Kenn­zeichen des Kapi­ta­lismus, seine Stärken, Schwächen und seine Feinde

Kevin Kühnert, der Vor­sit­zende der Jung­so­zia­listen, der Jugend­or­ga­ni­sation der SPD, möchte ihn zer­stören und damit hinter das Godes­berger Pro­gramm der SPD von 1959 zurück­fallen. Doch was genau sind die Kenn­zeichen des Kapi­ta­lismus, was seine Vorzüge und Nach­teile und warum tun sich viele Men­schen mit ihm so schwer?

Kenn­zeichen des Kapitalimus

Kapi­ta­lismus ist eine Wirt­schafts- und Gesell­schafts­ordnung, die fol­gende vier Cha­rak­te­ristika aufweist:
1. Pri­vat­ei­gentum an Pro­duk­ti­ons­mitteln: Es gibt also selbst­ständige Unter­nehmer, die ihre Pro­dukte und Dienst­leis­tungen am freien Markt anbieten, sodass die Men­schen (Kon­su­menten) zwi­schen ver­schie­denen Ange­boten aus­wählen können. Diese selb­stän­digen Unter­nehmer stehen zuein­ander in Kon­kurrenz und das erzeugt einen Druck, eine Moti­vation, seine Angebote ständig zu ver­bessern und diese preis­güns­tiger als die Kon­kur­renten anzu­bieten, um diese so aus­zu­stechen. Von diesem Kon­kur­renz­kampf pro­fi­tieren die Kon­su­menten, die dadurch auch vor Phan­ta­sie­preisen geschützt werden. Zudem wird so meist dafür gesorgt, dass die Bedürf­nisse relativ gut befriedigt werden, weil es immer clevere Leute gibt, die schnell erkennen, dass irgendwo Bedürf­nisse vor­handen sind, die nicht adäquat befriedigt werden, sodass hier gute Gewinn­aus­sichten locken, daraus eine Geschäftsidee zu ent­wi­ckeln. Natürlich werden auch Bedürf­nisse künstlich durch Werbung, Mar­keting etc. erzeugt, um dann seine neuen Pro­dukte an den Mann bringen zu können.

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2. Steuerung von Pro­duktion und Konsum über den Markt, sprich freie Markt­wirt­schaft: Die Preise der Pro­dukte und Dienst­leis­tungen bilden sich über Angebot und Nach­frage. Was niemand haben möchte, dafür bekommt man keinen anstän­digen Preis, kann somit auch kaum oder gar keinen Gewinn erzielen oder fährt sogar Ver­luste ein und endet in der Insolvenz (unter­neh­me­ri­sches Risiko). Dinge, die sehr viele haben möchten, kann man dagegen enorm teuer ver­kaufen und dadurch richtig reich werden, wenn man fleißig und geschickt ist.
3. Dadurch kommt es früher oder später immer zu einer Akku­mu­lation des Kapitals bei den besonders Erfolg­reichen, die ihr Ver­mögen dann meist auch noch ver­erben, sodass die Kinder und Enkel, so sie eben­falls geschickt und fleißig sind, noch reicher werden. So können sich ganze Dynastien von Reichen ent­wi­ckeln, es ent­steht mit der Zeit das Groß­ka­pital, welches starken Ein­fluss nehmen kann auf Gesell­schaft und Politik, viel­leicht das größte Problem des Kapi­ta­lismus. Bei modernen Unter­nehmen wie Google, Amazon, Apple oder Facebook geht diese Ent­stehung von Groß­ka­pital bis­weilen auch sehr schnell innerhalb von nur einer Gene­ration, ja sogar innerhalb von ein, zwei Dekaden.
4. Die Men­schen dürfen Unter­nehmen gründen, eigene Ideen umsetzen, ihre Produkte/Dienstleistungen anderen anbieten und sie dürfen dabei nach Gewinn streben, was einen enormen Antrieb für Inno­vation dar­stellt und dazu führt, dass das Niveau der gesamten Gesell­schaft enorm ange­hoben wird, sowohl in wirt­schaft­licher, wie auch wis­sen­schaft­licher, tech­ni­scher, tech­no­lo­gi­scher Hin­sicht und was den Lebens­standard der gesamten Gesell­schaft anbelangt.

Die Ent­stehung von Wirtschaftswachstum

So etwas wie Wirt­schafts­wachstum, dass also mehr an Pro­dukten und Dienst­leis­tungen pro­du­ziert wird als im Jahr, in der Dekade oder im Jahr­hundert zuvor, gab es bis ins 18. bezie­hungs­weise frühe 19.Jahrhundert quasi fast gar nicht. Dies ent­stand erst mit freien, kapi­ta­lis­ti­schen Märkten. Bis ins 18. Jahr­hundert hinein spürten die aller­meisten Men­schen, egal wo auf der Welt, kei­nerlei Ver­än­derung im Wohl­stand während ihres gesamten Lebens. Das war quasi von der Geburt bis zum Tod immer gleich und auch die Kinder und Enkel hatten keinen anderen Lebens­standard als die Eltern und Groß­eltern, außer bei einigen wenigen. Dies ging dann aber auf Kosten von anderen, da das Ganze ein Null­sum­men­spiel war. Um reicher zu werden, musste man, da es ja kein Wirt­schafts­wachstum gab, anderen etwas wegnehmen.

Dies ist im Kapi­ta­lismus anders, was viele nicht ver­stehen, vor allem Kom­mu­nisten und Sozia­listen, die von einem kon­stanten Kuchen aus­gehen (sta­ti­sches Modell), den sie nach ihren Wunsch­vor­stel­lungen von mög­lichst wenig mate­ri­eller Ungleichheit „gerecht“ ver­teilen möchten. Dieser Ansatz geht von daher in die Irre, weil der Kapi­ta­lismus kein Null­sum­men­spiel ist. Das wirt­schaft­liche Gesamt­niveau kann ständig und immer weiter steigen (dyna­mi­sches Modell), was dazu führt, dass der Lebens­standard, so man gewisse Umver­tei­lungen mit staat­licher Gewalt vor­nimmt, fast aller steigt, das aber unter­schiedlich schnell.

Das Para­doxon des Kapitalismus

Dar­unter leiden die­je­nigen, bei denen ihr Lebens­standard lang­samer steigt als bei anderen, meist sehr stark, da sie sie ihre Lebens­ver­hält­nisse weniger mit ihren Eltern, Groß­eltern, Urgroß­eltern ver­gleichen, sondern viel eher mit ihren Zeit­ge­nossen, die mehr haben als sie selbst. Und nun setzt etwas sehr Ver­rücktes ein. Men­schen, die mehr haben als vor zehn, zwanzig Jahren, aber jetzt deutlich weniger als ihre Nachbarn, sind meist unzu­frie­dener als damals, obschon es ihnen deutlich besser geht als in dieser Zeit. Der Grund ist wie­derum just dieser, dass Men­schen viel eher dazu neigen, nicht mit anderen Zeiten zu ver­gleichen, sondern mit anderen Men­schen in der gleichen Zeit.
Somit kommen wir zu dem Para­doxon, dass es sehr vielen Men­schen in kapi­ta­lis­ti­schen Sys­temen mate­riell und was ihren Lebens­standard ins­gesamt anbe­langt, zum Bei­spiel auch die Gesund­heits­ver­sorgung oder das Bil­dungs- und Medi­en­an­gebot, sehr viel besser geht als ihren Eltern, Groß­eltern und Urgroß­eltern, viele aber, die mit den besonders Erfolg­reichen nicht mit­halten können, zunehmend unzu­frieden werden, weil sie sich anders als die Men­schen in der Stän­de­ge­sell­schaft des Mit­tel­alters und der frühen Neuzeit jetzt auch mit solchen ver­gleichen, die sehr viel mehr haben, da ja in einer freien, gleichen Gesell­schaft eigentlich alle die Mög­lichkeit hätten, selbst etwas ganz Großes auf die Beine zu stellen.

Und schon betreten die Sozia­listen die Bühne

Nun ist aber nicht jeder ein Bill Gates oder Mark Zuckerberg, ein Lionel Messi oder Chris­tiano Ronaldo. Das heißt, die Men­schen werden quasi damit kon­fron­tiert, dass andere, welche die Natur mit beson­deren Talente aus­ge­stattet hat, die gerade gefragt sind, es zu sehr viel mehr bringen als sie selbst, obschon die Start­be­din­gungen nicht sehr unter­schiedlich waren. Das erzeugt ungute Gefühle wie Miss­gunst (nega­tiver Neid), eine Störung des Selbst­wert­ge­fühls und Unzu­frie­denheit bis hin zu Hass. Es ent­steht der Wunsch, anderen die Früchte ihres Erfolges mit Gewalt weg­zu­nehmen.
Wenn dieser Wunsch bei sehr vielen ent­steht, fangen nun sozia­lis­tische oder „sozi­al­de­mo­kra­tische“ Par­teien an, diese Unzu­frie­denheit und diese Miss­gunst zu bündeln und zu einer poli­ti­schen Gewalt zu machen. Zumeist sind dies Men­schen, die irgendwie auch selbst von solchen Emo­tionen domi­niert sind und sie dann bei anderen auch besonders gut ansta­cheln und so für ihre per­sön­lichen Kar­rieren nutzen können.

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Wenn Sie sich zum Bei­spiel Kevin Kühnert anschauen, können Sie schnell fest­stellen, dass der junge Mann mit fast 30 Jahren kei­nerlei Studien- oder Berufs­ab­schluss hat, nichts, gar nichts. Über diese Instru­men­ta­li­sierung der Unzu­frie­den­heits­ge­fühle anderer ver­sucht er seine gesamte Kar­riere auf­zu­bauen und wird es damit wahr­scheinlich wie vor ihm schon andere weit bringen. Ähn­liches galt und gilt für Martin Schulz (Schul­ab­brecher), Andrea Nahles (Studium der Ger­ma­nistik und Poli­tik­wis­sen­schaft mit Magis­ter­ab­schluss, Thema der Magis­ter­arbeit „Die Funktion von Kata­strophen im Serien-Lie­bes­roman“, Pro­motion ange­fangen, dann abge­brochen) und viele andere.
Es darf ver­mutet werden, dass diese Leute etwas anderes auch gar nicht könnten und es ohne diese Unzu­frie­den­heits­ka­na­li­sierung und ‑instru­men­ta­li­sierung auch zu nicht sehr viel bringen würden im Leben. Sie machen quasi das Anderen-Men­schen-die-Früchte- ihrer-Arbeit-weg­nehmen zu ihrem eigenen Geschäfts­modell und stecken bei dieser großen Umver­teilung etliches in die eigene Tasche, siehe dazu ins­be­sondere: Martin Schulz – der größte Abkas­sierer von allen?.

Es gibt keine Grenzen des Wachstums

Aber zurück zum Wirt­schafts­wachstum. Bei diesem gibt es, anders als viele meinen, keine „Grenzen des Wachstums“, weil die Inno­va­ti­ons­kraft unendlich ist. Die mensch­liche Phan­tasie kann immer neue Dinge erfinden, die auch nicht an höheren Res­sour­cen­ver­brauch gekoppelt sein müssen. Umge­kehrt zeigt sich, dass alle Gesell­schaften, die es ohne freie, kapi­ta­lis­tische Märkte ver­suchen, relativ schnell in große Armut zurückfallen.
Die größte Antriebs­feder solche neue Dinge zu erfinden, zu ent­wi­ckeln, zu bauen und immer weiter zu ver­bessern, ist aber nun einmal der Anreiz, damit per­sön­liche Gewinne erzielen zu können, wofür wie­derum freie Märkte die optimale Vor­aus­setzung sind. Das hat in den letzten vier Jahr­zehnten sogar die kom­mu­nis­tische Partei in China erkannt (1978: „Vier Moder­ni­sie­rungen“ unter Deng Xiaoping), was zu einem unglaub­lichen Wirt­schafts­auf­schwung im Reich der Mitte führte und hun­derte Mil­lionen Men­schen aus bit­terster Armut her­aus­holte und China, wahr­scheinlich bald schon die größte Volks­wirt­schaft der Erde, aus der Dritten Welt her­aus­ka­ta­pul­tierte. Die deutsche SPD scheint aber, so Kevin Kühnert zunehmend an Ein­fluss gewinnen sollte in der Partei, den umge­kehrten Weg gehen zu wollen.


Jürgen Fritz — Erst­ver­öf­fent­li­chung auf dem Blog des Autors www.juergenfritz.com
Titelbild: YouTube-Screenshot von Kevin Kühnert