Der „Fall Frohn­maier“: Wie „Frontal21“ ohne belastbare Quellen eine Ruf­mord­kam­pagne startet

Die ZDF-Sendung „Frontal21“ mit dem Beitrag unter dem Titel „Der Fall Frohn­maier – Wie der Kreml die AfD lenken wollte“ ist aus­ge­strahlt worden, und ich hatte Recht mit meinen Vor­her­sagen zu den Quellen. 
(Von Thomas Röper)
Die Redaktion von „Frontal21“ bezog sich auf frag­würdige Quellen, die einer Über­prüfung nicht stand­halten, wie ich bereits aus­ge­führt habe. Aber es gab doch einige vorher nicht erwähnte Behaup­tungen in der Sendung, worauf ich nun aus­führlich ein­gehen werde, auch wenn ich hier schon vorweg nehmen möchte, dass es noch offene Fragen gibt, zu denen ich noch weiter recher­chieren muss.
Zunächst noch einmal vorweg: Ich bin kein Unter­stützer der AfD, es geht mir aus­schließlich um die Wahrheit und ich würde mit genauso einem Elan daran arbeiten, wenn ein Poli­tiker einer anderen Partei das Opfer einer so durch­sich­tigen Schmutz­kam­pagne geworden wäre.

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Und noch etwas in eigener Sache, bevor wir auf den „Frontal21“-Bericht kommen. Mein Buch „Vla­dimir Putin – Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt“ hatte bis zum Abend der Aus­strahlung der Sendung auf Amazon 17 Bewer­tungen, davon drei Bewer­tungen mit vier Sternen und 14 Bewer­tungen mit fünf Sternen. Aber wie es der Zufall will, kam aus­ge­rechnet an diesem Abend, nachdem ich meine vor­he­rigen Berichte zum „Fall Frohn­maier“ ver­öf­fent­licht hatte, die erste Bewertung mit nur einem Stern dazu.
Nun aber zu „Frontal21“.
Obwohl in den ersten Mel­dungen über diesen „Fall Frohn­maier“ letzte Woche sowohl der Spiegel als auch das ZDF noch erwähnt haben, dass die Quelle für ihre Bericht­erstattung das „Dossier Center“ von Michail Cho­dor­kowski ist, fehlte diese Quel­len­angabe in der Sendung am Dienstag. Das über­rascht nicht, denn Cho­dor­kowski als rechts­kräftig ver­ur­teilter Betrüger ist keine neu­trale oder auch nur ver­trau­ens­würdige Quelle, zumal er ganz per­sönlich noch eine Rechnung mit Putin offen hat.
In dem Beitrag von „Frontal21“ heißt es zu den Quellen nur:
„Rus­sische Stra­tegen haben ver­sucht, Ein­fluss zu nehmen auf die deutsche Politik. Dem ZDF und dem Spiegel liegen Unter­lagen vor, die das belegen.“
Kein Wort mehr über die Her­kunft der „Unter­lagen“, obwohl dies letzte Woche beim ZDF noch offen mit­ge­teilt wurde und es auch in der aktu­ellen Ausgabe des Spiegel zu lesen ist. Aber bei „Frontal21“ wird es nicht erwähnt.
Danach kommt der Bericht direkt zu der berüch­tigten Email, die das einzige Dokument ist, auf das sich die ganze Geschichte stützt. Das andere zitierte Dokument war laut ZDF und Spiegel der Anhang der Email. Die Echtheit der Email ist also die Kernfrage.
Zu der Email habe ich bereits am Montag dar­gelegt, dass sie unglaub­würdig ist, denn sie wurde von einem Yandex-Account abge­schickt. Yandex ist ein rus­si­scher Freemail-Anbieter wie gmx, web.de oder gmail. Ein unsi­cherer Account, über den Staats­diener keines Staates ihre Geheim­ope­ra­tionen zur Beein­flussung aus­län­di­scher Poli­tiker besprechen würden. Hinzu kommt, dass man mit Rus­sisch­kennt­nissen und Google schnell fest­stellen kann, dass die genannte Email Adresse des Absenders ppremyak@yandex.ru nicht zu dem Mann gehört, dem sie laut „Frontal21“ zuge­ordnet wird.
Die Email wurde laut „Frontal21“ von Pjotr Premjak abge­schickt, wie wir gleich sehen werden. Als ich aber ppremyak@yandex.ru gegoogelt habe, fand ich heraus, dass die Adresse einem Philipp Petro­vitsch Premjak gehört, denn man findet im Netz einen Brief von ihm von 2016, in dem er sich bei seiner Haus­ver­waltung über eine falsche Abrechnung beschwert.
Dort steht auch seine Tele­fon­nummer, die ich am Montag ange­rufen habe. Der Mann am anderen Ende bestä­tigte, Philipp zu sein, legte aber auf, als ich ihm mit meinem deut­schen Akzent erzählte, seine Mail­adresse wäre Teil eines poli­ti­schen Skandals in Deutschland. Er wird das für einen Tele­fon­scherz gehalten haben.
Möglich, dass er inzwi­schen auch von anderen ange­rufen wurde, denn als ich am Dienstag einen rus­si­schen Freund bat, dort anzu­rufen und Philipp in akzent­freiem Rus­sisch die Geschichte zu erzählen und einige Frage zu stellen, da ging Philipp nicht mehr ans Telefon. Es scheint, dass er Anrufe von ihm unbe­kannten Tele­fon­nummern nicht mehr annimmt. Wer kann es ihm verdenken?
Die Tat­sache, dass die bei „Frontal21“ und Spiegel genannte Mail­adresse nicht Pjotr Premjak, sondern Philipp Premjak gehört, hat der YouTube-Kanal „Golos Evropy“, der Nach­richten aus Deutschland für Russen über­setzt und dessen Betreiber ich seit einigen Monaten kenne, in diesem Video als Erster auf­ge­deckt.
Inter­essant ist, dass das ZDF die Email letzte Woche noch kom­plett gezeigt hat, bei „Frontal21“, waren die Adress­zeilen, in denen man ersehen kann, dass es eine Mail von einem Yandex-Account an einen anderen Yandex-Account war, plötzlich geschwärzt. So konnte der Zuschauer nicht mehr sehen, dass das ZDF behauptet, zwei Regie­rungs­mit­glieder würden geheime Infor­ma­tionen über einen Freemail-Anbieter aus­tau­schen. Ob BND-Mit­ar­beiter ihre Geheim­ope­ra­tionen wohl über gmx-Accounts planen?
Und warum hat das ZDF die Adressen von Sender und Emp­fänger nun plötzlich geschwärzt? Die werden doch nicht meine Berichte darüber gelesen haben?
Sei es drum, ich habe ja alles mit Screen­shots gesi­chert und jeder kann sich das im Ori­ginal anschauen.
Die Email beim ZDF-Bericht letzte Woche

Zu der Mail heißt es bei „Frontal21“ lediglich:
„Diese Email ver­schickte ein Mit­ar­beiter eines Duma-Abge­ord­neten am 3. April 2017. Darin steht Erstaunliches.“
Dann geht es bereits um den Anhang der Mail. Dort steht laut dem Bericht, dass Russland den Abge­ord­neten Frohn­maier im Falle seiner Wahl „absolut unter Kon­trolle“ hätte. Daher wäre Unter­stützung im Wahl­kampf nötig.
„Frontal21“ stellt dann die Frage, ob die Mail echt ist. Aber es wird nicht auf Merk­wür­dig­keiten wie die Yandex-Accounts ein­ge­gangen, sondern gesagt, dass der Absender, Pjotr Premjak, doch zu finden sein müsste. Und wenig über­ra­schend wird er in seinem Büro in der Duma gefunden, will aber nicht gefilmt werden. Bei abge­schal­teter Kamera soll er laut ZDF zuge­geben haben, der Absender der Mail zu sein.
Das ist eini­ger­maßen unglaub­würdig, denn Premjak ist nicht nur ehe­ma­liger Kon­ter­ad­miral, sondern war auch Abtei­lungs­leiter beim KGB im Fernen Osten. Außerdem war er in den 1990er-Jahren selbst Abge­ord­neter der Duma, und er war auch einige Jahre in der rus­si­schen Prä­si­di­al­ver­waltung tätig. Heute ist er 74 Jahre alt und schon lange im Ruhe­stand, anscheinend ver­dient er sich aber noch etwas als Mit­ar­beiter eines Duma-Abge­ord­neten hinzu, wobei ein Mann so einer Erfahrung als Berater auch durchaus gefragt sein dürfte.
Aber wie wahr­scheinlich ist es, dass ein Mann mit so einer Aus­bildung und Erfahrung einem ZDF-Reporter gegenüber frank und frei eine Geheim­ope­ra­tionen ausplaudert?
Wohl eher unwahr­scheinlich, und so geht „Frontal21“ auf Premjaks beruf­lichen Hin­ter­grund auch erst später in dem Beitrag ein, anstatt an dieser Stelle. Der Zuschauer könnte ja miss­trauisch werden.
Weiter wird in dem Bericht behauptet, die Mail sei „adres­siert an Sergej Alex­and­ro­vitsch Sokolov. Er arbeitet im Umfeld Vla­dimir Putins.” Laut Bericht von „Frontal21“ wurde Sokolov am 24.12.2012 zum Abtei­lungs­leiter für Außen­po­litik in der Prä­si­di­al­ver­waltung ernannt, was auch stimmt. Aber den Posten bekleidet längst jemand anderes.
Leider ist der Name Sergej Alex­and­ro­vitsch Sokolov in Russland ungefähr so häufig, wie Klaus Müller in Deutschland, weshalb ich auf die Schnelle nicht her­aus­finden konnte, wann er das Amt wieder abge­geben hat, was Sokolov heute macht und ob er im April 2017 noch auf dem Posten war. Sobald ich dazu etwas finde, werde ich es nachreichen.
Im Text der Email, deren Echtheit – daran sei erinnert – mehr als frag­würdig ist, steht kein Nachname, aber der Vorname des Emp­fängers stimmt mit dem von Sokolov überein.
Aber die Frage ist: Woher will „Frontal21“ wissen, wer der Emp­fänger war? 
Als Emp­fänger steht auf der letzte Woche vom ZDF noch unge­schwärzt gezeigten Email fol­gende Adresse: i333z@yandex.ru. Zu dieser Adresse hat meine Google-Suche kei­nerlei Ergeb­nisse geliefert. Woher weiß das ZDF, wessen Adresse das sein soll?
Aber da die Angaben über Absender und Emp­fänger ja bei „Frontal21“ geschwärzt waren, stellt sich kein Zuschauer diese Frage.
Eines ist aber sicher, in der Prä­si­di­al­ver­waltung des Kremls werden keine Yandex-Accounts genutzt. Und in der Duma, dem rus­si­schen Par­lament, auch nicht.
Das ist auch schon alles an „Fakten“ in dem Bericht über die angeb­lichen Ent­hül­lungen. Danach kommt das übliche Beiwerk.
Es werden die üblichen Phrasen von der „völ­ker­rechts­wid­rigen Annektion der Krim“ oder ihrer „Besetzung“ gedro­schen, dabei sind das Unwahr­heiten. Wer sich für die Details der Ereig­nisse auf der Krim inter­es­siert, findet sie hier oder noch aus­führ­licher in meinem Buch „2014 Ukraine-Krise – Wie der neue Kalte Krieg begann”.
Aber das sind ja nun mal die „Kampf­be­griffe“ der west­lichen Medien. Und so wird nun Markus Frohn­maier vor­ge­worfen, dass er auf der Krim war, dass er im rus­si­schen Fern­sehen die Sank­tionen kri­ti­siert hat und dass er gefordert hat, anzu­er­kennen, dass die Krim jetzt zu Russland gehört. Nun, dieser Sünden mache auch ich mich schuldig und zwar weil ich Men­schen von der Krim kenne und sie zu über 80 Prozent zu Russland gehören wollen.
Und das ist kei­neswegs nur meine sub­jektive Meinung oder „rus­sische Pro­pa­ganda“. Das kann man in einer renom­mierten US-ame­ri­ka­ni­schen Quelle nach­lesen. Das Pew-Research-Center ist ein sehr aner­kanntes Mei­nungs­for­schungs­in­stitut in Washington, dessen Umfragen ich sehr emp­fehlen kann. Es führt überall auf der Welt sehr detail­lierte Umfragen durch. Und zur Situation auf der Krim und in der Ukraine hat es schon am 8. Mai 2014, also weniger als zwei Monate nach der Ver­ei­nigung der Krim mit Russland, eine sehr detail­lierte Umfrage durch­ge­führt, aus der unter anderem her­vorging, dass 88% der Ein­wohner der Krim ver­langen, dass das Refe­rendum aner­kannt wird.

Und wenn wir uns als Demo­kraten bezeichnen, dann sollte das höchste Gut doch der Wille der Men­schen sein und viel deut­licher kann eine Wil­lens­er­klärung kaum aus­fallen als mit 88%.
Im Völ­ker­recht gibt es das Selbst­be­stim­mungs­recht der Völker, das als Ziel der UNO fest­ge­schrieben ist. 2011 hat der Inter­na­tionale Gerichtshof in seinem Urteil zur Unab­hän­gig­keits­er­klärung des Kosovo fest­ge­stellt, dass eine ein­seitige Unab­hän­gig­keits­er­klärung nicht gegen das Völ­ker­recht ver­stößt, auch dann nicht, wenn sie gegen die Gesetze des Zen­tral­staates ver­stößt. Das sind die Fakten gemäß Völ­ker­recht und demnach war die Unab­hän­gig­keits­er­klärung der Krim vom Völ­ker­recht gedeckt und anschließend stand es der Krim frei, den rus­si­schen Staat um Auf­nahme zu bitten.
Aber das hindert die west­lichen Medien nicht daran, von einem Bruch des Völ­ker­rechts zu reden, anstatt sich für den Wunsch der Men­schen auf der Krim zu inter­es­sieren. Und wenn jemand, wie Herr Frohn­maier, anderer Meinung ist, dann wird das, so wie hier bei „Frontal21“, als große Sünde dargestellt.
Aller­dings hatte der Bericht wie ange­kündigt, auch Punkte, zu denen ich noch nicht viel sagen kann.
Frohn­maier war auf der Krim, und das steht ja auch jedem frei. Aller­dings wurde er dabei mit zwei Leuten foto­gra­fiert, die anschließend in dem Bericht als rus­si­scher Spion bzw. Mit­ar­beiter der rus­si­schen Regierung bezeichnet werden. Wobei dieser Mit­ar­beiter der rus­si­schen Regierung laut Bericht ein Mit­ar­beiter von Pjotr Premjak sein soll. Auch das kann ich derzeit nicht bestä­tigen oder wider­legen, dazu brauche ich noch Zeit für weitere Recherchen, werde es aber nachreichen. 
Zu beiden Fotos hat Frohn­maier gemäß „Frontal21“ zunächst abge­stritten, die Männer zu kennen und dann – wohl bei Vorlage der Fotos – gesagt, dass er nur zufällig mit ihnen foto­gra­fiert wurde und sie nicht kenne.
Das klingt in dem Bericht merk­würdig. Aber wer mal bei einer großen Kon­ferenz oder einer Reise mit offi­zi­ellem Pro­gramm und vielen Teil­nehmern war, der hat so etwas schon erlebt. Und dabei ist es egal, ob das eine privat orga­ni­sierte Ver­an­staltung einer Firma oder eine staat­liche Ver­an­staltung ist. Man kommt dort mit vielen Leuten zusammen, die man nie gesehen hat und es laufen Foto­grafen herum, die ständig darum bitten, man möge mal als Gruppe in die Kamera lächeln. Ich war auf einigen Kon­fe­renzen und habe das oft erlebt, ohne die Namen derer zu kennen, mit denen ich dabei foto­gra­fiert wurde.
Trotzdem habe ich zum jet­zigen Zeit­punkt nichts in der Hand, was ich dazu sagen kann. Es kann also sein, dass Frohn­maier zufällig mit diesen Männern bei der Reise foto­gra­fiert wurde, es kann aber auch sein, dass er sie kannte.
An dieser Stelle wäre eine offi­zielle Stel­lung­nahme von Herrn Frohn­maier hilf­reich, die ich voll­ständig zitieren würde, sollte er mir eine schicken. Danach kann man dann den Bericht und die Stel­lung­nahme ver­gleichen und sich eine Meinung bilden.
Natürlich durften sich bei „Frontal21“ dann auch einige Abge­ordnete der „eta­blierten“ Par­teien in dem Beitrag äußern, die völlig ent­setzt waren, sogar ein Unter­su­chungs­aus­schuss wurde gefordert oder auch, dass die Geheim­dienste sich der Sache annehmen sollten.
Es geht ja schließlich um nichts weniger, als dass ein anderer Staat Ein­fluss auf einen deut­schen Poli­tiker ausüben soll. Und das wäre ja auch tat­sächlich nicht gut. Nur wird hier mit zwei­erlei Maß gemessen. Wenn jemand Sym­pa­thien für rus­sische Posi­tionen hat, dann ist das ganz schlecht. Wenn jemand aber eng ver­bandelt ist mit US-ame­ri­ka­ni­schen Orga­ni­sa­tionen und von denen sogar zum Bei­spiel für Vor­träge gut bezahlt wird oder sogar deren För­der­pro­gramme durch­läuft, dann ist das OK. Dabei sind doch auch die USA ein anderer Staat, der keinen Ein­fluss auf deutsche Poli­tiker haben sollte, oder nicht?
Und wenn man das bedenkt, dann sind die Aus­sagen des CDU-Abge­ord­neten Roderich Kie­se­wetter in dem „Frontal21“-Bericht zu hin­ter­fragen. Er hatte eine Menge For­de­rungen: die Geheim­dienste sollten sich der Sache annehmen, even­tuell auch ein Unter­su­chungs­aus­schuss. Er geht sogar so weit, zu unter­stellen: „Das zeigt, dass die AfD sich von Russland abhängig gemacht hat.
Zur Erin­nerung: Alles, was wir von „Frontal21“ und dem Spiegel bekommen haben, ist eine frag­würdige Email, die ihnen von einem ver­ur­teilten Betrüger zuge­spielt wurde. Vor diesem Hin­ter­grund sind Aus­sagen, die sug­ge­rieren, alles sei was­ser­dicht bewiesen, schon wirklich harter Tobak. Außerdem geht es nur um einen Abge­ord­neten und nicht um eine ganze Partei.
Hier kann man erkennen, was ich schon ver­mutet habe: Es geht bei der Geschichte in Wahrheit wohl nur darum, die Aus­sichten der AfD bei der Euro­pawahl zu mindern.
Wie gesagt, mir geht es nicht um die AfD, mir geht es aus­schließlich um die Wahrheit. Und wenn nun eine angeb­liche – noch nicht einmal erwiesene – Ver­fehlung eines Abge­ord­neten als erwiesene Tat­sache dar­ge­stellt und auf seine ganze Partei über­tragen wird, dann ist das nicht in Ordnung.
Als Poli­tiker der Grünen Steuern hin­ter­zogen haben, da hat man die Grünen als „Partei der Steu­er­hin­ter­zieher“ bezeichnet. Als ein FDP-Minister aus Afgha­nistan einen teuren Teppich am deut­schen Zoll vorbei mit­ge­bracht hat, hat niemand die ganze FDP als „Schmugg­ler­bande“ bezeichnet. Und so weiter.
Bei anderen Par­teien wird strikt getrennt zwi­schen den Ver­feh­lungen ein­zelner Poli­tiker und der Partei. Nur bei der AfD gilt in den Medien anscheinend eine Art Kol­lek­tiv­schuld für Ver­gehen ein­zelner Mitglieder.

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Herr Kie­se­wetter ist übrigens Mit­glied der Deut­schen Gesell­schaft für Aus­wärtige Politik. Das klingt sehr deutsch, aller­dings wurde die Gesell­schaft 1955 in Zusam­men­arbeit mit dem Council on Foreign Rela­tions und dem Chatham House gegründet und ver­tritt seitdem strikt deren Politik, auch wenn in der Leitung des Vereins heute wenig auf den Ein­fluss des Council on Foreign Rela­tions hin­deutet. Aber man darf bezweifeln, dass das in Washington fast all­mächtige Council on Foreign Rela­tions eine Orga­ni­sation gründet und sie dann „in die Unab­hän­gigkeit ent­lässt“- im Gegenteil. Das Council on Foreign Rela­tions baut seine Macht kon­se­quent aus und gilt heute in Washington als Strip­pen­zieher der US-Außenpolitik.
Das ist keine Ver­schwö­rungs­theorie, das sagte die damalige Außen­mi­nis­terin Hillary Clinton 2009 selbst. Bei einer Rede beim Council on Foreign Rela­tions freute sie sich, dass deren Washing­toner Zen­trale nun so nahe am Außen­mi­nis­terium sei, denn nun müsste sie „nicht mehr so weit laufen, um erzählt zu bekommen, was wir tun müssen und wie wir über die Zukunft denken sollen.“ Und tat­sächlich werden die „Vor­schläge“ des Council fast immer in der US-Außen­po­litik umgesetzt.
Außerdem berichtet „Frontal21“ auch noch über Ver­bin­dungen von Frohn­maier zu Manuel Och­sen­knecht, seinem ehe­ma­ligen Mit­ar­beiter und über Mateusz Piskorski, einem Polen. In dem Bericht wird Och­sen­knecht eine Ver­bindung zu einem Brand­an­schlag im unga­ri­schen Teil der Ukraine unter­stellt und Piskorski ist demnach als rus­si­scher Spion in Polen in Untersuchungshaft.
Auch zu diesen Fragen werde ich noch aus­führ­licher recher­chieren müssen, derzeit habe ich dazu noch keine belast­baren Infor­ma­tionen. Ich werde das nachreichen.
So viel für heute zu diesem Thema als erste Reaktion auf den Bericht von „Frontal21“. Es wird nicht der letzte Beitrag von mir dazu sein, denn ich werde zu den offenen Punkten noch recher­chieren und ich habe auch einige Anfragen mit der Bitte um Stel­lung­nahme ver­schickt. Mal sehen, ob und von wem ich welche Ant­worten bekomme.
 

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“