“Fall Strache”: Über­wa­chungs-Experte schätzt Kosten der Ope­ration auf 1 Mio. $

Im „Fall Strache“ gab es heute neue Mel­dungen, die jedoch ihren Weg bisher nicht in die deut­schen Medien gefunden haben. Der Grund wird klar, wenn man sie sich anschaut.
Zunächst berichtete die rus­sische TASS von einem Interview mit einem Pri­vat­de­tektiv, der auf Über­wa­chungs­ope­ra­tionen spe­zia­li­siert ist. Seiner Meinung nach gingen die Kosten der „Ope­ration Strache“ leicht in die Mil­lionen Dollar. Er erklärte, dass eine solche Ope­ration Monate der Vor­be­reitung braucht und vor allem Spe­zia­listen, die nicht billig sind:
„Um die nötigen Ant­worten (von Strache) zu bekommen, muss man die rich­tigen Fragen stellen. Man muss ein Gespräch in die gewünschte Richtung lenken können. Das benötigt Vor­be­reitung und Erfahrung. Das beweist, dass dies die Arbeit von Profis war. (…) Das ist ein arbeits­in­ten­siver Prozess. Für die Vor­be­reitung braucht man Monate. Dabei darf Geld keine Rolle spielen.“
Als teu­erste Kom­po­nenten der Ope­ration nannte der Detektiv nicht die ein­ge­setzt Über­wa­chungs­technik oder die Spesen für Reisen, Miete der Villa usw., sondern die Honorare für die Orga­ni­sa­toren und die pro­fes­sio­nellen Lockvögel.

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Bei solchen Kosten stellt sich zwangs­läufig die Frage, wer ein so großes Interesse daran haben kann, ein solches Video zu pro­du­zieren, nur um es dann auf Vorrat zwei Jahre in den Schrank zu legen. Ein­fache poli­tische Intrigen oder Scherz­bolde fallen defi­nitiv aus. Vielmehr deutet auch diese Meldung auf Geheim­dienste hin, wie ja auch schon mehrere ehe­malige Geheim­dienst-Chefs in der Presse gesagt haben.
Außerdem gab es heute die Meldung, dass Strache gegen drei Per­sonen Anzeige erstattet hat. Das meldet die öster­rei­chische Nach­rich­ten­agentur APA. Dort heißt es:
„Der nach dem Auf­tauchen des ‘Ibiza-Videos’ zurück­ge­tretene FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat bei der Staats­an­walt­schaft Wien gegen drei Per­sonen Anzeige erstattet. In einer Erklärung gegenüber der APA bezeichnete er diese als ‘mög­liche Mit­täter’ bei der Erstellung des Mate­rials. (…) Auf welche Straf­taten sich die Anzeigen beziehen, erwähnte Strache nicht. ‘Alles Weitere zu klären, obliegt nun den Ermittlungsbehörden.’“
Seine eigene Rolle sieht er dabei kri­tisch und die APA schreibt dazu:
„Der zurück­ge­tretene FPÖ-Chef macht die ‘Ver­öf­fent­li­chung der Bruch­stücke eines rechts­widrig und geheim erstellten Video­mit­schnitts’ für den ‘maximal denk­baren Schaden’ ver­ant­wortlich, auch wenn er meint: ‘Hieran trage natürlich auch ich eine gewisse Mit­schuld.’ Zu seinen Aus­sagen im Video meinte Strache, dass er ‘Akteur einer insze­nierten Gesprächs­si­tuation’ geworden sei. ‘In dieser habe ich Gedan­ken­spiele arti­ku­liert, die dumm waren und ins­be­sondere auf dem poli­ti­schen Parkett völlig inak­zep­tabel wären.’ Keinem Poli­tiker seien Gedan­ken­spiele jedoch fremd, ‘in denen er über Mittel und Wege nach­denkt, die poli­ti­schen Ziele seiner Partei zu ver­wirk­lichen, Medi­en­po­pu­la­rität zu steigern und Ver­bündete in der Wirt­schaft zu gewinnen’.“
Da hat er sicherlich Recht und ich frage mich, wie wohl Gespräche von Merkel, Nahles, Lindner, Habeck und anderen deut­schen Spit­zen­po­li­tikern aus­sehen, die sie während des Wahl­kampfes mit mög­lichen Unter­stützern hinter ver­schlos­senen Türen führen. Auch dort wird es um Stra­tegien und Mög­lich­keiten gehen, mehr Stimmen und eine positive Presse zu bekommen.
Welche „Gedan­ken­spiele“ diesen Poli­tikern im Kopf rum­geistern, weiß ich nicht. Und ob diese Poli­tiker nach sechs Stunden Alko­hol­konsum ihre „Gedan­ken­spiele“ auch so offen aus­sprechen würden, wie Strache es getan hat, ist Spekulation.
Viel­leicht kann ja jemand diese Gespräche mal filmen und veröffentlichen…?

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“