Rus­si­sches Fern­sehen zeigt Hin­weise für Wahl­fäl­schungen bei der ersten Runde der Ukraine-Wahl

In der rus­si­schen Sendung „Nach­richten der Woche“ erschien ein Beitrag zur Wahl­fäl­schung in der ersten Runde der ukrai­ni­schen Präsidentschaftswahl. 
(Von Thomas Röper)
Diesen Beitrag werde ich aus­nahms­weise nicht über­setzen, denn ich möchte dem inter­es­sierten Leser die Mög­lichkeit geben, sich selbst ein Bild zu machen. Daher werde ich die ent­schei­denden Teile jetzt erzählen, und am Ende des Artikels werde ich die YouTube-Version des Videos ver­linken und angeben, wo in dem Video die ent­schei­denden Momente zu sehen sind. Da es sich um Bilder, Gra­fiken und Zahlen handelt, braucht man kein Rus­sisch zu können, um zu ver­stehen, worum es geht.
Dass bei der Wahl Fäl­schungen von Poro­schenko erwartet wurden, habe ich oft berichtet. Die ganz großen Fäl­schungen müssen wir bei der Stichwahl erwarten, wenn Poro­schenko seinen Gegner schlagen muss, der bei der ersten Runde mehr als doppelt so viele Stimmen bekommen hat und nach ersten Umfragen bei der Stichwahl haushoch führt.
In der ersten Runde ging es für Poro­schenko nur darum, wei­ter­zu­kommen und Timo­schenko aus dem Rennen zu nehmen, mit dem er sich in den Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert hat. Es gab Spe­ku­la­tionen, dass er dies nicht dem Zufall über­lassen hat. Heute behauptet das rus­sische Fern­sehen unter Berufung auf offi­zielle Zahlen aus der Ukraine, dass Poro­schenko nach­ge­holfen hat. 
Und das geht so: Da aus der Ukraine ins­gesamt fünf bis sechs Mil­lionen Men­schen vor Krieg und/oder Armut nach Russland oder Polen geflohen sind, diese Men­schen aber noch in den Wäh­ler­ver­zeich­nissen geführt werden, kann man „ihre“ Stimm­zettel aus­füllen und in die Wahl­urnen werfen. Da in der Ukraine die Wahl­urnen aus Glas bzw. trans­pa­rentem Kunst­stoff sind, kann man sehen, wenn Zettel sta­pel­weise anstatt einzeln in den Wahl­urnen liegen. Und solche „Stapel“ bedeuten, dass da jemand einen ganzen Stapel vor­ge­fer­tigter Zettel auf einmal ein­ge­worfen hat, denn wenn Wähler ihre Zettel einzeln in die Urne werfen, ent­stehen solche Stapel nicht.
Genau solche Bilder sind in dem Video zu sehen.
Außerdem zeigen die Wahl­er­geb­nisse merk­würdige Abwei­chungen. Im Osten und Süden des Landes, wo die eth­ni­schen Russen gegen die Kiewer Regierung sind, war das Wahl­er­gebnis ent­spre­chend. Zur Erin­nerung nochmal die Ergeb­nisse der ersten Runde auf der Karte des Landes.

Aber gemäß des offi­zi­ellen Ergeb­nisses gab es bemer­kens­werte Aus­reißer zugunsten von Poro­schenko aus­ge­rechnet im Osten und Süden des Landes, wo er am unbe­lieb­testen ist.
So lag die Zustimmung für Poro­schenko im von Kiew kon­trol­lierten Teil des Gebietes Donezk bei 11,28%, aber in ein­zelnen Wahl­be­zirken gab es Aus­reißer, der Rekord liegt bei 77,61% für Poroschenko.
Ähnlich im Gebiet Charov. Durch­schnitt­liches Ergebnis für Poro­schenko 8,28%, aber in einem Wahl­bezirk waren es sogar rekord­ver­dächtige 85,26%.
Bei der ersten Runde der Wahlen brauchte Poro­schenko nur dafür zu sorgen, dass er sich zwi­schen zwei und vier Prozent der Stimmen ergau­nerte, das reichte aus, um Timo­schenko aus dem Rennen zu werfen. Aber bei der Stichwahl wird es schwie­riger, Pro­gnosen der Wäh­ler­wan­derung zeigen, dass Selensky weit mehr Stimmen von den aus­ge­schie­denen Kan­di­daten bekommen wird als Poro­schenko. Der Vor­sprung von Selensky aus der ersten Runde müsste also noch wachsen.
Aber bleiben wir bei der ersten Runde der Wahl. Es folgt die Auf­stellung, welche Bilder Sie bei welcher Sekunde im Video sehen können. Ent­scheiden Sie sich selbst, ob die Vor­würfe des rus­si­schen Fern­sehens für Sie über­zeugend sind.
Ab Sekunde 35 sehen Sie die Aus­reißer im Gebiet Donezk, wo Poro­schenko im Schnitt 11,28% bekam, aber in ein­zelnen Wahl­be­zirken bis zu 77,61%. Ab Minute 1 und 20 Sekunden das Gleiche bei dem Gebiet Cha­rokov, 8,28% im Schnitt, aber Aus­reißer bis zu 85,26%. Ab Minute 1 und 33 Sekunden werden Listen gezeigt, wo man in der einen Spalte die kon­stante Zahl des durch­schnitt­lichen Ergeb­nisses für Poro­schenko sieht und rechts daneben die Aus­reißer in ein­zelnen Wahl­lo­kalen. Es sollen hun­derte solcher Aus­reißer sein. Ab Minute 1 und 57 Sekunden sehen Sie Bilder von sta­pel­weise in den Urnen lie­genden Wahl­zettel, die so nicht von ein­zelnen Wählern in die Urne geworfen werden konnten. Ab Minute 2 und 25 Sekunden bis Minute 4 werden weitere Bei­spiele für diese Aus­reißer in ver­schieden Lan­des­teilen im Süden und Osten des Landes gra­fisch dar­ge­stellt. Und ab Minute 5 und 10 Sekunden sehen Sie eine Pro­gnose der Wäh­ler­wan­derung bei der Stichwahl.
https://youtu.be/lFc2qns-HkE
Wenn Sie sich für die Ukraine nach dem Maidan und für die Ereig­nisse des Jahre 2014 inter­es­sieren, als der Maidan stattfand, die Krim zu Russland wech­selte und der Bür­ger­krieg los­ge­treten wurde, sollten Sie sich die Beschreibung zu meinem Buch einmal ansehen, in dem ich diese Ereig­nisse detail­liert auf fast 1.000 Seiten genau beschreibe. In diesen Ereig­nissen liegt der Grund, warum wir heute wieder von einem neuen Kalten Krieg sprechen. Obwohl es um das Jahr 2014 geht, sind diese Ereig­nisse als Grund für die heutige poli­tische Situation also hochaktuell.
 


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“