Desertion mit dem Tod bestrafen. Nur einige Frauen haben sich, meist über ihre Familien, bei deut­schen Behörden gemeldet und erklärt, sie wollten nach Deutschland zurückkehren.

Die Behörden können Dschi­ha­disten nur dann von der Fahn­dungs­liste streichen, wenn sie nach­weislich tot sind. In der Ver­gan­genheit war es meist der IS selbst, der den Familien und Freunden in Deutschland den Tod meldete oder einen Nachruf ver­öf­fent­lichte, manchmal sogar mit Fotos der Toten.

Inzwi­schen gibt es solche Mel­dungen aber nicht mehr. Zudem ist unklar, ob solche Mel­dungen tat­sächlich der Wahrheit ent­sprechen oder ob sie den Kämpfern nur ein unge­störtes Abtauchen ermög­lichen sollen. Die Suche nach den IS-Kämpfern aus Deutschland dauert an.

Manfred Kleber / BerlinJournal.biz