Nacht der Wer­wölfe in der rot-roten Fraktion? Koaliert die SPD mit der SED-Nach­folge-Partei „die Linke“?

Heute, am 15. August, ist Voll­mond­nacht. Im Film stets der Auftakt zu einer mit gru­selig-dra­ma­ti­scher Musik unter­malten Gestalt­wandlung vom harmlos wir­kenden Nachbarn zum Werwolf mit grau­sigen Trieben und schreck­licher Geschichte. Der nette Typ von nebenan hat eine blutige Ver­gan­genheit und er wird von ihr ver­folgt. Die ahnungslose Maid, die sich auf eine Beziehung mit ihm ein­lässt, ist dem Untergang geweiht.
Etwas weniger pla­kativ, aber trotzdem spannend, explo­diert gerade der von der BILD los­ge­tretene Auf­reger in den Medien, ob denn „die Linke“ die „Erbin der SED“ sei. Nur, dass statt nächstens die auf­ge­brachten Dorf­be­wohner mit Mist­gabeln und Sil­ber­kugeln nach dem Unge­heuer im fins­teren Walde suchen, diverse Medien nach Wahrheit oder Unwahrheit der Behauptung recherchieren.
Die SED (Sozia­lis­tische Ein­heits­partei) der ehe­ma­ligen DDR hat ein denkbar schlechtes Image. Unglaub­würdig hohe Zustim­mungs­raten bei Abstim­mungen, Wahl­er­geb­nisse, die Jahr um Jahr einer dik­ta­to­risch regie­renden Partei ver­dächtig hohe Wahl­siege bescherten, bis über Nacht die Mauer (aka „anti­fa­schis­ti­scher Schutzwall) fiel und ein grelles Schlag­licht darauf warf, dass das ganze Volk besoffen vor Seligkeit über seine neue Freiheit jubelte. Eine Grenze, an der viele abge­knallt wurden wie die Hasen, weil sie das Arbeiter- und Bau­ern­pa­radies ver­lassen wollten. Gefäng­nisse mit Ver­hält­nissen, über die man nur mit kalter Gän­sehaut und hinter vor­ge­hal­tener Hand tuschelte. Bespit­zelung und Verrat an jeder Ecke, bis in Ehen und Familien hinein. Vera Lengsfeld kann ein Lied davon singen…
Ralf Schuler, Paul Ron­z­heimer und Kai Weise ver­öf­fent­lichten am 9. August 2019 um 22:19 Uhr den Artikel „Jetzt wollen sie sogar mit den SED-Erben regieren!“ und tweeteten dazu um 23:03. In dem besagten BILD-Artikel schreiben sie:
„1994 hatte die SPD in der „Dresdner Erklärung“ noch jeg­liche Bünd­nisse mit den SED-Nach­folgern aus­ge­schlossen. Begründung: Die damals noch unter dem Namen PDS fir­mie­rende Partei sei „vor allem die ver­altete und über­al­terte Partei der ehe­ma­ligen Staats­funk­tionäre (…), die keinen sau­beren Tren­nungs­strich zu ihrer SED-Ver­gan­genheit gezogen hat“.“
Der Beiß­zwang der tief­roten Medien zur Ver­tei­digung alles Linken setzte unmit­telbar ein. Um 23:08 wurde zurück­ge­schossen. Und zwar von Rainald Becker, ARD-Chef­re­dakteur, mit den Worten:
„Wer nach 30 Jahren Einheit Die Linke immer noch als “SED-Erben” bezeichnet, hat nichts ver­standen und gelernt.“
Saubere Recherche und jour­na­lis­tische Objek­ti­vität lassen bei der ARD bekann­ter­maßen noto­risch zu wün­schen übrig. Auf eine der­maßen dumme Ansage zu kommen, bedarf es aber schon einer bemer­kens­werten Dreis­tigkeit oder pro­funder Unkenntnis. Beides megapeinlich.
Ein Retweet eines Herrn Diringer bringt es auf den Punkt: „Wer nach 30 Jahren Einheit Die Linke immer noch als “SED-Erben” bezeichnet, hat nichts ver­gessen und aus der Geschichte gelernt.“
Wenden wir uns den Tat­sachen zu:
Am 29. April 2009 berichtete die Welt unter dem Titel: „Die Linke – Wir sind die Rechts­nach­fol­gerin der SED“:
„Vor Gericht hat die neue Linke ihr Ver­hältnis zur alten SED klar­ge­stellt. Lafon­taines Partei bezeichnete sich selbst als Rechts­nach­fol­gerin der Partei von Hon­ecker und Ulb­richt. (…) In einem Prozess vor der Pres­se­kammer des Ber­liner Land­ge­richts hat die Linke aus­drücklich ver­si­chert, sie habe die Rechts­nach­folge der SED ange­treten. An Eides Statt erklärte Bun­des­schatz­meister Karl Holluba: „,Die Linke‘ ist rechts­iden­tisch mit der ‚Linkspartei.PDS‘, die es seit 2005 gab, und der PDS, die es vorher gab, und der SED, die es vorher gab.“
Das ist die immer noch parat lie­gende Sil­ber­kugel, und sie hat getroffen.
Anlass des dama­ligen Streites war der Ver­bleib der Mil­li­arden aus dem SED-Ver­mögen. Die Ber­liner Zeitung bezog sich auf ein Buch von Hubertus Knabe (Hon­eckers Erbe: Die Wahrheit über DIE LINKE) und zitierte:
„Bis heute ist nicht bekannt, wie viel Geld die PDS ins­gesamt bei­seite schaffen konnte und wer davon heute pro­fi­tiert. Allein zwi­schen Januar und Juli 1990 ver­rin­gerte sich ihr Ver­mögen – nach Par­tei­an­gaben – von 9,5 auf 3,5 Mil­li­arden DDR-Mark.“
„Die Linke“ wollte damit nichts zu tun haben und ver­suchte, sich als ‚Neu­gründung‘ aus der Sache her­aus­zu­halten, mit Unter­stützung eines Anwaltes der Ber­liner Zeitung. Doch der Bun­des­schatz­meister Karl Holluba erklärte vor Gericht:
„,Die Linke‘ ist rechts­iden­tisch mit der ‚Linkspartei.PDS‘, die es seit 2005 gab, und der PDS, die es vorher gab, und der SED, die es vorher gab.“
Daher könne „Die Linke“ auch Aus­sagen, wie „SED-Chef Hon­ecker war ein Mau­er­mörder“ oder „Ulb­richt hat die SPD in die SED gezwungen“ rechtlich angreifen. Die Welt schließt ihren Artikel mit den Worten:
„In der Sprache der Juristen ist die Partei dazu „aktiv legi­ti­miert“. Die „B.Z.“ hat den Prozess ver­loren. Für die Linke war das mit einem hohen Preis ver­bunden: Fortan wird es schwerer, Geschichts­klit­terung in eigener Sache zu betreiben.“ 
Im Jahr 2015 berichtet die Welt über die neueste Ausgabe „Horch und Guck“ unter dem Titel: „Wie viel SED steckt in der Links­partei?“. Darin legt das Recher­che­medium zur Auf­ar­beitung der DDR und SED-Ver­gan­genheit eine Unter­su­chung vor, die die weit­ge­hende Iden­tität der SED mit der heu­tigen Partei „Die Linke“ sorg­fältig belegt. Ein Fakt, der im Lager sowohl der alten SED-Kadern, als auch „Der Linken“ gerne unter den Teppich gekehrt wird.
Roland Tichy stellt nach Betrachtung aller Fakten auf seinem Blog „Tichys Ein­blick“ fest:

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„Wer die Links­partei als die mehrfach umbe­nannte SED bezeichnet, äußert sich also nicht pole­misch, sondern benennt his­to­rische Fakten. „SED-Erben“ ist, siehe oben, schon eine nach­sichtige Bemerkung.
Dass ein ARD-Chef­re­dakteur das alles ent­weder nicht weiß oder nicht wissen will, ist bemerkenswert.

Beckers Insi­nuation, die For­mu­lierung „SED-Erben“ sei unkorrekt, weil die Links­partei nach 30 Jahren mit der SED nichts mehr zu tun hätte, läuft auf eine Geschichts­fäl­schung hinaus.“
Heißt im Klartext: Die ARD ist mitt­ler­weile derart im Lager der extremen Linken ver­ankert, dass ihr Chef­re­dakteur sogar öffentlich zu Mitteln der Geschichts­fäl­schung greift, um seine radikal linke poli­tische Haltung und die Partei „Die Linke“ gegen berech­tigte Kritik zu verteidigen.
Aber warum wirft Chef­re­dakteur Rainald Becker sich so an die Front?
Könnte es sein, dass die Linken und ihre Medi­en­he­rolde so all­er­gisch reagieren, weil das böse Wort von der „DDR 2.0“ im Volk schon lange die Runde macht? Weil man heute unter der Denk­verbote-Hoheit der Linken schon wieder auf­passen muss, was man wo sagt? Weil Zensur, Bespit­zelung, Gän­gelung, Abstrafen, Anschwärzen, vor Gericht gezerrt werden wg. unlieb­samer Mei­nungen, schon wieder Alltag und Nor­ma­lität geworden ist? Weil der Sozia­lismus schon wieder seine dik­ta­to­rische Fratze beginnt zu zeigen?