Wie die Welt die Schulden loswird

Immer lauter werden die Rufe nach einer gerech­teren Ein­kommens- und Ver­mö­gens­ver­teilung. Diese braucht höhere Wachs­tums­raten, dafür wie­derum müssen die Schulden deutlich sinken. Lesen Sie, welche Optionen es gibt und welche Rea­li­sie­rungs­chance sie haben:
Jamie Dimons Warnung war unmiss­ver­ständlich. Der Unmut in der Bevöl­kerung, der zum Brexit geführt habe, sei nicht auf Groß­bri­tannien beschränkt, sagte der Chef, der derzeit weltweit erfolg­reichsten Bank, JP Morgan, am Rande des Welt­wirt­schafts­forums in Davos im Interview bei Bloomberg. Wenn die euro­päi­schen Staats­lenker die Sorgen der Bürger etwa vor Immi­gration nicht ernst nähmen, würden Popu­listen wie Marine Le Pen an die Macht kommen, und „die Euro-Zone würde das wohl nicht überleben“.
Auf dem Treffen der Welt­wirt­schafts­elite in Davos wird immer offener ange­sprochen, was die Vor­aus­set­zungen sind, um die Welt vor einem Rückfall in Natio­na­lismus und Pro­tek­tio­nismus zu bewahren. Aus meiner Sicht liegen die Themen auf der Hand: gerechtere Ein­kommens- und Ver­mö­gens­ver­teilung und vor allem mehr Wohl­stand für alle.
Es geht also um Wirt­schafts­wachstum. Die Welt hat sich allen Anstren­gungen zum Trotz nicht von den Folgen der Finanz­krise erholt. Überall liegt die wirt­schaft­liche Ent­wicklung unter dem Vor­kri­sen­trend. Das Wachstum ist schwach und die besonders gebeu­telte Eurozone hat erst 2016 wieder das Niveau von 2008 erreicht. Länder wie Italien und Spanien sind noch weit davon ent­fernt. Kein Wunder, dass die popu­lis­ti­schen Strö­mungen an Zuspruch gewinnen.

Immer offener wird auch das ent­schei­dende Problem ange­sprochen, ohne dessen Berei­nigung eine Rückkehr zu höheren Wachs­tums­raten undenkbar erscheint: die Über­schuldung der Welt. Allem Gerede vom Schul­den­abbau zum Trotz, steigt die welt­weite Ver­schuldung von Staaten, Pri­vaten und Unter­nehmen immer weiter. Nach den letzten Zahlen auf immerhin 217.000 Mil­li­arden US-Dollar bezie­hungs­weise 325 Prozent des Welt-BIP. Im Euroraum sieht es mit 470 Prozent vom BIP noch schlimmer aus. Rechnet man Deutschland heraus, liegt der Wert mit atem­be­rau­benden 557 Prozent, 67 Pro­zent­punkte über dem Niveau des Jahres 2009 wie Thomas Mayer von Flossbach von Storch vorrechnet.

Noch deut­licher kann man nicht zeigen, dass die Noten­banken allen voran die EZB nur Illi­qui­dität jedoch nicht Insolvenz bekämpfen können. So hat die EZB der Politik Zeit gekauft, um zu handeln. Und die Politik allen voran die deutsche Bun­des­re­gierung hat diese Zeit nicht genutzt.
Die Politik hat die erkaufte Zeit bislang nicht genutzt
Ohne eine Berei­nigung der Schul­denlast geht es nicht. Dabei sind die Dimen­sionen, um die es geht, gigan­tisch. Niemand kann mit Bestimmtheit sagen, wie viele Schulden in einer über­al­terten Gesell­schaft mit struk­turell gerin­geren Wachs­tums­raten tragbar sind. Vor allem auch deshalb, weil diese Zahlen die ver­steckten Ver­bind­lich­keiten für künftige Renten- und Gesund­heits­kosten noch nicht einmal beinhalten.
Letztere dürften sich je nach Land eben­falls auf mehrere Hundert Prozent des BIP belaufen, so Schät­zungen der Bank für Inter­na­tio­nalen Zah­lungs­aus­gleich. Ori­en­tiert man sich an frü­heren Schul­den­ständen, kommt man leicht auf fünf Bil­lionen Euro an faulen Schulden, die nicht mehr ordentlich bedient werden können, alleine im Euroraum.
Wie könnten wir diese Schulden los­werden? Gehen wir die Optionen durch:

Schul­den­abbau durch Sparen?

Wenn ein Pri­vat­haushalt oder ein Unter­nehmen zu viele Schulden hat, wird zunächst ver­sucht, durch eine Senkung der Aus­gaben und eine Stei­gerung der Ein­nahmen die Schul­denlast zu senken. Man spart mehr. So haben die spa­ni­schen Pri­vat­haus­halte und Unter­nehmen seit Beginn der Krise ihre Schul­denlast redu­ziert. Aller­dings hat im Gegenzug der spa­nische Staat deutlich mehr Schulden gemacht, um einen völ­ligen Absturz der Wirt­schaft zu ver­hindern. Die Gesamt­schul­denlast des Landes liegt heute höher als 2008.
Wenn ein Land gesamthaft die Schul­denlast durch Sparen senken möchte, muss es einen Über­schuss im Außen­handel erwirt­schaften. So hat zum Bei­spiel Schweden in den 1990er-Jahren die Schul­den­quote deutlich gesenkt. Innerhalb des Euro­raumes setzt dies jedoch eine Wett­be­werbs­fä­higkeit voraus, die erst durch eine soge­nannte interne Abwertung erreicht werden kann. Interne Abwertung bedeutet in letzter Kon­se­quenz sin­kende Löhne und Ein­kommen, was wie­derum die Fähigkeit, Schulden zu bedienen, ver­ringert. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Je mehr die Schuldner ver­suchen zu sparen, desto schlechter läuft die Wirt­schaft und desto geringer ist die Schul­den­trag­fä­higkeit. Schön zu beob­achten in Grie­chenland und in gewissem Umfang auch in Italien.
Fazit:

  • Mach­barkeit: gering
  • Poli­tische Durch­setz­barkeit: gering
  • Rea­li­sie­rungs­wahr­schein­lichkeit: null
  • Ver­lierer: breite Bevölkerung

Schul­den­abbau durch mehr Wirtschaftswachstum? 

Weit ange­nehmer ist da die Vor­stellung, aus den Schulden her­aus­zu­wachsen. Bringt man die Wachs­tumsrate des BIP über die Wachs­tumsrate der Schulden, so sinkt über die Zeit die Ver­schuldung. Dies war die Stra­tegie der Staaten nach dem Zweiten Welt­krieg, als hohes Wachstum gepaart mit tiefen Zinsen zu einem deut­lichen Schul­den­abbau relativ zum BIP führte.
Dieser war auch aus Sicht der Gläu­biger recht schmerzfrei, fand es doch in einem all­gemein posi­tiven Umfeld statt. Heute gelingt dieses Wunder jedoch nicht. Trotz his­to­risch tiefer Zinsen sind diese nicht tief genug, um den Effekt zu erzielen. Bemü­hungen über die Ein­schränkung und poten­zielle Abschaffung des Bar­geldes deutlich negative Zinsen durch­zu­setzen, haben hier ihren Ursprung. So sollen die Zinsen deutlich unter die geringen Wachs­tums­raten getrieben werden.
Die Gründe für das geringe Wachstum sind viel­fältig: alternde Gesell­schaften mit stagnierenden/schrumpfenden Erwerbs­be­völ­ke­rungen, abneh­mende Pro­duk­ti­vi­täts­stei­ge­rungen, die unter­blei­bende Berei­nigung der Fehl­in­ves­ti­tionen der letzten Jahre (Zombie-Banken und ‑Unter­nehmen bleiben am Leben) und die unpro­duktive Ver­wendung der Schulden für Spe­ku­lation und zum Kauf bereits vor­han­dener Assets. Die hohe Schul­denlast selbst wirkt Studien zu Folge eben­falls negativ auf das Wachstum. Wenn kein Wunder bei der Pro­duk­ti­vi­täts­ent­wicklung geschieht, bleibt die west­liche Welt in einem Umfeld geringen Wachstums gefangen. Aus den Schulden her­aus­wachsen, wird so nicht gelingen.
Fazit:

  • Mach­barkeit: gering
  • Poli­tische Durch­setz­barkeit: hoch
  • Rea­li­sie­rungs­wahr­schein­lichkeit: gering
  • Ver­lierer: Gläu­biger ver­lieren moderat

Schul­den­abbau durch höhere Inflationsraten? 

Wenn es schon nicht gelingt, reales Wachstum zu erreichen, so sollte es doch möglich sein, das Nomi­nal­wachstum zu steigern, also die Infla­ti­ons­raten zu erhöhen. Offen­sichtlich ist es aber nicht so einfach, wie die ver­geb­lichen Ver­suche der Noten­banken in den letzten sieben Jahre zeigen. Trotz mas­siver geld­po­li­ti­scher Maß­nahmen ist die Inflation von dem ange­strebten Niveau von zwei Prozent entfernt.
Selbst wenn die Infla­ti­onsrate in Deutschland in den kom­menden Monaten über diesen Wert steigen sollte, ist das bei Weitem nicht aus­rei­chend, um den erwünschten Schul­den­abbau zu bewäl­tigen. Zum einen ist es nur ein tem­po­rärer Effekt auf­grund des Ver­gleichs­zeit­raums, in dem der Ölpreis noch deutlich zurückging, zum anderen liegt die Infla­ti­onsrate in den Ländern, die dringend eine Ent­schuldung brauchen, noch darunter.
Selbst wenn es gelänge, nach­haltig zwei Prozent Inflation zu erzielen, wäre das nicht genug. Erfor­derlich sind deutlich höhere Infla­ti­ons­raten. Diese sind ange­sichts der welt­weiten Über­ka­pa­zi­täten und des Schul­den­drucks nicht in Sicht. Denkbar wären sie nur, wenn wir das Ver­trauen in unser Geld ver­lieren. Ansatz­weise ist das im Euroraum der Fall, wie die Flucht in Real­werte wie Immo­bilien unter­streicht. Träte dieser Fall ein, würde die Infla­ti­onsrate rasch steigen, wie auch die Zinsen. Hielten die Noten­banken trotz stei­gender Inflation die Zinsen tief, würde das die Flucht aus dem Geld und damit die Inflation noch weiter anheizen.
Fazit:

  • Mach­barkeit: mittel bis hoch
  • Poli­tische Durch­setz­barkeit: aus Sicht der Schuld­ner­länder hoch; Wider­stand der Gläu­bi­ger­länder zu erwarten
  • Rea­li­sie­rungs­wahr­schein­lichkeit: mittel bis hoch
  • Ver­lierer: alle Geld­ver­mö­gens­be­sitzer (Sicht­ein­lagen, Anleihen, Lebensversicherungen)

Schul­den­abbau durch Pleiten?

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Pleiten ein durchaus akzep­tiertes Mittel zum Umgang mit zu hohen Schulden sind, vor allem, wenn die Gläu­biger im Ausland sitzen. So ist es nicht undenkbar, dass ein Staat sich für zah­lungs­un­fähig erklärt, zum Bei­spiel, wenn er zuvor seine Banken reka­pi­ta­li­siert und so das Problem zu hoher Schulden im Pri­vat­sektor bereinigt hat. In Europa bleibt der Haupt­kan­didat wie an dieser Stelle schon öfters erläutert Italien. Dies wäre dann mit einem Aus­tritt des Landes aus dem Euro ver­bunden.
Der Aus­tritt führt zu erheb­lichen Ver­lusten für die Gläu­biger aus dem Ausland, weil diese nur mit ent­wer­tetem Geld wenn über­haupt bedient werden.
Fazit:

  • Mach­barkeit: mittel bis hoch
  • Poli­tische Durch­setz­barkeit: je länger die Krise andauert, desto höher
  • Rea­li­sie­rungs­wahr­schein­lichkeit: je länger die Krise andauert, desto höher
  • Ver­lierer: alle Gläu­biger, vor allem die aus dem Ausland.

Geordnete Schul­den­re­struk­tu­rierung?

Aus der Unter­neh­menswelt kennen wir den geord­neten Insol­venz­prozess. Schuldner und Gläu­biger setzen sich zusammen und ver­ein­baren eine Umschuldung, ver­bunden mit einem Restruk­tu­rie­rungs­pro­gramm. Auf unsere Situation ange­wendet würde dies bedeuten, dass bei­spiels­weise die Euro­länder einen gemein­samen Weg finden, den Pri­vat­sektor zu ent­schulden (was fak­tisch über eine deut­liche Reka­pi­ta­li­sierung der Banken erfolgen würde) und diese Schulden gemeinsam mit den Staats­schulden oberhalb eines bestimmten Grenz­wertes zum Bei­spiel den in Maas­tricht defi­nierten 60 Prozent vom BIP in einen von allen Staaten gemeinsam zu bedie­nenden Schul­den­til­gungs­fonds überführen.
Dieser könnte von der EZB über eine lange Frist finan­ziert werden, um die Last auf mehrere Jahr­zehnte zu ver­teilen und mög­lichst gering zu halten. Eine solche Lösung würde wie jede Schul­den­re­struk­tu­rierung zu einem Ver­mö­gen­s­transfer von den Gläu­bigern zu den Schuldnern führen. Klartext: Deutschland würde einen erheb­lichen Teil der Schulden der anderen Länder übernehmen.
Fazit:

  • Mach­barkeit: hoch
  • Poli­tische Durch­setz­barkeit: mittel, da den Wählern in den Gläu­bi­ger­ländern schwer vermittelbar
  • Rea­li­sie­rungs­wahr­schein­lichkeit: nicht aus­zu­schließen, vor allem, wenn die Alter­native ein Zerfall der Eurozone ist
  • Ver­lierer: alle Steu­er­zahler der Gläu­bi­ger­länder, vor allem Deutschlands

Ent­schuldung über die Bilanzen der Notenbanken?

Nachdem die Optionen 1 bis 5 ent­weder nicht rea­li­sierbar sind oder einem poli­ti­schen Selbstmord gleich­kommen, sucht die west­liche Welt nach einer Alter­native. Diese könnte in der Ent­schuldung über die Bilanzen der Noten­banken liegen. Letztere sind zunehmend zu den Haupt­gläu­bigern der Staaten geworden.
Da die Noten­banken ohnehin den Staaten gehören, wird vor allem im angel­säch­si­schen Raum dis­ku­tiert, dass die Noten­banken die Staats­schulden auf ihrer Bilanz einfach annul­lieren könnten. Ebenso wäre es möglich, die For­de­rungen gegen die Staaten für die nächsten 500 Jahre zins- und til­gungsfrei zu stellen. Mit dem ehe­ma­ligen Chef der bri­ti­schen Finanz­markt­auf­sicht, Adair Turner, hat diese Idee einen sehr pro­mi­nenten Befürworter.
Der Charme dieser Über­legung liegt darin, dass es zu einer Ent­schuldung kommt, ohne dass es einen Ver­lierer gibt. Die Notenbank kann ihre Aktiva weit­gehend frei bewerten und im schlimmsten Fall würde sie auf Gewinn­aus­schüt­tungen verzichten.
Ob es in der Praxis wirklich so ver­lustfrei funk­tio­nieren würde, ist offen. Kri­tiker befürchten einen Ver­trau­ens­verlust in Geld und damit eine Hyper­in­flation. Befür­worter halten dies für unbe­gründete Angst­mache. So wie es aus­sieht, wird Japan das erste Land der Welt sein, welches das Expe­riment durchzieht.
Fazit:

  • Mach­barkeit: mittel bis hoch
  • Poli­tische Durch­setz­barkeit: je länger die Krise andauert, desto höher
  • Rea­li­sie­rungs­wahr­schein­lichkeit: je länger die Krise andauert, desto höher
  • Ver­lierer: umstritten. Hohes Risiko für Geldvermögensbesitzer

Schul­den­abbau durch Umstellung auf Vollgeld?

Es ist nicht das erste Mal in der Wirt­schafts­ge­schichte, dass eine Über­schul­dungs­si­tuation zu erheb­lichen wirt­schaft­lichen Schwie­rig­keiten führt. Auf der Suche nach einer Lösung kamen die Pro­fes­soren Henry Simons und Irving Fisher im Jahre 1936 auf die Idee, die Geld­schaffung durch die Geschäfts­banken zu ver­bieten. Die Banken dürften nur noch jenes Geld ver­leihen, welches sie wirklich als Ein­lagen in den Büchern haben. Diese Ein­lagen würden zu 100 Prozent von der staat­lichen Zen­tralbank zur Ver­fügung gestellt.
Der Charme des Vor­schlags liegt in der Mög­lichkeit, beim Übergang zum System der völ­ligen Zen­tral­bank­geld­de­ckung auch noch den läs­tigen Schul­den­überhang los­zu­werden. Das liegt daran, dass sich die Banken das zur Hin­ter­legung der Aus­lei­hungen erfor­der­liche Zen­tral­bankgeld vom Staat leihen müssten, der es dann mit den For­de­rungen gegen sich selbst verrechnet.
Im Jahr 2012 haben zwei For­scher des IWF die Idee auf­griffen und für die heutige Zeit durch­rechnet. Die Model­lierung führte zu fol­gender Erkenntnis:

  • Die Umstellung auf ein Voll­geld­system würde funk­tio­nieren und der Nutzen über dem von Fisher und Kol­legen erwar­teten Werten liegen.
  • In den USA würde es sogar eine teil­weise Tilgung der pri­vaten Schulden ermög­lichen, da der Finanz­sektor in Summe Ver­bind­lich­keiten von rund 200 Prozent des BIP hat. Gleiches gilt erst recht für Europa, wo der Ban­ken­sektor noch viel auf­ge­blähter ist.
  • Die For­scher erwarten mit­tel­fristig eine Stärkung der Wirt­schafts­leistung der USA um zehn Prozent und kei­nerlei Beein­träch­tigung der Kern­funktion des Bankensektors.

Kri­tiker stören sich an der „Ver­staat­li­chung“ der Gel­derzeugung und der damit ver­bun­denen Gefahr von Fehl­al­lo­kation und nach­hal­tiger Inflation. Zurzeit gibt es in Island eine ernst­hafte Dis­kussion über diesen Sys­tem­wechsel und in der Schweiz steht eine Volks­ab­stimmung bevor.
Letztlich ent­spräche diese Lösung der Option 6 mit den bereits dis­ku­tierten Chancen und Risiken.
Fazit:

  • Mach­barkeit: mittel bis hoch
  • Poli­tische Durch­setz­barkeit: mittel bis hoch
  • Rea­li­sie­rungs­wahr­schein­lichkeit: gering, da gegen die Inter­essen des Bankensystems
  • Ver­lierer: umstritten, hohes Risiko für Geld­ver­mö­gens­be­sitzer falls doch inflationär

Schul­den­abbau durch Ent­wertung über Nacht?
Die Tat­sache, dass ange­sehene Öko­nomen über die Optionen 6 und 7 offen nach­denken, unter­streicht die Dra­matik der Situation. Nur mit außer­ge­wöhn­lichen Maß­nahmen wird es möglich sein, die Schul­denlast deutlich zu senken. Deshalb eine weitere, radikale Idee: Die Noten­banken könnten einfach in einer koor­di­nierten Aktion ihre Gold­be­stände dras­tisch auf­werten. Den Auf­wer­tungs­gewinn könnten sie sodann an die Staaten aus­schütten zum Zwecke der Schul­den­tilgung. Wie genau dies ablaufen könnte, habe ich an dieser Stelle schon einmal skiz­ziert. Klar ist, dass es eine erheb­liche Inflation mit sich bringen würde.
Fazit:

  • Mach­barkeit: mittel bis hoch
  • Poli­tische Durch­setz­barkeit: mittel bis hoch
  • Rea­li­sie­rungs­wahr­schein­lichkeit: gering, da es eine Einigung auf glo­baler Ebene mit abso­luter Ver­trau­lichkeit voraussetzt.
  • Ver­lierer: hohes Risiko für Geld­ver­mö­gens­be­sitzer, da inflationär

Was also wird kommen?
Offen­sichtlich sind die Optionen, den Schul­denberg abzu­tragen, begrenzt. Die poten­ziell schmerz­freien Optionen sind theo­re­tisch denkbar, jedoch in der Praxis schwer zu rea­li­sieren. Sie setzen einen ent­spre­chenden Willen und die Bereit­schaft zu inter­na­tio­naler Koope­ration voraus. Deshalb müssen wir uns auf die schmerz­haf­teren Sze­narien ein­stellen. Jeder Ver­rin­gerung von Schulden steht eine ent­spre­chende Ver­rin­gerung der Forderungen/Vermögen gegenüber. Bleibt abzu­warten, ob dies über Pleiten, Besteuerung oder Inflation erfolgt.
Sicher ist nur, dass ohne eine Lösung der Schul­den­pro­ble­matik kein nach­hal­tiger Auf­schwung in der Welt zu erwarten ist.
 
Dr. Daniel Stelter / www.think-beyondtheobvious.com