Das Fenster zur Wirk­lichkeit schließt sich

Als ich vor 20 Jahren recher­chierte, musste ich Stunden, manchmal Tage in Uni­ver­si­täts­bü­che­reien ver­bringen. Dann auf Bücher oder Auszüge von Artikeln warten. Ich war auf Freunde ange­wiesen, die jene in manchen Ländern in der Gift­scha­tulle ver­steckten Werke für mich aus­gruben. Und am Ende ver­gingen Wochen, oft Monate, bis ein Artikel fertig war. Ganz zu schweigen von der Zeit, die ein Buch bean­spruchte. Die Bücherei war für mich so wichtig, dass ich, als ich aus dem Ausland nach Deutschland zurückkam, eine Wohnung mietete, die fuß­läufig zu einer Uni-Bücherei lag. Aber dann bemerkte ich, dass die Besuche immer sel­tener wurden. Immer mehr Infor­ma­tionen waren im Internet ver­fügbar. Und die Zeiten für Recherchen wurden immer kürzer. Ein Fenster zur Wirk­lichkeit hatte sich geöffnet: Das Internet. Leider wird es damit wohl bald vorbei sein.

DIE ZENSUR DES ESTABLISHMENTS

Nicht erst seit der Ver­öf­fent­li­chung ver­trau­licher interner Doku­mente (1), war klar, dass Google die Such­ergeb­nisse mani­pu­lierte. Die Zensur bei Twitter (2) ist bereits so weit ver­breitet, dass der Leser viel­leicht sogar schon selbst zum Opfer der­selben wurde. Bei Facebook war es anfangs noch die Zensur von Ver­öf­fent­li­chungen, die nach Behauptung der jewei­ligen Regierung gegen ihre Gesetze ver­stießen, aber nach der Ver­ab­schiedung des obskuren Netz­werk­durch­set­zungs­ge­setzes in Deutschland ver­breitete sich der Virus der Bevor­mundung der Inter­net­nutzer unge­hemmt und unkon­trol­liert. Durch wen auch kon­trol­liert? Liegt es doch im Interesse des Estab­lish­ments, dass der Rahmen der Dis­kussion dras­tisch ein­ge­schränkt wird. Jeder dürfte die kluge Analyse Noam Chomskys (3) zu dem Thema kennen.
Als Blogs und alter­native Seiten im Internet keine Reich­weite hatten, waren sie akzep­tierte Fei­gen­blätter der „Mei­nungs­freiheit“. Als sie aber begannen, immer mehr Men­schen zu erreichen, wurde das Estab­lishment nervös und fürchtete, der Rahmen der erlaubten Dis­kussion könnte gesprengt werden, die von ihr ver­tretene Wirk­lichkeit könnte als eine von meh­reren ent­larvt werden. Es begann der Kampf gegen die Alter­na­tiven. Und mit den unbe­schränkten Mitteln der Macht aus­ge­stattet, war es nicht schwer, Men­schen dazu zu bringen, an den Alter­na­tiven zu zweifeln. Denn mehr brauchte das Estab­lishment nicht zu erreichen. Men­schen die zweifeln, wählen den Status Quo.
Dann begann aber die Wirk­lichkeit des Estab­lish­ments sich so dras­tisch von der Gesell­schaft zu unter­scheiden, dass aus Zweiflern immer öfter Mei­nungs­gegner des Estab­lish­ments wurden. Wobei einige eben auch Schar­la­tanen auf den Leim gingen, die eine Welt der Gegen­ab­sur­dität abbil­deten. Inwiefern dar­unter Pro­vo­ka­teure des Estab­lish­ments waren, wurde nie unter­sucht. Denn diese fal­schen Pro­pheten wie­derum schufen den Vorwand für die dann ein­set­zende Ver­leum­dungs- und Zensur-Kam­pagne. Alles nur zum Besten der Men­schen natürlich.
Aber wie kommt es, dass so viele gut aus­ge­bildete und sich zur Elite der Gesell­schaft zäh­lende Men­schen, sich für diese Zensur aus­sprechen? Offen­sichtlich glauben sie. Glaubten die Men­schen früher an ihre Religion, glauben sie heute ange­sichts der per­fek­tio­nierten Methoden der Pro­pa­ganda, an den Inhalt derselben.

DIE PRO­PA­GAN­DA­FALLE

Men­schen, die in der Pro­pa­gan­da­falle des Estab­lish­ments stecken, haben es unsäglich schwer, die Absur­dität der sie indok­tri­nie­renden „Nach­richten“ zu erkennen, weil ihnen die Tat­sachen, die (relative) Wahrheit, die ihnen von „Alter­na­tiven“ ange­boten wird, zu unwahr­scheinlich erscheint. Die Lügen, Ver­dre­hungen, Aus­las­sungen der Pro­pa­ganda des Estab­lish­ments sind so all­ge­gen­wärtig, dass es für die Opfer der Pro­pa­ganda kaum möglich ist zu glauben, dass die alter­na­tiven Nach­richten ein viel­leicht zutref­fendes Bild ergeben. Wird die Unglaub­wür­digkeit doch einmal zu dras­tisch, fallen Men­schen dann manchmal von der Pro­pa­ganda des Estab­lish­ments, in die Falle von Schar­la­tanen. Und das dient dann dem Estab­lishment wie­derum, die gesamte Nach­rich­ten­al­ter­native zu verleumden.
Hinzu kommt dann die Schutz­funktion, die wir in Deutschland seit Hitler benutzen, um uns zu ent­schul­digen “wenn das der Führer wüsste”. Dass tat­sächlich mächtige Unter­nehmer und ihre Manager, Poli­tiker, höchste Beamte, ent­schei­dende Jus­tiz­an­ge­hörige, ins­be­sondere die soge­nannten Qua­litäts-Medien und deshalb auch ihre Jour­na­listen, alle Teil eines gleich den­kenden Estab­lish­ments sind, erscheint Pro­pa­gan­da­opfern wie eine gigan­tische „Ver­schwö­rungs­theorie“ (4). Ein Begriff, dessen Ein­führung durch den US-Geheim­dienst vor etwas über 50 Jahren so erfolg­reich war, dass er heute noch eines der wich­tigsten Tot­schlag­ar­gu­mente des Estab­lish­ments ist.
Aber Claus Kleber hatte Recht, wenn er einmal sagte, dass er niemals „Auf­träge“ von der Regierung erhält, so oder so zu reden (5). Auch wenn das in anderen Fällen viel­leicht einmal der Fall gewesen sein kann (6). Denn er benötigt gar keine Anweisung. Er denkt genauso wie der Rest des Estab­lish­ments und weiß daher aus sich selbst heraus, was er zu sagen hat. Auch seine Mit­ar­beiter brauchen keine Anwei­sungen. Sie wären gar nicht ein­ge­stellt worden, wenn die Mög­lichkeit bestanden hätte, dass sie solche benötigen.
Dass die Pro­pa­ganda des Estab­lish­ments so wirksam ist, liegt auch an dem immer höheren Bil­dungsgrad in Deutschland. Fremde, die in das Land kommen, aus einer anderen Kultur und mit einem anderen geschicht­lichen Hin­ter­grund, Men­schen aus dem Osten Deutsch­lands, die ebenso eine andere Sozia­li­sierung erlebt hatten, Men­schen mit nied­ri­gerem Bil­dungs­stand, oder Men­schen, die lange Jahre im Ausland ver­brachten, ver­stehen oft nicht, zu welchen für sie selt­samen Schlüssen das Estab­lishment in Deutschland kommen kann. Jacques Ellul (7) hat die Antwort darauf schon in den 1960er-Jahren gegeben. Viele Men­schen, die im gleichen Bil­dungs­umfeld, der gleichen Kultur auf­wachsen, zur Schule gehen, stu­dieren, arbeiten, sind viel emp­fäng­licher für Pro­pa­ganda, die im Sinne dieses Bil­dungs­um­feldes auf sie einwirkt.
Diese Teile einer gleich den­kenden Gesell­schafts­schicht, um das falsche Wort „gleich­ge­schaltet“ zu ver­meiden, glauben an sich selbst. Und sie denken, weil sie gebildet sind, sollten sie auch zu Allem eine Meinung haben und natürlich die rich­tigen Ant­worten wissen. Beides zusammen erzeugt bei der Ver­ar­beitung von Pro­pa­ganda eine immer dickere Schicht der Gläu­bigkeit und eine immer geringere Bereit­schaft, den eigenen Glauben zu hin­ter­fragen. Und es gibt eine Art Ring­schluss. Da alle gleich denken, bestätigt der Eine den Anderen. Und so sind beide sicher: Wir tun das Richtige.
Unge­bildete Men­schen oder solche, die lange im Ausland, in anderen Kul­turen lebten, oder die zu der selten gewor­denen Spezies der Hin­ter­frager gehörten, die einen, wie man sagt “gesunden Men­schen­ver­stand” haben, sind eher bereit, die in der zeitlich kür­zeren oder ganz aus­ge­blie­benen Spanne der Prägung durch Schule und evt. Studium, durch das gesell­schaft­liche Umfeld, erworbene Glau­bens­sätze zu hinterfragen.
Dieses Wissen ist natürlich bekannt, und nicht umsonst werden “aus­sichts­reiche junge Füh­rungs­kräfte” in Wirt­schaft und Politik aus Deutschland, in US-Uni­ver­si­täten durch groß­zügige Sti­pendien “gefördert”.  Nicht umsonst wird dem ein­fachen Wähler die Fähigkeit abge­sprochen, kom­plexe poli­tische Sach­ver­halte mit zu ent­scheiden. Schauen Sie doch mal in die Lebens­läufe der füh­renden deut­schen Poli­tiker und suchen Sie nach Teil­nahme an einem „Young Leader“ Sti­pendium. Das Young Leaders-Pro­gramm (8) der Atlantik-Brücke hilft jungen Poli­tikern und Unter­nehmern, die Welt richtig zu ver­stehen. (Ende Sar­kasmus) Beob­achten Sie, welche Politik er ver­tritt. (Was nicht aus­schließt, dass Poli­tiker, die in Kon­kurrenz zu den Young-Leader Absol­venten stehen, sogar noch extremer deren Posi­tionen vertreten.)
In Thailand beob­achtete ich Stu­denten auf dem Land dabei, Men­schen, die lediglich lesen und schreiben konnten, ansonsten keine Bildung besaßen, die Men­schen­rechts­kon­ven­tionen zu erklären. Gefragt, ob sie diese für sich bean­spruchen würden, kam deut­liche Zustimmung. Im wei­teren Gespräch kam es dann zu einer Hin­ter­fragung der bisher für nicht bestreitbar gehal­tenen Rechte des Militärs und des Königs­hauses. Ein unglaub­licher Vorgang. Die Hier­archie, die diese Men­schen­rechte ver­wei­gerte, wurde hinterfragt!
Als ich aber 2008 mit Demons­tranten der soge­nannten „Gelb­hemden“ dis­ku­tierte, die durch massive Pro­teste bis hin zu einer vom Militär indirekt unter­stützten Besetzung des größten Flug­hafens des Landes die gewählte Regierung stürzten, die dann durch die Justiz abge­setzt wurde, traf ich auf das Gegenteil. Die gebil­deten Demons­tranten des Mit­tel­standes, oft gut situ­ierte Damen im besten Alter, wei­gerten sich, die Men­schen­rechte für Thailand gelten zu lassen. Thailand wäre etwas Beson­deres, etwas, das nicht mit den üblichen west­lichen Werten gemessen werden könnte, und die Hier­ar­chie­stellung der Mon­archie und des Militärs als über der Ver­fassung stehend als Sicherer der Nation, dürfte nicht hin­ter­fragt werden, wer das nicht akzep­tiert, so die oft gehörte Meinung, sollte kein Wahl­recht haben. Dieses Denken hatte den Mili­tär­putsch von 2006 ermög­licht und dann zum nächsten Putsch im Mai 2014 geführt, und dazu, dass Thailand wieder eine Mili­tär­dik­tatur ist. Eine Dik­tatur, die von immer noch großen Teilen der “Gebil­deten” unter­stützt wird, aus Gründen, die im vor­he­rigen Absatz beschrieben sind.
Wie wahr­heits­fremd die Nach­richten, das heißt das als Wahrheit bezeichnete Nar­rativ des Estab­lish­ments oft ist, ohne hin­ter­fragt zu werden, sollen ein paar Bei­spiele zeigen:

USA — DIE VORBILD-DEMOKRATIE

Die USA werden im Westen dar­ge­stellt, als wären sie eine Mus­ter­de­mo­kratie, die deshalb das Recht hat, andere Länder zu kri­ti­sieren, die die von den USA auf­ge­stellten Kri­terien nicht erfüllen wollen. Dass längst die Wis­sen­schaft klar machte, dass die USA sicher keine Demo­kratie, sondern eine Olig­archie (9) sind, was sogar die BBC (10) und die Washington Times (11) erwähnte, wird mit einem Schul­ter­zucken quit­tiert, man lacht darüber. Aber niemand wagt ernsthaft, die Argu­mente der Wis­sen­schaftler zu wider­legen. Pro­pa­ganda lässt sich nicht auf tief­ge­hende Dis­kussion ein, sie appel­liert an den Glauben, an die Prägung durch Umfeld und Bildung.
Und so passt zu diesem Bild, wenn der deutsche Außen­mi­nister behauptete: „Es waren Ame­ri­kaner, die die deutsche Wie­der­ver­ei­nigung möglich gemacht haben“. Eine Äußerung, die von den meisten Qua­li­täts­medien schamhaft über­gangen wurde. Sie waren wohl noch nicht so weit in der Geschichts­um­schreibung. Aber da sie pro­blemlos das Nar­rativ ver­breiten, dass die USA den Krieg gegen Nazi-Deutschland (12) ent­schieden hätten, wird wohl bald auch diese phan­tas­tische Geschichte ver­breitet werden.

TER­RO­RISTEN BEKÄMPFUNG

Dass die west­lichen Länder, allen voran die USA, Ter­ro­risten mit Waffen und Geld aus­rüs­teten, die sie behaupten, selbst zu bekämpfen, ist so absurd, dass viele einfach den Kopf schütteln. Das Kopf­schütteln ist der Aus­druck der Gläu­bigkeit. Dabei haben z.B. Wiki­Leaks und Gerichts­ver­fahren in den USA klar gemacht, dass Hillary Clinton als Außen­mi­nis­terin, bei der Bom­bar­dierung von Libyen eine Haupt­rolle spielend, sehr wohl in die Lie­ferung von Waffen an isla­mis­tische Extre­misten von Al-Kaida ver­wi­ckelt war. Seymore Hersh, Pulitzer-Preis­träger, erklärte 2016 nicht, wie leider fälschlich ver­breitet worden war, dass Hillary Clinton über Che­mie­waf­fen­lie­ferung aus Libyen nach Syrien infor­miert worden war, sondern es ging um Waffen allgemein:
„Die Bedin­gungen des Ver­trages (13) sahen vor, dass die Finan­zierung aus der Türkei sowie Saudi-Arabien, Katar und der CIA kam, mit der Unter­stützung von MI6, ver­ant­wortlich dafür, die Waffen von Gad­dafis Arsenal nach Syrien zu schaffen.“
Prak­ti­scher­weise wurde ein Gerichts­ver­fahren (14) gegen einen Waf­fen­händler plötzlich beendet, als dieser erklärte, dass die US-Regierung sogar den Auftrag gegeben hatte, und Geheim­un­ter­lagen drohten, in dem Ver­fahren auf­zu­tauchen. Die Luft­an­griffe Israels (genannt Selbst­ver­tei­digung gegen ira­nische Waffen, die Israel bedrohten oder die Grenze über­schrei­tende Pro­jektile) und die teil­weise als „ver­se­hent­lichen“ Mas­saker der US-geführten Koalition gegen Ein­heiten der legi­timen Streit­kräfte in Syrien, die gegen die Ter­ro­risten kämpften, sollten eine ein­deutige Sprache sprechen.

SYRIEN-KRISE

Immer noch pflegt das west­liche Estab­lishment das Nar­rativ des „blu­tigen Dik­tators Assad“, wenn es um Syrien geht. Dass der Krieg in Wirk­lichkeit von den ehe­ma­ligen Kolo­ni­al­mächten, von den USA (um endlich die letzten Reste des Denkens aus der ehe­ma­ligen Sowjet­union zu besei­tigen) und von den Golf­dik­ta­turen (um den gefähr­lichen Virus eines säku­laren und zunehmend demo­kra­ti­schen Staates zu ver­nichten) geplant, finan­ziert und unter­stützt wurde, dürfte von His­to­rikern nicht mehr bestritten werden. Die Tat­sache, dass die NATO-Länder Türkei und USA gemeinsam mit Frank­reich Teile des Landes besetzt haben und ver­suchen den Staat Syrien durch Teilung zu ver­nichten, ist eine deut­liche Sprache.
Die Lügen und Ver­dre­hungen haben bei Syrien einen neuen Höhe­punkt in der Geschichte der Pro­pa­ganda erreicht. Waren die Brut­kas­tenlüge, die Mas­sen­ver­nich­tungs­waf­fen­lügen, die Lügen über die geplante Ermordung von Gad­dafis Zivi­listen und ähn­liche Absur­di­täten ein­zelne große Lügen, die schließlich die Wähler auf einen Krieg vor­be­rei­teten, so sehen wir im Fall von Syrien eine Bom­bar­dierung der Öffent­lichkeit mit gefälschten Infor­ma­tionen, mit Ver­dre­hungen und Lügen. Giftgas, Fass­bomben, Phosphor, Mas­saker, die „Zivil­schutz­helden“ der White-Helmets. Sie sind so zahl­reich und unglaublich, dass ich an dieser Stelle nicht darauf ein­gehen will, sondern als Bei­spiel für mög­liche Auf­klärung auf das Buch “Der schmutzige Krieg gegen Syrien” von Tim Anderson (15) verweise.

UKRAINE-KRISE

Ein wei­teres Bei­spiel für die Unglaub­lichkeit der Lügen des west­lichen Estab­lish­ments ist das über die Ukraine-Krise ver­breitete Nar­rativ. Es gab jene his­to­rische Sendung (16) der Sati­re­macher der „Anstalt“, die die Kom­mu­ni­kation deutlich machten, mit der wir ein­fachen Men­schen kon­fron­tiert waren. Ich habe auf fast 400 Seiten im Detail nach­ge­wiesen, wie die Führung der Politik in meiner Meinung nach ver­bre­che­ri­scher Gemein­schaft mit den Medien, die Men­schen in Deutschland in die Irre führte. (Buch erscheint ca. im November) Und das, wie ich glaube bewusst, um eine elitäre Politik durch­zu­setzen, die zwar von den Men­schen nicht akzep­tiert werden würde, “aber das Beste für Deutschland” ist. Dafür mar­schiert unser Bun­des­prä­sident Arm in Arm im Gedenken an jene Ermor­deten, die durch Ele­mente des jet­zigen Regimes (17) umkamen. Heuch­le­ri­scher kann man kaum sein.

DIE POLITIK DER ABSURDITÄT

Beob­achtet man z.B. die Reden im UNO Sicher­heitsrat oder von west­lichen Ver­tretern in der UNO (18), in denen mit größter Inbrunst bzw. Über­zeugung die dreis­testen Lügen ver­breitet werden, ohne dass dies durch kri­ti­schen Jour­na­lismus hin­ter­fragt werden wird, beginnt man zu ver­stehen, dass es eine Politik gibt, die die Wahrheit so absurd machen soll, dass niemand wagt, sie in Erwägung zu ziehen. Aber diese Politik kann zu einem Rohr­kre­pierer werden. Denn in den Fällen der Ukraine und Syriens waren Grenzen über­schritten worden, die einigen Men­schen die Augen öff­neten. Wird die Pro­pa­ganda nun diese Politik wei­ter­führen, die Wirk­lichkeit zur Absur­dität zu erklären, könnten immer mehr Men­schen darüber stolpern und beginnen, diese Pro­pa­ganda zu hinterfragen.
Und wieder werden weniger durch Indok­tri­nation vor­ge­prägte und kri­tische Geister im Vorteil sein. Denn jene der eigenen Pro­pa­ganda erle­genen “Gebil­deten” werden, wenn sie beginnen die Wirk­lichkeit zu erkennen, die Lügen ent­schul­digen — zugunsten eines höheren Wertes. Denn Sie halten das Ziel, das durch diese Lügen erreicht werden soll, für wert­voller als die Wahrheit. Für sie ist oft Machia­velli ein Vor­denker, der poli­ti­sches Handeln für die Ewigkeit defi­nierte. (19) schreibt:
„Erfolg­reiche Politik ver­langt außerdem ‚die Kunst, den rich­tigen Schein zu erzeugen.‘[…] Machia­velli schreibt im Fürstenbuch:
‚Die Men­schen urteilen im All­ge­meinen nach dem Augen­schein, nicht mit den Händen. Sehen nämlich kann jeder, ver­stehen können wenige. Jeder sieht, wie du dich gibst, wenige wissen, wie du bist. Und diese wenigen wagen es nicht, sich der Meinung der vielen ent­gegen zu stellen. Denn diese haben die Majestät des Staates zur Ver­tei­digung ihres Standpunkts‘.
– Niccolò Machiavelli“
Der Fürst, heute die neue Aris­to­kratie in Form des Estab­lish­ments, muss die tra­di­tio­nelle Moral vor­geblich wahren können, aber er darf auch – im Interesse der Staats­räson – vor Gewalt und Terror nicht zurückschrecken.
In diesem Kontext muss man die Aus­sagen der Ex-Außen­mi­nis­terin Made­leine Alb­right über die Folgen der Sank­tionen in Vor­be­reitung des Krieges der USA gegen das Land ver­stehen; Sank­tionen, die das Leben von über 500.000 Kindern kos­teten „Ich denke es ist eine schwere Wahl, aber wir denken, dass es den Preis wert ist“ (20).
Vor dem Hin­ter­grund muss man die Fol­gen­lo­sigkeit des Bruchs des Völ­ker­rechts und des Grund­ge­setzes im Fall des Angriffs­krieges gegen Jugo­slawien (21) sehen, der heute noch von den dama­ligen Prot­ago­nisten des Krieges als „not­wendig“ ver­teidigt wird. Ebenso wie die aus­ge­blie­benen Ent­schul­di­gungen wegen der Ver­breitung von Lügen über angeb­liche Völ­ker­mord­ab­sichten Gad­dafis (22). Um nur einige wenige Bei­spiele zu nennen.

DAS INTERNET UND MACHIAVELLI

Das Internet gefährdet nun die Welt­sicht Machia­vellis. Vor­fälle unter fal­scher Flagge, False-Flags, werden inzwi­schen dank Internet in Stunden bekannt, hatte es früher Wochen, Monate oder Jahre gedauert. Unter Umständen werden Kriegs­lügen sogar schon VOR ihrer Ver­breitung offen­sichtlich, wie die Gift­gas­vor­würfe gegen Syriens legitime Streit­kräfte im Kampf gegen den Ter­ro­rismus auf­zeigen. Die Machia­vellis der heu­tigen Zeit können das natürlich nicht zulassen.
Die Zeit der Machia­vellis wäre bald vorbei, sollte das Fenster zur Wirk­lichkeit, das Internet, weiter ohne Kon­trolle des Estab­lish­ments bleiben. Dabei wäre das unbe­dingt not­wendig. In einer über­be­völ­kerten Welt, mit immer knapper wer­denden Res­sourcen, rie­sigen Umwelt­pro­blemen und immer grö­ßeren Risiken, die nicht nur ein Volk ver­nichten, sondern die ganze Erde unbe­wohnbar machen könnten, müssen neue Formen der Herr­schaft, bzw. besser gesagt des Zusam­men­lebens, gefunden werden. Deutschland hatte mit seiner Ver­gan­genheit des 2. Welt­krieges die Chance, hier einen Neu­beginn vor­aus­zu­denken. Aber leider wurde Deutschland zu nichts anderem als dem größten Flug­zeug­träger der USA, auf dem Junior-Eliten ver­suchen, ein paar Krumen vom impe­ria­lis­ti­schen Kuchen des großen Hegemon abzu­be­kommen und sich für dessen Nie­dergang ver­suchen, vor­teilhaft aufzustellen.
Die Frage ist, ob sich die Mehrheit das gefallen lässt.