Bra­silien: Bol­sonaro ver­bietet BIC-Kugel­schreiber, weil sie fran­zö­sisch sind

Bra­si­liens Prä­sident Jair Bol­sonaro kann genauso direkt und hemds­är­melig-rück­sichtslos reagieren, wie Prä­sident Trump oder Boris Johnson. Offen­sichtlich steht aber auch der fran­zö­sische Prä­sident Emanuel Macron da in nichts nach. Das scheint die neue Art von Diplo­matie zu sein. Im Gezänk zwi­schen Bra­silien und Frank­reich, gibt es jeden­falls eine neue, skurrile Anekdote: Der bra­si­lia­nische Prä­sident erklärte seinem Volke kurz und bündig, es werde ab jetzt in Bra­silien ver­boten sein, offi­zielle Doku­mente mit Kugel­schreibern der Marke „BIC“ zu unter­zeichnen, denn die seinen französisch.
Hin­ter­grund dieser Posse ist, dass Bol­sonaro und Frank­reichs Prä­sident Emanuel Macron sind sich wegen der Ama­zonas-Urwald­brände in die Haare gerieten. Prä­sident Macron hatte Prä­sident Bol­sonaro nämlich für seinen Vor­gehen in Bezug auf die Brände gerügt. Er hatte seinem bra­si­lia­ni­schen Amts­kol­legen unver­blümt vor­ge­worfen, dass er zu der Frage, wodurch die Brände ent­standen sind, gelogen habe. Darauf warf der Bra­si­lianer dem Fran­zosen vor, die Geld­sam­mel­aktion auf dem G7-Gipfel von 25 Mil­lionen Dollar als Hilfe zum Löschen der Wald­brände sei eine blanke Belei­digung und Macron mische sich in bra­si­lia­nische Ange­le­gen­heiten ein. Außerdem ver­wende er „falsche Fotos“ der Brände. Seitdem tau­schen die beiden Herren Prä­si­denten Zickig­keiten aus.
Die letzte Runde in Sachen Sei­ten­hiebe ging gerade an Prä­sident Bol­sonaro, der ver­kündete, offi­zielle Doku­mente werden ab sofort mit Kugel­schreibern der Marke „Com­pactor“ unter­zeichnet und nicht mehr mit fran­zö­si­schen „BIC“-Stiften. „Ein Stift von Com­pactor anstatt BIC wird diese Aufgabe erle­digen“, sagte Bol­sonaro letzten Freitag. Ver­tei­di­gungs­mi­nister General Augusto Heleno, der neben dem Prä­si­denten saß, lachte über den (ver­meint­lichen?) Scherz. Die Bemerkung fiel während einer Pres­se­kon­ferenz, in der Bol­sonaro erklärte, dass „zu Unrecht fest­ge­nommene Poli­zei­beamte, die nur auf­grund von Medi­en­skan­dalen und Druck durch die Medien ver­ur­teilt worden seien, zum Jah­resende ent­lastet und reha­bi­li­tiert werden würden. Das Dokument dazu werde er mit einem Com­pactor-Stift unter­schreiben, weil BIC fran­zö­sisch sei.
Jour­na­listen fragten offenbar etwas ungläubig bei Bra­si­liens Regierung nach, ob das ein Witz sei oder ernst gemeint, doch die Regierung lehnte jede Stel­lung­nahme dazu ab.
Sollte das wirklich Ernst sein, hat sich Bol­sonaro aber damit etwas bla­miert. Denn die meisten der in Bra­silien ver­kauften BIC-Kugel­schreiber sind bra­si­lia­nische Pro­dukte. Eine Fabrik steht in der Stadt Manaus – in der Ama­zonas-Region — , die andere in Rio de Janeiro. Beide Pro­duk­ti­ons­standorte bieten zusammen etwa 1000 Arbeits­plätze. Das Mut­terhaus von BIC ist im fran­zö­si­schen Clichy ansässig. BIC Frank­reich wollte die Ansage von Prä­sident Bol­sonaro nicht kom­men­tieren. Man sei aber „geschmei­chelt“, als „demo­kra­tische Marke“ ein­ge­stuft zu werden.
Lus­ti­ger­weise hatte Bol­sonaro sich nach seinem Amts­an­tritt, als sym­bo­lisch für seinen beschei­denen Lebensstil, mit einem bil­ligen Kugel­schreiber von BIC foto­gra­fieren lassen. Er wollte sich damit als spar­samer und beschei­dener Prä­sident von seinem Vor­gänger absetzen und zeigen, dass er die Staats­aus­gaben überall senken werde.
Außerdem scheint Bol­sonaro sich nicht darüber im Klaren zu sein, dass der „Compactor“-Kugelschreiber ein Produkt der deut­schen Schreib­wa­ren­marke Schneider ist. In Bra­silien pro­du­ziert Schneider seit 60 Jahren in einer Fabrik diverse Büro­be­darfs­ar­tikel. … Aber auch auch Deutschland hatte Bra­silien nach einem Umwelt­skandal einmal schwer kritisiert.
Die Fehde zwi­schen den beiden Herren Prä­si­denten wird wohl so schnell nicht bei­gelegt werden. Von Anzeichen der Ent­spannung kann man nicht sprechen: Bol­sonaro weigert sich, mit Macron zu sprechen, es sei denn, der fran­zö­sische Prä­sident ent­schuldige sich zuerst bei ihm für seine Bemerkungen.