Schlagopfer Kranich; Bild: Gegenwind Vogelsberg

Der Vogel-Killer-Strom

30.000 Wind­kraft­an­lagen in Deutschland zer­schlagen Vögel und Fle­der­mäuse zu Hun­dert­tau­senden – Töten aus nied­rigen Motiven, das bisher unge­ahndet bleibt – Julia Klöckner (CDU): Tie­re sind Mit­ge­schöp­fe, kei­ne Weg­werf­wa­re – Aber Vögel und Fle­der­mäuse sind es – Warum schweigen die Natur­schutz­ver­bände? – Die deut­schen Intel­lek­tu­ellen: Wieder einmal ver­sagen sie – Bienen sind „sys­tem­re­levant“, Vögel und Fle­der­mäuse offen­kundig nicht.
Klar ist: Wenn je­mand ge­gen un­se­ren Tier­schutz ver­stößt, muss das be­straft wer­den.“ Gesagt hat das die neue Minis­terin im Bun­des­land­wirt­schafts­mi­nis­terin Julia Klöckner (CDU). Hört, hört, denn in der straf­recht­lichen Praxis ist das leider über­haupt nicht klar. Auf deut­schem Boden und in deut­schen Küs­ten­ge­wässern zer­schlagen rund 30 000 Wind­strom­an­lagen*) unbe­stritten seit Jahren und in den nächsten Jahr­zehnten hun­dert­tau­sende Vögel und Fle­der­mäuse, jährlich derzeit rund 100 000 bis 150 000. Es sind Morde aus nied­rigen Motiven. Die Betreiber der Anlagen handeln aus Gewinn­sucht. Aber ist je ein Betreiber für diese Morde vor Gericht gestellt und bestraft worden? Hat man je einen Bericht darüber gelesen? Frau Klöckner handeln Sie. 
Tier­schutz­ver­stöße: Häufung von Ein­zel­fällen oder Systemversagen?
Der ein­gangs zitierte Satz von Julia Klöckner stammt aus einem Interview mit der FAZ vom 26. März, dort auf Seite 4. Er fiel im Zusam­menhang mit Tier­schutz­ver­stößen in der vieh­hal­tenden Land­wirt­schaft, also nicht im Zusam­menhang mit Wind­strom­an­lagen, an denen viele Land­wirte durch Pacht­ein­nahmen aller­dings eben­falls viel ver­dienen. Tier­schutz in diesem Zusam­menhang ist auch für die FAZ  kein Thema, denn: Wind­kraft für den „Kli­ma­schutz“ ist doch etwas Gutes, Vogelmord daher hin­zu­nehmen. Kli­ma­schutz ja, Vogel­schutz nein. Die Inter­viewer-Frage lautete: „Ver­stö­ße ge­gen Tier­schutz ge­hö­ren, glaubt man dem me­dia­len Grund­rau­schen, zum All­tag. Ist das ei­ne Häu­fung von Ein­zel­fäl­len oder Systemversagen?“
Julia Klöckner (CDU): Tie­re sind Mit­ge­schöp­fe, kei­ne Wegwerfware
Klöckners Antwort: „Es ist falsch, Land­wir­te pau­schal un­ter Ge­ne­ral­ver­dacht zu stel­len. Klar ist: Wenn je­mand ge­gen un­se­ren Tier­schutz ver­stößt, muss das be­straft wer­den.“ Die beiden Inter­viewer haken nach: „Aber es geht da­bei doch auch um Preis­druck, um gleich­gül­ti­ge Ver­brau­cher, um Tier­zucht­kon­zer­ne, und den Land­wirt, der am En­de ei­ner kom­pli­zier­ten Ket­te al­lein da­steht.“ Klöckners Antwort: „Wir ha­ben in Eu­ro­pa und vor al­lem na­tio­nal ho­he Tier­schutz­stan­dards. Es geht in den meis­ten Fäl­len nicht um ein Ge­set­zes­de­fi­zit, son­dern um ein Voll­zugs­de­fi­zit, al­so um ef­fek­ti­ve Kon­trol­len durch die zu­stän­di­gen Be­hör­den. Tie­re sind Mit­ge­schöp­fe, kei­ne Ma­schi­nen oder Wegwerfware.“
Aber Vögel und Fle­der­mäuse sind es
Also, wir haben hohe Tier­schutz­stan­dards. Schön zu wissen. Aber Vögel und Fle­der­mäuse haben nichts davon, für sie sind sie offen­kundig außer Kraft gesetzt. Sie also sind Weg­werfware. Ein Geset­zes­de­fizit, Frau Klöckner, oder ein Voll­zugs­de­fizit? Mög­li­cher­weise hat die nunmehr Minis­terin in ihrer ver­in­ner­lichten poli­ti­schen Kor­rektheit noch nie oder noch nie so genau mit­be­kommen, was mit diesen Tieren der Lüfte geschieht, wenn sie in die Nähe der 30 000 Wind­kraft­an­lagen in Deutschland geraten. Der Natur­schützer Dr. Friedrich Bruer hat das einmal so beschrieben:
Wie das flie­gende Getier in die Rotor­blätter hin­ein­ge­saugt wird
„Kommt ein Vogel oder eine Fle­dermaus auch nur in die Nähe des Rotor­blattes, saugt sie der Unter­druck unwei­gerlich gegen das Rotor­blatt und es ist um sie geschehen. Dieser Unter­druck baut sich immer dann auf, wenn der Wind lang­samer wird und sich das Rotor­blatt wegen seines hohen Träg­heits­mo­mentes nur ver­zögert ver­lang­samen kann. Da der Wind ständig wechselt, wechseln auch der Unter­druck und der resul­tie­rende Sog ständig. Ver­stärkt werden die Druck­schwan­kungen und der Sog durch den Turm­schatten-Effekt, weil immer dann, wenn ein Rotor­blatt hinter dem Turm vorbei saust, es durch den Wind­schatten muss, den der Turm erzeugt. Obwohl sich die Druck­wellen mit Schall­ge­schwin­digkeit aus­breiten und sich dabei mit dem Quadrat der Ent­fernung abschwächen, hört man ihr Wummern noch kilo­me­terweit. Daran erkennt man die enorme Wucht der Druck­schwan­kungen und ihre Gefähr­lichkeit für Vögel und Fle­der­mäuse. Die Her­steller wissen das natürlich, weil die Druck­schwan­kungen, die sich ja pau­senlos wie­der­holen, sogar die Rotor­blätter zer­stören können. Deshalb führen sie mil­lio­nen­teure Prü­fungen durch, um zu testen, ob die Rotor­blätter die Druck­schwan­kungen aus­halten. Vögel und Fle­der­mäuse kommen in den Tests aber nicht vor.“
Warum schweigen die Naturschutzverbände?
Die Über­schrift zu Bruers Beitrag lautet „Das Fuku­shima des Natur­schutzes – Wind­räder töten Vögel und Fle­der­mäuse und warum die Natur­schutz­ver­bände dazu schweigen“. Der ganze Beitrag hier. Ver­öf­fent­licht hat ihn das Euro­päische Institut für Klima und Energie (EIKE) am 10. Oktober 2011, dazu zahl­reiche Leser­kom­mentare – auch mit kri­ti­scher Meinung dazu. Sein Mit­glied im wis­sen­schaft­lichen Fach­beirat, der Phy­siker Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke, schreibt dazu: „Langsam sich dre­hende Wind­räder sug­ge­rieren eine heile Ener­giewelt. Welcher Laie weiß schon, wie weit die Wirk­lichkeit davon ent­fernt ist? Und warum schweigen die Natur­schutz­ver­bände zur grau­samen Rea­lität, wie mit Lebe­wesen umge­gangen wird, zu deren Schutz wir ethisch und ins­be­sondere auch als Christen ver­pflichtet sind?
Alle frü­heren grünen Über­zeu­gungen über Bord geworfen
Lüdecke weiter: „Die Grünen haben sich in der Ver­gan­genheit bei vielen Gut­men­schen berech­tig­ter­weise einen Platz im Herzen erobert, weil sie kon­se­quent für den Tier- und Land­schafts­schutz ein­traten. Mit diesem Ein­treten für eine richtige Sache hat es nun ersichtlich ein Ende, und das häss­liche Antlitz von gesell­schafts­ver­än­dernden Ideo­logen kommt zum Vor­schein. Alle frü­heren grünen Über­zeu­gungen werden über Bord geworfen. Wind­räder werden als Hebel ein­ge­setzt, um eine Indus­trie­nation ‚umzu­ge­stalten’ – zum Nachteil unserer Volks­wirt­schaft und des Wohl­stands unserer künf­tigen Gene­ra­tionen! Dass dabei zudem noch Land­schaft und Natur in großem Ausmaß geschädigt werden, schert die Grünen nicht.“
Die deut­schen Intel­lek­tu­ellen: Wieder einmal ver­sagen sie
Lüdecke nochmals: „Ange­sichts der so gut wie kom­pletten, frei­wil­ligen Gleich­schaltung der Medien und aller poli­ti­schen Par­teien sprechen viele Stimmen bereits von einem neuen Faschismus, diesmal einem grünen. Wir wollen uns aus Platz­gründen hierzu nicht äußern. Es sei nur ange­merkt, dass ins­be­sondere wieder einmal die deut­schen Intel­lek­tu­ellen ver­sagen, wie bereits in unserer unse­ligen Ver­gan­genheit geschehen, als es noch Zeit gewesen wäre. Man duckt sich weg, man hört weg und man sieht weg, obwohl in pri­vaten Gesprächen die meisten Zeit­ge­nossen mit ent­spre­chender Bildung sehr gut erkennen, was gespielt wird. Schließlich möchte man Kar­riere und Ruf nicht gefährden – hatten wir doch alles schon einmal!“
Die Bun­des­re­gierung nimmt in Kauf, was geschieht
Ich selbst habe über das Thema 2017 schon einmal geschrieben. Der Titel: Für die Ener­gie­wende gehen sie auch über Leichen . Sie finden den Beitrag hier.  In einer Meldung der FAZ vom 19. Dezember 2016 (Seite 21 im Wirt­schaftsteil) war zu lesen  „Die Bun­des­re­gierung nimmt für die Ziele der Ener­gie­wende und des Kli­ma­schutzes Beein­träch­ti­gungen beim Natur- und Arten­schutz in Kauf.“ Zählt Vögel tot­schlagen nur als eine Beeinträchtigung?
Bienen sind „sys­tem­re­levant“, Vögel und Fle­der­mäuse offen­kundig nicht
Abschließend noch einmal zurück zum FAZ-Interview mit Julia Klöckner. Dort wird sie auch dies gefragt: „Im Ko­ali­ti­ons­ver­trag kommt selbst die Bie­ne vor. Ist das nicht et­was über­trie­ben?“ Die Minis­terin Klöckner ant­wortet: „Bie­nen sind sys­tem­re­le­vant. Der wirt­schaft­li­che Nut­zen ih­rer Be­stäu­bungs­leis­tung ent­spricht rund zwei Mil­li­ar­den Eu­ro – pro Jahr al­lein bei uns in Deutsch­land.“  Die Inter­viewer fragen weiter: „Dann wol­len Sie ein Ver­bot bie­nen­schäd­li­cher Pflan­zen­schutz­mit­tel wie der Neo­ni­co­ti­no­ide?“ Antwort Klöckner: „Wir brau­chen ge­si­cher­te wis­sen­schaft­li­che Grund­la­gen, um zu wis­sen, was der Bie­ne scha­det. Be­reits jetzt ha­ben wir in Deutsch­land ei­ni­ge Stof­fe des­halb ver­bo­ten, weil nach­ge­wie­sen ist, dass Bie­nen ih­re Ori­en­tie­rung ver­lie­ren, wenn sie mit ih­nen in Be­rüh­rung kom­men. Für mich ist klar: Was der Bie­ne scha­det, muss vom Markt.
Die sich auf­drän­gende Fol­gerung zum Vogeltod durch Wind­strom­an­lagen: Vögel und Fle­der­mäuse sind offen­kundig nicht sys­tem­re­levant, dürfen also weiter dezi­miert werden. Sollte Frau Klöckner auch dafür Bestrafung durch­setzen wollen, hat sie noch viel zu tun. Doch würde sie damit schon in Merkels Kabinett scheitern.


Klaus Peter Krause für EIKE
https://www.eike-klima-energie.eu/2018/04/30/der-vogel-killer-strom/