Plattenbau-Tristesse in Halle - So sieht staatlicher Wohnungsbau aus - CC BY-SA 3.0, Link

Hubertus Heil – der Charles Ponzi der deut­schen Politik

Dieser Kom­mentar von mir erschien beim “manager magazin”. Eigentlich könnte ich ange­sichts der Pläne unseres Wirt­schafts­mi­nisters gleich noch den Beitrag schreiben, „Peter Alt­maier, der Erich Apel der Bun­des­re­gierung“. Naja, bleiben wir bei Herrn Heil:

Wie immer man es auch nennen mag: Hubertus Heils neue Über­le­gungen zum Ren­ten­system beschleu­nigen nur den Bankrott.

Im Jahr 1920 ent­wi­ckelte Charles Ponzi, ein ita­lie­ni­scher Aus­wan­derer in die USA, das Schnee­ball­system, das auf Eng­lisch bis heute seinen Namen trägt („Ponzi Scheme“): Er kaufte soge­nannte „Post­ant­wort­scheine“ in Italien auf und tauschte sie in den USA in Brief­marken. Die beträcht­lichen Preis­un­ter­schiede auf­grund der hohen Inflation nach dem Ersten Welt­krieg ver­sprachen immense Gewinne.
Ponzi über­zeugte Anleger mit dem Ver­sprechen traum­hafter Ren­diten, sein Geschäft zu finan­zieren. Statt jedoch das Geld in den Kauf von Ant­wort­scheinen zu inves­tieren und diese gegen Brief­marken ein­zu­tau­schen, finan­zierte er mit den Mitteln, die ihm von Seiten der neuen Anleger zuflossen, Aus­schüt­tungen an die Altanleger. Die Erträge der Altanleger wurden also nicht aus Gewinnen des Arbi­tra­ge­ge­schäfts bezahlt, sondern aus dem Geld, das neue Anleger einbrachten.
Ange­sichts der außer­or­dentlich hohen Ren­diten, die er ver­sprach – 50 Prozent innerhalb von 45 Tagen – wurden Ponzi beträcht­liche Beträge anver­traut, die er zur Zahlung der ersten „Gewinn­aus­schüt­tungen“ und zur Finan­zierung seines auf­wän­digen Lebens­stils nutze. Als der Betrug aufflog, ver­loren die Anleger 20 Mil­lionen Dollar (was heute rund 250 Mil­lionen US-Dollar ent­spricht). Seither werden solche Systeme als „Ponzi Schemes“ bezeichnet: Neu­an­leger werden ange­lockt, damit Altanlegern die ver­spro­chenen Ren­diten aus­ge­zahlt bzw. Ein­lagen zurück­er­stattet werden können und damit der Betrüger, der das gesamte Schnee­ball­system ins Leben gerufen hat, einen Gewinn erzielt.
Ren­ten­ver­si­cherung als Ponzi-Schema

Ursprünglich von Bis­marck 1889 als kapi­tal­ge­deckte Ver­si­cherung ein­ge­führt, ist die deutsche Ren­ten­ver­si­cherung seit der Zeit Konrad Ade­nauers, der das Demo­gra­fie­risiko mit dem Kom­mentar „Kinder bekommen die Leute immer“ bei­sei­te­schob, nichts anderes als ein groß­an­ge­legtes Ponzi-Schema. Solange mehr Leute, mehr Geld ein­zahlen als auf der anderen Seite Geld beziehen, funk­tio­niert das System.

Damit ist nicht nur die Ren­ten­ver­si­cherung ein rie­siges Ponzi-Schema, sondern die gesamten Staats­fi­nanzen. Haben doch die Bun­des­re­gie­rungen in den letzten Jahr­zehnten nichts Bes­seres zu tun gehabt, als die Aus­schüt­tungen und Leis­tungs­ver­sprechen zu erhöhen. Hinzu kommen die absehbar stei­genden Defizite im Gesund­heits­wesen und die Beam­ten­pen­sionen, für die eben­falls keine Rück­lagen gebildet wurden.
Sozi­al­mi­nister als Charles Ponzi der Politik
Am schönsten ist es für alle Betei­ligten, solange die Ponzi-Illusion funktioniert:

  • Die Emp­fänger der Aus­schüt­tungen freuen sich über das Geld.
  • Die Ein­zahler freuen sich über die Ansprüche, die sie erwerben und sehen an den Emp­fängern, wie gut es ihnen eines Tages ergehen wird.
  • Die Orga­ni­sa­toren des Ponzi-Schemas können sich all­sei­tiger Beliebtheit erfreuen.

Der Nobel­preis­träger Milton Friedman brachte es auf den Punkt: Poli­tiker sind Men­schen, die fremder Leute Geld für fremde Leute aus­geben. Desto mehr sie das machen, desto grö­ßerer Beliebtheit dürfen sie sich erfreuen und damit in ihren Ämtern ver­bleiben. Kein Wunder also, dass das Sozi­al­mi­nis­terium, von sel­tenen Zeiten, in denen man „sparen“ soll, abge­sehen, äußerst beliebt ist. Man kann mit immer neuen Leis­tungen die Wähler beglücken.
Man ist der Charles Ponzi der Politik. Als solcher muss man sicher­stellen, dass das System mög­lichst lange am Laufen bleibt. Deshalb die Ver­tu­schung der wahren Kosten durch Ver­la­gerung in den Bun­des­haushalt und das Leugnen der Ver­pflich­tungen (z.B. Pensionen).
Jedes Ponzi-Schema muss enden
Das Problem ist offen­sichtlich: Jedes Ponzi-Schema muss enden, sobald es mehr Aus- als Ein­zah­lungen gibt. Auf unser Sozi­al­system bezogen bedeutet dies, dass spä­testens in zehn bis fünfzehn Jahren der Offen­ba­rungseid bevor­steht. Denn dann wechselt der gebur­ten­stärkste Jahrgang der 1964 Gebo­renen aus der Rolle des Finan­ziers in die des Emp­fängers. Der unwei­ger­liche Zusam­men­bruch des Systems lässt sich dann nur durch immer dras­ti­schere Ein­griffe und massive Umver­teilung auf­schieben, jedoch nicht ver­hindern. Richtig wäre es:

  • für künftig höhere Ein­nahmen zu sorgen, in dem man die Pro­duk­ti­vität und damit das Ein­kommen pro Kopf der erwerbs­tä­tigen Bevöl­kerung erhöht. Dazu muss man in Bildung, Inno­vation und den Kapi­tal­stock inves­tieren. Die Poli­tiker in Berlin tun das Gegenteil.
  • die Belastung der Bei­trags­zahler ansonsten so gering wie möglich zu halten. Auch hier erfolgt das Gegenteil. Man denke an die Ener­gie­wende, die bereits zu den höchsten Strom­preisen in Europa geführt hat und nun mit dem Koh­le­aus­stieg noch teurer wird.
  • für mehr Bei­trags­zahler zu sorgen, indem man qua­li­fi­zierte Zuwan­derer anlockt, die im Schnitt min­destens so viel oder mehr ver­dienen, wie die bereits heute hier lebende Bevöl­kerung. Dies gelingt heute nicht.
  • für weniger Emp­fänger sorgen, in dem man die Zuwan­derung in das Sozi­al­system kon­se­quent ver­hindert. Hier ver­folgt unsere Politik das genaue Gegenteil.
  • die Bezugs­dauer der Leis­tungen zu redu­zieren und die Bei­trags­zah­lungen zu erhöhen, indem man das Ren­ten­ein­tritts­alter erhöht. Genau das Gegenteil wurde in den letzten Jahren gemacht.

Das Problem mit dem letzten Punkt ist für die Betreiber des Ponzi-Schemas offen­sichtlich. Nicht nur ent­fällt der Haupt­nutzen – nämlich die Beliebtheit des Betreibers zu erhöhen – sondern es droht der Ver­trau­ens­verlust in das Gesamt­system. Der ohnehin ein­set­zenden Flucht der Bei­trags­zahler muss dann mit immer mehr Ein­griffen (Bei­trags­be­mes­sungs­grenze, Ein­bezug Selbst­stän­diger, noch höherer Steu­er­fi­nan­zierung) begegnet werden.
Hubertus Heil bringt es auf die Spitze
Den Kollaps des Ponzi-Schemas beschleunigt man, indem man die Aus­gaben erhöht und die Bei­träge mindert. Genau das, was Charles Ponzi, aka Hubertus Heil und die Bun­des­re­gierung in Berlin zurzeit machen. Noch funk­tio­niert die Illusion perfekt, weil es immer wieder gelingt, die Finan­zierung der (noch) höheren Aus­zahlung unseres Ponzi-Schemas im Unge­wissen zu lassen. Da ist abs­trakt von „Steu­er­fi­nan­zierung“ die Rede, von einer Ein­be­ziehung wei­terer Bei­trags­zahler in das System und generell höheren Steuern für Reiche und Erben.

  • Schon jetzt ver­lassen rund 200.000 Men­schen pro Jahr Deutschland. Die These, dass es sich dabei im Schnitt um Jüngere, besser Aus­ge­bildete und Ver­mö­gendere handelt, ist nicht von der Hand zu weisen.
  • Qua­li­fi­zierte Zuwan­derer machen schon heute einen großen Bogen um ein Land, welches die ange­sehene NZZ kürzlich als „Steu­er­hölle“ bezeichnete. Die Aus­sicht auf noch höhere Abgaben für Renten und Sozi­al­leis­tungen wirkt da schwerlich als Argument, zu uns zu kommen.
  • Schon ohne höhere Besteuerung werden die Ein­kommen und Ver­mögen in den kom­menden Jahr­zehnten zurück­gehen. Die Immo­bi­li­en­preise werden schon wegen der demo­gra­fi­schen Ent­wicklung sinken, höhere Steuern (Grund­steuer, Ver­mö­gens­steuer, Erb­schafts­steuer) dürfen den Nie­dergang beschleunigen.

Doch was kümmert es die Politik? Als die Bürger von Boston Zweifel an Ponzis Reich­tums­ma­schine bekamen, hat er als erstes die Aus­zah­lungen erhöht. Nichts anderes tut die Bun­des­re­gierung seit Jahren und der aktuelle Vorstoß von Hubertus Heil ist nur der vor­läufige Höhe­punkt. Wie beim Vorbild Charles Ponzi dürfte der Gewinn an Sym­pathie nur von kurzer Dauer sein. Wer kann, bringe sich und sein Ver­mögen in Sicherheit.


Dr. Daniel Stelter — www.think-beyondtheobvious.com
→ manager-magazin.de: „Hubertus Heil – der Charles Ponzi der deut­schen Politik“, 4. Februar 2019