Vladimir Putin presented Donald Trump with an official football from the 2018 FIFA World Cup Russia and wished the United States success in holding the 2026 World Cup. - Foto: Kremlin.ru

Angeb­liche rus­sische Ein­mi­schung in US-Wahlen: Die Pro­pa­ganda-Tricks des Spiegel

Wenn es um Trump und die angeb­liche Ein­mi­schung Russ­lands in den US-Wahl­kampf von 2016 geht, dann nimmt der Spiegel es mit der Wahrheit nicht so genau. Heute kann man wieder einen Artikel lesen, der den Leser unter­be­wusst beein­flussen soll.
(Von Thomas Röper)
Über diese angeb­liche Russ­land­affäre habe ich schon vor einiger Zeit einen aus­führ­lichen Artikel geschrieben. Hier können Sie die Details der Anschul­di­gungen und die Hin­ter­gründe nach­lesen, auf die ich hier nicht alle nochmal ein­gehen werde. In dem heu­tigen Artikel im Spiegel geht es darum, dass ein wei­terer Ver­trauter von Trump im Zusam­menhang mit der angeb­lichen Wahl­ein­mi­schung Russ­lands vor­über­gehend fest­ge­nommen wurde. Das ist zwar inter­essant für jemanden, der ana­ly­tisch an die Bericht­erstattung her­angeht, sind die Details zwi­schen den Zeilen jedoch wesentlich inter­es­santer. Es geht darum, wie der Spiegel quasi nebenbei den Leser unter­be­wusst beeinflusst.
Es beginnt mit einem Bericht über die Fest­nahme von Roger Stone, die von CNN gefilmt wurde. Der Spiegel stellt aber nicht die Frage, wie ein Team von CNN davon vorher erfahren hat und so vor Ort sein konnte. Hier sieht man schon, dass es in den USA mehr um Bilder und Pro­pa­ganda geht, als um Fakten, wenn die Ermittler die Presse zu Ver­haf­tungen mit­nehmen. Natürlich stellt der Spiegel diese Frage nicht. 
Stone wird vor­ge­worfen, etwas mit den Emails zu tun zu haben, die im Sommer 2016 von Wiki­leaks ver­öf­fent­licht wurden. Wir erinnern uns: Im Sommer 2016 ver­öf­fent­lichte Wiki­leaks Emails der Demo­kra­ti­schen Partei, aus denen her­vorging, dass die Partei den Vor­wahl­kampf des Kan­di­daten Sanders behindert und gleich­zeitig Clinton bei den Vor­wahlen bevorzugt hat. In der Folge musste die Par­tei­chefin zurück­treten, die später in diesem Zusam­menhang sogar von Kor­ruption zugunsten von Clinton sprach.
Das war aber merk­wür­di­ger­weise nicht der Skandal und kein Staats­anwalt hat sich dieser Sache ange­nommen. Zum Skandal wurde statt­dessen, dass Wiki­leaks die Emails ver­öf­fent­licht hat. Es wurde behauptet, dass Russland diese Mails gehackt und an Wiki­leaks wei­ter­geben hat, was sowohl Russland als auch Wiki­leaks bestreiten. Wiki­leaks nennt als Quelle einen Insider in der Demo­kra­ti­schen Partei, was auch der Ein­schätzung der Experten ent­spricht, die bei der Analyse fest­ge­stellt haben, dass die Mails nicht über das Internet aus dem Server gesaugt wurden, sondern dass die Geschwin­digkeit der Daten­über­tragung auf einen USB-Stick hin­deutet. Das aller­dings wird in den Medien nie erwähnt.
Statt­dessen schreibt der Spiegel heute: „Es geht um die Ver­öf­fent­li­chung kom­pro­mit­tie­render E‑Mails der Demo­kraten während des Wahl­kampfs 2016. Diese E‑Mails waren von Russland gehackt und dann von der Ent­hül­lungs­plattform Wiki­Leaks publi­ziert worden.
Kom­pro­mit­tie­rende Emails? OK, aber warum ver­schweigt der Spiegel seinem Leser, was da so kom­pro­mit­tierend war? Nämlich dass Clinton zusammen mit der Par­tei­führung mit unfairen und unde­mo­kra­ti­schen Methoden ver­sucht hat, ihren inner­par­tei­lichen Kon­kur­renten aus­zu­schalten. Kein Wort darüber im Spiegel.
Statt­dessen stellt der Spiegel es als Tat­sache dar, dass Russland die Mails gehackt habe, dabei gibt es dafür keine Beweise, nicht mal Belege oder Hin­weise. Und dass Experten wider­legen, dass es sich über­haupt um einen Hack gehandelt haben kann, sondern um einen USB-Stick gehandelt haben soll, ver­schweigt der Spiegel kom­plett. Es geht dem Spiegel hier offen­sichtlich nicht darum, den Leser zu infor­mieren, sondern ihn mit Falsch­in­for­ma­tionen zu verwirren. 
Man könnte diese Dinge ja wider­legen, wenn sie nicht stimmen, aber sie kom­plett zu ver­schweigen, hat nichts mit Jour­na­lismus, dafür sehr viel mit Mei­nungs­mache zu tun. Und Mei­nungs­mache ist nur ein anderes Wort für Propaganda.
Wenn Trump bei den Ermitt­lungen Muellers von einer Hexenjagd spricht, dann wird das in den Medien lächerlich gemacht, dabei stellte Trump eine wichtige Frage, wie man im Spiegel lesen kann: „Größte Hexenjagd in der Geschichte unseres Landes!“, twit­terte Trump selbst. „Wer hat CNN vorab infor­miert, dass sie dabei sein konnten?“
Ja, wer war das? Und warum? Geht es um sach­liche Ermitt­lungen oder um eine Medi­enshow? Die Frage ist doch berechtigt.
Und obwohl die Medien ständig von der angeb­lichen rus­si­schen Ein­mi­schung in die Wahlen berichten, als sei das eine bewiesene Tat­sache, ist bis heute nichts bewiesen und nichts bestätigt. Bis heute gibt es keinen hand­festen Hinweis für Russ­lands angeb­liche Ein­mi­schung. Son­der­er­mittler Mueller hat Mil­lionen ver­pulvert aber noch nicht eine einzige heiße Spur gefunden. Statt­dessen hat er ein paar Weg­ge­fährten Trumps wegen anderer Delikte ange­klagt. Aber er hat eben noch nichts in Sachen Russland gefunden. Das kann man ganz am Ende des Artikels auch noch lesen, nachdem im Artikel vorher alles so dar­ge­stellt wurde, als seien es bewiesene Fakten. 
Zuerst wird im Spiegel-Artikel massiv Stimmung gemacht, und wenn die Meinung des Lesers fest­steht, dann kommt am Ende des Artikels die Ein­schränkung, die der inzwi­schen aber unter­be­wusst beein­flusste Leser kaum mehr objektiv ein­ordnen kann: „Mueller soll her­aus­finden, ob die Wahl­ma­ni­pu­lation durch Russland und andere Akteure mit dem Trump-Team koor­di­niert war, und wenn ja, wie. Auch unter­sucht er mut­maß­liche Ver­suche der spä­teren Ver­tu­schung und Jus­tiz­be­hin­derung. Mueller hat inzwi­schen 34 Per­sonen aus Trumps Umfeld ange­klagt – wenn auch nicht wegen kon­kreter Russland-Ver­gehen, sondern wegen anderer Vor­würfe wie Meineid, Jus­tiz­be­hin­derung und Steu­er­betrug.
Und obwohl nichts erwiesen ist, steht in dem Satz trotzdem nochmal die For­mu­lierung „ob die Wahl­ma­ni­pu­lation durch Russland und andere Akteure mit dem Trump-Team koor­di­niert war“, womit wieder sug­ge­riert wird, dass es diese „Wahl­ma­ni­pu­lation“ wirklich gegeben hat. Dabei gibt es dafür auch nach inzwi­schen über zwei Jahren inten­siver Ermitt­lungen noch immer keinen ein­zigen Beleg. Der Spiegel schafft es trotzdem, in drei Sätzen die „Wahl­ma­ni­pu­lation“ als Fakt dar­zu­stellen und gleich­zeitig mit­zu­teilen, dass der Son­der­er­mittler bisher nichts außer Meineid, Jus­tiz­be­hin­derung oder Steu­er­hin­ter­ziehung gefunden hat.

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru