Union und SPD schaffen es einfach nicht, aus ihren Tiefs herauszukommen. CDU/CSU liegen nun sogar wieder 6 Punkte unter ihrem ohnehin schon miserablen Ergebnis bei der Bundestagswahl, die SPD jetzt sogar wieder fast 7 Punkte darunter. Das Strohfeuer nach dem Nahles-Abgang scheint noch kürzer zu brennen als vermutet. Die Grünen können ihr Umfrage-High von nach der EU-Wahl (26 Prozent) nicht halten und fallen seit vier Monaten langsam, aber stetig. Die AfD erreicht dagegen ein neues Jahreshoch und streckt sich erstmals seit zehn Monaten wieder nach 15 Prozent.
So würden die Deutschen wählen, wenn heute Bundestagswahlen wären
Hier für jede Partei die jeweilige Range bei den sechs Instituten, die bezogen auf den mittleren Tag der Befragung in den letzten drei Wochen Befragungen durchführten und veröffentlichten (Infratest dimap, Forschungsgruppe Wahlen, INSA, Emnid, YouGov, Forsa, jeweils die neueste Umfrage). Angegeben ist zudem fettgedruckt der arithmetische Mittelwert (in Klammern die Veränderung in den letzten zwei Wochen):
- CDU/CSU: 26 – 28 % ==> 26,9 % (– 0,7)
- GRÜNE: 21 – 27 % ==> 22,8 % (+0,4)
- AfD: 13 – 16 % ==> 14,5 % (+0,8)
- SPD: 13 – 15 % ==> 13,7 % (– 1,1)
- FDP: 6 – 8 % ==> 7,7 % (+0,5)
- LINKE: 7 – 8 % ==> 7,7 %
- Sonstige: 6 – 8 % ==> 6,7 % (+0,1)
Auffällig sind hierbei die Zahlen von Forschungsgruppe Wahlen (FW) für das ZDF-Politbarometer. Während die fünf anderen Institute Die Grünen alle zwischen 21 und 23 Prozent sehen – im Durchschnitt bei exakt 22,0 Prozent – reißt der Grünen-Wert von FW völlig nach oben aus mit 27 Prozent. Das ist sehr ungewöhnlich! Dadurch zieht FW den Mittelwert der Grünen um 0,8 Punkte nach oben. Umgekehrt reißt der FW-Wert bei der FDP auffällig nach unten aus. Alle anderen Institute sehen die FDP bei 8 Prozent, nur FW kommt hier auf 6 Prozent. Dadurch zieht FW den FDP-Mittelwert um 0,3 Punkte nach unten.
Verlauf des BT-Wahltrends: Union und SPD kommen nicht aus ihren Tiefs heraus
Hier sehen wir in der Dawum-Grafik den Verlauf des Bundestagswahltrends in den letzten drei Jahren, von Oktober 2016 bis Oktober 2019:
Die Union kommt offensichtlich aus ihrem Tief nicht heraus, liegt aktuell nochmals sechs Punkte unter ihrem katastrophalen Wahlergebnis bei der Bundestagswahl von September 2017 (32,9 Prozent). Die Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer im Dezember 2018 brachte offensichtlich nicht den erhofften Anstieg. Der SPIEGEL schreibt aktuell: „Kramp-Karrenbauer stürzt weiter ab – Das Amt der Verteidigungsministerin hat Annegret Kramp-Karrenbauer bisher wenig Sympathiepunkte eingebracht: Das zeigt eine SPIEGEL-Umfrage. Die CDU-Chefin fällt seit Monaten in der Gunst der Bürger.“ Diese Analyse dürfte zutreffend sein, siehe dazu auch: AKK entwickelt sich zum Flop und Laschet halten die Bürger als Kandidat für ungeeignet.
Noch katastrophaler der Absturz der SPD. Nach dem kurzen Strohfeuer Schulz, der die Sozis kurzfristig von 21 auf 32 Prozent regelrecht emporschießen ließ, geht es kontinuierlich immer weiter in den Keller. Die miserablen 20,5 Prozent bei der letzten Bundestagswahl unterschreitet die SPD nunmehr nochmals um fast 7 Prozentpunkte. Und es scheint wie von JFB schon vor Wochen vermutet, dass der kurze Anstieg nach dem Kandidatenkarusell um den Parteivorsitz ebenfalls nur ein kurzes Strohfeuer auslöste, das keinerlei Bestand haben dürfte. Der Anstieg von 12,5 auf 15 Prozent wurde sogar jetzt schon gedreht und für die SPD scheint es wieder Richtung 13 Prozent zu gehen.
AfD steigt auf neues Jahreshoch
Für Die Grünen ging es seit der Bundestagswahl 2017 (8,9 Prozent) bis zur EU-Wahl am 26. Mai 2019 (20,5 Prozent in Deutschland) kontinuierlich bergauf. Der Triumph bei der EU-Wahl ließ sie dann im BT-Wahltrend sogar von 18 auf 26 Prozent emporschnellen. Doch seit Anfang Juni fallen sie nun Woche für Woche, Monat für Monat auf jetzt 22 bis 23 Prozent.
Die FDP konnte ihren kurzfristigen und Die Linke ihren mittelfristigen Ausflug in den zweistelligen Bereich nicht halten. Inzwischen stehen beide unter 8 Prozent. Die sonstigen Parteien sind seit der Bundestagswahl von 5 auf jetzt ca. 6,7 Prozent gestiegen.
Ein Jahreshoch erreicht aktuell die AfD. Nach der Bundestagswahl (12,6 Prozent) ging es für die Alternative für Deutschland ein Jahr lang, bis Ende September 2018, kontinuierlich nach oben bis auf über 17 Prozent. Dann fiel sie über Monate hinweg wieder ab bis auf knapp über 12,5 Prozent und steigt seit Ende Juli nun wieder an. Es scheint Richtung 15 Prozent zu gehen.
Jürgen Fritz — Erstveröffentlichung auf dem Blog des Autors www.juergenfritz.com
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