Jörg Meuthen: Der Euro belastet die Ärmsten! Warum eine gemeinsame Währung nicht gut­gehen kann

Eine gemeinsame Währung für einen höchst hete­ro­genen Wirt­schaftsraum, der sich in unter­schied­lichen Geschwin­dig­keiten, ja zum Teil sogar in unter­schied­liche Rich­tungen ent­wi­ckelt, kann grund­sätzlich nicht gutgehen.
(Von Jörg Meuthen)
Nun ist es genau 20 Jahre her, dass Bun­destag und Bun­desrat die Abschaffung der D‑Mark mit über­wäl­ti­gender Mehrheit beschlossen haben: CDU, CSU, FDP, Grüne und SPD stimmten fast geschlossen für dieses unver­ant­wort­liche Experiment.
Selbst bei einer Ent­scheidung mit einer solchen Trag­weite taten sie dies, ohne das Volk zu fragen – wohl­weislich, denn eine solche Abstimmung hätten die selbst­er­nannten, euro­trun­kenen “Eliten” niemals gewonnen.
Statt­dessen streute man dem Volk Sand in die Augen: Bei­spiels­weise wurde auf einem bekannten CDU-Wahl­plakat die Frage gestellt, ob denn die Gefahr bestünde, dass die deut­schen Bürger in der geplanten Wäh­rungs­union mög­li­cher­weise für die Schulden anderer Länder auf­kommen müssten.
Zur Beant­wortung dieser Frage zitiere ich aus jenem CDU-Wahl­plakat von damals:
“Ein ganz klares Nein! Der Maas­trichter Vertrag ver­bietet aus­drücklich, daß die Euro­päische Union oder die anderen EU-Partner für die Schulden eines Mit­glied­staates haften. Mit den Sta­bi­li­täts­kri­terien des Ver­trags und dem Sta­bi­li­tätspakt wird von vorn­herein sicher­ge­stellt, daß die Net­to­neu­ver­schuldung auf unter 3% des Brut­to­in­lands­pro­dukts begrenzt wird. Die Euro-Teil­neh­mer­staaten werden daher auf Dauer ohne Pro­bleme ihren Schul­den­dienst leisten können. Eine Über­schuldung eines Euro-Teil­neh­mer­staates kann daher von vorn­herein aus­ge­schlossen werden.”
Viele wohl­klin­gende Worte – und nichts dahinter, wie heute all­gemein bekannt ist. Mehr muss man nicht wissen, um die finanz­po­li­tische Kom­petenz von CDU und CSU sowie ihre Ver­trau­ens­wür­digkeit gegenüber dem Wähler abschließend beur­teilen zu können.
Fakt ist und bleibt: Eine gemeinsame Währung für einen höchst hete­ro­genen Wirt­schaftsraum, der sich in unter­schied­lichen Geschwin­dig­keiten, ja zum Teil sogar in unter­schied­liche Rich­tungen ent­wi­ckelt, kann grund­sätzlich nicht gutgehen.
Dies aus dem ein­fachen Grund, dass ein voll­kommen unspek­ta­ku­lärer, aber zum Aus­gleich unter­schied­licher volks­wirt­schaft­licher Leis­tungs­fä­hig­keiten zwingend erfor­der­licher Mecha­nismus nicht mehr ver­fügbar ist, nämlich der Wechselkurs.
Mag es für den Ein­zelnen auch bequem sein, im Urlaub kein Geld mehr in eine fremde Währung tau­schen zu müssen, bezahlen wir Deut­schen diese Bequem­lichkeit mit einem viel zu hohen kol­lek­tiven Preis.
Dieser lautet: Über­nahme mons­tröser Haf­tungs­ri­siken, Trans­fer­zah­lungen in Schul­den­staaten, eine den deut­schen Sparer kalt ent­eig­nende Null­zins­po­litik der EZB und nicht zuletzt fast tausend Mil­li­arden hohe TARGET2-Salden, die letztlich eine Art Über­zie­hungs­kredit Deutsch­lands gerade an die süd­lichen Euro-Länder dar­stellen – selbst­ver­ständlich unbe­si­chert, wie könnte es in diesem Euro-System auch anders sein.
Zählt man diese Punkte zusammen, wird klar, warum der (am Median gemessen) durch­schnitt­liche Deutsche weniger Ver­mögen hat als ein ver­gleich­barer Ita­liener oder Franzose. Ein Zustand, der die wirt­schaft­liche Leis­tungs­fä­higkeit der genannten Länder in keiner Weise wider­spiegelt und somit voll­kommen inak­zep­tabel ist.