Yel­low­stone Super­vulkan: Schwarmbebenrekord!

Laut einem aktu­ellen Bericht der ame­ri­ka­ni­schen Erd­be­ben­warte USGS stellt das aktuelle Schwarm­beben eines mit den meisten Ein­zel­beben der letzten Jahr­zehnte dar: bis Sep­tember wurden 2475 Erd­beben registriert.

Nur das Schwarm­beben von 1985 war größer. Damals ereig­neten sich mehr als 3000 schwache Erd­beben. Der Unter­grund hob sich um mehr als 40 cm. Über die aktuelle Defor­mation liegen noch keine Daten vor, kor­re­liert man sie mit ver­gleich­barer Erd­be­ben­tä­tigkeit könnte sie bei 30 cm liegen.

Eine Super­vulkan-Eruption hat das Potenzial einen vul­ka­ni­schen Winter zu ver­ur­sachen und die Welt ins Chaos zu stürzen. Doch da in his­to­ri­schen Zeiten keiner dieser Super­vulkane aus­brach liegen keine Daten vor, wie sich ein Vulkan vor einer Super­vul­kan­eruption verhält. Es ist also absolut unklar wie viele Erd­beben statt­finden würden und wie groß die Boden­de­for­mation sein muss, bevor der Vulkan ausbricht.

Bei der Campi Flegrei hob sich der Boden bereits um 3 Meter an, ohne dass es zu einer Eruption kam. So hebt sich derzeit der Unter­grund im Bereich der Laguna del Maule um jährlich 25 cm. Auch wenn niemand weiß wann, so wird irgendwann einer dieser Super­vulkane aus­brechen und eine Zei­ten­wende der mensch­lichen Zivi­li­sation einleiten.

Dass der Super­vulkan unter dem Yel­low­stone Park irgendwann aus­brechen wird, darin sind sich die Vul­kan­ex­perten einig. Die Frage ist nur: Wann wird er aus­brechen? Bei einem solch langen Zyklus wie bei dem des Yel­low­stone-Vulkans, der auf 600.000 Jahre bestimmt wurde, kann der nächste Aus­bruch nächstes Jahr, in 100 Jahren, viel­leicht aber auch erst in 1.000 Jahren stattfinden.

Es kommt aber immer wieder vor, dass auch größere Erd­beben das Natur­re­servat kräftig durch­rütteln. So ereignete sich 1959 ein Beben der Stärke 7,5, das die Gegend um den Park auf­schrecken ließ. Die zahl­reichen Beben und Erd­stöße sind aller­dings ein untrüg­liches Zeichen dafür, dass der Unter­grund äußerst aktiv ist und es unter der Ober­fläche brodelt.

Von 1923 bis 1985 stieg die Bodenhöhe um 74 cm an, dann senkte sie sich bis 1995 etwas ab und seitdem wölbt der Boden sich wieder auf. Die Ursache für diese Bewe­gungen kann nur eine riesige unter­ir­dische Mag­ma­kammer sein, die sehr aktiv ist (Neuer Erd­be­ben­schwarm beim Yel­low­stone-Super­vulkan – mehrere starke Son­nen­erup­tionen, eine trifft die Erde (Nachtrag & Videos)).

Mag­ma­re­servoir unter Vul­kan­riesen ähnelt einem schwamm­ar­tigen Kristallbrei

Super­vulkane sind ver­borgene Riesen: Sie ähneln meist kaum den nor­malen Feu­er­bergen, sondern ver­bergen ihre feurige Natur unter einer oft eher unauf­fäl­ligen Land­schaft. Häufig zeugen nur Geysire, Gas­aus­tritte und unter­ir­dische Hit­ze­zonen von ihrer Akti­vität, wie bei­spiels­weise beim Yel­low­stone oder den Campi Flegrei in Italien.

Wie es jedoch im Inneren der Super­vulkan aus­sieht und warum sie nach langer Pause wieder aus­brechen, ist bisher erst in Teilen geklärt. So deuten seis­mische Unter­su­chungen darauf hin, dass diese Vulkane min­destens zwei Mag­ma­kammern besitzen: eine in der oberen Erd­kruste und ein oft noch grö­ßeres Reservoir in tie­fer­lie­genden Krustenbereichen.

Welche Form und Kon­sistenz die obere Mag­ma­kammer jedoch hat, ist bisher strittig. Einige Geo­logen gehen davon aus, dass dieses Reservoir mit glut­flüs­sigem Magma gefüllt ist. Der Vulkan wäre damit jederzeit aus­bruchs­bereit. Andere gehen dagegen von einer kom­plett aus­ge­kühlten und erstarrten oberen Kammer aus.

Erst durch einen mas­siven Wär­me­zu­strom aus dem Erd­mantel wird das Magma wieder ver­flüssigt und eine Eruption wird möglich.

Doch welche Theorie stimmt? Um das zu klären, hat ein Team um Olivier Bachmann von der ETH Zürich Proben vom Mag­ma­ge­stein des urzeit­lichen Super­vulkans „Kne­eling Nun“ in New Mexico unter­sucht. Bei einer hef­tigen Eruption vor rund 34 Mil­lionen Jahren spie der Vulkan enorme Mengen Asche und Lava, die zu teil­weise bizarren Tuff­stein­for­ma­tionen erstarrten.

In diesem Gestein sind Zirkon- und Tita­nit­kris­talle ent­halten, die in ihrer Struktur und Zusam­men­setzung Hin­weise sowohl auf ihre Ent­ste­hungs­tem­pe­ratur als auch den Zeit­punkt ihrer Kris­tal­li­sierung spei­chern. Durch Ana­lysen und Ver­gleiche dieser Kris­talle konnten die For­scher so den Zustand der Mag­ma­kammer unter diesem Super­vulkan über eine halbe Million Jahre hinweg rekonstruieren.

Das über­ra­schende Ergebnis: Keine der beiden gän­gigen Theorien trifft zu. Die Mag­ma­kammer unter dem „Kne­eling Nun“ ist weder eine kochende Glut­suppe, die jederzeit über­sprudeln kann, noch ein kom­plett erkal­teter Gesteins­block. Statt­dessen ist die Mag­ma­kammer dieses Super­vulkans eine Mischung aus kris­tal­liner Magma und flüs­siger Gesteins­schmelze – eine Art Kris­tallbrei, wie die For­scher berichten.

Den Ana­lysen nach liegen mehr als 40 bis 50 Prozent des Reser­voirs in kris­tal­liner Form vor. Diese festen Mag­ma­an­teile bilden wahr­scheinlich eine schwamm­artige, poröse Struktur, in deren Poren die flüssige Gesteins­schmelze sitzt. „Das Magma wird haupt­sächlich als kris­talline Schwamm­struktur kon­ser­viert. Und sie muss auf jeden Fall durch Wär­me­zufuhr reak­ti­viert werden, ehe sie aus­brechen kann“, so Bachmann.

Damit liegt die Wahrheit wahr­scheinlich irgendwo zwi­schen den beiden eta­blierten Theorien: Der bereits glut­flüssige Mag­ma­anteil erklärt, wie Super­vulkane wieder aktiv werden können, ohne dass enorme Wär­me­mengen von unten in die Kruste gepumpt werden müssen. Der kris­talline Anteil dagegen sorgt dafür, dass es hun­dert­tau­sende von Jahren dauern kann, bis ein solcher Vulkan wieder „auf­ge­laden“ ist und aufs Neue ausbricht.

Den Anstoß für eine neu­er­liche Eruption gibt dabei wahr­scheinlich das zweite, tiefer in der Erd­kruste lie­gende Mag­ma­re­servoir. Aus ihm strömt heiße Gesteins­schmelze nach oben und trägt so dazu bei, die hal­ber­starrte obere Mag­ma­kammer zu schmelzen.

Eine ähn­liche Mischung aus festen und flüs­sigen Anteilen findet sich auch unter dem Super­vulkan Toba in Indo­nesien: Bei ihm besteht das Mag­ma­re­servoir aus pfann­ku­chen­artig über­ein­ander gesta­pelten Schichten, wie Geo­logen vor einigen Jahren herausfanden.

Diese neuen Erkennt­nisse geben damit mehr Ein­blick in die inneren Pro­zesse eines Super­vulkans – und sie erklären, warum diese Feu­er­riesen so selten aus­brechen. „Die Eruption eines Super­vulkans ist – zum Glück für uns – in jedem Fall ein sehr sel­tenes Ereignis“, sagt Bachmann.

Durch diese Unter­su­chungen werden die Ver­mu­tungen bestätigt, dass der Yel­low­stone geo­lo­gisch sehr aktiv ist. Daher ist es so gut wie sicher, dass dieses Pul­verfass irgendwann einmal hoch­gehen wird und die Erde in eine nie gekannte Kata­strophe stürzen wird, nur der Zeit­punkt ist unklar (Vulkane: Gigan­tische Mag­ma­kammer unter US-Bun­des­staat Washington ent­deckt – welt­weite Akti­vität).