Kot eines Kri­tikers – Tages­spiegel wegen Petra Paulsen außer Rand und Band

Lite­ra­tur­kri­tiker muss ein toller Beruf sein – zumindest sehe ich das als biblio­philes Gemüt so, und das nicht erst, seit ich Walsers „Tod eines Kri­tikers“ gelesen habe. Okay, ich gebe zu, ich habe es gar nicht gelesen, zumindest nicht bis zum Ende. Walser liegt mir einfach nicht. Aber das macht auch nichts. Wenn ich die heutige Form der Lite­ra­tur­kritik so betrachte, dann haben wohl nur wenige Kri­tiker die Werke wirklich auf­merksam gelesen, die sie rezen­sieren. Das scheint zumindest bei der Sorte Büchern so zu sein, bei denen der selbst­er­nannte Kri­tiker schon beim Lesen des Titels und des Autors sein ver­nich­tendes Urteil gefällt hat.
Gerrit Bartels, Schreiber beim Tages­spiegel und Lite­ra­tur­kri­tiker, scheint genau in diese oben beschriebene Schublade zu passen. Zumindest kommt es mir stark so vor, wenn ich seinen „kri­ti­schen“ Artikel von letzter Woche mit dem Titel „Petra Paulsen, Thorsten Schulte & Co – Warum rechte Bücher zu Best­sellern werden“ betrachte. Schon das Titelbild lässt keine fun­dierte Lite­ra­tur­kritik erkennen. Es ist ein Bild von der Frank­furter Buch­messe und zeigt die linken Störer, kurz bevor sie laut­stark gegen eine Podi­ums­dis­kussion vor­ge­gangen sind. Mit auf dem Bild – zu erkennen an den vor­sichtig aus­ge­streckten Mit­tel­fingern und dem Plakat mit dem Tucholsky-Zitat – der junge Mann, der später wegen ver­meid­licher Hand­greif­lich­keiten kurz­zeitig von der Polizei in Gewahrsam genommen wurde. Und den uns einige Medien, ganz nebenbei erwähnt, später als „Rechts­ra­di­kalen“ ver­kaufen wollten. Ein Bild, das sicherlich nicht zufällig aus­ge­wählt wurde.
Aber man soll ein Buch ja nicht nach dem Einband beur­teilen. Schauen wir uns also einmal an, was Bartels am Inhalt der Bücher zu kri­ti­sieren hat. Und jetzt wird es schwierig. Er kri­ti­siert nämlich inhaltlich eigentlich gar nichts. Er führt keine Text­stellen aus den Büchern auf, liefert keine Gegen­be­weise für die Thesen von Schulte, Paulsen oder Wis­newski, dessen neues Buch „Ver­heim­licht, ver­tuscht, ver­gessen – Was 2017 nicht in der Zeitung stand“ er immerhin als eine „kom­plett ver­schwö­rungs­theo­re­tische Fibel“ betitelt. Nichts dergleichen.
Ein halber Absatz jedoch, der hat es mir ganz besonders angetan, deshalb möchte ich ihn Ihnen nicht vorenthalten:
„So weiß auch Paulsen, schluck, schluck, dass zum einen ganz Deutschland ‚unge­fragt die Aufgabe aufs Auge gedrückt’ worden sei, ‚hun­dert­tau­sende Men­schen aus völlig fremden Kul­tur­kreisen zu inte­grieren’. Und zum anderen ‚anders­den­kende Ein­hei­mische gesell­schaftlich stig­ma­ti­siert, dif­fa­miert, denun­ziert und zunehmend aus­ge­grenzt’ werden. Ja, das ach so arme Deutschland hat es schwer gerade. Erst recht die armen Anders­den­kenden mit ihren erfolg­reichen Büchern auf dem Buch­markt. Fast schon beru­higend ist es da, dass inzwi­schen knapp zehn­tausend ver­kaufte Exem­plare eines Sach­buches reichen, um zum Best­seller zu werden.“
Tja, Herr Bartels, Sie beginnen Ihren Artikel mit dem Satz „Die Wahrheit ist viel­ge­staltig“, was ja ohnehin schon Quatsch ist. Die Wahrheit ist immer Wahrheit, denn wenn sie nicht die Wahrheit wäre, dann wäre sie eine Lüge oder zumindest nur eine Halb­wahrheit – was richtig betrachtet jedoch auch nur eine halbe Lüge ist und deshalb nicht besser. In diesen letzten Sätzen ihrer „Kritik“ ent­larven Sie sich selbst deshalb ent­weder als fauler Schreiber, weil Sie nicht ver­nünftig recher­chiert haben, oder schlimmer noch, als min­der­be­gabter Denker. Denn genau dies von Ihnen auf­ge­führten Punkte lassen sich alle beweisen und sowohl Frau Paulsen als auch Herr Schulte tun dies in ihren Bücher. Aber dafür müssen Sie diese Bücher eben lesen und nicht nur den Klap­pentext. Das haben Sie aller­dings nicht getan. Und den Grund dafür glaube ich zu kennen: Sie wollen diese Bücher gar nicht lesen. Es geht ihnen nicht um die Wahrheit. Es geht Ihnen, wie vielen anderen Men­schen, um ihre eigene Ideo­logie und darum, sich das eigene Weltbild, oder noch besser gesagt, die eigene, kleine, heile Welt nicht zer­stören zu lassen. Und genau deshalb blocken Sie ab, wenn es um Fakten geht und wenn Ihnen ein „Anders­den­kender“ mit Argu­menten und Beweisen für seine Thesen kommt. Viele tun das, einige aus Angst, andere aus Bequem­lichkeit. Aber nicht alle! Und glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, es werden immer mehr, die ihre Angst über­winden oder sich aus ihrer Bequem­lichkeit her­aus­wagen. Genau die Letzt­ge­nannten sind die­je­nigen, die Bücher wie die von Petra Paulen, Thorsten Schulte und den vielen anderen kri­ti­schen Autoren kaufen und vor allen lesen! Trauen Sie sich, Herr Bartels, lesen Sie diese Bücher! Es wird nicht einfach, aber Sie schaffen das! Bestimmt!
Und um Sie zu Schluss noch etwas zu ver­un­si­chern, möchte ich Ihnen als Ver­lags­mit­ar­beiter sagen, dass es, um als Sachbuch einen Platz in der Best­sel­ler­liste zu bekommen, mehr als knapp zehn­tausend ver­kaufte Exem­plare benötigt.
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