Number Meter Folding Rule Bers Scale Centimeters

Das Urmeter der Meinungsfreiheit

Bevor in Paris im Jahre 1875 und dann nochmals 1899 das soge­nannte Urmeter als ver­bind­liche Maß-Einheit fest­gelegt und in der inter­na­tio­nalen Meter-Kon­vention von vielen Staaten über­nommen wurde, wusste fast niemand so ganz genau, wie lang ein Meter wirklich ist. Heute wissen wir das dank der über die Licht­ge­schwin­digkeit defi­nierten soge­nannten SI-Einheit mit der unvor­stell­baren Genau­igkeit von 10 hoch minus 8.
Willkür und Tricksereien
Bis zur end­gül­tigen Defi­nition dessen, was ein Meter ist, gab es unzählige Trick­se­reien und unlautere Methoden, um dem Meter und seinen engen Ver­wandten wie Zoll, Elle, Inch, Yard, Werst etc. zu ver­schie­denen situa­ti­ons­elas­ti­schen Dimen­sionen zu ver­helfen und daraus Vor­teile zu schlagen. Über­prü­fungen waren schwierig und oft war man der Willkür anderer ausgesetzt.
Am Wiener Ste­phansdom sind übrigens genau aus diesem Grund seit dem Mit­tel­alter zwei Ellen aus Metall und ein Kreis ange­bracht. An diesen Maß­stäben konnte man die Brot­laibe messen und fest­stellen, ob sie die vor­geb­liche Größe hatten.
Das Urmeter in der Gesellschaft
Bei phy­si­ka­lisch nicht exakt defi­nier­baren Enti­täten ist die Über­prüfung dessen, was richtig bemessen oder falsch gewogen und dessen, was erlaubt oder nicht mehr erlaubt ist, natur­gemäß viel schwie­riger. Das betrifft zum Bei­spiel die freie Mei­nungs­äu­ßerung und die poli­ti­schen Ein­stel­lungen von Bürgern. Sofern nicht ein klares Verbot vor­liegt (wie das beim NS-Ver­bots­gesetz der Fall ist), tun sich Legis­lative und Exe­kutive sowie die Judi­katur und die Medien oft sehr schwer, eine klare Zuordnung zu treffen.
Der Grauraum machts
Und damit sind wir mit­tendrin im Atmo­sphä­ri­schen, Ten­den­ziösen, Sub­jek­tiven und Mani­pu­lier­baren. Grund­sätzlich ist es zwar die Aufgabe des Gesetz­gebers, einen gül­tigen Rahmen für das vor­zu­geben, was noch sagbar ist und was nicht mehr und prin­zi­piell werden die dafür nötigen Rah­men­be­din­gungen durch das seit 1812 gültige All­ge­meine Bür­ger­liche Gesetzbuch (ABGB) und durch das Straf­ge­setzbuch vor­ge­geben. Diese Grenzen sind aber durch einen ziemlich breiten Grauraum gekennzeichnet.
Die öffent­liche Meinung und vor allem die ver­öf­fent­lichte Meinung sind stark davon abhängig, was die medial am besten ver­netzten poli­ti­schen Par­teien als richtig erachten und was die mit ihnen ver­wo­benen Medien der Öffent­lichkeit zur Kenntnis bringen und vor allem, wie sie das tun. Das Urmeter der kor­rekten Mei­nungs­bildung und ‑freiheit ist des­wegen heute in den Rad­ak­tionen zuhause und wird dort ständig zurecht gebogen.
Der Bürger hat kaum eine Mög­lichkeit, den Wahr­heits­gehalt von Mel­dungen und die Serio­sität von Kom­men­taren zu über­prüfen, denn am Ste­phansdom gibt es (noch?) kein Device, das ihm das möglich machen würde. Dieses Dilemma haben vorerst die Social Media ℠ gelöst — aller­dings nicht immer zum Vorteil einer qua­li­tativ hoch­ste­henden Mei­nungs­bildung: Die SM haben ein anderes Problem gene­riert und neue Räume für Wut­ab­son­de­rungen und Hass-Deponien eröffnet.
Sub­stan­zielle Gefährdung
Die Pres­se­freiheit und die Mei­nungs­freiheit gehören zu den höchsten Gütern jeder Demo­kratie, aber gerade diese beiden werden durch die Sub­jek­ti­vität des medialen Raumes für jede Mani­pu­lation anfällig. Die insti­tu­tio­na­li­sierten und die öffentlich-recht­lichen Medien sind laut einer großen Studie zu zwei Drittel von links­ideo­lo­gisch den­kenden Leuten besetzt, das ver­ur­sacht eine gewaltige Schieflage in der Mei­nungs­land­schaft. Und seit die Migra­ti­ons­krise täglich ihre Wellen schlägt, ist in diesen Redak­tionen der Moral-Bär los: Viele ganz offen­sichtlich zu einer Art Moral-Faschismus nei­genden Medi­en­leute haben sich auf­ge­schwungen, alle zu ver­dammen, die nicht zur bedin­gungslos kada­ver­treuen Merkel-Liga gehören.
Lenin, schau oba
Egal, ob aktiver Poli­tiker oder sonst irgendwie Pro­mi­nenter — jeder, der nicht in den pom­pösen Choral des welt­um­ar­menden Huma­ni­ta­rismus ein­stimmt, bekommt umgehend sein Fett weg. Und da wird mit allen Mitteln los­ge­schlagen, manches erinnert dabei sogar an die Anfänge der Okto­ber­re­vo­lution: Der Zweck heiligt die Mittel, sagte Lenin.  Das Urmeter der Mei­nungs­freiheit ist zur Zeit ein dicker Knüppel, der den­je­nigen um die Ohren gehauen wird, die sich nicht dem Moral­diktat fügen. Eine böse Ironie des Schicksals ist es dabei, dass dieser Knüppel gerade die mode­raten Linken am meisten schmerzt: Sie gelten als Ver­räter und Doppelagenten.
Und in den Medien?
Die Leit­ar­tikler in den Gazetten finden meistens gerade noch den guten Ton, inhaltlich sind sie aber oft echte Brand­stifter und Hexen­ver­brenner. Die B‑Garde der ange­stellten Jour­na­listen muss da schon härter zuschlagen. Es ist nichts unge­wöhn­liches, wenn ein abge­half­terter Reporter mit Vul­gär­aus­drücken auf den SM her­um­wirft, um etwa Rechte oder FPÖ-Poli­tiker wüst zu beschimpfen. Kein Chef­re­dakteur greift da heute mehr ein, ver­mutlich weil die Nar­ren­freiheit wörtlich genommen wird und die links­extremen Cla­queure auf den SM dazu gei­fernd johlen.
Der Urmeter wird verbogen
Durch diese ständige Ver­biegung dieses gesell­schaft­lichen und medial-poli­ti­schen Urmeters, der eigentlich Anstand, Respekt, intel­lek­tuelle Red­lichkeit und Kri­tik­fä­higkeit gewähr­leisten sollte, wird der Messstab unbrauchbar und am Ende kann jeder jeden anpoltern, zur Schnecke machen, abwerten und per­sönlich angreifen — es wird keinen mehr stören, weil das Gefühl dessen, was geht und was nicht, sich langsam auflöst. Wir hauen nieder, wer uns nicht passt — und das mit allen Mitteln.
Die “Demo­kraten” sind totalitär
Das Paradoxe daran ist, dass gerade jene, die sich immer vor­bildlich demo­kra­tisch, tugend­stolz und ach so menschlich-sozial geben, heute die schlimmsten Bekämpfer der demo­kra­ti­schen Ver­hält­nisse sind: Sie nehmen nämlich mit ihrer ten­denziös-bevor­mun­denden Art den Leuten die Mei­nungs­freiheit und sie stopfen ihnen das Maul, aber alles nur wohl­wollend und im Sinne des zum Schweigen Gebrachten, ver­steht sich.
So taumeln wir in der größten Krise der EU ganz ohne brauch­baren Maßstab dem Chaos ent­gegen und jene von uns, die noch einen Urme­terstab her­stellen könnten, ver­schwinden immer öfter aus den Arenen der Mei­nungs­bildung, um sich selber in Sicherheit zu bringen.