Der Sultan vom Bosporus ist wirklich immer für einen Spaß zu haben! Seit rund einem Jahr geht der türkische Diktator Erdogan immer wieder gegen unliebsame Journalisten vor, inhaftiert sie über Monate ohne Anklage, oder schließt gleich ganze Zeitungen.
Mit Kritik hat es der Despot also nicht so, könne man meinen. Er aber sieht das ganz anders. Zum türkischen „Tag der arbeitenden Journalisten“ am letzten Mittwoch sagte Erdogan in einer öffentlichen Rede: „In Sachen Pressefreiheit, neueste Kommunikationstechnologien, soziale Medien und Internetjournalismus ist die Türkei heute eines der führenden Länder der Welt.“ Und weiter, die Öffentlichkeit hat das Recht auf „schnelle, richtige und unparteiische Nachrichten“, und es sei die Notwendigkeit der Demokratie, dass Medienorganisationen über alle Teile des Landes berichteten, „ohne irgendeiner Einschränkung“ ausgesetzt zu sein. Denn eine weltoffene Gesellschaft sei nur mit „freien, transparenten und gerechten Medienorganisationen“ möglich.
Lustig, gell? Obwohl man ja sagen muss, es handelt sich eben um den Tag der „arbeitenden“ Journalisten. Die meisten Erdogan-kritischen Journalisten arbeiten ja nun auch nicht mehr, zumindest nicht offiziell, weil sie eben Arbeitsverbote haben, in Gefängnissen als Geiseln und als Druckmittel gegen die Oppositionellen gehalten werden etc. Von dem her bezieht er sich wahrscheinlich auch gar nicht auf solche. Und da Erdogan in der Türkei nun mal bestimmt, was „richtig“ und „unparteiisch“ ist – wie z.B. auch unser Noch-Justizminister Heiko Maas es gerne in Deutschland tut/tun würde –, darf man das auch hier nicht so eng sehen. (Ironie off)
(Ironie on) Man muss ja auch zugeben, Erdogan hat sich viel Mühe gegeben, die Meinungsfreiheit so zu seinen Gunsten zu entarten. Immerhin hat er gleich einen ganze Meuterei gegen sich selbst angezettelt, um diese dann systematisch niederzuschlagen, damit er ohne große Probleme eine ganze Liste von angeblichen „Drahtziehern“ verhaften, wegsperren oder durch schleierhafte Umstände sterben lassen kann.
Weil das auch andere erkannt haben, führt die Organisation Reporter ohne Grenzen den On-Off-EU-Beitrittskandidaten auch nur auf Platz 155 von 180 in ihrer Rangliste der Pressefreiheit. Aber auch hier könnte man jetzt erklärend behaupten, Erdogan hätte ganz einfach gedacht, es ginge nach Punkten und Platz 180 wäre die Nr. 1…
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