karlherl / Pixabay

Demo­kra­tie­feinde – wenn „Demo­kra­tie­för­derung“ zur Volks­er­ziehung wird

Der „Kampf gegen rechts“ nimmt immer gro­teskere Züge an. Dabei sollte eigentlich jedem poli­tisch gebil­deten Men­schen – ins­be­sondere dem demo­kra­tisch Gesinnten – bewusst sein, dass diese maximal ein­seitig erschei­nende Kam­pagne in letzter Kon­se­quenz zu unde­mo­kra­ti­schen – nein, zu anti­de­mo­kra­ti­schen Struk­turen führen muss.
(von Martin E. Renner)
AgitProp-Insti­tu­tionen zur „Demo­kra­tie­för­derung“
In einem Satz vor­weg­ge­nommen: Die gerne betonte „Demo­kra­tie­för­derung“ oder die Bei­hilfe zur „poli­ti­schen Bildung“ nach Lesart des Estab­lish­ments führt sich selbst ad absurdum.

Hier bestellen!

Von Bundes‑, über Landes- bis hin­unter auf die kom­munale Ebene begegnet einem heute ein unüber­schau­bares Geflecht an Initia­tiven, Insti­tu­tionen, Stif­tungen, Orga­ni­sa­tionen und Ver­einen. Ein Heer an selbst­er­nannten „Experten, Mei­nungs- und Stim­mungs­ma­chern“. Wie so oft, gilt auch hier: Möchte man her­aus­finden, wo die große Ein­mü­tigkeit des Main­streams her­rührt, dann muss man der Spur des Geldes folgen.
Bekanntlich führen alle Wege nach Rom. Oder in diesem Falle auf die poli­tische Bun­des­ebene. Und zwar ins Fami­li­en­mi­nis­terium (Bun­des­pro­gramm „Demo­kratie leben!“), ins Kanz­leramt (Bun­des­be­auf­tragte für Kultur- und Medien), in das auch für den Ver­fas­sungs­schutz ver­ant­wort­liche Bun­des­in­nen­mi­nis­terium (Bun­des­pro­gramm „Zusam­menhalt durch Teilhabe“), sowie ins Bun­des­mi­nis­terium für Justiz und Ver­brau­cher­schutz, welches gemeinsam mit dem Innen­mi­nis­terium das „Bündnis für Demo­kratie und Toleranz – gegen Extre­mismus und Gewalt“ ins Leben rief.
Dies hier lediglich, um einmal sehr grob die tra­genden Säulen der bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen AgitProp-Insti­tu­tionen zur „Demo­kra­tie­för­derung“ darzustellen. 
Der Voll­stän­digkeit halber sei noch die „Bun­des­zen­trale für poli­tische Bildung“ genannt sowie die in diesem Sommer beschlossene, neue „Deutsche Stiftung für Enga­gement und Ehrenamt“. Behei­matet – man ahnt es bereits – im Fami­li­en­mi­nis­terium.Nun ist gegen „Demo­kra­tie­för­derung“ ja sicherlich nichts ein­zu­wenden. Es ist dem Staat bzw. der Regierung unbe­nommen, aktiv für die Werte der frei­heitlich demo­kra­ti­schen Grund­ordnung ein­zu­treten und diese zu bewerben.
Extrem pro­ble­ma­tisch – und hier ist das Wort „extrem“ einmal richtig posi­tio­niert – wird es aller­dings, wenn die poli­tische Elite eine ein­seitige Agenda ver­folgt, die sich bei­spiels­weise gegen die eigene Nation, gegen die eigene Kultur richtet und die Homo­ge­nität des eigenen Volkes negiert. Und zur Durch­setzung dieser kul­tur­mar­xis­ti­schen Agenda den benutzten Begriff­lich­keiten ihre ganz eigene Defi­nition auf­zwingt. Dabei die öffent­liche Willens- und Mei­nungs­bildung beein­flusst und den Bürgern die „einzig genehme und damit richtige“ Haltung auf­zu­ok­troy­ieren ver­sucht und jeden, der das für ille­gitim hält, aus dem Dis­kursraum ver­weisen und ver­bannen will.
– Wenn aus jeg­licher kon­ser­va­tiven oder patrio­ti­schen Mei­nungs­äu­ßerung min­destens „Rechts­po­pu­lismus“ und zunehmend rechts­extreme „Hetze“ oder „Hassrede“ gemacht wird.
– Wenn aus berech­tigten Bedenken gegenüber der Stich­hal­tigkeit von Argu­menten zur Kli­ma­hys­terie die „Kli­malüge“ kon­struiert und aus diesen Beden­kenden stante pede gesell­schafts­schä­di­gende „Kli­ma­leugner“ gemacht werden.
– Wenn der heimat- und tra­di­ti­ons­lie­bende Fami­li­en­vater als ewig­gest­riger, völ­ki­scher, min­destens aber als homo­phober National(sozial)ist gegeißelt wird.
– Wenn der Kri­tiker des men­schen­rechte- und frau­en­ver­ach­tenden Islam zum Frem­den­feind, zum Isla­mo­phoben, zum Ras­sisten gestempelt wird. Diese Bei­spiele lassen sich beliebig und in jeder denk­baren Kon­stel­lation fort­führen und darlegen.
Wie konnte es nur soweit kommen? Wie konnte es in einer freien Demo­kratie geschehen, dass eine Mehrheit der Bürger sich aus Sorge vor ernsten Kon­se­quenzen nicht mehr traut, öffentlich zu bestimmten Themen die eigene Meinung zu äußern?

Auch hier zeigt sich bei näherem Hin­sehen das regel­recht sub­versive Wirken eines hem­mungs­losen Estab­lish­ments. Ist es doch heute pla­ka­tiver Aus­druck eines vor­geblich vor­bild­lichen Demo­kra­tie­ver­ständ­nisses, im Zuge der regie­rungs­amt­lichen Ent­schei­dungs­fin­dungen her­aus­ra­gende Ver­treter der „Zivil­ge­sell­schaft“ zum runden Tisch ein­zu­laden und anzuhören.
So saßen bei­spiels­weise beim 10. Inte­gra­ti­ons­gipfel im Juni dieses Jahres knapp 100 Per­sonen zusammen. Als Ergebnis und in Folge dieses Gipfels wird an einem neuen Akti­onsplan für Inte­gration gear­beitet. Stu­diert man die durchaus erhel­lende Teil­neh­mer­liste (https://www.integrationsbeauftragte.de/resource/blob/72490/1147010/cf9b2ee86b02aeb8480e09286c884563/integrationsgipfel-10-teilnehmerliste-data.pdf), wird man auch beim zweiten und dritten Blick keinen Ver­treter von Max Mus­termann oder Lieschen Müller aus Bottrop finden. Selbst­ver­ständlich aber dürfen wir die Ver­treter von Migran­ten­ver­bänden auf das Herz­lichste will­kommen heißen – von denen Lieschen Müller mit hoher Wahr­schein­lichkeit noch niemals etwas gehört hat. Wir finden Ver­treter der Medien und der Kirchen. Ver­treter ver­schie­dener Stif­tungen, Wirt­schafts- und Inter­es­sen­ver­bände sowie staat­licher Institutionen.
Ach ja, man findet natürlich auch Volks­ver­treter, die gewählten Reprä­sen­tanten des deut­schen Sou­veräns. Und der wer­te­schaf­fende Bürger hat für alle diese Teil­nehmer die hohen För­der­mittel zu bezahlen. Bedenklich und auch schlimm ist es, wenn diese Volks­ve­Volks­ver­treter just an dieser Stelle eben nicht mehr das Volk ver­treten, sondern umge­kehrt – ent­spre­chend oben ange­spro­chener Agenda – die „richtige“ Meinung erzeugen, die das Volk fortan zu ver­treten hat.
Nun haben wir mitt­ler­weile in unserer Republik eine ganze Reihe an „runden Tischen“, die mit den soge­nannten Ver­tretern der „Zivil­ge­sell­schaft“ besetzt werden, die sich häufig auch als NGOs (Non-Govern­mental-Orga­nization) bezeichnen. Wobei zu bemerken wäre, dass die agie­renden Ver­treter dieser NGOs zumeist über kei­nerlei demo­kra­tische Legi­ti­mation seitens des Wahl­volkes für poli­tische Ent­schei­dungen verfügen.
Wenn Arbeit­geber, Kir­chen­ver­treter, Gewerk­schafts­bosse, Stif­tungs­mit­glieder und haupt­amt­liche Influencer hier als eine „Simu­lation der Gesell­schaft“ auf­treten – und zumeist zeit­gleich mit­telbar oder unmit­telbar auf das Wohl­wollen der geld­mit­tel­be­reit­stel­lenden Regie­rungs­ver­treter ange­wiesen sind, dann über­rascht es wohl niemand, wenn diese „Gesell­schafts-Simu­lanten“ dann bereit­willig und kräftig in das hin­ge­haltene Mei­nungs-Horn der Herr­schenden zu blasen beginnen.

Im Ergebnis wird hier unter Anleitung und Auf­sicht der Regierung eine angeb­liche „Mehr­heits­meinung“ defi­niert, die fortan zu gelten habe und hat. Und diese „Mehr­heits­meinung“ nunmehr durch alle Teil­nehmer als Mei­nungs­ver­stärker – vorweg über die Medien – also als vor­geb­licher Main­stream, als nicht mehr zu hin­ter­fra­gender Mei­nungs­kor­ridor der poli­ti­schen Kor­rektheit eta­bliert und zemen­tiert wird. Eine simu­lierte Öffent­lichkeit dik­tiert und beherrscht so den gesell­schaft­lichen Diskurs – Kul­tur­mar­xismus pur.
In einem solchen System funk­tio­niert die demo­kra­tische Mei­nungs- und Wil­lens­bildung also nicht mehr von unten nach oben, sondern umgekehrt.
Dem Bürger wird seine grund­ge­setzlich garan­tierte Sou­ve­rä­nität streitig gemacht – und durch Mei­nungs­macht und Mei­nungs­druck von oben ersetzt. Die Gesell­schaft „erzieht“ sich fortan selbst zur „rich­tigen“ Gesinnung und zur „rich­tigen“ Haltung. Es gibt keinen Ort mehr, an dem der Bürger dann nicht ständig mit der „rich­tigen“ Haltung berieselt, kon­fron­tiert und erzogen wird.
Unser Lieschen tut also fortan gut daran, ihre etwaig anders­lau­tende poli­tische Meinung für sich zu behalten und sich an die von Noelle-Neumann for­mu­lierte Schwei­ge­spirale zu halten. Diese Theorie besagt:
“…, dass die Bereit­schaft vieler Men­schen, sich öffentlich zu ihrer Meinung zu bekennen, von der Ein­schätzung des aktuell herr­schenden Mei­nungs­klimas abhängt.“ 
Besser also, wenn sich unser Lieschen dann am Arbeits­platz, beim Besuch der Kirche, bei der Teil­nahme am Gewerk­schafts­treffen, beim Sport­verein, beim ehren­amt­lichen Enga­gement, beim Eltern­abend in der Schule des Kindes oder bei Äuße­rungen im stu­den­ti­schen Seminar nicht allzu weit vom erlaubten Dis­kursraum entfernt.
Hurra, es lebe die Freiheit der rich­tigen (sic!) Meinung! Mit Demo­kratie hat das aller­dings nur noch wenig zu tun. Wenn „Demo­kra­tie­för­derung“ darauf hin­aus­läuft, mittels eines künstlich gene­rierten, staat­lichen „Mei­nungs­mo­nopols“ anders­lau­tende Mei­nungen zu stig­ma­ti­sieren und zu tabui­sieren, dann wird die „frei­heits­ga­ran­tie­rende“ Demo­kratie an dieser Stelle regel­recht ver­ge­waltigt. Wenn staat­liche Ali­men­ta­tionen über Jahr­zehnte benutzt werden, um sämt­liche gesell­schaft­lichen Bereiche und Schlüs­sel­po­si­tionen in Medien, Kunst, Kirchen, Schulen und Uni­ver­si­täten, Sport und Ehrenamt durch per­ma­nente Indok­tri­nation gewis­ser­maßen poli­tisch gleich­zu­schalten, dann muss das zwangs­läufig zu tota­li­tären Struk­turen führen. Nicht nur, dass Sou­ve­rä­nität und Mei­nungs­freiheit des Bürgers kom­pro­mit­tiert und aus­ge­hebelt werden – er wird zugleich bis in sein Pri­vat­leben hinein von einer ver­zerrten, hys­te­ri­schen Gesin­nungs­öf­fent­lichkeit ver­folgt, die es in einer frei­heit­lichen Demo­kratie gar nicht geben kann und schon gar nicht geben darf.
Alle diese ein­gangs erwähnten Pro­gramme, die sich als die „Säulen“ der „Demo­kra­tie­för­derung“ und der „poli­ti­schen Bil­dungs­ver­sorgung“ ver­stehen, sind von den polit-medialen Eliten in quasi-feu­da­lis­ti­scher Weise ins Leben gerufene kul­tur­mar­xis­tisch anmu­tende Vor­haben zur Gesell­schafts­ver­än­derung und zur Schaffung des “neuen Men­schen in der neuen Gesellschaft“.
Und alle diese Pro­gramme und Vor­haben haben eines gemein: Sucht man die wirk­lichen und wahren Feinde der Demo­kratie, dann ist hier der beste Ort, um mit der Suche zu beginnen.
——————-
*) Martin E. Renner MdB ist Betriebswirt und Freier Autor (regel­mäßige Kolumne bei PI). 2013 war er einer der 15 Grün­dungs­in­itia­toren sowie Mit­glied im Grün­dungs­vor­stand der Partei Alter­native für Deutschland (AfD). Seine Bei­träge erscheinen jetzt auch auf con­servo als Kolumne „Der Renner“.

Dieser lesens­werte Beitrag erschien zuerst auf dem Blog von Peter Helmes – www.conservo.wordpress.com