Hamburg – Diese Meldung macht wütend und sprachlos. Um einem mutmaßlichen IS-Massenmörder eine mediale Plattform zu geben, sind Reporter der ARD in den Nordirak gereist und haben dort den berüchtigten Bonner IS-Kämpfer Fared Saal im kurdischen Gefängnis interviewt. Der spielt den Unschuldsengel und will wieder nach Deutschland. Wegen der Menschenrechte! Saal hatte wie die ARD berichtet, 2014 in Syrien vor Leichenbergen posend geprahlt: „Allah hat uns diesen Sieg gewährt. “ Wie ihr sehen könnt, bei Gott, diese Schweine und Tiere haben wir geschlachtet.“ Das ganze Massaker wurde in einem Video festgehalten und via Netzwerke durch die Islamistenszene gejagt.
Nun hat der IS-Killer mit algerischen Wurzeln von GEZ-Söldnern Besuch bekommen. Ganz auf Täterschutz fixiert wird der einstige Schlächter von den Gutmenschjournalisten als „reumütig“ geschildert. Und zur Einstimmung wird beschrieben, was aus dem heute 29-Jährigen geworden ist. „Die Haare sind inzwischen kurz geschoren, der auffällige Bart einem Flaum gewichen.“ Ach du meine Güte. Jetzt ist auch noch der Bartwuchs gestört. Zu wenig Testosteron im Blut? Dann darf der „deutsche Staatsbürger“ den auf Staatskosten angereisten deutschen Staatsmedien seine Geschichte aus Tausendundeiner Nacht auftischen. Demnach wäre das Video nur gemacht worden, um ihn zum Medienstar der Szene aufzubauen, damit er als Vermittler mit deutschen Sprachkenntnissen besser IS-Kämpfer rekrutieren könnte.
Beim Abschied sagte Fared Saal den Reportern, dass er wieder zurück nach Deutschland will: „Wenn es nun Gefängnis sein muss, dann bevorzuge ich ein Gefängnis, wo man dann gewisse Rechte hat. Menschenrechte et cetera.“
Kuscheljustiz ermittelt
Inzwischen ermittelt auch der Generalbundeskuschelanwalt in Karlsruhe wegen des Verdachts „mutmaßlicher Kriegsverbrechen“. Das klingt wie Musik in den Ohren des Dschihadisten, bedeutet doch eine Überstellung nach Deutschland so gut wie einen Freispruch. Da niemand das Massaker auf einem staatlichen Gasfeld bei Homs überlebt hat, gibt es auch keine Zeugen, die gegen den Killer aussagen könnten. Passend dazu schiebt die ARD ein, dass die Bundesregierung seit Monaten darüber diskutiert, ob und wie man gefangene IS-Kämpfer und Kämpferinnen nach Deutschland zurückholen und der Kuscheljustiz überstellen kann. Im Grunde genommen geht es nur um nutzlose Infos, die in Aktenschränken verschwinden, oder falls es zur Anklage kommt, im Gegensatz zum NSU-Prozess, nicht zu langen Haftstrafen führen.“ Ganz konkret geht es dabei um die Teilnahme an Hinrichtungen und Folterungen, aber auch um Plünderungen und – auch damit sind wir bei unseren Ermittlungen befasst – an der Haltung von Menschen als Sklaven“, sagte die Sprecherin des Generalbundesanwalts, Frauke Köhler, gegenüber NDR und SWR.
Eigentlich stellt dieses Gebaren internationales Recht sogar auf den Kopf. Begeht ein Deutscher zum Beispiel im Ausland einen Mord, so wird er auch dort am Tatort verurteilt und hat seine Strafe im bestrafenden Land abzusitzen. In Amerika kann die Haftzeit sogar mit einer Giftspritze deutlich verkürzt werden. Beim Massaker von Homs ist der Fall daher sonnenklar. Opfer des hinterhältigen Angriffes sind die syrischen Mitarbeiter eines staatlichen Gasfeldes. Der Beschuldigte wäre demnach am besten in einem syrischen Gefängnis aufgehoben. Eben dort, wo die Gräueltaten begangen wurden und man allein von Seiten der Opfer her Anklage gegen den 29-Jährigen erheben könnte.
Kopfschütteln bei den Lesern
Das sieht auch ein Leser des ARD-Berichtes so und schreibt: „Menschenrechte et cetera“, erklärt er. Ist es gestattet zu fragen, welche Rechte er seinen Opfern einräumte oder ist das unfein derlei Fragen zu stellen? Im Übrigen war er doch in Syrien straffällig, warum soll er nicht auch dort abgeurteilt werden dürfen?“
Ähnlich äußert sich ein anderer Leser:
„Menschenrechte: klar hätte er die gerne, der Fared Saal. Andersherum hat der bei seinen Opfern nicht nach Menschenrechten gefragt, sondern noch im Video damit geprahlt wie sie „die Schweine und Tiere“ getötet haben. Ich nehme dem die taktische Reue nicht ab, kein Stück! Soll er der kurdischen Gerichtsbarkeit überantwortet werden, mit aller Konsequenz!“
Den Rechtstaat, der ja selbst bei erdrückender Beweislast noch Freisprüche erteilt, kritisiert dieser Kommentator treffend:
„Ich befürchte, auch hier geht Täterschutz vor Opferschutz. Seine Opfer, die Opfer, mit denen er geprahlt hat, haben keinen Namen und keine Stimme mehr, er schon. Und er hofft auf Rückkehr nach Deutschland, Heimholung vom Staat und den Menschen, die in ihm leben, die er als Ungläubige verachtet. Und sollte sich die BR bemühen, ihn und andere Verbrecher und Mörder nach D zurückzuholen – was wird man ihm beweisen können? Nichts. Zeugen, Augenzeugen, belastbare Aussagen? Keine. Prognostizierung einer guten Sozialprognose, Freispruch, und dann auf ein Neues.“
In dieser Hinsicht hat wohl ein anderer Leser recherchiert und erstaunliches zu Tage gebracht, demnach ist Fareth Saal der deutschen Kuscheljustiz wohlbekannt. Durch diese Gnade wurden die Gräueltaten erst möglich:
„Ich bin voller Zuversicht in unseren Rechtsstaat. Der Mensch bekam 2013 eine achtmonatige Haftstrafe, diese wurde zur Bewährung ausgesetzt. Die Richterin am Amtsgericht begründete das mit einer ‘positiven Sozialprognose’. Es könne davon ausgegangen werden, dass Fared Saal ‘künftig keine Straftaten mehr begehen werde’, so die Richterin … seine Frau wird übrigens nach ihrer dreijährigen Haftstrafe nach eigenem Bekunden Erzieherin.“ (bestätigt durch Quelle nrw-direkt)
Etwas Nachilfe in Geschichte: Nazis wurden gehängt
Natürlich sollen hier auch die Gutmenschen zu Wort kommen, stellvertretend für einige, die nicht genug von IS-Rückkehren bekommen können:
„Unser Rechtsstaat gilt nicht nur für syrische Flüchtlinge, sondern auch für deutsche Bürger im Ausland. Daher hat auch dieser Mensch und alle anderen Ex-IS-Anhänger einen fairen Prozess verdient, so wie die Nazis seinerzeit auch. Fairness ist nicht erbärmlich, sondern ist ein Teil unserer Zivilisation. Außerdem wurden weitaus schlimmere Terroristen wie D. Headley jahrelang verschont.“
In der Tat haben die Nazis in Nürnberg damals einen fairen Prozess bekommen. Zwölf dieser fairen Prozesse endete mit einem fairen Todesurteil (Focus). In manchen Fällen dauerte der Tod 15 Minuten, weil die Falltüre laut Spiegel zu eng und die Fallhöhe zu gering war. Das fanden sogar die Engländer im Nachhinein ziemlich unfair. (KL)
Quelle: JouWatch