Bill Clinton dürfte auf­atmen — Epstein war so freundlich, sich vor Pro­zess­beginn umzubringen

Jeffrey Epstein hat sich in seiner Zelle umge­bracht. Der Spiegel hält die ver­füg­baren Merk­wür­dig­keiten aber hinter dem Berg.
Der Epstein-Skandal um seinen „Lolita-Express“ inter­es­siert mich nur am Rande. Ich habe im Juli mal dazu recher­chiert, weil mich die deutsche Bericht­erstattung miss­trauisch gemacht hatte. Das Ergebnis war nicht über­ra­schend: Die deut­schen Medien halten mit den Kernen des Skandals hinter dem Berg, sie ver­suchen die engen Kon­takte von Bill Clinton zu Epstein her­un­ter­zu­spielen und statt­dessen Trump in die Nähe von Epstein zu rücken.
Dabei hat Trump im Gegensatz zu Clinton den Kontakt zu Epstein nicht nur lange vor der ersten Anklage gegen Epstein abge­brochen, sondern es war aus­ge­rechnet Trump, der als ein­ziger Pro­mi­nenter bei der ersten Anklage gegen Epstein den Anwälten der geschä­digten Mädchen Hilfe ange­boten hatte. Ich möchte nicht alles wie­der­holen, was ich vor vier Wochen dazu geschrieben habe. Ich emp­fehle Ihnen dringend, diesen Artikel zu lesen, bevor Sie hier fort­fahren. Auch ich habe das eben nochmal getan, denn obwohl ich ihn selbst geschrieben habe, hatte ich auch nicht mehr alle Details im Kopf.
Wie man es dreht und wendet: Epstein scheint eine ganze Brigade von inter­na­tio­nalen A‑Prominenten, dar­unter mög­li­cher­weise auch zum Bei­spiel Bill Clinton, Prinz Andrew und viele andere, in seinem Flugzeug und auf einer Insel in der Karibik mit teil­weise min­der­jäh­rigen Pro­sti­tu­ierten ver­sorgt zu haben. Nach seiner Fest­nahme und der Ankün­digung eines öffent­lichen Gerichts­pro­zesses dürften viele dieser Herr­schaften unruhig geschlafen haben.
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Wie der Zufall es will, habe ich den Fall in letzter Zeit mit einigen Men­schen dis­ku­tiert, die sich mit dem Fall weit besser aus­kennen, als ich. Und egal, mit wem ich gesprochen habe, jeder war sich sicher, dass Epstein den Beginn des Pro­zesses nicht erleben wird. Wenn er ange­fangen hätte, in der Hoffnung auf Straf­min­derung aus­zu­sagen, dann hätte es wahr­scheinlich im Estab­lishment ein Erd­beben gegeben. Meine Gesprächs­partner und ich waren uns einig, dass Epstein vor dem Prozess Selbstmord begehen würde. Ein Mord würde zu viel Auf­merk­samkeit erregen, ein Selbstmord wäre der Öffent­lichkeit leichter zu verkaufen.
Und so ist es ja auch gekommen. Und wie schon früher bei dem Fall Epstein, zeigt der Spiegel, dass er lieber so wenig wie möglich berichtet. In einem Artikel heute wird der Selbstmord Epsteins gemeldet, in einem zweiten wird gemeldet, dass das FBI den Tod unter­suchen soll. In dem zweiten Artikel kann man lesen:
„Das New Yorker Gefängnis, in dem Epstein saß, gilt als eines der sichersten der USA. Der berüch­tigte mexi­ka­nische Dro­gen­baron Joaquín „El Chapo“ Guzmán hatte dort zwei Jahre verbracht“
Wie es aber sein kann, dass sich in diesem sicheren Gefängnis jemand einfach umbringt, fragt der Spiegel nicht. Die US-Medien tun es aber und so kann man in der New York Times lesen:
„Mr. Epstein hat sich erhängt. Er wurde am Sams­tag­morgen um 6.30 Uhr gefunden“
Wie kann sich jemand in einem der sichersten Gefäng­nisse der USA mal eben erhängen? Zumal der Spiegel noch schrieb:
„Sein mut­maß­licher Suizid in einer als Hoch­si­cher­heits­ge­fängnis gel­tenden Anstalt mitten in Man­hattan wirft Fragen auf. (…) Zusätzlich zum FBI soll auch der Gene­ral­inspekteur des Jus­tiz­mi­nis­te­riums zu dieser Frage ermitteln. Wie die Nach­rich­ten­agentur Reuters berichtet, sehen im Metro­po­litan Cor­rec­tional Center Wärter eigentlich alle 30 Minuten nach den Insassen. Gilt jemand als sui­zid­ge­fährdet, ver­kürzt sich die Zeit sogar auf 15 Minuten.“
Ja, nur galt Epstein trotz eines kürz­lichen angeb­lichen Selbst­mord­ver­suches nicht mehr als sui­zid­ge­fährdet, was der Spiegel ver­schweigt. Die New York Times dazu:
„Mr. Epstein stand unter beson­derer Beob­achtung für Suizid-Gefährdete, nachdem er am 23. Juli ver­letzt in seiner Zelle gefunden worden war und bekam täg­liche psych­ia­trische Behandlung (…) Er wurde am 29. Juli von der Beob­achtung für Suizid-Gefährdete genommen und in einen Spe­zi­al­trakt verlegt, einen Teil des Gefäng­nisses mit extra hoher Sicherheitsstufe“
Außerdem teilt die New York Times mit, dass die Ermitt­lungen gegen Epstein damit beendet seien, die vielen hoch­ran­gigen Gäste Epsteins in seinem „Lolita-Express“ können wieder ruhig schlafen. Der Fall ist damit wohl abgeschlossen.
Ob wir noch etwas erhel­lendes über die Umstände seines Todes erfahren werden? Wer weiß…
Aber das ist neben­sächlich, denn der große Skandal über den Miss­brauch min­der­jäh­riger Mädchen als Pro­sti­tu­ierte durch hoch­ka­rätige Pro­minenz aus den USA und aller Welt, ist damit begraben und Auf­klärung ist nicht mehr zu erwarten.
Schade, dass ich vor vier Wochen nie­manden gefunden habe, der mit mir wetten wollte, ob Epstein den Pro­zess­beginn erlebt. Ich war wirklich bereit, einen hohen Einsatz zu verwetten…


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“