Seehofer gilt bei unbedarften Gemütern als konservativer Hardliner im linken Musikantenstadl von Angela Merkel. Dies ist jedoch lediglich cleverer Etikettenschwindel, wie die aktuellste Bigotterie von Seehofer beweist.
Am 16. März stellte die AfD im Bundestag einen Antrag zur Einführung umfassender Grenzkontrollen. Dieser Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Lediglich 3 CDU-Abgeordnete enthielten sich, während die Abgeordneten der CSU geschlossen dagegen stimmten.
Am 18. März gibt Seehofer dann der Welt am Sonntag ein Interview und fordert darin (Achtung Trommelwirbel!):
Eine Ausweitung der Grenzkontrollen!
Klartext: Der „Superminister“ lehnt zuerst einen Antrag im Bundestag ab, um dann nur zwei Tage später exakt das gleiche zu „fordern“! Fordern bedeutet eben noch lange nicht beschließen, aber soweit denken sehr viele Menschen schon lange nicht mehr – sonst würden sie diese unglaubliche Volksverarsche auch bemerken!
Ähnlich verhielt es sich auch mit „Der Islam gehört nicht zu Deutschland!“ Vielen (halb informierten) Bürgern sprach Seehofer damit aus der Seele, wurde für dieses Statement in gewissen Kreisen sogar als „Stimme der Vernunft“ gefeiert. Menschen, die so denken, befinden sich meist in einer intakten Filterblase: Tagesfreizeit durch Rente oder Pension, Häuschen oder gentrifizierte Wohnung in Randlage, Urlaub zum Überwintern auf den Kanaren. Kurz: Alles soll bitte so bleiben, wie es ist. Deshalb haben diese Menschen Merkel gewählt und lehnen weitestgehend die AfD als „Unruheherd“ ab. Aus diesem Grund kennen sie auch gar nicht den Abgeordneten Albrecht Glaser (AfD), der wegen einer ganz ähnlichen Aussage zum Islam von einem CDU-Abgeordneten als „Hassprediger“ beleidigt wurde!
Es wird aber nichts so bleiben, wie es „ist“. Dazu ist nämlich zielgerichtete Arbeit anstelle von Scheinheiligkeit gefragt. In Bayern sind im Oktober Landtagswahlen, deshalb können wir in nächster Zukunft noch regelmäßig mit solchen Aussagen des bigotten Horst rechnen. In der Vergangenheit mag diese Strategie funktioniert haben, doch diese Tage sind vorbei.
Sicherlich glauben immer noch viele naive Menschen dieser PR-Strategie, aber als mündige Bürger können wir Fragen stellen. Durch Fragen beginnen Menschen nachzudenken und eigene Antworten zu finden. Eine Frage für dieses Beispiel könnte lauten:
Wenn Seehofer Grenzkontrollen verbessern will, warum lehnt er dann im Bundestag passende Anträge ab?
